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Jochen Wintermann zum ersten Mal Kugelbahnmeister – Regger verabschiedet sich würdig

Am Ende einer denkwürdigen Kugelbahnsaison ist ein neuer Name in die auserlesene Riege Meadowhousischer Kugelbahnmeister aufgenommen worden: Jochen Wintermann errang in einem teils dramatischen, teils kuriosen Saisonfinale in Wiesenhausen am Ende zwar keine Medaille, verteidigte jedoch knapp seine Spitzenposition in der Gesamtabrechnung und krönte sich damit zum ersten Mal in seiner Karriere zum Kugelbahnmeister. Die Entscheidung in der ausverkauften Kugelbahnanlage in Wiesenhausen-Frankenthal fiel dabei im vorletzten Rennen des sonntäglichen Finals, bei welchem zudem der bereits abgestiegen gegoltene Anton Regger noch einmal für Furore sorgte und sich schließlich würdig aus der Meadowhousischen Eliteklasse des Kugelbahnsports verabschiedete.

Doch zunächst zur Ausgangslage vor dem Finale. Nach einer hochspannenden Saison, die im September im Gegensatz zu vielen Vorsaisons nicht etwa entschieden, sondern noch spannender wurde, hatten vier Kugelbahner noch Chancen auf den Titel. Als Tabellenführer mit nur drei Punkten Vorsprung ging dabei der bis dato noch titellose Jochen Wintermann in das Saisonfinale, jedoch dicht gefolgt vom Kugelbahnmeister von 1819, Friedrich von Lingen, der nach einem starken September mit drei Tagessiegen aus fünf Renntagen derjenige Kugelbahner mit der besten Form zu sein schien. Ebenfalls Chancen auf den Titel ausrechnen konnten sich noch Kugelbahnlegende und Altmeister Mirco Magiaro, ebenfalls mit drei Punkten Rückstand auf die Spitze, der allerdings Ende Juli zuletzt einen Tagessieg hatte feiern können und sich nicht in Bestform befand, und Titelverteidiger Karl-Friedrich Müller mit fünf Punkten Rückstand auf Wintermann. Aufsteiger Wolfgang Mirenis stand mit 21 Punkten Vorsprung auf den Abstiegsplatz komfortabel da, während die Zeichen bei Anton Regger nach drei Jahren in Gruppe 1 auf Abstieg standen. Insgesamt war somit klar: Zum ersten Mal sollte es einen Vierkampf um den Kugelbahnmeistertitel in einem Saisonfinale geben.

Am Sonntag war es dann zunächst Karl-Friedrich Müller, der vom genannten Quartett am besten in den Renntag startete und sich recht schnell eine Führung in der Tageswertung sicherte. Seine Konkurrenten Wintermann und von Lingen hatten hingegen Probleme, auf Betriebstemperatur zu kommen und mussten Müller zunächst gewähren lassen. Im ersten Drittel des Saisonfinals konnte zudem Wolfgang Mirenis recht schnell zwei Rennen gewinnen, die sich im Nachhinein noch als durchaus wichtig, wenn auch nur zur Beruhigung der Nerven, erweisen sollten. Denn ab Mitte des Finals setzte sich auf einmal derjenige Athlet an die Spitze, von dem an diesem Tag beinahe keine Rede gewesen war: Anton Regger gewann in den Runden 4, 5 und 6 jeweils zwei Rennen, stürmte damit an die Spitze der Tageswertung und war auf einmal Favorit für den Sieg im letzten Rennen des Jahres. Dies führte, vor allem aufgrund der hohen Zahl an Bonuspunkten kurzzeitig noch einmal zu Nervosität beim eigentlich schon sicher geglaubten Wolfgang Mirenis, doch sollte dessen Vorsprung am Ende trotzdem reichen. Im Meisterschaftskampf hingegen machte Müller weiterhin die beste Figur, konnte aber nicht verhindern, dass Wintermann und von Lingen nach und nach immer näher an ihn heranrückten. Keine Rolle spielte hingegen mehr Mirco Magiaro, der erneut hinter den Erwartungen zurück blieb und in der Tageswertung am Ende nur zwei Siege einfahren konnte. Die Entscheidung um die Meisterschaft fiel dann im vorletzten Rennen des Tages, welches sich Tabellenführer Wintermann sichern konnte und damit für die Konkurrenz uneinholbar wurde. Zwar gewann Konkurrent von Lingen noch das letzte Rennen des Tages und dann sogar noch das Stichrennen um Bronze gegen Wintermann, doch stand da schon fest, dass es für Letzteren zum Titel reichen würde. Gold ging so am Ende an Anton Regger, der sich damit würdig aus der Eliteklasse des Meadowhousischen Kugelbahnens verabschiedete, Silber an Karl-Friedrich Müller, dem am Ende jedoch zwei Punkte in der Gesamtwertung auf Wintermann fehlten, und Bronze an Friedrich von Lingen, der den Titel sogar nur um 1,5 Punkte verpasste.

Jochen Wintermann feierte nach Feststehen seines Triumphs dann noch ausgelassen mit seinen Anhängern und später dann auch mit seinen Technikern. Für den gebürtigen Molchendorfer ist es nach Jahren der festen Zugehörigkeit zur Gruppe 1 der lang ersehnte erste Titel seiner Karriere. Schon im vergangenen Jahr hatte er in einem teils unerbittlichen Duell mit Karl-Friedrich Müller erstmals unter Beweis gestellt, ein Titelkandidat zu sein, am Ende jedoch knapp gegen den dann dreimaligen Titelträger Müller den Kürzeren gezogen. Mit dem Gesamtsieg ein Jahr später stellte er somit unter Beweis, dass die schon zuvor zu beobachtende Entwicklung eine nachhaltige Entwicklung ist. Wintermann ist insgesamt der neunte Titelträger in der Geschichte des Kugelbahnverbands Meadowhouse (KVM) und einer von sechs Athleten, die noch aktive Kugelbahner sind.

Aufgestiegen aus Gruppe 2 ist hingegen Kugelbahn-Urgestein Jakob Entricks, der sich mit einem Sieg im Saisonfinale der zweithöchsten Klasse in einem Fotofinish gegen den auch am Sonntag auf dem Silberrang befindlichen Theo Taschenkrebs durch setzte. Für Entricks ist es nach jahrelanger ununterbrochener Zugehörigkeit zur Gruppe 2 der lang ersehnte Aufstieg in die höchste Kugelbahnklasse, wo er sich nun mit den Besten des Landes messen kann und zumindest nicht als sofortiger Wiederabstiegskandidat gilt. Für Konkurrent Taschenkrebs, der den Aufstieg nach Punktgleichheit mit Entricks vor dem letzten Renntag in Nordsen am Ende um zwei Punkte verpasste, ist es nach vergangener Saison erneut ein bitterer Saisonabschluss, war er doch schon 1824 nur knapp gescheitert, damals an Wolfgang Mirenis. Abgestiegen aus Gruppe 2 ist hingegen der ehemalige Topkugelbahner und Ex-Weltmeisterschaftsteilnehmer Victor Hugenay, der noch am Sonntagabend sein Karriereende verkündete. Mit seinem Rücktritt verlässt der nächste Topkugelbahner aus der Meadowhousischen Gründungszeit den beliebten Sport.

Im Hinblick auf die kommende Saison kann nach Abschluss dieser Serie nur geschlussfolgert werden, dass die Qualitätsunterschiede im Feld der Gruppe 1 maßgeblich zusammengeschrumpft sind und eine erneut hochspannende Meisterschaft auch in 1826 nicht unwahrscheinlich ist. Mit Jochen Wintermann, Friedrich von Lingen, Karl-Friedrich Müller und Mirco Magiaro, der am Sonntagabend zusicherte, auch kommendes Jahr seine Karriere fortsetzen zu wollen, nehmen dann gleich vier amtierende oder ehemalige Kugelbahnmeister an der Saison teil, die insgesamt acht Titel unter sich aufteilen. Zusammen mit den beiden Routiniers Wolfgang Mirenis und Jakob Entricks scheint angesichts dieses Feldes so auch für die kommende Saison Spannung garantiert zu sein.