Hier können Sie die Nachrichten aus der Politik-Rubrik noch einmal nachlesen.
Kabinett beschließt Einrichtung des Reichsrates ab Anfang 1825
Es war eines der zentralen Projekte der 1822 formierten Regierungskoalition aus BdH und VCS: Die Schaffung einer zweiten legislativen Kammer auf Reichsebene. Bereits in der Vorgängerkoalition hatte es immer wieder Anläufe und Überlegungen zu einer solchen Kammer gegeben, die jedoch stets versandet waren. Nun scheint der Regierung ein Durchbruch gelungen zu sein und die bereits seit Mitte vergangenen Jahres laufenden Planungen zur Einrichtung einer solchen zweiten Kammer scheinen konkrete Formen anzunehmen. Demzufolge soll der Reichsrat, wie die zweite Kammer ganz offiziell heißen soll, ab Anfang 1825 seine Arbeit aufnehmen und an den Gesetzgebungsprozessen in Meadowhouse beteiligt sein.
Am Dienstag trat Reichskanzler Schwalbenschwanz nach der Osterpause vor die Presse, zusammen mit VCS-Chef Boerenberg, Innenministerin Ginsterkatze (BdH) und Justizminister von Gauttersberg (VCS), und verkündete die konkreten weiteren Planungen bezüglich der Errichtung des Reichrates. Nachdem die Regierungskoalition sich im vergangenen Sommer auf eine grundsätzliche Richtung bei dem Thema geeinigt hatte, gab es im Herbst eine Reihe von Expertenanhörungen im Innen- und im Justizausschuss des Parlaments. Dort wurden im Beisein von Fachleuten des Verfassungsrechts, der Föderalismustheorie und von Politikern der Herzog- und Kommunalebenen die potentiellen positiven und negativen Effekte sowie wichtige Eckpunkte für die Schaffung einer zweiten Kammer auf Reichsebene erörtert. Die Ergebnisse der Anhörungen wurden dann in den Parteien und im Kabinett über den Jahreswechsel hinweg diskutiert, ehe man sich Anfang diesen Jahres erstmals konkret an die Formulierung eines Gesetzesentwurfs machte. Dieser wurde in den vergangenen Wochen fertiggestellt und dem Kabinett präsentiert, welches ihn nun in den nächsten Wochen ins Parlament zur ersten Beratung einreichen möchte.
In seinem Pressestatement sagte Kanzler Schwalbenschwanz: „Dass dieses Projekt eines der Kernanliegen unserer Koalition war, brauche ich niemandem zu sagen. Es freut mich außerordentlich, dass wir nach intensiven und konzentrierten Beratungen bereits eineinhalb Jahre nach Beginn unserer Koalition einen handfesten Entwurf präsentieren können. Dieser Entwurf wird durch das Prozedere im Parlament sicherlich noch im ein oder anderen Detail abgeändert werden, doch sind wir zuversichtlich, dass der wesentliche Teil unangetastet bleiben wird.“ VCS-Chef Boerenberg ergänzte: „Zukünftig werden die Herzogtümer und Kommunen auf Reichsebene deutlich sichtbarer und hörbarer sein, sobald diese Kammer existiert. Unser nach wie vor sehr zentralistisch ausgerichteter Staat bekommt dadurch die Möglichkeit, etwas föderaler organisiert zu werden, indem die Mitspracherechte jeder Region im Königreich gestärkt werden. Der Reichsrat wird die Position der Herzogtümer in Wiesenhausen stärken und auch den Kommunen bei Bedarf eine direkte Verbindung ins politische Herz unseres Königreiches verschaffen.“ Für die Umsetzung sind in den nächsten Monaten nun maßgeblich das Innen- und das Justizressort verantwortlich, die den Gesetzgebungsprozess federführend leiten sollen und sich um die verwaltungstechnische und juristische Umsetzung des Gesetzes kümmern sollen, sobald dieser Parlament und König passiert hat. Geplant ist daher auch ein Inkrafttreten des Gesetzes und damit auch des Reichsrates zum Jahresbeginn 1825.
Doch nun zum Inhaltlichen des präsentierten Gesetzentwurfes. Demnach haben einige Punkte, die bereits im letzten Sommer als Bedingungen für eine solche zweite Kammer von den Koalitionären formuliert wurden, auch Eingang in den Entwurf gefunden. Der Reichsrat soll in einigen Gesetzgebungsbereichen, die die Belange der Herzogtümer und der Kommunen berühren, am Gesetzgebungsprozess beteiligt werden. Dabei soll der Reichsrat stets in derselben Woche zu einem betreffenden Gesetz tagen, in welcher dieses auch im Saal der Gespenster verabschiedet wurde. Insbesondere die VCS hatte darauf gedrängt, dass durch die Schaffung der Reichsrates keine übermäßigen Verzögerungen im Gesetzgebungsprozess entstehen. Nach einer Zustimmung im Reichsrat würde der Gesetzgebungsprozess so weiterlaufen wie bisher und der amtierende König würde nach eingehender Prüfung des Gesetzes mit seiner Unterschrift das Inkrafttreten signalisieren. Sollte ein Gesetz, welches im Parlament verabschiedet wurde, im Reichsrat nicht die erforderliche Zustimmung erhalten, würde das Gesetz in einen Moderationsausschuss übermittelt, in welchem zu gleichen Anteilen Mitglieder der Regierung und der Opposition sitzen und die Streitigkeiten versuchen würden, beizulegen. Sollte dies gelingen, würde eine erneute Abstimmung im Reichsrat in der Folgewoche passieren, falls nicht, würde das Gesetz ans Parlament zurück überwiesen. Vorsitzender dieses Moderationsausschusses wäre in diesen Fällen der noch zu wählende Präsident des Reichsrates.
Da es sich beim Reichsrat um eine Institution handeln würde, die insbesondere für die inneren Belange des Königreiches von Wichtigkeit wäre, sind auch die Gesetzgebungsbereiche, in denen der Reichsrat am Gesetzgebungsprozess beteiligt werden müsste, im Gesetzesentwurf der Koalition klar dahingehend umrissen. So würde der Reichsrat immer dann aktiv werden müssen, sobald Gesetze auf Reichsebene beschlossen werden sollten, die in die Bereiche Innen-, Finanz-, Wirtschafts (außer Außenhandel)-, Umwelt-, Bildungs-, Bau-, Verkehrs-, Landwirtschafts- und Post- und Telekommunikationspolitik fallen. In allen diesen Bereichen würde dann zukünftig der Erlass und die Verabschiedung eines Gesetzes von der Zustimmung des Reichsrates abhängen. Zentral auf Reichsebene geregelt bleiben somit die Verteidigungs-, Außen-, Familien-, Entwicklungs-, Arbeits-, Justiz- und Gesundheitspolitik. Die Einteilung der Politikbereiche, die von einer Zustimmung des Reichsrates abhängig sein würden, war Insiderkreisen zufolge zuletzt noch der größte Diskussionspunkt in der Regierungskoalition. Am Ende habe man sich jedoch auf diejenigen Politikbereiche geeinigt, in denen zuletzt immer wieder Kritik aus den Herzogtümern und Kommunen an die Regierung herangetragen worden war, da die niedrigeren politischen Ebenen zu wenig Mitspracherechte besitzen würden. Ein besonderer Zusatz im Gesetzesentwurf ist zudem die sogenannte Petitionsklausel. Demnach kann ein Verbund aus drei Kommunen mit Vorlage von mindestens 100.000 Unterschriften den Reichsrat künftig dazu bewegen, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, welches in der entsprechenden Petition geschildert wird. Die eingereichten Petitionen würden dabei zunächst vom künftigen Reichsratspräsidium geprüft und dann in der zweiten Kammer beraten. Eine solche Petitionsklausel ist bisher ein Novum auf Reichseben und soll vor allem auf Bestreben des BdH eingeführt worden sein, um mehr politische Bürgerbeteiligung zu ermöglichen.
Schließlich wird im Gesetzesentwurf auch etwas zur Zusammensetzung des Reichsrates geschrieben. Demnach soll der Rat aus insgesamt 30 Mitgliedern bestehen. Automatisch Mitglied sind die Herzöge der sechs Herzogtümer sowie ein weiteres Mitglied der jeweiligen Regierung im Herzogtum. Dieses muss jedoch nicht immer dasselbe sein und kann, je nach Politikbereich des diskutierten Gesetzes, wechseln. Sollte also ein Gesetz im Bereich Innenpolitik auf der Tagesordnung stehen, könnte der Innenminister eines Herzogtums anwesend sein, sollte in der folgenden Sitzung ein Gesetz im Bereich der Landwirtschaftspolitik verabschiedet werden, so könnte der Landwirtschaftsminister vom jeweiligen Herzog mit in den Reichsrat beordert werden. Zwei weitere Mitglieder müssen aus den Kommunen des jeweiligen Herzogtums stammen und dort ein gewähltes Amt hauptberuflich ausüben, etwa als Bürgermeister oder Landrat. Der fünfte Platz jedes Herzogtums ist für ehrenamtlich engagierte Politiker vorbehalten, die damit ebenfalls ein Mitspracherecht auf höchster Ebene erhalten. Vorstellbar sind hier etwa ehrenamtliche Bürgermeister, Stadtratsmitglieder oder Ortsvorsteher. Auf diese Weise sollen auch die kleineren Kommunen auf Reichsebene besser zur Geltung kommen und sich Gehör verschaffen. Der Vorsitz des Reichsrates ist wiederum den Herzögen vorbehalten und soll jährlich rotieren, sodass jedes Herzogtum regelmäßig die Präsidentschaft in der zweiten Kammer inne hat.
Nach der Vorstellung des Gesetzesentwurfs fiel das Echo darauf heute erwartbar geteilt aus, wobei die Linien nicht klar an den Parteigrenzen verliefen. Insbesondere aus den Herzogtümern kam fast einhellig Lob und Zustimmung zu den Plänen der Regierungskoalition. So sagte Preußens Herzog Georg Hebdal etwa: „Der heute vorgelegte Entwurf ist erstmals ein handfestes Papier, um durchzusetzen, wofür alle Herzogtümer, ganz gleich unter welcher Partei, schon seit vielen Jahren auf Reichseben kämpfen. Sollte dieser Entwurf im Großen und Ganzen so verabschiedet werden, wäre das ein großer Schritt hin zu einem ausgewogeneren Verhältnis zwischen Reichsebene und den darunter liegenden politischen Ebenen.“ Auch Santo Opalos Herzog Thomas Jäger (FED) sagte: „Endlich beschreiten wir einen Weg der Dezentralisierung unseres Landes. Natürlich bleibt Wiesenhausen als Dreh- und Angelpunkt erhalten, doch ist dieser Entwurf, sollte er geschriebenes Gesetz werden, eine große Chance für unser Land, alle Regionen, Städte und Gebiete gleichermaßen und ausgewogen an der politischen Gestaltung teilhaben zu lassen.“ Auch aus den Kommunen und Städten kamen vor allem positive Rückmeldungen. Anders war dies auf Reichsebene vonseiten der Opposition. Während sich FED und MP zurückhaltend äußerten und auf die anstehenden Beratungen im Parlament verwiesen, äußerte WVD-Chefin da Silva Kritik: „Durch die Schaffung einer weiteren legislativen Kammer erweitert die Regierungskoalition lediglich den Verwaltungsapparat. Das macht es am Ende für alle Bürger nur teurer und der Mehrwert, der sich aus dieser Kammer ergibt, wiegt die zusätzlichen Personal- und Zeitkosten aus unserer Sicht nicht auf.“ Auch MCM-Chef Knucker äußerte sich kritisch: „Seit über dreizehn Jahren fahren wir mit unserem bewährten Prozedere in der Gesetzgebung mehr als gut. Man hat hier den Eindruck, dass die Regierungskoalition sich entweder bei den Herzogtümern und Kommunen einschmeicheln möchte, oder aber Wandel um des Wandels Willen betreibt, also Änderungen in Bereichen, in denen es gar nicht notwendig ist, nur um Aktivität zu suggerieren.“
Insgesamt würde der Reichsrat, sollte der Gesetzesentwurf des Kabinetts in der jetzigen Form beschlossen werden, das Gesetzgebungsverfahren in Meadowhouse maßgeblich verändern. Strittig war zuletzt noch, ob das Gesetz im Zweifel mit einfacher oder mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen werden müsste, da es sich um einen fundamentalen Eingriff in ein Kernelement des Meadowhousischen Staates handelt. Nach der Anhörung der Experten Ende vergangenen Jahres wurde jedoch ersichtlich, dass eine einfache Mehrheit zum Inkrafttreten des Gesetzes zunächst reichen würde, aber eine Zwei-Drittel-Mehrheit zur Absicherung des Prozederes und zum Eintrag in die Meadowhousische Reichsverfassung nötig wäre. Angesprochen darauf erwiderte Kanzler Schwalbenschwanz heute, dass sich die Koalition erst einmal auf eine Abstimmung mit einfacher Mehrheit konzentrieren würde und bis zum Ende der Legislaturperiode dann ein Votum zur Erhebung des Reichsrates zum Verfassungsrang anstreben würde. Dies würde dann Ende 1825 oder 1826 der Fall sein. Grund sei, dass dann erste Bilanz gezogen werden könne, wie das Gesetzgebungsverfahren mit zweiter Kammer laufen würde und man sich erhoffe, dass auch die Opposition auf Reichsebene, die in vielen Herzogtümern mitregiere, dann von diesem Konstrukt überzeugt sei. Alles in allem bleibt somit immer noch einiges an Arbeit, was auf die Regierung bezüglich dieses wichtigen Projektes zukommen wird, doch ist mit der Vorlage des heutigen, ersten konkreten Entwurfes, ein entscheidender Schritt gelungen, der das politische Machtverhältnis zwischen Reichs-, Herzogtum- und Kommunalebene in Meadowhouse verändern und ausgleichen könnte.
Weltwahl offenbart meadowhousische Lokalfakoren – Regierung mit Ergebnissen zufrieden
In Meadowhouse schlossen die Wahllokale um 18 Uhr an jenem 15. November 1823. Als eine der letzten Nationen wurde damit das Ergebnis des Ansässigkeitsstaats der Lieben Welt Regierung ausgezählt. Die Ergebnisse der Weltwahl waren in Meadowhouse teilweise sehr ähnlich zu den globalen Zahlen, teilweise ergaben sich aber auch gewaltige Unterschiede.
Zunächst das meadowhousische Ergebnis nachstehend im Überblick:
Lieber Weltkaiser:
- Lieber Apfulkrax: 74,7 %
- Steven Bernstein: 12,9 %
- Christ Berggreen: 5,8 %
- Marcus von Eeglen: 4,6 %
- Marc Kadarov: 2,0 %
Innendromorniss:
- Johannes von Daunenfels: 66,8 %
- Kalaar Moleskar: 33,2 %
Außendromorniss:
- Tom Arne Henriksen: 65,4 %
- Sinamor Vailador: 34,6 %
Wirtschaftsdromorniss:
- Velkà Fatra: 61,2 %
- Gerhard Velbéron: 38,8 %
Finanzdromorniss:
- Manfred Goldkamp: 52,3 %
- Bert Bratapfel: 47,7 %
Justizdromorniss:
- Juan Raúl Petrarca: 56,1 %
- Albert Hunter: 43,9 %
Verteidigungsdromorniss:
- Carl von der Regième: 93,5 %
- Karł Łenovo: 6,5 %
Umweltdromorniss:
- Leopold Waldapfel: 98,6 %
- Olga Abrassimova: 1,4 %
Sozialdromorniss:
- Percival S. McLeach: 62,4 %
- Amadeus Sininger: 37,6 %
Entwicklungsdromorniss:
- Steffen A. Winter: 92,5 %
- Katharina Löwenberg: 7,5 %
Gesundheitsdromorniss:
- Thomas Schäffke: 78,8 %
- Carlos Schneckius: 11,2 %
Bildungsdromorniss:
- Marko Maszliškuš: 53,7 %
- Bella de Vere: 46,3 %
Sicherheitsdromorniss:
- Auge: 68,3 %
- Konrad Frühling: 31,7 %
Verkehrsdromorniss:
- Christoph Botao: 86,2 %
- Maria Riedenberger: 13,8 %
Sportdromorniss:
- Dagobert Duck: 76,6 %
- Petr Aersmil: 23,4 %
Kulturdromorniss:
- Casimir Darsfeld: 64,9 %
- Edward Cohemiel: 35,1 %
Solidaritätsdromorniss:
- Nebelphantom: 52,9 %
- Fauchbert Dracher: 47,1 %
Wahlbeteiligung: 88,5 %
Wenig überraschend gab es einige Abweichungen zum Weltergebnis vor allem bei Beteiligung meadowhousischer Politiker. So gewannen Marko Maszliškuš und Johannes von Daunenfels teilweise deutlich ihre Duelle, obwohl sie insgesamt als Verlierer den Weltpalast am Mittwochabend verließen. Mit Auge und Carl von der Regième fuhren zwei Wahlsieger deutlich höhere Ergebnisse ein, als das globale Resultat dies widerspiegelte. Dass der hierzulande ebenfalls sehr beliebte Weltkaiser Apfulkrax mit fast drei Viertel der Stimmen extrem deutlich durchsetzen konnte, kam ebenfalls wenig überraschend. Wie bereits auf Weltebene hatten die Demoskopen ein äußerst gutes Händchen in ihren Prognosen. Doch was bedeutet das meadowhousische Ergebnis im Kontext der weltweiten Zahlen und in Bezug auf die nationale Politiklandschaft?
Zum einen ist da der klar ersichtliche Nostalgieeffekt zu nennen. Beide ehemaligen Könige sind angetreten, Dromornisse zu werden und einer hat es sogar geschafft. Mit der Wahl Percival S. McLeachs zum Sozialdromorniss gegen den einst schier unbesiegbaren Amadeus Sininger zieht der letzte König nun in den Palaces Monda ein und kann dort seinen klar sozialpolitisch fokussierten Kurs forcieren. Johannes von Daunenfels scheiterte nur um Haaresbreite gegen Amtsinhaber Moleskar und hat damit trotz Niederlage sein politisches Comeback gefeiert. Beide fuhren in Meadowhouse teilweise deutliche Mehrheiten ein. Es lässt sich vermuten, dass dies nicht nur an Inhalten lag, sondern auch zu nicht unwesentlichen Teilen an Erinnerungen. Die Vergangenheit erscheint durchaus oft als sicherer Ort – man hat sie ja bereits unbeschadet überstanden. Ob Johannes von Daunenfels ein geeigneter Innendromorniss gewesen wäre, darf durchaus bezweifelt werden. Dennoch erreichte er in Meadowhouse zwei Drittel der Stimmen. Percival S. McLeach schnitt nicht unwesentlich schlechter ab, obwohl er vor gerade mal einem Jahr als König noch abgewählt wurde. Dennoch traute man ihm gut 400 Tage später bereits ein Amt auf noch höherer Ebene zu.
Ein zweiter Effekt, der allerdings auch durchaus vorhersehbar war, waren nationale Sympathien, die auch bei den zuvor genannten Wahlen eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben dürften. Marko Maszliškuš darf man seine Eignung als Bildungsdromorniss aus triftigen Gründen anzweifeln, dennoch lag er vergleichsweise deutlich vor Bella de Vere, die am Ende die Wahl weltweit recht deutlich gewann. Wenig überraschend kam auch das deutliche Ergebnis von Carl von der Regième zustande, der hierzulande wohl jede Wahl gewinnen würde. Seine Fähigkeiten als Verteidigungsdromorniss und als Admiral zur See hat er jedoch schon in vorigen Dekaden unter Beweis gestellt, ebenso wie Umweltdromorniss Waldapfel, der beinahe die 100% geschafft hätte. Zu nennen ist an dieser Stelle jedoch auch der zusätzliche Faktor einer klondykschen Gegenkandidatin, was in Meadowhouse historisch ein eher hinderliches Attribut für eine Wahl ist. Beispielhaft können hier auch die Ergebnisse von Steffen Winter und Auge herangezogen werden, die jeweils deutlich besser ausfielen als auf globaler Ebene.
Ansonsten spiegelt das meadowhousische Ergebnis im Großen und Ganzen auch die Gesamtresultate wider. Die Ausprägungen sind jedoch noch etwas stärker, sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung. Erwähnenswert ist noch die Zustimmung für den letztlich unterlegenen Fauchbert Dracher als Solidaritätsdromorniss, die aus den vergleichsweise hohen Bevölkerungsanteilen der Drachen resultiert. Die Wahlergebnisse spiegeln im Gegensatz zu den Königswahlen ein durchaus geeintes Land wider, wenn es um die Beurteilung von Weltkaiser und Dromornissen geht. Nimmt man alle Ergebnisse der Wahlsieger zusammen kommt dem Gewinner ein Durchschnittswert von fast 71% zu. Dies alleine ist ein sehr starker Wert, weltweit hatte ein Wahlsieger im Schnitt nur rund 62%. So kann man Meadowhouse jedes Mal eine starke Stimme bei den Weltwahlen zuschreiben und der Anteil an den weltweiten Resultaten dürfte aufgrund der Eindeutigkeit mancher Duelle nicht unerheblich gewesen sein. Einem Weltstaat ist dies durchaus würdig. Spricht der Ansässigkeitsstaat der Weltregierung eine eindeutige Sprache, festigt dies die Stellung im globalen und interuniversellen Raum. Ein in der Bevölkerung eher geteiltes Land hätte diese unangefochtene Stellung möglicherweise nicht. Dies wurde durch einige Aussagen aus dem Palaces Monda untermauert, die als ein klares Bekenntnis zu Meadowhouse als Sitz der Lieben Weltregierung gedeutet werden konnten.
In Meadowhouse fielen die Reaktionen auf die Weltwahlergebnisse durchaus positiv aus. Natürlich war dies auch dem Umstand geschuldet, dass bis auf ein paar Ausnahmen alle Gewinner der Wahl auch in Meadowhouse eine Mehrheit hatten. Vor allem der erneut sehr klare Wahlsieg von Weltkaiser Apfulkrax wurde sehr wohlwollend aufgenommen. Reichkanzler Sebastian Schwalbenschwanz sagte noch in der Nacht bei Johannes-Karl Lange und Karl-Josef Singmann, der Weltkaiser mache seit acht Jahren sehr gute Arbeit und diese Wahl sei ein neuerlicher Beweis dafür. Auch König Ezechiel I. gratulierte Apfulkrax nicht nur, sondern sprach ihm auch ausdrücklich seinen Respekt aus und betonte seine Hoffnung auf eine Fortführung der bisherigen Arbeit. Ebenfalls erwartungsvoll gestimmt war man im Königreich auf die kommende Arbeit vom neuen Außendromorniss Tom Arne Henriksen. Sein Ansehen ist hierzulande sehr hoch, die Arbeit im Weltbund wurde und wird mehr als nur geschätzt. Daher war der Sieg im Duell mit Sinamor Vailador nicht nur in hohen Kreisen bejubelt worden. Der Diamantiner ist nicht nur Johannes-Karl Lange zufolge „der einzig würdige Nachfolger von Hemes F. Rems“. Zudem wurden die deutlichen Ergebnisse von Steffen Winter, Leopold Waldapfel, Thomas Schäffke und Carl von der Regième ausdrücklich von Burg Daunenfels hervorgehoben. „Dass aus vormals engen Duellen inzwischen klare Wahlsieger hervorgegangen sind, freut uns natürlich auch aus nationaler Sicht“, sagte Erste Ministerin Annette S. Trelawney. Über den knappen Sieg von Auge und der Wahl von Ezechiels Amtsvorgänger Percival S. McLeach zeigte man sich ebenso erfreut: „Dies sind zwei Politiker, deren Kompetenz und Integrität uns bereits intensiv bewiesen wurde in verschiedenen Ämtern zuvor“, gratulierte Außenminister Karl Boerenberg. Dies beweise zudem auch, dass der international geläufige Vorwurf, es würde eine Überrepräsentation meadowhousischer Politiker im Weltpalast unzutreffend sei. „Die Bürger der Lieben Welt haben rein die Inhalte berücksichtigt und keine oberflächlichen Attribute wie Nationalität“, kommentierte Reichskanzler Schwalbenschwanz.
Die Niederlagen von Johannes von Daunenfels, Bert Bratapfel und Marko Maszliškuš wurden zwar offiziell bedauert, gleichzeitig jedoch auch die Sieger des Abends und teilweise auch deren Verdienste hervorgehoben. „Kalaar hat bewiesen, dass er Innendromorniss kann und politische Krisen gut moderiert bekommt“, ließ König Ezechiel verlauten. Besonders freue man sich auch über die erste Frau im Weltpalast. „Dies kam zwölf Jahre zu spät und zu viele Kandidatinnen traten in von vornherein aussichtslose Wahlkämpfe geschickt, aber besser spät als nie“, äußerte sich Familienministerin Natalie Johannsen. Den unterlegenen Meadowhousern bescheinigte man bereits jetzt zukünftige Erfolge. „Johannes hat einen überragenden Wahlkampf geführt, der fast zur Abwahl des amtierenden Innendromornisses geführt hätte. Bert Bratapfel wird im diplomatischen Dienst auch weiterhin unverzichtbar sein und Marko Maszliškuš ist sowohl für die Politik als auch die Wissenschaft ein immens wichtiger Mann“, erklärte Sebastian Schwalbenschwanz am Tag darauf. Für Meadowhouse verlief dieser Weltwahlabend 1823 insgesamt sehr positiv. Zwar konnten sich nicht alle einheimischen Kandidaten durchsetzen, dennoch sitzen im nächsten Dromornissenrat immerhin sechs meadowhousische Vertreter. Von der in den letzten acht Jahren geführten Prosperitätspolitik hat auch Meadowhouse profitiert und die führende Rolle im Weltgeschehen wurde gefestigt, auch durch flächendeckende Anerkennung. Dies wird mindestens die nächsten vier Jahre wohl fortgesetzt. Dies ist eine gute Nachricht, auch für Meadowhouse.
Mit Optimismus in die Zukunft – Positive Stimmung bei offiziellen Feierlichkeiten
Zum bereits dreizehnten Mal jährte sich in diesem Jahr der Gründungstag des Königreiches Meadowhouse und damit des Landes, welches wir seit jenem denkwürdigen 18. Oktober 1810 unsere Heimat nennen. Vieles ist in diesen vergangenen dreizehn Jahren passiert, nicht alles davon war immer mit positiven und sorglosen Zeiten verbunden, im Gegenteil. Nach vielen Konflikten, auch kriegerischer Natur, kurz nach Beginn der Staatsgründung, geriet auch Meadowhouse nach einer äußerst kurzen Phase der Stabilisierung in den Sog der sich zum damaligen Zeitpunkt auf Talfahrt befindlichen Weltwirtschaft. Umso bedeutender war somit in diesem Jahr, dass die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag erstmals unbelastet jener Probleme stattfinden konnten und allenthalben optimistisch in die Zukunft geblickt wurde.
Das offizielle Programm der Feierlichkeiten begann am Morgen des Nationalfeiertags mit einem von König Ezechiel I. ins Leben gerufenen „Bürgerfrühstück“ auf Burg Daunenfels. Dabei wurden Bürger, die sich in den letzten Jahren durch ehrenamtliches Engagement oder anderweitige herausragende Leistungen um die Meadowhousische Gesellschaft verdient gemacht hatten, zu einem Frühstück mit dem Monarchen und Mitgliedern der Regierung in den großen Rittersaal des Regierungssitzes eingeladen. Insgesamt 200 Gäste umfasste die Runde und der König hatte große Freude daran, sich mit den unterschiedlichen Hintergründen der Personen auseinanderzusetzen, lobte ihre Arbeit und konnte sich so im ungezwungenen Gespräch einen Eindruck der Situation in der Vereinslandschaft, den ehrenamtlichen Gemeinschaften und verschiedenster Clubs machen.
Nach dem Ende des Frühstücks ging es dann weiter mit dem offiziellen Staatsakt auf Schloss Wiesenhausen, zu dem nicht nur prominente Bürger des Königreiches eingeladen worden waren, sondern auch Gäste von internationalem Rang. So waren neben dem Regierungskabinett samt König, den Staatsgründern Johannes von Daunenfels, Gerhard S. Herme und Hemes F. Rems und meadowhousischen Prominenten wie Mirco Magiaro, Friedrich von der Tagel, Heinrich Petersen und Edward Elch, auch Teile der Weltregierung aus dem Palaces Monda zugegen, etwa Weltherrscher Apfulkrax, Finanzdromorniss Lord Knackser, Verteidigungsdromorniss von der Regième und Bildungsdromorniss Dumbledore. Viele der restlichen Dromornisse befanden sich jedoch auf Wahlkampftouren in verschiedensten Teilen der Lieben Welt. Darüber hinaus anwesend war auch der atlantische Präsident Thomas Bremersen, der auf explizite Einladung von König Ezechiel I. angereist war und eine Delegation um den britischen König Charles III. aus dem Erde-Partnerland Großbritannien. Der offizielle Festakt begann mit einer von Mirco Magiaro arrangierten Version der Meadowhousischen Nationalhymne als Chor, gesungen von einem extra für diesen Anlass zusammengestellten Ensemble aus Geistern, Hauselfen, Drachen und Tieren unter der Leitung des Naturprinzen. Anschließend hielt zunächst Wiesenhausens amtierende Bürgermeisterin Amelia Abendsegler eine Rede, in der sie die Anwesenden begrüßte und auf die Historie der Stadt Wiesenhausen bis zum Tage der Unabhängigkeit und darüber hinaus einging. Danach ergriff König Ezechiel I. das Wort und beschwor eine Aufbruchsstimmung, wie er sie in den vergangenen dreizehn Jahren in Meadowhouse noch nicht erlebt habe. Nach Konflikten der Anfangszeit und schwierigen wirtschaftlichen Jahren nach der Etablierungsphase des Staates sei man nun erstmals in der Situation frei von unmittelbaren Beeinträchtigungen und mit positiven Entwicklungen in Verbindung mit vormaligen Gegnern eines Meadowhousischen Staates, eine gute und belastbare Vision für das Königreich zu schaffen. Nach dreizehn Jahren sei Meadowhouse zwar immer noch der jüngste Staat auf der Lieben Welt, bei weitem aber kein junger Staat mehr und die Krisen der letzten Jahre hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass Meadowhouse, trotz aller Probleme, schnell erwachsen geworden sei. Nach einer weiteren musikalischen Pause, gestaltet durch das „Flötenquartett Okster“, welches extra für diesen Anlass eingeladen wurde und ein Medley unterschiedlicher Meadowhousischer Volkslieder präsentierte, erfolgte dann die traditionelle Verleihung des König-Johannes-Ordens. In diesem Jahr ging der Orden an den dreimaligen Kugelbahnmeister, zweifachen Kugelbahnweltmeister, Fußballweltmeister, FLM-Meister und FVM-Pokalsieger sowie General der Bodentruppen, Vorstandvorsitzenden der Moody-Überwachungs-GmbH und Wildhüter von Wiesenhausen, Alastor „Mad-Eye“ Moody, offiziell für „Besondere Verdienste im Bereich des Sportes um das Ansehen des Staates Meadowhouse und darüber hinaus im Bereich der militärischen und inneren Sicherheit des Königreiches“. Die Laudatio hielt Heinrich Petersen, der Moody ein beispielloses Vorbild für jeden Sportler in Meadowhouse nannte, dessen sportliche Erfolge viele andere Legenden, auch international, in den Schatten stellen würden. Darüber hinaus sei er ein Meadowhousischer Patriot der ersten Stunde, der sich nicht nur im militärischen Bereich schon seit dem Winterkrieg 1809 für den Staat Meadowhouse eingesetzt habe, sondern dies durch seine sicherheitspolitische Tätigkeit für das Land weiterhin mache. Der sichtlich ergriffene Ausgezeichnete erhielt daraufhin zehn Minuten stehende Ovationen. Anschließend ging die versammelte Festgemeinschaft zum festlichen Mittagessen im Festsaal von Schloss Wiesenhausen über.
Der Nachmittag der Nationalfeiertags war dann vom traditionellen Ablauf, wie er seit 1810 erfolgt, bestimmt. Um kurz vor 17 Uhr heulten in ganz Wiesenhausen die Sirenen mitsamt der berühmten Ansage von Heinrich Petersen, sich am Felsenschiff zu versammeln und diejenigen Bürger, die eine Karte für den Zugang zum Platz vor dem Felsenschiff ergattert hatten, strömten daraufhin dorthin. Der Platz vor dem Felsenschiff, der Platz für etwa 10.000 Menschen bot, war bereits in den vergangenen Tagen von den örtlichen Wiesenhausener Gastronomen vorbereitet worden, die nun dort ihre Produkte anboten. Kurz darauf hielten die drei Gründungsväter des Staates, Johannes von Daunenfels, Hemes F. Rems und Gerhard S. Herme, ihre traditionellen Reden, sprachen diesmal jedoch auch darüber hinaus über die allgemeine, optimistischere Vision für das Königreich für die nächsten Jahre. Nach etwa 90 Minuten beschloss das gemeinsame Singen der Nationalhymne schließlich den offiziellen Teil der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag. Der Abend, so war es geplant, sollte auch den prominenteren Bürgern Meadowhouse‘ zur freien Verfügung stehen, sodass sie sich unter die zahlreichen Feiernden in der Hauptstadt mischen konnten. König Ezechiel I. etwa half beim erstmaligen Ausschank des Eichenstädter Weines „Ezechiel“ selbst mit, am Abend fand ein Konzert der BEFIM auf dem Vorplatz der Alten Kathedrale in Ahornsburg statt, bei dem zahlreiche Bürger zugegen waren und ab 23 Uhr fand auf dem Rathausplatz ein von Bürgermeisterin Abendsegler moderierter Teil der Feierlichkeiten statt, bei dem unter anderem auch Rudi Rabe auftrat und die anwesende Menge amüsierte. Abgeschlossen wurde der Nationalfeiertag in der Hauptstadt schließlich mit einem großen Feuerwerk, für das sich traditionell Severus Snape und Marko Maszliskus verantwortlich zeichneten, diesmal unterstützt von den Düsterwälder Drachen.
Auch in anderen Landteilen des Königreiches wurde der Nationalfeiertag gebührend gefeiert. In Karburg etwa fand eine große Festparade im Hafen statt, ebenso in der Wasserstadt Rubinburgh. Entlang des Ysens, von Wiesenhausen über Karlsburg, Isbrück bis zur Mündung, fanden sich viele Feiernde zu spontanen Regatten und ausgelassener Stimmung ein und feierten bis spät in die Nacht. In Santo Opalo und El Grande fanden Festumzüge mit vielen kleineren und größeren Wagen statt und in San Laven feierten die Menschen, wie in den meisten südlich gelegenen Küstenstädten ausgiebig mit Picknicks und Ausflügen zum Strand am Titanischen Ozean.
So war auch dieser Nationalfeiertag wieder ein ganz besonderes Ereignis, obwohl er immerhin schon zum dreizehnten Mal stattfand. Dennoch lassen sich die Organisatoren, sowohl die des offiziellen Teils als auch die vielen Organisatoren der privaten und inoffiziellen Feierlichkeiten jedes Jahr wieder kreative neue Ideen einfallen, um den Geburtstag unseres Landes zu feiern. Möglicherweise liegt auch darin einer der Gründe, warum unser Land auch nach den vielen Schwierigkeiten der Vergangenheit nun an einem Punkt angelangt ist, optimistisch und positiv der Zukunft entgegen zu blicken.
Reichsregierung und König verkünden „MeadowPlan“ – tiefgreifende Reformen für die Zukunft von Meadowhouse
Die Reichsregierung unter Kanzler Sebastian Schwalbenschwanz und König Ezechiel I. hat einen umfangreichen Plan für die zukünftige Gestaltung und Ausrichtung Meadowhouse‘ vorgestellt. Der sogenannte „MeadowPlan“ beinhaltet neben einigen verfassungspolitischen auch energiepolitische und außenpolitische Reformen. Ebenfalls strebt man eine neuerliche Steuerreform an. Am vergangenen Freitag verlasen zunächst Reichskanzler Schwalbenschwanz und anschließend König Ezechiel I. eine gemeinsame Regierungserklärung, in der die Eckdaten des „MeadowPlan“ verkündet wurden. Im Vorfeld war am 1. September auf einem Sonderparteitag des BdH der Leitantrag mit 95-prozentiger Mehrheit angenommen, drei Tage später mit ähnlichen Zustimmungswerten auch auf dem außerordentlichen VCS-Parteitag.
Zunächst konnte die VCS eines ihrer Wahlversprechen in den „MeadowPlan“ mit einbringen. Nach der Reform der Unternehmenssteuern gibt es nun auch schrittweise Änderungen im Bereich der Mehrwertsteuer. So soll zunächst ab 1.6.1824 die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel von 5% auf 3% sinken, ab 1.6.1825 auf 2% bis sie dann ein Jahr später, ab 1.6.1826 komplett entfällt. Die genaue Definition, was unter Grundnahrungsmittel fällt, wurde in Zusammenarbeit mit dem Zaubererrat erarbeitet und soll in einem folgenden Gesetzentwurf auch in das Meadowhousische Bürgergesetz (MBG) übernommen werden. Zudem wird die sogenannte „kalte Progression“ nach und nach abgeschafft. Ab 1825 soll der Steuerfreibetrag fest an die Inflationsrate gekoppelt werden. So sollen konjunkturbedingte Schwankungen der Lebenshaltungskosten aufgefangen und die Kaufkraft auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten abgefedert werden.
Im Bereich der Energiepolitik strebt die Regierung umfassende Neuerungen an. Zusammen mit der VCS setzt der BdH auf eine vollständige Energiewende weg von fossilen Brennstoffen hin zu Acetylquartoridnomel, Melotraub und 10-vor-Gift hin. Aber auch Wasser- und Windkraft sollen, wenn auch nachrangig, stärker gefördert werden. Die VCS hatte im Wahlkampf auf eine anreizorientierte Energiewende gesetzt, der BdH setzt dabei vor allem auf staatliche Genehmigungsverfahren. Im „MeadowPlan“ ist als Ziel das Jahr 1835 vermerkt, bis wann die Energiewende vollzogen sein soll. Atomkraft bleibt weiterhin unberücksichtigt, man sicherte im Leitantrag die Einhaltung des Volksentscheides zum Uranabbau von 1813 zu. Die Subventionen für Schweröl und Kerosin entfallen bereits mit Wirkung zum 1.1.1824.
Außenpolitisch will die Reichsregierung die Bildung einer Titanien-Union nun deutlich stärker fokussieren als bisher. Grundlage für die neue Ausrichtung ist das „Schwalbenschwanz-Bremersen-Papier“ vom 16. Juli. In diesen Beratungen wurde eine mitgestaltende Rolle von Meadowhouse bei Gesprächen und Verhandlungen festgelegt. Der Ausgang dieser Verhandlungen bleibt allerdings an die Verfassungsänderung gebunden. Im Eckpunktepapier wurde zudem der Schutz von meadowhousischen Unternehmen eingebettet. Das meadowhousische Wirtschaftsrecht soll zudem um Auslandsklauseln hinsichtlich des Investorenschutz‘ erweitert werden. So soll der Einfluss ausländischer Konsortien auf die meadowhousische Wirtschaft eingedämmt werden. Bei einer Bildung einer potentiellen Titanien-Union wird Meadowhouse ab sofort jedoch eine federführende Rolle einnehmen. Des Weiteren soll die bereits begonnene Entspannungspolitik mit Grünland fortgeführt und intensiviert werden. Unter König Percival I. hatte es bereits erste bilaterale Einigungen über beispielsweise Grenzgängerregelungen gegeben. Man will erste gemeinsame grenzübergreifende Projekte starten und auch gemeinschaftliche Bildungsangebote schaffen. Ziel dabei sollen Abbau von Vorurteilen und interkultureller Austausch sein.
Verfassungsrechtlich soll das lange geplante Prüfverfahren zum Verbot extremistischer Parteien Ende des Jahres beginnen. Die Koalition hat parteienübergreifend zu einer Enquete-Kommission eingeladen, in der Extremismusforscher und Juristen beistehend mit Parteienvertretern über Verbotsverfahren beraten. Als aktuell von der MD verfassungsfeindlich eingestuft werden die NDPM, GAP, EMPM und KPM und APM. Zunächst soll geprüft werden, ob ein Verbotsverfahren zulässig sein könnte und anschließend über Notwendigkeit und gegebenenfalls weitere Schritte beraten werden. Als aussichtsreich gelten laut Fachleuten Verbotsverfahren gegen GAP und NDPM. Bei den restlichen Parteien gibt es Zweifel, ob die fraglos verfassungsfeindlichen Teile des Programms ein generelles Verbot rechtfertigen. Man rechnet mit einem endgültigen Bericht der Kommission Ende kommenden Jahres. Darüber hinaus strebt die Regierung eine Stärkung des Zaubererrats an. Statt wie bisher einer überwachenden und berichtenden Funktion hinsichtlich des Wirtschaftsgeschehens soll er nun auch als Organ für ethische Fragen dienen. Laut „MeadowPlan“ soll er bei einschneidenden politischen Maßnahmen mit flächendeckenden, gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen zurate gezogen werden und bei ernsten Bedenken sogar Begehren an das Parlament stellen dürfen. Dies solle einen tiefgreifenden Beitrag zur Gewaltenteilung leisten. Jedoch stellt diese Maßnahme nur einen kleinen Beitrag dar, verglichen mit einem der zentralsten Projekte des „MeadowPlan“. Der seit Anfang 1819 viel diskutierte Reichsrat als zweite legislative Kammer soll nach Plänen der Reichsregierung nun Form annehmen. Nach positivem Ergebnis einer verfassungsrechtlichen Prüfung, die sich bereits auf der Zielgeraden befindet, sollen erste Zusammenkünfte stattfinden. Parteienübergreifend will man einen Reichsrat schaffen, der sich aus Mitgliedern zusammensetzt, die die Herzogtümer stellen. Dabei soll es den Herzogtümern freistehen, ob sie Vertreter aus den Herzogenräten oder aus ihren Kommunen entsenden. Im Gegensatz zu den Königswahlen sollen in diesem Reichsrat die Stimmen nicht anhand der Bevölkerungszahl des jeweiligen Herzogtums gewichtet werden, sodass Begehren kleinerer Herzogtümer nicht automatisch von größeren Herzogtümern ausgestochen werden können. Der Reichsrat soll besonders in der Gesetzgebung aktiv werden. Vom Parlament beschlossene Gesetze sollen stets am Folgetag vom Reichsrat abgesegnet werden. Dabei soll eine einfache Mehrheit zur Bestätigung der Gesetze reichen. Besonders die VCS hatte darauf gepocht, Gesetzgebungen nicht zu lang hinauszuzögern.
Verantwortlich für die steuerlichen Reformen wird vor allem Finanzminister Hubmaier sein. Im Bereich der Energiewende werden Wirtschaftsminister Voldemort, Umweltministerin Weißtanne und Entwicklungsminister Goldammer federführend agieren. Um die Titanien-Union kümmern sich vorwiegend der Kanzler und Außenminister Boerenberg in Abstimmung mit den übrigen Ministerien. Es soll jedoch in diesem Feld eng mit der Opposition und den Verfassungshütern zusammengearbeitet werden, um international mit einer Stimme sprechen zu können. Ähnlich verhält es sich bei den Planungen des Reichsrats. Hier sind besonders Justizminister von Gauttersberg und Erste Ministerin Trelawney im Fahrersitz. Zusammen mit dem Zweiten Minister Jens Dinkhoff wird von Gauttersberg auch über die geplanten Parteienverbote vornehmlich wachen.
In seiner Regierungserklärung begründete Reichskanzler Sebastian Schwalbenschwanz den „MeadowPlan“ wie folgt: „Nach einer Aufbauphase unseres Staates von 1810 bis 1816 und einer Konsolidierungsphase von 1816 bis heute brauchen wir eine Neuausrichtung. Wir werden die Konturen unserer demokratischen Monarchie schärfen und Maßnahmen zur Verbesserung des meadowhousischen Lebensstandards ergreifen, nicht zur Erhaltung des Status quo“. Zu den Inhalten des Plans führte er aus: „Nach Jahren in denen wir vor allem auf die Wettbewerbs- und Widerstandsfähigkeit unseres Landes achten mussten, können und wollen wir es uns heute leisten, den Menschen und Institutionen, die dieses Land stark gemacht haben, etwas zurückzugeben. Deshalb entlasten wir die Menschen finanziell und sichern die Lebensqualität nachfolgender Generationen.“ Zu den verfassungs- und außenpolitischen Aspekten sprach vor allem König Ezechiel I. im Saal der Gespenster: „Meadowhouse besetzt eine zentrale Rolle in der Weltpolitik. Wir haben auch aufgrund unserer Geschichte mit der Bösen Welt eine historische internationale Verantwortung. Wir wollen demnach vorangehen und aktiv das Geschehen auf der Lieben Welt mitgestalten, statt abwartend zuzusehen, wie andere Staaten Bündnisse an uns vorbei schmieden.“ Auch zum geplanten Parteienverbot äußerte sich vornehmlich der König: „Wir dürfen nicht zulassen, dass das, was sich dieses Volk erkämpft, erarbeitet und verteidigt hat, gefährdet wird durch Kräfte, die Meadowhouse in ein faschistisches oder kommunistisches Regime verwandeln wollen. Die Gefahr droht erst recht von denjenigen, die unsere Existenz gar komplett ablehnen.“
Die Reaktion der Oppositionsparteien fiel gemischt aus. Fraktionsübergreifend sah man durchaus den Anlass für Reformen gegeben, über den Inhalt wurde jedoch heftig gestritten. Positiv wurde die Einbindung des gesamten Parlaments in Entscheidungen über die Titanien-Union oder den Reichsrat aufgenommen. Kritik gab es dagegen vor allem an der Energiewende. „Die Vehemenz mit der vor allem der Kanzler dieses Thema durchdrückt, lässt aufhorchen. Es werden grundsätzliche Prinzipien unserer sozialen Marktwirtschaft einfach missachtet. In dieser Regierung haben Ideologien und Dogmen Vorrang vor Realpolitik“, attackierte Oppositionsführer Ulrich Lobenbach (FED) die Pläne. „Sie begehen Betrug am meadowhousischen Volk. Sie verkünden wohlfeil Steuererleichterungen und verschweigen, dass es den Menschen finanziell dennoch schlechter gehen wird, weil ihre Energiekosten explodieren werden. Sie treiben gezielt Menschen in die Armut und überdecken dies mit perfiden Ablenkungsmanövern“, rügte WVD-Chefin Anita da Silva. Aber auch die geplanten Parteienverbote stießen nicht überall auf Zustimmung. MCM-Chef Albrecht Knucker wies auf die Gefahren verbotener Organisationen hin: „Jetzt wissen wir, wo sich diese Leute aufhalten. Sie treiben sie dann in den Untergrund, wo man sie kaum noch ausfindig machen kann. Sie holen ohne Not den Terror zurück nach Meadowhouse.“ Die Steuersenkungen kritisierte neben WVD und MCM auch die MP: „Statt die Löhne zu erhöhen und Sozialleistungen aufzustocken, arbeiten Sie mit Symbolpolitik. Niemand wird wegen der Mehrwertsteuersenkungen jetzt plötzlich doppelt so viel Brot kaufen. Sie reißen Löcher in die Staatskasse ohne wenigstens den Geldbeutel der Menschen zu füllen“, monierte Parteichef Schubert.
Die grün-graue Reichsregierung macht bisher ihren Versprechen in puncto Aufbruch alle Ehre. Neben der Unternehmenssteuerreform haben sie nun ein großes Zukunftsprogramm für Meadowhouse entworfen. Die einzelnen Maßnahmen sind dabei durchaus diskussionswürdig und werden wohl auch im nächsten Wahlkampf eine große Rolle spielen. Die Kritik der Opposition scheint alles in allem nicht unberechtigt zu sein, selbst externe Fachleute sind sich zumeist uneins in der Abschätzung der Konsequenzen des „MeadowPlan“. Das Langzeitprojekt ist bisher die größte politische Agenda in der meadowhousischen Politikgeschichte. Die Auswirkungen werden langfristig zu spüren sein und es lohnt sich, kritische Fragen zu stellen und wachsam ob der Entwicklungen zu bleiben. Zünden die Maßnahmen, kann es jedoch auch zur erfolgreichsten politischen Reform bislang werden.
Vulkanausbruch vor Kap Sanorma schafft Inselgruppe
Ein bislang unentdeckter unterseeischer Vulkan hat am Sonntag rund 70 Kilometer vor Kap Sanorma den Meeresboden vor der meadowhousischen Küste erschüttert. In den recht flachen Gewässern erschütterte um kurz vor 15 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 5.1 den Meeresboden und löste Alarm aus. Recht schnell konnte man bereits aus der Luft erkennen, was die Ursache für das Beben war. Eine gigantische Aschewolke brach aus dem Meer und schüttete recht bald erste Schichten auf, die den Meeresspiegel überragten. Der Ausbruch dauerte rund sieben Stunden. Eine Tsunamiwarnung wurde aufgrund der zu geringen Magnitude des Bebens und der zu geringen Menge des verdrängten Wassers nicht herausgegeben, jedoch wurde lokalen kleineren Wellen am Kap Sanorma gewarnt. Die Erschütterungen des Bebens waren jedoch noch in Santo Opalo zu spüren und an der Küstenlinie rund um Eulenstein kam es zu kleineren Sachschäden, verletzt wurde glücklicherweise niemand. Die Folgen des Vulkans sind jedoch für die Ewigkeit. Meadowhouse hat plötzlich Inseln bekommen.
Insgesamt sieben größere und kleinere Eilande hat der Vulkan an die Oberfläche befördert. Es ist wahrscheinlich, dass durch kleinere Nacheruptionen die Inseln noch wachsen werden. Wissenschaftler von sechs verschiedenen Universitäten aus Meadowhouse und Westparadies machten sich unverzüglich auf den Weg zum Ausbruchsort und nahmen Gesteins- und Gasproben. Die Ergebnisse sind verblüffend. „Wir konnten feststellen, dass dieser Vulkan in seiner Zusammensetzung seiner Lava und Asche einzigartig ist. Dieses Gemisch erkaltet sehr schnell, was zu einer raschen Manifestation sorgt und so innerhalb von kürzester Zeit diese Inseln aufgebaut hat“, so Dr. Boris Winkler von der Universität Karlsburg am Isen. „Die Asche steigt nicht so hoch wie andere Aschewolken, sodass sie lokal wieder hinabsinkt und sich nicht um den ganzen Weltball verteilt.“ Der neue Vulkan hat demnach nur sehr örtliche Auswirkungen, wenngleich der Flugverkehr über der Westparadiesischen Bucht für zwölf Stunden ausgesetzt.
Da die neuen Landflächen außerhalb der 12-Meilen-Zone liegen, gab es zur Causa ein Telefonat zwischen König Ezechiel I. und Westparadies‘ Ministerpräsident Felix Westerholz. In diesem Gespräch sicherte Westerholz zu, keine territorialen Ansprüche auf die neuen Inseln zu stellen. Dies begründete unter anderem damit, dass in Westparadies keinerlei Auswirkungen zu spüren waren und die Distanz zum westparadiesischen Festland um ein Vielfaches größer ist als die zur meadowhousischen Küste. Bis zum nächstgelegenen Punkt auf westparadiesischem Hoheitsgebiet, dem Leuchtturm St. Pankratius, sind es vom Ausbruchsort 490 Kilometer. Ezechiel bedankte sich für das Entgegenkommen und stellte weiterhin klar, man wolle beim Lieben Weltgerichtshof in Palar einen Antrag auf Eingliederung der neuen Gebiete in meadowhousisches Recht stellen. „Ein solches Szenario trifft uns sehr unvorbereitet. Wir sind sehr froh, dass die Eruption bislang keine größeren Schäden verursacht hat und alle in Küstennähe wohlauf sind. Mir wurde versichert, dass zu keinem Zeitpunkt eine konkrete Gefahr für die Bevölkerung bestand und ich lobe die Wissenschaftler und Behörden für ihr Vorgehen“, sagte der König. Umweltministerin Weißtanne warnte jedoch vor lokalen Ascheregen. „Es kann in den kommenden Stunden und Tagen dazu kommen, dass Teile unserer Küste, besonders die Region am Kap, kleinere Ascheregen erleben. Wir rechnen jedoch, wenn überhaupt nur mit zwei bis drei Kubikzentimetern Asche pro Quadratmeter, was keinen Anlass zur Sorge bedeutet.“
Das Verfahren zur Anerkennung des neuen meadowhousischen Staatsgebiets dürfte angesichts der fehlenden juristischen Gegner innerhalb weniger Monate gelaufen sein. Bis dahin teilen sich Meadowhouse, Westparadies und Schneckland die Aufsicht über das betroffene Gebiet.
Die Wissenschaftler aus Meadowhouse und Westparadies gaben dem neuen Gebiet den vorläufigen Namen „Vielerlei“. Auch einige Inseln haben bereits Einzelnamen bekommen. So benannten die Forscher die Pantherinsel, die Leopardeninsel, sowie die Muschel. Die Namen entstammen den optischen Eindrücken aus den Helikoptern. „Die Pantherinsel ist tiefschwarz und wirkt wie ohne jegliche Unebenheiten, weswegen sie uns an ein matt glänzendes Pantherfell erinnert hat. Die Leopardeninsel weist einige Einschlagkrater von Gesteinsbrocken, Tephra genannt, auf, weswegen sie von oben an die typische Fellmusterung eines Leoparden erinnert. Und die Muschel hat schlicht die Herzform einer Strandmuschel und zudem gleichmäßige Vertiefungen aufgrund von Lavaströmen“, erklärte Dr. Winkler etwas augenzwinkernd. Welche Namen die Inseln letztendlich offiziell haben, müssen jedoch politische Institutionen entscheiden. König Ezechiel war von den jetzigen Namen allerdings augenscheinlich recht belustigt und angetan.
Es ist zudem wahrscheinlich, dass die Inseln langfristig bewohnbar werden können. Die Vulkanasche bietet eine exzellente Grundlage für den landwirtschaftlichen Anbau und zudem ist die Region am Kap für seinen Fischreichtum bekannt. Die Abgeschiedenheit vom Festland jedoch macht die Inselgruppe vermutlich nur per Hubschrauber erreichbar. Einige Handelsrouten müssten zudem nun angepasst werden, da die Inseln sich in einem Flachwassergebiet befinden, was zumindest für kleinere Handelsschiffe frei beschiffbar ist. Durch die Erdstöße hob sich der Meeresboden rund um das Epizentrum jedoch nur geringfügig an. Sensibel für die Anpassung der Schifffahrtsrouten ist aber dennoch: „Spätestens seit dem Jiva-Felsen besteht auch ein enormer öffentlicher Druck, wenn es um die Kartographierung des Meeresbodens geht“, erklärt Julius Haine vom Seeamt Santo Opalo. Man werde sehr sorgfältig vorgehen und die Routen erstmal weitläufig anpassen.
Geologen und Seismologen hatten das Gebiet aufgrund von Veränderungen in der Thermaldynamik sowie von leichteren Erdstößen zuletzt verstärkt untersucht, der Ausbruch einer Magmakammer war jedoch erst vor einigen Tagen als mögliches Szenario besprochen worden. Dieser unvorhergesehene Ausbruch gibt nun jedoch Anlass zur Sorge und lässt an der Qualität der bisherigen Forschungen zweifeln. „Klar ist, dass im Falle eines weitaus gravierenden Ausbruchs die Bevölkerung nicht rechtzeitig hätte gewarnt werden können“, gibt Dr. Winkler unumwunden zu. „Die Frage ist nun, ob wir fehlerhafte Daten aus den uns vorliegenden Instrumenten erhalten haben, oder die Daten falsch interpretiert haben.“ Das zu analysieren, sei nun die wichtigste Aufgabe. Forschungsminister Uhling möchte nun die gesamte Westparadiesische Bucht nach vulkanischen Aktivitäten absuchen. „Wenn wir es hier mit bislang unentdecktem Vulkanismus zu tun haben, stellt sich die Frage des Ausmaßes. Wir werden nun zusammen mit westparadiesischen Forschern herausfinden, ob es noch weitere Hotspots gibt und sie eventuell eine Bedrohung darstellen.“ Laut Satellitendaten gibt es derzeit keine weiteren thermischen Aktivitäten. Gefahren bestehen dabei vor allem für die Schifffahrtsindustrie, die Ölförderung, sowie für die Küstenlinien durch mögliche Tsunamis. Dass bei dem nun geschehenen Ausbruch ein Tsunami ausblieb lag an mehreren Gründen. „Zunächst lag das Epizentrum der durch die Eruption verursachten Erdstöße nicht tief genug, zum anderen waren die Beben nicht stark genug“, so Winkler. Tsunamis entstehen in der Regel erst ab einer Magnitude von 7 und mehr. „Auch das flache Wasser hat eine Rolle gespielt. So war die Menge des verdrängten Wassers zu gering, um spürbare Auswirkungen auf das Festland zu haben.“ An der betroffenen Stelle lag der Meeresboden nur rund 90 Meter unterhalb des Wasserspiegels.
Die höchste Erhebung auf Vielerlei ist bisher auf der Leopardeninsel zu finden. Der hier durch erstarrte Lava aufgetürmte Berg im Osten des Eilands liegt schätzungsweise 200 Meter über dem Wasser. Möglich ist, dass in der Luft noch befindliche Kleinstpartikel die Inseln noch um rund zwei bis drei Meter anheben könnten. Ob der zugehörige Vulkan Vielerlei, wie die Forscher ihn gleichnamig zur Inselgruppe benannt haben, nun ein stetig aktiver Glutschlot bleibt, bezweifeln die Wissenschaftler jedoch. „Wir scheinen es mit einem Schläfer zu tun zu haben, der in Jahrmillionen nur einmal ausbricht und dann für dieselbe Zeit wieder ruht“, meint Winkler. „Dies könnte unsere Überraschung erklären, da es Anzeichen für einen Ausbruch erst sehr kurz vorher gibt, da der Zufluss von Magma sehr langsam vonstattengeht. Andererseits könnte ihn diese Eigenschaft bewohnbar machen.“ Man werde jedoch weitere Forschungen betreiben und das Gebiet genaustens unter die Lupe nehmen, versicherte Winkler.
Ein Naturphänomen, welches in seinem Ausmaß in den ersten Stunden nicht klar war, scheint sich nun als zum Glück ungefährliches Schauspiel zu entpuppen. Und es mutet zudem nach neuen Lebensmöglichkeiten für Meadowhouse an. Und wer weiß, vielleicht entsteht ja sogar ein neues inländisches Urlaubsziel. Erst einmal bleiben jedoch die Ergebnisse der Untersuchungen abzuwarten.
100 Tage grün-schwarze Koalition – Eine Regierung im Aufbruch
Zwar ist es nach noch nicht einmal einem halben Jahr sicherlich schwierig, bereits viel über eine gewählte Regierung zu sagen, die es zudem in dieser Form der Zweiparteienkoalition bisher auf höchster politischer Ebene in Meadowhouse noch nie gab, doch markiert die 100-Tage-Marke in den Medien und der Gesellschaft traditionell den ersten Zeitpunkt, an dem auf die bereits geleisteten Verdienste einer Regierung, aber auch auf sich andeutende Probleme geschaut wird. Im Falle der am 07. November vergangenen Jahres vereidigten Regierungskoalition aus BdH und VCS, samt neuen Königs an der Spitze des Staates, fällt das Zeugnis nach den ersten gut drei Monaten tendenziell positiv aus, wobei sich einige in die Wege geleitete Initiativen erst noch entwickeln müssen, ehe sie einer finalen Evaluation unterzogen werden können.
Das erste, was seit dem Antritt der Regierung und des Kabinetts Schwalbenschwanz III unmittelbar deutlich wurde, war eine allenthalben wahrzunehmende Aufbruchsstimmung auf Burg Daunenfels. Die Mitglieder der Koalition machten gegen Ende des letzten Jahres teils einen überschwänglichen Eindruck, ließen jedoch auch Taten folgen. So wurden noch vor dem Jahreswechsel einige der wichtigsten, und sicherlich auch am einfachsten umzusetzenden, Programmpunkte aus dem Koalitionsvertrag in die Wege geleitet. Zwei Sonderausschüsse zu den verfassungsrechtlichen- bzw. innenpolitischen Themen einer zweiten legislativen Kammer einerseits und einem Parteienverbot extremistischer Bewegungen wurden noch im Dezember ins Leben gerufen und beginnen dieser Tage mit den Beratungen und Anhörungen verschiedener Experten. Auch in finanzpolitischer Hinsicht einigte sich die Koalition recht schnell, sodass der Reichshaushalt für das Jahr 1823 ohne größere öffentliche Dissonanzen Ende Januar verabschiedet werden konnte. Mitinbegriffen sind darin die unterschiedlichsten Maßnahmen, etwa eine schrittweise Drosselung umweltschädlicher Kraft- und Energiestoffe oder Investitionen in den Wohnungsbau. Zwar soll es bei der koalitionsinternen Beratung des Etats durchaus zu Unstimmigkeiten zwischen den Koalitionspartnern gekommen sein, doch wurden diese weder nach außen getragen, noch beschädigten sie das Verhältnis der Parteien zueinander nachhaltig, was im klaren Gegensatz zu den Haushaltsverhandlungen der Vorgängerregierung vergangenes Jahr stand.
Doch auch überraschende Entscheidungen scheinen Teil der neuen Regierung zu sein. Die gesteigerte Investition in militärische Güter und die Reichswehr im Allgemeinen hatten selbst mit der Materie vertraute Personen in der Art und Weise nicht kommen sehen. Kritiker im Parlament fürchteten sogleich eine Beteiligung Meadowhouse‘ an der Militärallianz in Südtitanien, was von der Regierung bisher jedoch nicht bestätigt wurde. In diesem Ressort der Verteidigung, aber noch mehr in dem der Äußeren Angelegenheiten zeigt sich jedoch vielleicht die größte Veränderung im Vergleich zur Vorgängerregierung: Allein in diesem Jahr absolvierten sowohl Außenminister Boerenberg, als auch Verteidigungsminister Borkenkäfer und Wirtschaftsminister Voldemort zusammen an die 40 Auslandsreisen bzw. Empfänge von ausländischen Vertretern in Meadowhouse. Darunter die traditionellen Verbündeten aus Paradies, Avasjanrav und Mittelland, aber auch aus kleineren Staaten wie Magabienien, Whale und Charymoyebso. Treiber dieser diplomatischen Offensive in der Außenpolitik scheint vor allem der neue König Ezechiel I. zu sein, der seinerseits ebenfalls schon Antrittsbesuche in Paradies, Mittelland und Schneckland machte und dessen nächste Reise Anfang März unter anderem auch nach Grünland gehen wird. Die Signalwirkung für den Rest der Welt soll klar sein: Meadowhouse als Staat, auch losgelöst von der hier angesiedelten Weltregierung, soll international vernehmbar sein und will sich in potentiell entstehende Bündnisse integrieren.
Das wohl wichtigste dieser Bündnisse, dessen Gründung seit bereits einigen Jahren im Raum steht, ist die potentielle Titanien-Union, der Meadowhouse bisher eher skeptisch gegenüber stand. Zwar ist diese Skepsis nicht gänzlich verflogen, doch scheint man in der neuen Regierung einig darüber zu sein, dass eine gänzliche Verweigerung jedweder Beteiligung an einer solchen Union dem Staat nachhaltig schaden würde. Auch mit den beiden Hauptinitiatoren der TU, Westparadies‘ Präsident Felix Westerholz und Atlantis‘ Staatschef Thomas Brehmersen, soll in Kürze ein Gespräch auf Burg Daunenfels stattfinden. Und noch ein Projekt scheint der neue König auf seiner Agenda zu haben: Im Frühsommer soll eine Dienstreise nach Klondyk anstehen, was der erste Besuch eines meadowhousischen Staatschefs im größten Land der Welt seit 1811 darstellen würde. Damals hießen die Akteure auf den jeweiligen Seiten noch König Johannes I. und Anton Regler. Dem Vernehmen nach möchte König Ezechiel I. nach dem sich entspannenden Verhältnis zu Grünland auch das seit der Weltschlacht kaum existierende Verhältnis zu Klondyk neu beleben.
Generell kann somit gesagt werden, dass die neue Regierung sich damit auf allen Ebenen viel vorgenommen hat, an dem sie sich auch wird messen lassen müssen. Kaum zuvor hat eine Regierung in der Meadowhousischen Geschichte, mit Ausnahme der Zeit kurz nach der Staatsgründung, derart viele Reformen, Ideen, Kurswechsel und Gesetzesvorschläge angestoßen oder bereits auf den Weg gebracht. Die Gefahr, die Kritiker der Regierung sehen, ist, dass die geplanten Vorhaben am Ende entweder nicht oder nur ungenau umgesetzt werden, da zu wenig Priorisierung betrieben würde. Einen derartigen Vorwurf machte etwa Oppositionsführerin Anita da Silva (WVD) der Regierung vergangene Woche im Parlament. Noch ist es für derartige Kritik sicherlich zu früh, doch sorgt die grün-schwarze Koalition inklusive König definitiv für hohe Erwartungen, die erst einmal erfüllt werden müssen. Für den Moment jedoch scheint es für die Koalitionäre gut zu laufen: 68% sagen in einer Umfrage des Instituts für Meadowhousische Politik, dass sie mit der gegenwärtigen Regierung zufrieden wären, während nur 23% sagen, dass sie unzufrieden seien. Auch der neue König Ezechiel I. erfreut sich mit einer gegenwärtigen Zustimmung von 74% einer außerordentlich hohen Beliebtheit.
Somit scheint der Start für die erste Zweierkoalition auf Reichsebene für alle Beteiligten also ein voller Erfolg gewesen zu sein. Dennoch darf man gespannt sein, wie die Regierung reagiert, sollte es zu einer wie auch immer gearteten Krise kommen und ob sie ihr straffes Arbeitspensum so durchziehen kann, dass auch handfeste Ergebnisse dabei herauskommen. Eine weitere Beurteilung darüber wird sicherlich im Sommer möglich sein, wenn unter anderem der Ausschuss zur möglichen Einführung einer zweiten legislativen Kammer seine ersten Ergebnisse präsentieren soll. Insgesamt scheint also Bewegung in die Meadowhousische Politik gekommen zu sein, wie sie es seit langer Zeit nicht mehr war und die Regierung hat mit ihren Ideen die Möglichkeit, als eine der prägendsten Regierungen in die Meadowhousische Geschichte einzugehen. Bis dahin ist es noch ein langer und sicherlich auch nicht immer einfacher Weg, doch das Potential scheint auf jeden Fall vorhanden zu sein.
Neue Regierung nimmt Arbeit auf – König Ezechiel I. ernennt neue Kabinettsmitglieder
Am Ende dauerte es dann doch etwas länger, als beim letzten Mal: Während die vorangegangene Regierungskoalition der Jahre 1818 bis 1822 bereits am 22. Oktober 1818 die Amtsgeschäfte übernahm, brauchten die diesjährigen Koalitionäre etwa zwei Wochen länger, bis am heutigen Montag, den 07. November 1822, die erste Zwei-Parteien-Regierung in der Meadowhousischen Geschichte vereidigt wurde und ihre Arbeit aufnahm. Ursprünglich hatten Medien bereits mit einer Vereidigung und Ernennung der neuen Regierung am 24. Oktober gerechnet, doch war dies nur der Tag gewesen, an dem sich BdH und VCS über alle grundlegenden Punkte des Koalitionsvertrags geeinigt hatten. In den zwei Wochen seitdem benannten beide Parteien ihre Minister, unterschrieben vergangene Woche schließlich den Koalitionsvertrag und vereinbarten dort dann den heutigen Tage zur Regierungsübernahme.
Um 10:00 Uhr heute Vormittag begann der insgesamt schon vierte Tag, an dem eine neue meadowhousische Regierung ernannt werden würde, mit einer Plenarsitzung im Saal der Gespenster, wo nicht nur die neuen Kabinettsmitglieder durch Reichswahlleiter Heinrich Petersen offiziell verlesen wurden, sondern auch die ersten Wahlen zum Amt des Reichstagspräsidenten abgehalten wurden. Zum ersten Mal wird dieser das Parteibuch des BdH besitzen: Ronald Riesenkalmar, bis März diesen Jahres noch Herzog von Santo Opalo, wird künftig das formell dritthöchste Amt im Staat hinter König und Reichspräsident übernehmen und folgt damit auf den langjährigen Parlamentspräsidenten Friedhelm von Hirschbach (WVD). Riesenkalmar erhielt dabei bei seiner Wahl sogar mehr als die bloßen Stimmen der künftigen Regierungskoalition. Nach einer Unterbrechung der Plenarsitzung gegen 11:30 Uhr liefen die zukünftigen Minister, angeführt von BdH-Kanzler Schwalbenschwanz hinüber in den großen Rittersaal, wo der neue König Ezechiel I. sie offiziell zur neuen Regierung ernennen würde. Am Vorabend hatte er bereits die alte Regierung formell aus ihrem Amt entlassen. Nach einer kurzen Wartezeit schritt Ezechiel I. schließlich durch die große Eichentür neben dem Thron und bat nun der Reihe nach die Minister nach vorne, um ihnen in Gegenwart des Obersten Richters des Meadowhousischen Reichsgerichts, Edward Elch, den Amtseid abzunehmen und die Ernennungsurkunde zu überreichen.
Den Anfang dabei machte der alte und auch neue Reichskanzler Sebastian Schwalbenschwanz, der in seine bereits dritte Amtszeit als Meadowhousischer Kanzler geht. Gefolgt wurde er sodann von Eduard Pflanze, bis 1821 noch Parteichef des BdH, wird er nun das eher symbolische Amt des Reichspräsidenten übernehmen, in welchem er neben repräsentativen Aufgaben jedoch neben dem König zweiter Oberbefehlshaber über die Meadowhousische Armee ist. Anschließend folgte VCS-Spitzenkandidat Heinrich Hubmaier, der in seinem Amt als Finanzminister und Schatzmeister des Meadowhousischen Staates verbleiben wird und in diesem ebenfalls seine bereits dritte Amtszeit absolvieren wird.
Danach wurden zunächst alle Mitglieder für Kabinettsposten des BdH vereidigt: Die bisherige Erste Ministerin Geraldine Ginsterkatze wird künftig neue Innenministerin sein und dabei Eduard Borkenkäfer beerben, der ins Verteidigungsressort wechseln wird. Die bisherige Verteidigungsministerin Annette Trewlaney wiederum wird Ginsterkatzes ehemaligen Posten als Erste Ministerin übernehmen und somit künftig für die Koordination zwischen Thron und Kabinett zuständig sein. Die Vergabe des Innenressorts an Ginsterkatze erfolgt nicht ganz überraschend: Da sie seit 1821 Parteichefin des BdH ist, wurde bereits damit gerechnet, dass sie einen höherrangigen Kabinettsposten erhalten könnte. Als zwei Minister, die ihre Ressorts behalten gehen der Liebe Lord Voldemort (Wirtschaft) und Herbert Uhling (Bildung) in die neue Legislaturperiode. Einen Wechsel vollzieht hingegen Wilhelmine Weißtanne, die von ihrem bisherigen Ressort im Familienministerium ins Umweltressort wechselt, welches bisher WVD-Mann von Kriesel inne hatte. Vollkommen neu in einem Ministerium auf Reichsebene sind Natalie Johannsen (Familie), die im März Spitzenkandidatin des BdH für die Herzogenwahlen in Südstrand war, Siegfried Geisterberger (Kanzleramt), bisheriger Fraktionschef des BdH im Saal der Gespenster, Gereon Goldammer (Entwicklung), bisher Generalsekretär des BdH, sowie Hanna Bielendorf, die das neu gegründete Bauministerium leiten wird und bisher Ausschussvorsitzende im Bau- und Wohnungsaussschuss des Parlaments war. Somit gingen insgesamt 13 reguläre Ministerien an den BdH als größere Regierungspartei.
Anschließend folgten die neuen Kabinettsmitglieder der VCS. Nach Heinrich Hubmaier waren dies Karl Boerenberg, Parteichef der VCS und ehemaliger Innenminister, der künftig das Außenministerium besetzen wird. Im Amt verbleiben werden Jens Dinkhoff als Zweiter Minister, Paul von Syberg als Gesundheitsminister, sowie Ralf Bachstein als Verkehrsminister. Die bisherige Justizministerin Silvana van Wessels wechselt ins Arbeitsministerium, wo sie WVD-Mann Setterstedt nachfolgt. Ihren Posten im Justizressort wiederum übernimmt Johann von Gauttersberg, ehemaliger VCS-Parteichef und Königskandidat seiner Partei, der damit ein nicht mehr für möglich gehaltenes Comeback in der Reichspolitik hinlegt. Die bisherige Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin Amanda Berghain wird im kommenden Kabinett das ebenfalls neu gegründete Ministerium für Post- und Telekommunikation übernehmen, während ihr bisheriges Ressort von Johanna Pohlmann, Spitzenkandidatin der VCS bei den Herzogenwahlen in Saphirento, übernommen werden wird. Insgesamt neun Ministerposten gingen somit an die VCS.
Nach der Ernennung der politischen Amtsträger erfolgte noch die Vereidigung der militärischen Amtsträger für die künftige Legislaturperiode. Während Alastor Moody als General der Bodentruppen im Amt verbleibt, kam es auf den anderen beiden Posten sowohl zu namentlichen als auch personellen Neuerungen. Das Amt des Admirals/Kommandeurs der Wassertruppen wird künftig offiziell Erster Lord der Admiralität/Kommandeur der Wassertruppen heißen und von Samuel Schwertfisch (BdH) besetzt, bisheriger Vize-Admiral der Meadowhousischen Marine, womit er nun auch offiziell Carl von der Regième nachfolgen wird, der das Amt bis zu seiner Wahl in den Weltpalast 1819 ausgeführt hatte und danach bereits kommissarisch von Schwertfisch vertreten worden war. Der dritte militärische Rang, den es zu besetzen galt, war bisher der des Hauptfeldwebels, doch entschieden die Koalitionäre in Absprache mit König Ezechiel I., diesen Rang in General der Luftstreitkräfte umzubenennen, da die Königliche Meadowhousische Luftflotte deutlich an Bedeutung hinzugewonnen hat, als dies noch 1810 zu Zeiten der Reichsgründung abzusehen war. Neuer und erster General der Luftstreitkräfte wird VCS-Mann Wilhelm von Karlsburg, bisher Staatssekretär im Verteidigungsministerium und Brigadegeneral der Luftstreitkräfte. Somit wird das Verhältnis von zwei militärischen Rängen zu einem militärischen Rang, aufgeteilt zwischen den beiden Regierungsparteien, auch in der neuen Koalition beibehalten, trotz aller namentlichen Änderungen.
Nach der offiziellen Ernennung und Vereidigung des neuen Kabinetts ging es für die frisch ernannte Regierung zurück in den Saal der Gespenster, wo Reichskanzler Schwalbenschwanz seine erste Regierungserklärung seiner dritten Amtszeit abgab und die wichtigsten Punkte des vergangene Woche verabschiedeten Koalitionsvertrags verkündete. Wirtschafts- und finanzpolitisch setzt die neue Koalition insbesondere auf die steuerliche Entlastung der Meadowhousischen Bürger. So soll der VCS-Vorschlag, die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel abzuschaffen, eines der ersten Projekte sein, welches angegangen werden wird. Darüber hinaus soll ab Mitte 1823 der Steuerfreibetrag für Bürger und Unternehmen an die vorherrschende Inflation gekoppelt werden, um die „kalte Progression“ zum Vorteil der Meadowhouser auszugleichen. Auch soll der Zaubererrat weiter gestärkt werden, ein Punkt, den der BdH durchsetzte, etwa durch verstärkte Kooperation mit der Börsenaufsicht und der Königlichen Schatzkammer. Die durch die Steuersenkungen entgangenen Einnahmen des Staates sollen wiederum an anderer Stelle ausgeglichen werden, insbesondere im Bereich der Umwelt- und Verkehrspolitik. So sollen die Subventionen für Kerosin und Schweröl bis Anfang 1824 schrittweise auf null gesenkt werden und darüber hinaus der Ausbau von Acetylquartoridnomel-Kraftwerken, sowie von Melotraub- und Zehn-vor-Gift-Antrieben durch Förderungen forciert werden. Die hier zu erhaltenden Förderungen sollen den Förderungsnehmern möglichst unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden.
Im Bereich der Innenpolitik soll eine wissenschaftliche Kommission eingesetzt werden, die das Verbot verfassungsfeindlicher Parteien prüfen soll. Die Kommission soll Anfang 1823 ihre Arbeit aufnehmen, Mitte des kommenden Jahres dann ihre Ergebnisse präsentieren und soll aus unterschiedlichen Politik- und Ordnungsexperten des Landes bestehen. Bis zur Vorlage der Ergebnisse soll das Innenressort, sowie das für den MD mitverantwortliche Kanzleramtsressort zusätzliche Mittel erhalten, um eine lückenlose Überwachung jener Gruppierungen und Parteien gewährleisten zu können. Auch im Bereich der anderen großen innenpolitischen Fragestellung soll ein entsprechendes Gremium eingerichtet werden, welches die Möglichkeiten einer potentiellen zweiten Kammer auf Reichsebene ausloten und bewerten soll. Auch hier soll die Kommission aus verschiedensten Experten bestehen, jedoch als außerordentlicher parlamentarischer Ausschuss enger mit dem Parlament verknüpft sein. Gerüchten zufolge soll Gerhard S. Herme, der trotz Einzugs in den Saal der Gespenster, ein Amt am Kabinettstisch ablehnte, Favorit auf den Ausschussvorsitz sein, da er seinerzeit den Text der Meadowhousischen Verfassung federführend mit ausarbeitete. Der zeitliche Rahmen soll ebenfalls das erste Halbjahr 1823 umfassen, ehe dann Mitte des nächsten Jahres Ergebnisse diesbezüglich vorliegen sollen.
Im Bereich der Außenpolitik einigten sich die Koalitionäre auf eine grundsätzliche Bereitschaft, an internationalen Gesprächen bezüglich einer Titanien-Union teilzunehmen, von der 1820 beschlossenen Verfassungsänderung zunächst jedoch nicht abrücken zu wollen. Grund dafür sei die Befürchtung aus der Wirtschaft, insbesondere kleinerer und mittelständischer Unternehmen, in einer TU Wettbewerbsnachteile zu erleiden oder von größeren Konzernen übernommen zu werden. Dennoch sei man sich der Verantwortung als Weltstaat bewusst und wolle die Gespräche konstruktiv begleiten und mitgestalten. Das gelte sowohl für militärische, als auch für wirtschaftliche Aspekte eines solchen Bündnisses. Im anderen großen außenpolitischen Thema, dem Verhältnis zu Grünland, stehen die Zeichen weiter auf Entspannung zum westlichen Nachbarn. So soll binnen zwei Jahren ein Assoziierungsabkommen im Wirtschaftsbereich zwischen beiden Staaten geschlossen werden, welches die bisher noch verbotenen Investitionen im jeweils anderen Land und damit verbundene Geschäftstätigkeiten erlauben würde. Auch soll es Bürgern beider Länder einfacher gemacht werden, die Grenze zu Tourismus- und Arbeitszwecken zu überqueren.
Nach dieser Auswahl der größeren Aspekte des Koalitionsvertrags begründete Schwalbenschwanz außerdem die Schaffung der beiden neuen Ressorts auf Reichsebene, was im Vorgang der Wahl nicht Teil der politischen Debatte gewesen war. So begründete er die Schaffung des Bauministeriums mit der Wohnungsnot, insbesondere in den Großstädten des Landes, sowie mit dem Sanierungsstau an bereits bestehenden Gebäuden. Dabei sollen insbesondere Brachflächen innerhalb der Städte und mittlerweile ungenutzte Altbauten renoviert und zu Wohnungen umgebaut werden, anstatt direkt Neubauten zu errichten. Die Schaffung des Postministeriums begründete Schwalbenschwanz damit, dass die Meadowhousische Reichspost ein Staatsbetrieb sei, ebenso wie die Meadowhouse-Bahn oder die Fluggesellschaft MeadowHansa. Daher sei es richtig, für diesen großen Bereich der Staatstätigkeit ein eigenes Ressort zu schaffen, anstatt es im Verkehrsministerium, wie bisher, eingegliedert zu haben. Der Zusatz als Telekommunikationsministerium ergänze zudem die Zuständigkeiten des Ressorts auf digitale Technologien und deren Infrastruktur, was in der heutigen Zeit unerlässlich geworden sei.
Nach der Regierungserklärung beendete der neue Reichstagspräsident Riesenkalmar die Plenarsitzung und das neue Kabinett machte sich auf zu den unterschiedlichen Sitzen der Ministerien, um offiziell die Amtsgeschäfte zu übernehmen. Bleibt noch ein Blick auf die Oppositionsparteien und deren personelle Neuaufstellung nach den Wahlen. Bei der nun größten Oppositionspartei FED trat die glücklose Parteivorsitzende Elena Weinandt bei einem außerordentlichen Parteitag Ende Oktober nicht noch einmal an und kündigte an, sich auf ihr Mandat im Saal der Gespenster konzentrieren zu wollen. Beerbt wurde sie von Ulrich Lobenbach, bis dato stellvertretender Fraktionsvorsitzender und ehemaliger Herzogtumspolitiker, der damit auch Oppositionsführer wird. Bei der WVD trat der bisherige Parteichef Boris Leonhardt bereits kurz nach dem Wahldebakel seiner Partei zurück und wurde Mitte Oktober schließlich durch Anita da Silva ersetzt, die 1821 bereits als vollkommen unbekannte Kandidatin antrat, um Parteichefin zu werden, und damals sensationelle 25% holte. Sie soll die vielfach als querulantisch und altbacken anmutende Partei erneuern und wieder auf Kurs bringen. Für einen Neuanfang scheint die 36-jährige Dolmetscherin jedenfalls wie gemacht, auch wenn ihr die Erfahrung in der ersten Reihe des Politikbetriebs auf Reichsebene noch fehlt. Beim MCM konnte Albrecht Knucker trotz mauen Ergebnisses bei der Wahl sein Amt als Parteichef verteidigen, ließ jedoch offen, ob er beim nächsten Parteitag Mitte 1823 noch einmal als Kandidat antreten werde. Abhängig machte er dies unter anderem davon, ob der rechtsnationale Flügel der Partei weiter an Zulauf innerhalb der MCM gewinnen würde, da er dieser Tendenz entschieden gegenüber stehen würde. Beim mittlerweile zweitkleinsten und nicht mehr kleinsten Mitglied des Parlaments, der MP, konnte Parteichef Rainer Schubert ohne Probleme weiter im Amt verbleiben, da die Partei bei den Wahlen Mitte September das beste Wahlergebnis ihrer Geschichte eingefahren hatte.
So positionieren sich also Regierung und Opposition zu Beginn der neuen, bereits vierten Legislaturperiode in der Geschichte des Meadowhousischen Staates. Mit einem neuen König, einer nie dagewesenen Zwei-Parteien-Koalition unter Führung eines jedoch erfahrenen Kanzlers und mit Ministern, die teils neu sind und teils bereits bekannt, sowie mit einer Opposition, die sich in großen Teilen neu aufstellt. Man darf gespannt sein, wie die kommenden vier Jahre verlaufen werden, doch hat sich die neue Regierungskoalition ein ambitioniertes Programm auferlegt und schon mit der Zusammensetzung des Kabinetts, sowie Reformen hinsichtlich der Ressortaufteilung und der militärischen Ränge, gezeigt, dass nun Veränderungen möglich sind. Es scheint, dass BdH und VCS nun, da sie allein in der Regierung sind, endlich die politischen Vorhaben und Versprechen umsetzen wollen, die ihnen in der alten Koalition verwehrt geblieben waren. Diese Koalition hat, in Verbindung mit dem neuen König, durchaus das Potenzial, Meadowhouse zu verändern und zu reformieren, wo es nötig ist, Altbewährtes jedoch auch beizubehalten. Ob ihnen dieser Balanceakt gelingt und wie die Bürger ihn wahrnehmen wird dann in vier Jahren entschieden. Für den Moment jedoch kehrt verhältnismäßige Ruhe ein im Meadowhousischen Politikbetrieb nach einem aufregenden, umwälzenden und sicherlich auch anstrengenden Superwahljahr 1822.
Zwölf Jahre Meadowhouse – Nationalfeiertag zwischen Wandel und Kontinuität
Schon ist ein weiteres Jahr vergangen und Meadowhouse feiert seinen bereits zwölften Geburtstag. Der Nationalfeiertag, der auch in diesem Jahr wieder mit beeindruckenden Veranstaltungen und viel Symbolik aufwarten konnte, ist längst zu einer festen Tradition im Königreich und zu einer Institution im Jahreskalender aller meadowhousischen Bürger geworden. Zwar ist die offizielle Unabhängigkeit von Grünland mittlerweile schon zwölf Jahre her, doch erinnert dieser Tag stets daran, dass ein freies Meadowhouse für lange Zeit nicht nur undenkbar war, sondern dass den vor allem verantwortlichen Wiesenhausenern ein solches Unterfangen nicht zugetraut wurde. Alle Kritiker wurden eines Besseren belehrt und Meadowhouse begeht mittlerweile selbstbewusst und wie selbstverständlich diesen Feiertag im Herbst jeden Jahres, trotz aller Umbrüche und Veränderungen, die den Staat mittlerweile ansonsten kennzeichnen.
Die Feierlichkeiten zum diesjährigen Nationalfeiertag begannen für die geladenen Gäste aus dem Inland diesmal auf Schloss Wiesenhausen, wo am Vormittag zunächst ein Vortrag vom Naturprinzen auf dem Programm stand, in welchem er die Meadowhousische Geschichte nachzeichnete und obendrein eine neue Ausstellung mit Dokumenten und Artefakten aus der Zeit Enczegovijas und König Johannes‘ I. erster Amtszeit eröffnete. Die Recherchen und das Zusammensammeln der verschiedenen Objekte hatte insgesamt ganze acht Jahre in Anspruch genommen. Anschließend erfolgte im großen Saal die feierliche Verleihung des diesjährigen König-Johannes-Ordens durch den erst am Sonntag gekrönten König Ezechiel I. In diesem Jahr ging der mit 100.000 Tropalen dotierte Preis an den ehemaligen Fußballnationalspieler, Pokalsieger und Meister des VfB Ahornsburg, Kugelbahnweltmeister und nationalen Kugelbahnmeister Alastor Moody, der seine sportlichen Karrieren in diesem Jahr allesamt beendet hatte. Sichtlich bewegt nahm der Wildhüter von Wiesenhausen den Orden entgegen, der ihm, wie es von offizieller Seite hieß, für „große Verdienste um das Königreich Meadowhouse in mehreren sportlichen Disziplinen, sowie im Zusammenhang mit dem Winterkrieg“ verliehen wurde. Mit einem festlichen Mittagessen auf Schloss Wiesenhausen endete dann der erste offizielle Teil der Feierlichkeiten.
Der zweite Teil begann dann mit dem traditionellen Heulen der Sirenen in ganz Wiesenhausen, was seit jeher das Signal für die Bürger der Stadt ist, sich auf der großen Fläche vor dem Felsenschiff zu versammeln. Auch in diesem Jahr fanden sich wieder an die 100.000 Menschen bei gutem Wetter und erstaunlich warmen Temperaturen auf dem Wiesenbacher Hügel ein, um den Reden der drei Gründungsväter des Meadowhousischen Staates, Hemes F. Rems, Gerhard S. Herme und Johannes von Daunenfels, zu lauschen. Zwischen den Reden spielte die BEFIM jeweils Musik, so etwa „An einem Tag im Herbst“ und zum Abschluss natürlich die Nationalhymne. Am Abend folgte dann auf Burg Daunenfels der offizielle Festakt mit geladenen Gästen aus In- und Ausland. Unter besonderem Interesse wurde die Begegnung zwischen König Ezechiel I. und dem Staatsoberhaupt von Meadowhouse‘ Partnerland Großbritannien, König Charles III., beobachtet, der genauso wie Ezechiel I. erst seit kurzer Zeit auf dem Thron sitzt. Beide unterhielten sich jedoch prächtig und King Charles III. überbrachte die Grüße und Glückwünsche seines Landes später in einer Rede vor der Festgemeinschaft. Andere prominente Gäste waren etwa Filmregisseur Archibald Cronberg, Komponist und Kugelbahner Mirco Magiaro, Ex-König Percival Sean McLeach, sowie, was ebenfalls beinahe schon zu einer Tradition geworden ist, Grünlands Staatschef Gunter Grünbaum, was als Zeichen weiterer Entspannung zwischen den beiden einst verfeindeten Staaten auch unter Ezechiel I. gewertet wurde. Vor dem großen Essen führte dann die Geistergesellschaft von Burg Daunenfels noch ein Theaterstück auf, welches unter der Regie von Carl von der Regième den Sturz Enczegovijas darstellte. Nach dem Festmahl im Rittersaal der Burg endete der Tag auf klassische Weise mit einem großen Feuerwerk, organisiert von Marko Maszliskus und Severus Snape, welches für exakt zwölf Minuten den Himmel über dem Ysental in prächtige Farben tauchte.
Doch auch abseits des offiziellen Programms gab es wieder viele kleinere Feierlichkeiten im gesamten Stadtgebiet Wiesenhausens und in den weiteren Landesteilen. So fanden sich die Bürger im Anschluss an die Reden vom Felsenschiff bei vielen Straßenfesten und Gartenpartys zusammen, wobei die beiden größten dieser Feiern auf dem Marktplatz in Ahornsburg, unter Beteiligung des Partyservices MM und des „Big Ben um die Ecke“, und in Wiesen-Zentrum in unmittelbarer Nähe der Höhle stattfanden. In den anderen Regionen Meadowhouse fanden ebenfalls große Veranstaltungen statt, so etwa eine Regatta für Tretboote und Kanus in Karburg, ein Musikfestival mit Folkbands aus ganz Meadowhouse in Santo Opalo, oder eine Flugshow der Meadowhousischen Luftwaffe zu Ehren des Feiertags in der Nähe von El Grande in den Drachenhügeln.
Insgesamt war es ein festlicher und fast schon zur Routine gewordener Feiertag, der jedoch jedes Jahr mit neuen Überraschungen aufwarten kann. Und letztlich geht es bei diesen Traditionen ja auch immer darum, die Kontinuität und die Werte des Staates weiterzugeben und aufrechtzuerhalten, was gerade momentan, wo sich in Meadowhouse infolge der zahlreichen Wahlen vieles ändert, umso wichtiger ist. So bleibt jede neue Person, die in eine verantwortungsvolle Position gelangt, sei es der neue König oder auch der Kanzler, der zwar nicht neu ist, aber wohl am kommenden Montag im Saal der Gespenster vereidigt werden soll, daran erinnert, welches Land sie repräsentieren und welche Bedeutung die bloße Existenz dieses Staates hat.
Ezechiel Bloor gewinnt die Königswahl
König Percival I. muss die Krone nach nur einer Amtszeit wieder abgeben. Bei der Königswahl am Sonntag verlor er gegen Herausforderer Ezechiel Bloor auf sehr knappe Art und Weise. Ein langer Wahlabend spitzte sich schließlich in Wiesenhausen zu, nachdem sich zuvor herauskristallisiert hatte, dass die 55 Wahlmänner im Wahlkreis rund um die Hauptstadt wohl die entscheidenden sein würden. Als verkündet wurde, dass Wiesenhausen an Ezechiel Bloor fällt, was bereits vorher durchaus wahrscheinlich war, da Bloor Wiesenhausener durch und durch ist, war die Wahl so gut wie entschieden. Nach dem Triumph Bloors in Keslenburg-Halge war die endgültige Entscheidung gefallen. Meadowhouse bekommt einen neuen König und sein Name wird Ezechiel I. sein.
Beide Kontrahenten kamen am Ende auf 25 gewonnene Wahlkreise. Doch Ezechiel Bloor holte sich vor allem die wichtigen Bezirke. Von den vier größten Wahlkreisen konnte er sich drei mit Wiesenhausen, Illmer-Meger und Mohre-Gunzlach sichern. Letztere beiden hatte vor vier Jahren noch der amtierende Monach gewonnen. Ein höchst dramatischer Wahlabend gipfelte schließlich in der zähend langen Auszählung in Wiesenhausen, bei dem sich die Wahlhelfer logischerweise besonders sicher sein wollten, bevor sie ein Ergebnis verkünden. Recht deutlich gewann Bloor die Hauptstadt, wonach in Wiesenhausen-Oase die ersten Sektkorken knallten. Der Champagner wurde wohl erst später aufgemacht, als die magische Marke von 368 Wahlmännern überschritten war. Erst jetzt kam er auf die Bühne der Ortshalle und sprach zu den ausgelassen jubelnden Anhängern. Man sah ihm an, wieviel dieser Wahlsieg mit ihm machte. Er war bewegt, aber sofort präsidial. Seine Rede hielt er derweil im Stehen, was seine Beine, die durch Gefechtsbeteiligung im Großen Paradiesischen Krieg irreparabel geschädigt sind, noch so gerade erlauben. Bloor sprach nicht nur zu seinen Anhängern, sondern direkt zum gesamten meadowhousischen Volk. „Ich richte mich auch an diejenigen, die mich nicht gewählt haben. Seien Sie alle versichert, dass ich auch ihr König sein will. Trotz eines Beinahe-Patts darf unsere Gesellschaft nicht gespalten sein. Zusammen sind wir stark und ich möchte Sie alle zusammenführen. Lassen Sie uns nun gemeinsam mehr möglich machen in Meadowhouse. Viel Potential ist zu lange ungenutzt geblieben, legen wir los, heben wir es auf und verwandeln es in eine erfolgreiche und schöne Zukunft in Frieden für uns alle.“ Der Jubel war unbeschreiblich. Bloor gab sich auch als fairer Gewinner der Wahl und gratulierte seinem Unterlegenen zu einem „fairen, respektvollen, aber hart umkämpften Wahlkampf“. Zudem zollte er seinen Respekt gegenüber König Percival I. für dessen Regentschaft, nun sei jedoch Zeit für Neues. König Percival I. war die Enttäuschung anzusehen. Auch er wartete lange, bis er sich ans Mikrofon traute und sprach von einem schmerzhaften Abend für das progressive Meadowhouse. Er gestand persönliche Fehler ein, räumte ein, dass er eventuell „nicht genug für unsere Ideale geworben“ hatte. Die Verluste in den großen Städten sprach er an, ohne jedoch bisher Erklärungen dafür zu haben. Bloor gratulierte er fair und rief seine Anhänger dazu auf, weiterhin Meadowhouse besser machen zu wollen und den eingeschlagenen Weg nicht zu verlassen. Nach über fünf Stunden Wahlübertragung wechselten WRF, MFS und 3Wies dann wieder das Programm. Die Menschen konnten ins Bett gehen mit dem Wissen, bald einen neuen König zu haben, ganz gleich ob sie das freut oder nicht.
Diese Wahl und die bisherigen Reaktionen darauf zeigen vor allem eines: Das politische System mit der konstitutionellen Monarchie inklusive dem Parlament als operatives Politorgan Nummer Eins funktioniert. Das Wahlsystem, das sich durch die Reform 1817 etablierte, ist allgemein akzeptiert und erfreut sich steigender Beliebtheit. Rund 29 Millionen Wähler mehr fuhr Ezechiel Bloor ein und lag damit rund vier Prozentpunkte vor dem Amtsinhaber. Zudem sind die Stimmen an Systemkritik nach prozentual zwei eher engen Königswahlen (1818 holte König Percival I. rund 56% der Stimmen) nicht wahrnehmbar. Das bedeutet, dass der Rückschluss, die Königswahlen spiegeln die gesellschaftliche Zerrissenheit des Landes wider, ein Trugschluss ist. Ihre politischen Meinungen sind durchaus differenziert und unterschiedlich, die Gesellschaft an sich ist jedoch geeint. Und mit Ezechiel Bloor bekommt sie nun wieder einen König der Mitte. Er wird im Vergleich zu König Johannes I. wohl weniger populistisch auftreten und auch durch sein noch geringeres internationales Standing und der mangelnden Bekanntheit wohl kein Polterer werden. Ihn treibt auch nicht der Reformgedanke um, wie das bei König Percival der Fall ist beziehungsweise war. Ihm ist zuzutrauen, dass er als Kriegsveteran vor allem die Wahrung des Friedens im Fokus seiner Politik hat. Somit könnte eine Annäherung an Grünland intensiviert werden, so wie es auch die voraussichtlichen Regierungsparteien vorhaben. Außenpolitisch wird er sich wohl stärker in die Staatengemeinschaft einbringen, mehrfach hatte er noch vor seiner Kandidatur seinen Unmut über die Ablehnung zum Südtitanien-Deal zum Ausdruck gebracht und auch der Verfassungsänderung zum Schutz vor negativen Wirtschaftsauswirkungen durch die Teilnahme an einer potentiellen Titanien-Union stand er kritisch gegenüber. Jedoch wird er aufpassen müssen, dass die Koalition ihm nicht den Rang abläuft. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode konnte der König zu wenige Erfolge in der Regierungsarbeit für sich beanspruchen, Schwalbenschwanz und Hubmaier waren die vorrangigen Nutznießer. Wohl mit ein Grund für den Wählerverlust des Noch-Königs.
Ein streng reguliertes Protokoll sieht nun den weiteren Ablauf vor. Bis zum 1. Januar 1823 sollen die neu bedruckten Geldscheine und Münzen in den Umlauf gebracht werden, die Krönung wird vermutlich am 16. Oktober auf Burg Daunenfels erfolgen. Ein klar geregelter Umzug Bloors aus seinem Privathaus auf die Burg wird in den kommenden Tagen erfolgen, ebenso ein erstes Treffen mit dem noch amtierenden Monarchen und seine erste Rede im Saal der Gespenster. Auch erste Treffen mit Kanzler Schwalbenschwanz und der aktuell geschäftsführenden Regierung sind ab sofort möglich, die Gespräche mit BdH und VCS werden jedoch wohl intensiver ausfallen als mit der WVD, der Bloor eigentlich nahesteht, wenngleich er parteilos ist. Die neue Konstellation mit ihm als König wird wohl auch die Koalitionsgespräche deutlich prägen. Es ist nun damit zu rechnen, dass ein weniger linkes Regierungsprogramm bevorsteht, als Teile des BdH es fordern. Der linksprogressive Flügel innerhalb der Partei mit Köpfen wie Geraldine Ginsterkatze oder Amelia Abendsegler könnte ein wenig an Auftrieb verlieren. Auch die VCS wird das zu nutzen wissen und könnte so einiges an Boden gut machen in nahenden Koalitionsgesprächen. Es scheint zudem so zu sein, dass der kommende König politisch näher an der wahrscheinlich Regierung sein wird, als noch 1818, als das ganze Wahlergebnis ein bisschen schizophren anmutete. Dies könnte die Koalitionsbildung beschleunigen, sowie die Zusammenarbeit mit dem König erleichtern. Der alten Regierung waren die Differenzen und unterschiedlichen Ansätze mehr als einmal anzumerken. Ezechiel Bloor wird wohl einer Einführung eines Reichsrats nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen, er wird jedoch versuchen wollen, seine Handschrift bei einer Etablierung deutlich zu machen. Ob Wiesenhausen damit wieder mehr Macht über das Königreich erhält, bleibt dennoch fragwürdig. Zu groß sind die Dezentralisierungstendenzen mittlerweile auch im BdH. Experten rechneten bereits am Sonntagabend damit, dass die Regierungsbildung in diesem Jahr wohl noch im Oktober abgeschlossen sein könnte. Dass eine Koalition bereits zum Tag der Krönung feststeht, ist wohl noch etwas zu optimistisch.
So steht Meadowhouse erneut vor einem Regentenwechsel. Ezechiel Bloor, bald Ezechiel I., wird der dritte meadowhousische König. Er wird kaum so viele Reformen durchsetzen wollen wie sein Vorgänger, jedoch seine Vorstellungen von Burg Daunenfels aus im Rest des Königreichs durchaus durchsetzen. Er wird wohl mit ruhigerer Hand regieren als König Percival, ob das dem Land gut tut, bleibt abzuwarten. Das Superwahljahr 1822 ist damit beendet. Nach insgesamt zehn Wahltagen in nur sechs Monaten konnten viele das Ende kaum mehr erwarten. Doch war das Ende das dramatischste und knappste Puzzlestück des Jahres. Das Land bekommt einen neuen König und steht erneut vor großen Veränderungen. Doch gerade das ist vielleicht das, was das Land braucht. Immer wieder neue Kräfte am Werk.
BdH und VCS im Jubelrausch und vor Zweierbündnis – MSP und WVD als Scherbenhaufen
Das war sie also, die Reichstagswahl 1822 im Königreich Meadowhouse. Rund 650 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben und das Parlament für die kommenden vier Jahre festzulegen. Herausgekommen ist ein Ergebnis, was man so im Vorfeld nicht für möglich gehalten hätte und welches die bisherige politische Landschaft des Königreiches fundamental verändern wird. Erstmals ist eine Zwei-Parteien-Koalition im Saal der Gespenster möglich und erstmals sind nur noch sechs Partein dort vertreten. Zudem war die Wahl von Rekordergebnissen im positiven wie negativen Sinne geprägt.
Dass einer Wiederwahl von Sebastian Schwalbenschwanz als Reichskanzler wenig bis gar nichts im Wege stehen würde, war den meisten Beobachtern klar. Zu deutlich war der Vorsprung in den Umfragen auf den Koalitionspartner und härtesten Widersacher WVD. Dass am Ende jedoch Schwalbenschwanz‘ BdH die 30%-Marke reißen würde und damit sogar fast das doppelte Ergebnis der WVD einfahren konnte, war eine wahre Sensation. 30,1 % sind das beste Ergebnis, das der BdH sowohl zu meadowhousischen als auch zu grünländischen Zeiten jemals aufgestellt hat. Historisch. Der alte und neue Kanzler konnte vor der jubelnden Menge in der Parteizentrale diese Zahlen noch gar nicht richtig einordnen und rief seine Partei zum ausgiebigen Feiern auf. Ebenso euphorisch ging es wenige Meter weiter in der VCS-Zentrale zu, als dort das Endergebnis von sage und schreibe 18,3 % feststand. Auch hier ist es das beste Ergebnis aller Zeiten für die VCS und ihren Spitzenkandidaten Heinrich Hubmaier, der ungewohnt aufgelöst wirkte. Endgültig aus dem Häuschen waren beide Parteien, als langsam aber sicher durchsickerte, dass durch die übrigen Ergebnisse und zugehöriger Überhang- und Ausgleichsmandate eine hauchdünne Mehrheit für BdH und VCS im Saal der Gespenster bestand. Erstmals in der Geschichte des Königreiches Meadowhouse ist es möglich, dass nur zwei Parteien die Regierung bilden. Laut vorläufigem amtlichen Endergebnis erreichen beide zusammen 50,2367 % der Sitze, was laut Verfassung eine Mehrheit von einem Sitz plus einem weiteren Sitz durch Ausgleichsmandat bedeutet. Somit erreichen beide Parteien 302 von 600 Sitzen im Saal der Gespenster. Eine ganz knappe Mehrheit, aber doch wohl ausreichend, dass man von einer grün-grauen Koalition ausgehen kann. Beide Parteien signalisierten bereits klare Gesprächsbereitschaft und es schimmerte auch ein großer Wille durch, diese Koalition möglich zu machen. Sowohl Schwalbenschwanz als auch Hubmaier umgarnten sich bei Singmanns Elefantenrunde bereits mit möglichen Projekten.
Für den bisherigen Koalitionspartner WVD ist diese Wahl der endgültige Tiefpunkt in einem Horrorjahr. Bereits bei den Herzogenwahlen erlitt man eine Schmach nach der nächsten und ist heute nicht in einer einzigen Herzogenregierung vertreten. Bei den Kommunalwahlen setzte es mit dem Verlust der Hauptstadt an den BdH die nächste Demütigung, die nun mit dem schlechtesten Ergebnis aller Zeiten noch übertroffen wurde. 16,3 % machen die einstige Volkspartei zur viertstärksten – oder sollte man lieber sagen: drittschwächsten – Kraft des Parlaments. Die Verzwergung scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Ein recht konfuser Auftritt des Parteichefs und Spitzenkandidaten Boris Leonhardt vor den eigenen Anhängern („soweit war’s das von mir“) setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Einigen WVD-Anhängern standen die Tränen im Gesicht, nur die Ankündigung Leonhardts, man werde sich in der Opposition neu aufstellen, sorgte für kurzen Jubel. Dies wurde jedoch später, als klar wurde, dass BdH und VCS alleine regieren können, wieder zur Makulatur. Die Stimmung bei der WVD konnte allerdings noch durch die bei der MSP unterboten werden. Die MSP ist erstmals seit der Staatsgründung nicht mehr im Saal der Gespenster vertreten. Die Umfragen hatten die Partei noch knapp im Parlament gesehen, mit 2,1 % scheiterte man am Ende aber sehr deutlich an der 3%-Hürde. Heiner Gutsdorf hielt eine bemerkenswert kämpferische Rede, die ihm so im gesamten Wahlkampf nicht gelungen war. Dort verspürte man trotz aller Trauer noch so etwas wie einen Funken Hoffnung für die Zukunft, wenngleich die Auswirkungen dieser Wahl für die Partei noch dramatischer sind, als die für die WVD.
Eher enttäuschend lief der Abend für die FED und MCM, die sich mit 16,4 % bzw. 6,3 % jeweils mehr erhofft hatten und beide leicht gegenüber 1818 verloren. Die FED bleibt trotz leichter Verluste Oppositionsführer und hat einen Sitz mehr als die WVD, die sich nun neben ihr auf der Oppositionsbank findet. Die MCM dagegen hat mit ihrem konservativeren Kurs scheinbar den falschen Weg eingeschlagen, die Alternative mit einem noch rechteren Kurs scheint jedoch auch fraglich zur Wählergewinnung zu sein. Grund zur Freude hatte dagegen die MP, die mit 7,1 % ihr bis dato bestes Ergebnis bei einer Reichstagswahl aufstellte. Mit ihr wird in Zukunft stärker zu rechnen sein, eine Verbrüderung mit der FED als linksökologische Oppositionskraft scheint wahrscheinlich. Die WVD könnte versuchen, eine BdH-VCS-Koalition aus der Mitte heraus anzugreifen, die MCM wird dies eher von rechts versuchen. Bei mehr gemäßigten MCM könnte jedoch auch ein De-facto-Bündnis mit der WVD zustande kommen. Die Parlamentsarbeit würde sich durch eine recht knappe Mehrheit sehr viel spannender gestalten als bisher. Die aktuell noch regierende Koalition hat eine Mehrheit von 65 Sitzen und war damit in Abstimmungen recht unangreifbar.
Es ist derweil davon auszugehen, dass BdH und VCS Lösungen finden werden. Mehrere Mitglieder beider Parteien stellten bereits Sondierungsgespräche ab kommender Woche in Aussicht, die Königswahl kommenden Sonntag wird man wohl gemeinsam verfolgen. Hemes Rems und Johannes von Daunenfels stellten im WRF-Höhlenpodcast bereits die Gemeinsamkeiten in den Wahlprogrammen heraus, die herrschende Euphorie beider Lager könnte zudem zum Einigungsprozess beitragen. Beide Parteien können zudem mit einem Zuwachs an Ministerposten durch den Wegfall der WVD rechnen. Ein solcher Schritt verändert die meadowhousische Parteienlandschaft wie noch keine der vorangegangenen Wahlen. BdH und WVD, lange natürliche Partner, gehen wohl nun auch offiziell den Schritt der Entzweiung, erstmals gibt es auch eine Oppositionspartei, die sich in der bürgerlichen Mitte verortet. Mehrheiten werden schwieriger zu organisieren sein, viele Politiker, die jahrelang fester Bestandteil der meadowhousischen Politik waren, könnten für immer von der öffentlichen Bildfläche verschwinden, neue Gesichter werden auftauchen. Man wird sich an viele neue Strukturen gewöhnen müssen.
Derweil kann sich Sebastian Schwalbenschwanz auf die Schulter klopfen. Er geht in eine dritte Amtszeit als Reichskanzler und hat nun bei jedem seiner Wahlsiege sein Ergebnis verbessern können. Der BdH stellt nun die einzige Volkspartei in Meadowhouse dar und ist in der Lage, in einer Koalition nur mit der VCS deutlich mehr eigene Akzente zu setzen, als noch in der zerstrittenen Dreier-Koalition mit der WVD. Auch in den nächsten Tagen wird es weitere Artikel auf dieser Homepage geben und spätestens kommenden Sonntag wird das Superwahljahr 1822 mit der Königswahl zwischen König Percival I. und Ezechiel Bloor im wahrsten Wortsinn gekrönt.
Meadowhouse vor der Wahl – Kandidaten präsentieren ihre Programme im TV
Langsam aber sicher steuert das Superwahljahr 1822 nun also auf seinen Höhepunkt zu. Am kommenden Sonntag dürfen die meadowhousischen Bürger zunächst über ihre kommende Regierung bestimmen, ehe am darauffolgenden Sonntag das Staatsoberhaupt und damit der neue König bestimmt werden wird. Nach der abgelaufenen Unterbrechung des Wahlkampfes aufgrund des Todes der britischen Königin Elizabeth II. fand am Sonntagabend bei „Singmann“ im WRF-Fernsehen der Schlagabtausch der sieben Spitzenkandidaten statt, die am Wochenende für ihre jeweilige Partei ins Rennen geschickt werden.
Der Gastgeber der Sendung, Karl-Josef Singmann, präsentierte zu Beginn der Übertragung zunächst die aktuellen Prognosen für die Parlamentswahlen: Demnach käme der BdH derzeit auf 27,5%, was nicht nur den unangefochtenen Spitzenplatz im Vergleich zu allen anderen Parteien bedeutet, sondern auch einen Zugewinn an Stimmen im Vergleich zum Wahlergebnis von 1818. Hinter der Partei des amtierenden Kanzlers scheint es am Sonntag jedoch spannend zu werden. Innerhalb weniger Prozentpunkte folgen auf den BdH nämlich WVD (18,1%), FED (16,7%) und VCS (16,8%), womit die Frage nach dem zweitgrößten potentiellen Koalitionspartner offener denn je ist. Anschließend folgen noch die MCM mit 7,6%, die MP mit 5,4% und die MSP mit 3,9%, wobei letztere sich deutlich mit der Frage auseinandersetzen muss, ob sie im nächsten Saal der Gespenster überhaupt noch vertreten sein wird. Andere Parteien kommen demnach auf 4,0%. Nach der Präsentation der Umfrage ging es dann in den inhaltlichen Austausch mit den Spitzenkandidaten der Parteien.
Das erste Wort hatte der amtierende Reichskanzler Sebastian Schwalbenschwanz, der versprach, die aus seiner Sicht „gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einigen Partnern in der Koalition fortsetzen zu wollen“. Diese Formulierung sprach bereits Bände, da sie als eindeutige Spitze gegen die WVD und dessen Spitzenkandidaten und Parteichef Boris Leonhard zu werten war, zu denen das Verhältnis über die Dauer der Legislaturperiode merklich abgekühlt war. Inhaltlich machte sich Schwalbenschwanz außenpolitisch insbesondere stark für eine Beteiligung an Gesprächen zur Titanien-Union, ohne allerdings die Verfassungsänderung von 1820 in Frage zu stellen, sowie für eine weitergehende Kooperation und allmähliche Normalisierung der Beziehungen zu Grünland. Wirtschafts- und innenpolitisch kündigte er an, die Steuern in der nächsten Legislaturperiode nicht weiter erhöhen zu wollen, da „die wirtschaftliche Lage mittlerweile glücklicherweise anders ist als 1818 und die mittleren und unteren Einkommen nicht stärker belastet werden sollten“. Darüber hinaus sprach er sich für eine Stärkung des Zaubererrates aus, der aus seiner Sicht bereits wertvolle Arbeit geleistet habe. Außerdem sprach er sich für die Einrichtung einer wissenschaftlichen Kommission aus, die das Verbot einiger noch in Meadowhouse registrierter Parteien bewerten solle: „Es ist einfach zu sagen, dass einige Parteien, etwa KPM, EMPM, NDPM, APM oder GAP schleunigst verboten gehören, doch werden die Individuen, die diesen Gruppierungen angehören, ja nicht verschwinden, nur weil die Partei verboten wurde. Möglicherweise gründen sie unter leicht verändertem Namen einfach eine neue Gruppe. Daher bin ich für die Einrichtung einer Kommission zu diesem Thema und bis dahin eine lückenlose und dauerhafte Überwachung durch die MD“. Weitere Zusagen, die Schwalbenschwanz in Aussicht stellte, waren die schrittweise vollständige Umstellung der Meadowhousischen Energieversorgung auf Acetylquartoridnomel-Kraftwerke, sowie auf Melotraub- und 10-vor-Gift-Antriebe im Straßen-, Schiffs- und Luftverkehr. Hinsichtlich des von König Percival I. ins Spiel gebrachten Vorschlages der Schaffung einer zweiten legislativen Kammer auf Reichsebene zur stärkeren Einbindung der Herzogtümer, zeigte er sich zurückhaltend, unterstützte jedoch die Bemühungen, den Staat zu dezentralisieren.
Nach Schwalbenschwanz bekam WVD-Chef Leonhard das Wort, dessen Partei in den Umfragen auf das schlechteste Ergebnis in der Geschichte des Landes zusteuert, und arbeitete sich umgehend am eigenen Kanzler ab: „Der BdH regiert nun seit acht Jahren dieses Land und stellt sich dann hier heute hin und verspricht Dinge, die er schon längst hätte durchsetzen können. Warum sollte jemand nun den Versprechen Glauben schenken, wenn das schon in der Vergangenheit nichts geworden ist?“. Außerdem kritisierte Leonhard die „Beliebigkeit“ des BdH hinsichtlich der Wahl der Koalitionspartner: „Man hat ja bei den Herzogenwahlen gesehen, dass sie anscheinend überhaupt keine programmatischen Einzigartigkeiten in ihrer Partei haben, da sie wahlweise entweder mit Mitte-Rechts oder Mitte-Links koalieren, ganz wie es zum eigenen Machterhalt reicht.“ Schwalbenschwanz reagierte daraufhin nur mit einem Kopfschütteln und dem Kommentar, dass die Wahlen im März scheinbar noch schmerzhafte Spuren bei der Direktion hinterlassen hätten. Inhaltlich sprach sich Leonhard dann ähnlich wie Schwalbenschwanz für einen Stopp der Steuererhöhungen aus und perspektivisch für eine Senkung der Abgaben. Außenpolitisch strebe er eine stärkere Einbindung Meadowhouse‘ in Titanien an, jedoch vorzugsweise auf bilateraler Ebene, anstatt durch eine Union, deren Eckpunkte noch „mehr als vage“ seien. Darüber hinaus sprach sich Leonhard für ein Verbot verfassungsfeindlicher Parteien aus und stellte die BdH-Energiepläne infrage, da es fraglich sei, ob „die genannten Quellen bis in acht Jahren schon so weit seien, um 912 Millionen Bürger zuverlässig und rund um die Uhr zu versorgen“.
Singmann widmete sich nun dem Spitzenkandidaten der dritten Koalitionspartei VCS, Schatzmeister Heinrich Hubmaier, der mit seiner Partei auf ein Rekordergebnis zusteuert, zumindest wohl aber die Zahlen von vor vier Jahren halten kann. Hubmaier wandte sich zunächst den im am nächsten Themengebieten zu: Der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Demnach soll laut ihm die Steuerlast für mittlere und untere Einkommen insbesondere dadurch gemildert werden, indem die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel abgeschafft wird. Der Einnahmenverlust des Staates soll dann durch die vollständige Streichung von Subventionen für Kerosin und Schweröl zum Betrieb in der Luft- und Seefahrt ausgeglichen werden. So soll auch der Anreiz zum Umstieg auf alternative Antriebe geschaffen werden, der schon weit fortgeschritten sei, doch noch ausbaufähig. Außerdem soll künftig der Steuerfreibetrag an die jeweils vorherrschende Inflation gekoppelt werden, um Mehreinnahmen des Staates in Form der „kalten Progression“ dauerhaft zu bannen, da diese die Bürger zusätzlich belastete. Außenpolitisch votiere er für eine Beteiligung an Gesprächen einer Titanien-Union, auch aufgrund der bloßen Bedeutung Meadowhouse‘ als Weltstaat, jedoch ohne von der Verfassungsänderung abzurücken. Das Verbot verfassungsfeindlicher Kräfte soll geprüft werden, bis dahin jedoch MD und Polizei mit mehr Mitteln ausgestattet werden. Auch solle die bisherige 3%-Hürde auf 5% angehoben werden, um eine weitere Aufblähung des Parlaments zu verhindern. Angesprochen auf eine mögliche Wunschkoalition antwortete Hubmaier vielsagend: „Die bisherige Koalition konnte ungestört und konstruktiv arbeiten, bis einige wenige Personen sich über Gebühr profilieren mussten, was das Erscheinungsbild der Regierung gestört hat. Bei einer erneuten Regierungsbeteiligung unsererseits, und diese streben wir an, hoffen wir auf weniger Egoismus und mehr Arbeit zum Wohle des Landes“.
Nach den Vertretern der Regierung war es nun an der Vorsitzenden der größten Oppositionspartei, FED-Chefin Elena Weinandt, für alternative Vorschläge zu sorgen. Die FED, die in Umfragen derzeit ungefähr bei ihrem Rekordergebnis von 1818 steht, möchte, so betonte, Weinandt, nun endlich Regierungsverantwortung übernehmen. Außenpolitisch setze sie sich für eine klare Integration Meadowhouse‘ in einer Titanien-Union ein, wobei auch die Verfassungsänderung von 1820 noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden müsse. Wirtschaftspolitisch plädiere sie für eine Erhöhung des Mindestlohns und des Kindergeldes, jedoch ohne die Steuern insgesamt zu erhöhen, sondern durch die Streichung von Subventionen und die Erhöhung des Spitzensteuersatzes. Auch sie strebe eine umweltfreundliche Verkehrswende bis 1830 an, sagte sie mit Blick zu Kanzler Schwalbenschwanz. Verfassungsfeindliche Kräfte sollten aus Weinandts Sicht nicht nur verboten werden, sondern die Bevölkerung auch aktiv über die Machenschaften jener Gruppen informiert werden, um den Zulauf zu solchen Gruppen präventiv zu bekämpfen. Außerdem strebe sie eine weitere Dezentralisierung des Staates an, wobei sie sich ausdrücklich hinter die Pläne des Königs von einer zweiten legislativen Kammer auf Reichsebene stelle.
Der nächste in der Reihe war MCM-Parteichef und Spitzenkandidat Albrecht Knucker, dessen Partei Stand jetzt mit leichten Zugewinnen im Vergleich zu 1818 rechnen kann, dennoch wohl aber deutlich einstellig bleiben wird. Knucker, der in den vergangenen Jahren immer wieder vom nationalkonservativen Flügel seiner Partei angegriffen, aber nie gestürzt wurde, legte den Fokus insbesondere auf die innere Sicherheit, seit jeher MCM-Metier. So wolle er Polizei, Ordnungskräfte und MD mit mehr finanziellen und realen Mitteln ausstatten, damit sich die Bürger weiterhin sicher fühlen könnten. Außerdem sehe er ein Verbot verfassungsfeindlicher Parteien eher kritisch, da man „momentan weiß, wo die gefährlichen Leute sind und man sie besser überwachen kann“. Einer Beteiligung an einer Titanien-Union stehe er eher ablehnend gegenüber, wobei der konkrete Plan für solch ein Bündnis auch noch nicht ausgereift sei. Wichtiger sei es jedoch, heimische Unternehmen gegen die Übernahme internationaler Investoren und Konglomerate zu schützen. Wirtschaftspolitisch wolle seine Partei insbesondere die angehäuften Staatsschulden abbezahlen, um nicht schlechtere Kreditwürdigkeit zu geraten, weshalb keine tiefgreifenden Steuerreformen geplant seien. Für Irritationen und Kopfschütteln sorgte jedoch insbesondere seine Weigerung, die Beziehungen mit Grünland auszubauen. Kanzler Schwalbenschwanz nannte dies kurz „kurzsichtig“ und VCS-Chef Hubmaier sprach von „einer Beleidigungsmentalität und potentiell vertanen Chancen zur Überwindung tiefer Gräben auf beiden Seiten“.
Nach Knucker war schließlich MP-Chef Rainer Schubert an der Reihe, der, ganz im Gegensatz zu 1818 wohl nicht darum fürchten muss, dass seine Partei nicht ins Parlament einziehen wird, da die MP ihr Ergebnis von vor vier Jahren fast verdoppeln würde. Schubert betonte sodann auch, den pragmatischen Kurs der letzten vier Jahre fortsetzen zu wollen und die Eskapaden der Vergangenheit angehören zu lassen: „Wenn Sie von mir jetzt etwas zu „Flower-Power“ und Tierrechten erwartet haben, muss ich Sie leider enttäuschen“, sagte er unter dem Gelächter des Publikums. Inhaltlich setze sich seine Partei jedoch weiterhin klar für einen Abbau fossiler Energieträger und Antriebsstoffe ein, sowie für eine Streichung der Subventionen für derartige Substanzen auf kurze Sicht. Wirtschaftspolitisch wolle die MP derzeit ruhig neue Schulden aufnehmen, da die konjunkturelle Lage dies erlaube und damit den Mindestlohn anheben, sowie Kinder- und Wohngeld maßgeblich anheben. Verfassungsfeindliche Parteien sollen verboten und eine weitere Überwachung der beteiligten Akteure möglich gemacht werden. Einer möglichen Titanien-Union stehe man skeptisch gegenüber, wolle zwar Gespräche führen, die potentiellen Implikationen jedoch genau auf ihre Auswirkungen auf die mittelständischen Unternehmen des Landes und hinsichtlich der Umweltverträglichkeit prüfen lassen. Außerdem unterstütze man die Pläne der Schaffung einer zweiten legislativen Kammer und wolle landesweit weitere Naturschutzparks schaffen, insbesondere auch im touristisch beliebten Weißen Gebirge.
Schlussendlich kam noch MSP-Chef Heiner Gutsdorf zu Wort, der als einziger in der Runde darum fürchten muss, im nächsten Parlament nicht mehr vertreten zu sein. Derzeit steht die MSP nur knapp über der 3%-Hürde und würde ihr ohnehin schon desaströses Ergebnis von 1818 nochmals deutlich unterbieten. Angesprochen darauf übte sich Gutsdorf in Zweckoptimismus und betonte seine Bereitschaft, an einer potentiellen Regierung teilnehmen zu wollen. Die MSP stünde weiterhin für klare soziale und nachhaltige Werte, die in der Politlandschaft gebraucht würden. So solle im Wirtschafts- und Sozialbereich nicht nur Mindestlohn, Kindergeld und Arbeitslosengeld angehoben werden, sondern auch die Unterstützung für Rentner, Studierende und Alleinstehende. Finanziert werden solle dies durch eine kräftige Anhebung des Spitzensteuersatzes, einem Ende der Ausnahmen für Unternehmen von der Gewerbesteuer, sowie der Streichung zahlreicher Subventionen. Sollte dies noch nicht ausreichen, wären auch neue Schulden denkbar. Hinsichtlich einer Titanien-Union positionierte sich Gutsdorf nicht eindeutig und wolle erst einmal die weiteren Entwicklungen abwarten, ehe ein finales Urteil gefällt werde. Unterstützung erfuhren seinerseits sowohl das Verbot verfassungsfeindlicher Kräfte, sowie die Schaffung einer zweiten legislativen Kammer auf Reichsebene.
Zum Abschluss der Sendung ging es noch um die am 25. September stattfindende Königswahl. Karl-Josef Singmann präsentierte auch hier eine Umfrage, die jedoch laut eigener Aussage nur näherungsweise das Ergebnis vorhersagen kann. Demnach würden sich 39% derzeit für eine Wiederwahl von König Percival I. entscheiden, 32% für seinen Herausforderer Ezechiel Bloor und 29% wüssten noch nicht, wen sie wählen wollten. Angesichts dieser Zahlen fragte Singmann in die Runde, wer welchen Kandidaten unterstütze. Während sich Leonhard und Knucker sofort klar hinter Bloor positionierten und Weinandt, Schubert und Gutsdorf für Percival I. votierten, holten Schwalbenschwanz und Hubmaier auf Nachfrage etwas weiter aus. Der Kanzler sagte: „Zunächst möchte ich keine Wahlempfehlung abgeben, da ich immer noch leitendes Mitglied der Exekutive bin und das der Wichtigkeit der Wahl nicht gerecht wird. Dennoch kann ich sagen, dass die Zusammenarbeit mit König Percival I. in den letzten vier Jahren angenehm reibungslos verlief und besser als gedacht, auch wenn es hier und da mal Unstimmigkeiten gab. Aber auch mit einem König Ezechiel Bloor könne man sich sicherlich arrangieren.“ Hubmaier wiederum argumentierte: „Grundsätzlich unterstützen wir die Wahl von Ezechiel Bloor als neuen König, müssen jedoch auch dem amtierenden Monarchen Tribut zollen für seinen Pragmatismus und die Bereitschaft, eigene Positionen und Ansichten zu hinterfragen und wenn nötig zu ändern. Insofern lief die Legislaturperiode auch von unserer Seite reibungsloser als zunächst befürchtet.“
Insgesamt darf man auf die nächsten beiden Sonntage sicherlich höchst gespannt sein. Wieder einmal stehen die Zeichen im Saal der Gespenster auf Regierungswechsel, da es als fast ausgeschlossen gilt, dass sich BdH, WVD und VCS noch einmal auf eine Koalition verständigen können. So muss sich Kanzler Schwalbenschwanz wohl neue Partner suchen, doch ist die Auswahl limitiert: Für ein Linksbündnis mit FED und MP würde es Stand jetzt knapp nicht reichen, doch stellt sich dort auch die Frage, ob der gemäßigte Parteiflügel dies mitmachen würde. Ein konservatives Bündnis mit VCS und MCM scheint aber ebenso ausgeschlossen zu sein. Konstruktionen wie BdH-VCS-FED, BdH-VCS-MP oder BdH-FED-MCM können zwar auf Herzogebene funktionieren, würden auf Reichsebene von den beteiligten Parteien aber viel Mut zum Kompromiss und zur Disziplin erfordern. Es dürften spannende letzte Wahlkampftage werden.
Reichsweite Kommunalwahlen bestätigen politische Trends der letzten Monate
Nach den Herzogen- und Königsvorwahlen standen am Sonntag die nächsten politischen Stimmungstests für die Parlaments- und Königswahlen im September an. Mit den reichsweiten Kommunalwahlen, bei denen in insgesamt knapp 400 Kommunen und kreisfreien Städten fast 600 Millionen Bürger zur Wahl aufgerufen waren, stand diesmal die unterste politische Ebene im Königreich im Fokus. Von besonderem Interesse waren gerade die Ergebnisse in den großen Städten, sowie überraschende Wahlausgänge in den ländlichen Regionen. Dabei bestätigte sich jedoch insgesamt der politische Trend, der in diesem Jahr auch auf den anderen politischen Ebenen zu erkennen war.
So bleibt der Norden des Königreichs vor allem von der VCS dominiert, die insbesondere in einigen ländlichen Wahlkreisen in Preußen häufig mehr als 50% der Stimmen holte. Hier sorgte stand am Ende des Tages auch der höchste Wahlsieg eines Kandidaten im reichsweiten Vergleich fest: Georg Hedenbrink, Bürgermeister der Gemeinde Niederbahndorf am Niederstein erreichte 86% der Stimmen und durfte in seine dritte Amtszeit gehen. In den großen Städten hingegen gab es in Preußen und auch in Saphirento nicht allzu viele Veränderungen. In Karburg und Khevenbach gewann die VCS erneut mit 35,4% für Hans-Peter Oellde bzw. 34,2% für Marianne Tosenburg und wird somit dort erneut die Bürgermeister stellen. Ausnahme war Tierhagen, wo sich die MCM das Amt des Bürgermeisters sicherte und so eine achtjährige Regentschaft der WVD am Niederstein beendete. Neuer Bürgermeister dort ist der erst 34-jährige Matthias Fehrhoff. In Saphirento hingegen konnte die WVD aufgrund alteingesessener und im Volk beliebter Kandidaten einige Erfolge verzeichnen. In der Herzogenhauptstadt Saphirento geht Oberbürgermeister Eduard Mooser (WVD) in seine dritte Amtszeit und braucht dafür auch nur einen kleinen Koalitionspartner angesichts eines für WVD-Verhältnisse mittlerweile unwirklich erscheinenden Ergebnisses von 42,5%. In Rubinburgh sicherte sich die Ideengeberin der Wasserstadt, Marie Haas (MSP) ihre dritte Amtszeit und ist damit weiterhin die einzige MSP-Bürgermeisterin nördlich des Ysens. Ein Debakel erlitt die WVD jedoch auf dem Land, wo sie fast drei Viertel ihrer Bürgermeisterpositionen verlor und entweder an die VCS, den BdH oder die MCM verlor.
In der Mitte des Königreichs hingegen dominiert nun der BdH. Neben dem als Paukenschlag zu bezeichnenden Ergebnis in der Hauptstadt Wiesenhausen, wo die Heimatpartei WVD erstmals seit der Reichsgründung abgewählt wurde (mehr dazu unter der Rubrik „Über Wiesenhausen“), ging es auch in anderen Kommunen und Städten für die Volks-Direktion in die Opposition. Einzige Ausnahme war Ranstedt, wo sich der amtierende Bürgermeister Bernd Kroll knapp eine zweite Amtszeit sichern konnte. Ansonsten konnte der BdH jedoch entweder seine Ämter verteidigen (Westerdamm, Fiona Bergkamp, zweite Amtszeit / Hamsterdamm, Uwe Perndorf, dritte Amtszeit) oder neu ins Rathaus der betreffenden Stadt einziehen (Kullburg, Joachim Vollmar / Nordsen, Agathe Romanewski) und dabei einen WVD-Vorgänger ablösen. In Santo Opalo und Mövental gewann hingegen die FED erneut die Bürgermeisterwahlen, sodass dort Heiner Pfuhl und Simone Schachmann ihre zweite bzw. dritte Amtszeit antreten konnten. Auf dem Land hingegen konnte die WVD hier ein wenig Schadensbegrenzung betreiben, verlor jedoch auch dort etwa ein Drittel ihrer Amtsinhaber, insbesondere an den BdH und im Norden von Wiesenhausen und Santo Opalo erneut an die VCS.
Im Süden des Königreichs konnten dann auch MSP und MP einige Erfolge für sich verzeichnen. Die MSP wird auch weiterhin den Oberbürgermeister von El Grande stellen, da sich Jens Pierch knapp gegen seinen Herausforderer vom BdH durchsetzen konnte und somit in seine dritte Amtszeit gehen wird. Auch in Keslenburg regiert die MSP weiterhin und verhalf Ursula Mahren-Kleeberg so zu ihrer zweiten Amtszeit. In Chaconne gewann etwas überraschend die MP die Wahl zum Bürgermeister und stellt damit zum ersten Mal in der Geschichte einen solchen Amtsträger in einer Millionenstadt. Volker Schwandorf konnte sein Glück nach Bekanntgabe des Ergebnisses noch gar nicht fassen. In den letzten beiden großen Städten Südstrands, Campinas (Tanja Giesing, FED) und San Laven (Robert Marhöfer, BdH), blieben die Amtsinhaber im Amt und dürfen weiter im Rathaus residieren. Auf dem Land zeichnete sich im südlichen Teil des Königreiches hingegen ein schwierig auszumachender Trend ab. Während gerade die FED einige Kreise gewinnen konnte, waren es insbesondere BdH und MP, die Zugewinne verzeichnen konnten, häufig zulasten von MSP und WVD.
Insgesamt zeichneten also die reichsweiten Kommunalwahlen im Königreich im Großen und Ganzen den Trend der Wahlen der letzten Monate nach. Zu den Verlierern gehören neben der WVD insbesondere die MSP, auch wenn der Erhalt so wichtiger Bastionen wie Rubinburgh, El Grande und Keslenburg sicherlich ein wenig darüber hinwegtröstet. Bei der WVD hingegen sieht auch auf der untersten politischen Ebene zurzeit nicht gut aus, so verlor die Volks-Direktion bei diesen Kommunalwahlen insgesamt 60% ihrer zuvor gehaltenen Kommunen oder kreisfreien Städte, darunter ihren Gründungsort und die Hauptstadt Wiesenhausen. Einem positiven Trend folgen dagegen momentan die Ergebnisse von VCS, die insbesondere im Norden zur Volkspartei mutiert und BdH, der prinzipiell überall erfolgreich sein kann, seine Kernwählerschaft aber vor allem in der Mitte des Landes findet. FED, MP und MCM konnten ihre Positionen nach den Kommunalwahlen nicht maßgeblich verändern, verzeichneten einige Erfolge, mussten aber auch Rückschläge einstecken, womit sie ihre Machtbeteiligung auf kommunaler Ebene ungefähr gleich gehalten haben. Somit bestätigen die Kommunalwahlen 1822 also erneut den reichsweiten Trend dieses Superwahljahres und beenden zugleich die Kolonne an Wahlen vor den wichtigsten beiden Wahlen im September. Von nun an gibt es keine offiziellen Stimmungstests mehr, denn die nächste Wahl ist bereits die entscheidende Parlamentswahl am 18. September, gefolgt von der Königswahl eine Woche später. Es dürfte ein spannender Endspurt werden.
Regierungsbildungen abgeschlossen – Neue Bündnisse auf Herzogtumebene
Vier Monate nach der Herzogenwahl im März schloss nun auch das letzte Herzogtum, Santo Opalo, seine Regierungsbildung ab und vereidigte die neue politische Führung am Mittwoch. Damit geht wohl eine der längsten Regierungsfindungen in der Geschichte zu Ende, auch wenn Santo Opalo aufgrund des Wahlergebnisses vom März diesbezüglich schon vorgewarnt war. In anderen Herzogtümern hingegen arbeiten die im Frühjahr gewählten Regierungen schon seit zwei Monaten, da die dortige Konstellation eine deutlich schnellere Regierungsbildung zuließ. Insgesamt lässt sich feststellen, was nach der letzten Wahl 1817 nur in Ansätzen erkennbar war: Neben den auf Regierungsposten abonnierten großen Parteien BdH und WVD gelingt es mittlerweile auch immer besser den kleineren Parteien, sich entweder an die Spitze im Vergleich mit den anderen Parteien zu setzen, oder sich aufgrund starken Wählerzulaufs so unentbehrlich zu machen, dass eine Regierungsbeteiligung alternativlos erscheint. Es folgt eine Übersicht über die nun für fünf Jahre amtierenden Regierungen auf Herzogtumebene in Meadowhouse, verbunden mit einigen inhaltlichen Positionen der neuen Exekutiven und einem vagen Ausblick auf die Zukunft und die Bedeutung der Bündnisse, auch im gesamtstaatlichen Kontext.
Preußen: Hebdal holt den BdH mit ins Boot – Regierungsbildung schnell abgeschlossen
Die erste Herzogenregierung, die bereits Ende April feststand, war die Regierung im nördlichen Herzogtum Preußen. Amtsinhaber Georg Hebdal, der im März das beste Ergebnis aller Kandidaten reichsweit eingefahren hatte, tauscht damit seinen Koalitionspartner der letzten zehn Jahre, die WVD, gegen den BdH aus. Damit stellen die beiden Parteien, die im März die deutlichsten Stimmzuwachse verzeichnen konnten, auch die Regierung und verfügen künftig über eine komfortable Mehrheit von 175 der insgesamt 300 Mandate im Karburger Senat. Zu Beginn führte die VCS noch kurz Gespräche mit der konservativen MCM, doch zerschlugen sich eventuelle Sondierungsüberlegungen schnell, nachdem sich die preußische MCM infolge der auch bei ihnen deutlich ausfallenden Wahlniederlage personell neu aufstellen wollte und ein Ansprechpartner fehlte. Somit schritten die Gespräche mit dem BdH im Norden des Königreiches schnell voran und man einigte sich binnen weniger Wochen auf einen Koalitionsvertrag. In diesem werden verschiedene Punkte aus dem Wahlkampf der Parteien berücksichtigt. So wird ein großes Konjunkturprogramm für die Schifffahrtsindustrie geplant, welches die Bedeutung und die Wichtigkeit dieses Industriezweiges im Norden ausbauen soll. Neben einer rein finanziellen Förderung, wie es die VCS gefordert hatte, wird nun jedoch auch verstärkt in ökologisch verträgliche Antriebe investiert, was der BdH im Vertrag durch setzte. Darüber hinaus soll es eine Reform hinsichtlich der Einreise aus Grünland in das Herzogtum geben: Während die Grenzen grundsätzlich weiterhin strikt kontrolliert werden sollen, soll es Arbeitnehmern oder ausländischen Personen, die einen Job in Meadowhouse in Aussicht haben, einfacher gemacht werden, ins Land einzureisen. Kompromisse gab es zudem beim Thema des Baus neuer Autobahnen, wo die VCS dem BdH entgegenkam, sodass zunächst alte Fernstrecken ausgebaut werden sollen, anstatt neue Straßen zu bauen, und beim Thema Unternehmensbesteuerung, wo sich der BdH gegenüber der VCS verpflichtete einen Antrag, diese Besteuerung der Herzogtumsebene zuzuschlagen, gegenüber dem Saal der Gespenster zu unterstützen.
Saphirento: Reinfeldt neuer Herzog – Zweierbündnis mit VCS mit knapper Mehrheit
In der ehemaligen WVD-Hochburg Saphirento regiert seit Anfang Mai nun der BdH zusammen mit der VCS. BdH-Spitzenkandidat Erhard Reinfeldt ist somit zum ersten Herzog von Saphirento geworden, der nicht das Parteibuch der WVD besitzt. Auch hier war die Koalitionsbildung vergleichsweise schnell abgeschlossen. Nachdem BdH und VCS die einzigen beiden Parteien waren, die im März deutlich hinzugewonnen hatten, schien eine Regierung der beiden Wahlgewinner schon am Wahlabend mehr als wahrscheinlich, zumal sich die jeweiligen Herzogenverbände auch inhaltlich nahe stehen. So gelang es dem BdH zudem, ein Bündnis aus VCS, WVD und MCM zu verhindern, indem man eine konsequente und konstruktive Sondierungs- und Koalitionstaktik verfolgte. Die VCS rückte von genanntem Vorhaben aber ohnehin schnell ab, da sich die Herzogenverbände von WVD und MCM nach den deutlichen Niederlagen noch in der Findungsphase befinden. So wurde Erhard Reinfeldt in der zweiten Maiwoche schließlich vereidigt und führt eine Koalition an, deren inhaltliche Schwerpunkte ziemlich ausgewogen zwischen wirtschaftsliberalen und sozialen Akzenten liegen. So wird es künftig eine Ausweitung der Ölförderung vor der saphirentischen Küste geben, sowie eine verstärkte Investition in den Bereich der Infrastruktur, etwa neue Häfen oder Autobahnen. Die Landwirtschaft in der Saphierer Börde soll von bürokratischen Hindernissen befreit werden, die Schutzzonen als Rückzugsgebiete für Tierarten jedoch vergrößert und als Nationalparks ausgewiesen werden. Außerdem wird es verstärkte Investitionen in die Sicherheits- und Familienpolitik geben, etwa mit der Erhöhung des Kindergeldes. Während der BdH durchsetzen konnte, dass das Uran der Saphierer Börde auch weiterhin einem Abbauverbot unterliegt, konnte die VCS eine Anhebung der Arbeitslosenbezüge erreichen. Insgesamt soll also viel investiert werden im Nordosten von Meadowhouse, was über die Einnahmen der verstärkten Ölförderung gelingen soll.
Wiesenhausen: Maszliskus mit „Koalition der Mitte“ – VCS und FED in Regierung dabei
Im Herzogtum der Hauptstadt Wiesenhausen dauerten die Sondierungen und Verhandlungen hingegen schon deutlich länger als in den beiden zuvor genannten Herzogtümern. Erst Mitte Juni konnten sich hier drei Parteien auf eine Regierungsbildung verständigen, doch war das Ergebnis durchaus überraschend. Denn neben der nach wie vor stärksten Kraft auf Schloss Wiesenhausen, dem BdH, werden künftig auch VCS und FED im Westen des Königreiches mitregieren in einem Bündnis, dass auch am Wahlabend so nicht vorherzusehen war. Doch es folgten langwierige und schwierige Verhandlungen. Zunächst sondierte Maszliskus getrennt mit VCS und WVD einerseits und mit FED und MP andererseits. Doch in beiden Runden gab es immer wieder Schwierigkeiten: Während in ersterer Konstellation die WVD, wohl auch beeinflusst von der Reichs-WVD, immer wieder für Probleme sorgte und diese Verhandlungen zudem in die Nachwehen des erst mit Verspätung verabschiedeten Reichsetats fielen, wo die WVD ebenfalls als querulantisch aufgetreten war, war es in zweiter Runde die MP, die mit einigen Forderungen gerade dem gemäßigten Flügel des BdH immer wieder Unverständnis entlockten. So waren bald schon eineinhalb Monate vergangen, ehe Maszliskus zu einem unkonventionellen Schritt griff: Er lud zunächst an einem Tag in Einzelgesprächen FED und VCS jeweils nach Schloss Wiesenhausen ein, führte die beiden Parteien dann jedoch am selben Tag zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen. Den Spitzen von FED und VCS, die von diesem Vorgehen überrascht wurden, blieb nichts anderes übrig, als Ideen auszutauschen, wobei gewisse Schnittmengen offenbar wurden. So vereinbarte man weitere Gespräche und einigte sich nach weiteren vier Wochen schließlich tatsächlich auf eine Regierung, die mit 242 von insgesamt 400 Mandaten auch über eine stabile Mehrheit aus Schloss Wiesenhausen verfügt. Marko Maszliskus wird damit weiter als Herzog amtieren dürfen und hat darüber hinaus seine Fähigkeiten als Moderator zwischen verschiedenen Positionen unter Beweis gestellt. Inhaltlich gab es zwischen den drei Parteien in Wiesenhausen insbesondere Gemeinsamkeiten im Bereich der Ökologie: So wird es künftig deutlich schwieriger werden, neue Skigebiete im Weißen Gebirge zu erschließen und die bestehenden Gebiete sollen regelmäßig überprüft werden, um eine eventuell zu hohe Belastung durch Touristen zu verhindern. Darüber hinaus soll es Subventionen für Firmen geben, die in grünere und umweltfreundlichere Technologien investieren oder ihre Produktion entsprechend umstellen und der Ysen soll, insbesondere in den urbanen Regionen des Herzogtums, aus seinem Betonbett befreit werden. Außerdem wurde ein Dezentralisierungsprogramm beschlossen, welches den ländlichen Räumen außerhalb der Hauptstadt Wiesenhausen zugute kommen soll, wobei auch Institutionen in andere Ballungszentren verlagert werden sollen. Doch gab es auch Kompromisse, die die Parteien eingehen mussten: Der BdH verzichtete auf eine explizite Festschreibung, wie den Kommunen mehr Mitspracherecht auf Reichsebene gegeben werden soll, die VCS unterstützte die ökologischen Themen in größerem Maße als in ihrem Wahlprogramm angegeben und die FED musste Abstriche im Bereich der Volksentscheide und der Legalisierung weicher Drogen hinnehmen. Trotz alledem wurde mit dem Bündnis aus BdH, VCS und FED so ein interessantes Regierungsteam geformt, dessen Erfolgsbilanz sicherlich genauestens verfolgt werden wird.
Santo Opalo: Jäger neuer Herzog – WVD verwehrt Riesenkalmar zweite Amtszeit
In Santo Opalo war die Situation schon am Wahlabend dramatisch: Nur 0,3% lagen am Ende zwischen der letztlich siegreichen FED von Spitzenkandidat Thomas Jäger und dem BdH mit Amtsinhaber Ronald Riesenkalmar. Ebenfalls schon im März war klar, dass die Regierungsbildung im Osten des Königreiches wohl die langwierigste werden würde, doch mit vier Monaten Verhandlungen hatten dann auch die größten Pessimisten wohl nicht gerechnet. Doch Mitte Juli war war nun endlich klar, wer in Santo Opalo über die nächsten fünf Jahre regieren wird und die Entscheidung zwischen den beiden stärksten Fraktionen FED und BdH musste letztlich gar nicht getroffen werden, denn beide werden, mit Unterstützung der MP, künftig als Exekutive in Santo Opalo fungieren. Der letztlichen Einigung waren nervenaufreibende Monate frustrierender Verhandlungen vorausgegangen. Die FED, zunächst als Wahlsiegerin in der Position, eine Regierung zu bilden, lud zunächst BdH und MP zu Gesprächen ein, doch der BdH, der im Senat von Santo Opalo die gleiche Anzahl an Mandaten errungen hatte wie die FED, machte der FED Ende April zunächst einen Strich durch die Rechnung und kündigte die Sondierungsgespräche auf. Zunächst schien Ronald Riesenkalmars Plan auch aufzugehen: Die FED, die jenseits des BdH allenfalls mit einem Viererbündnis eine Mehrheit hätte produzieren können, übergab den Regierungsbildungsauftrag nun an den BdH, der sich kurz darauf mit WVD und VCS zusammensetzte. Doch während man sich mit der VCS recht schnell auf gemeinsame Punkte einigen konnte, stellte sich die WVD hier quer und rückte von ihrer schon im Wahlkampf geäußerten Position, mit dem BdH nicht erneut in eine Regierung gehen zu wollen, nicht ab. So zogen sich die Verhandlungen bis Ende Mai hin, ehe auch Ronald Riesenkalmar das Scheitern seiner Bemühungen kundtun musste. Für kurze Zeit sah es sogar so aus, als ob es Neuwahlen geben würde, doch dann ließ sich Riesenkalmar erneut zu einer Gesprächsrunde mit Vertretern von FED und MP überreden, in welcher nach weiteren sechs Wochen harter Verhandlungen schließlich eine Einigung verkündet wurde. Den Herzog stellt damit die FED, aufgrund des denkbar knappen Vorsprungs bei der Wahl und der BdH muss als größerer Juniorpartner in der Koalition einen Machtverlust erleiden, wobei die neue Koalitions eine Mehrheit von 199 der insgesamt 360 Mandate im Senat von Santo Opalo hat. Inhaltlich hingegen zeigt der Koalitionsvertrag, den die drei Parteien vorstellten, eine ziemlich klare grüne Handschrift. So soll die Schnellfahrstrecke zwischen Nordsen, Santo Opalo und Mövental zwar gebaut werden, jedoch als rein elektrifizierte Strecke, um Ressourcen, etwa Melotraub und Acetylquartoridnomel, der Schifffahrtsbranche zu überlassen. So soll auch die Lautstärke der auf den Flüssen des Herzogtums eingesetzten Passagier- und Handelsschiffe gesenkt werden. Die FED konnte sich insbesondere hinsichtlich der Entflechtung von Wirtschaft und Politik durchsetzen, sodass die Banken aus Santo Opalo nun nicht nur halbjährlich verpflichtend einen Bericht zum Zaubererrat schicken müssen, in welchem die Geschäftszahlen dokumentiert und das weitere Vorgehen erläutert werden müssen, sondern auch eine Karenzzeit von fünf Jahren zwischen dem Ausscheiden aus einem politischen Amt und der Übernahme einer wirtschaftlichen Tätigkeit eingehalten werden muss. Der BdH konnte sich mit seiner Forderung nach dem Anbau und dem medizinischen Verkauf leichter Drogen durchsetzen, was ein Novum in der Meadowhousischen Geschichte bedeutet, und die MP setzte umfangreiche Subventionen für Windkraft- und Solarunternehmer durch, wobei die zuvor geforderte Summe von 10.000 Tropalen pro Solaranlage im Koalitionsvertrag nicht genannt ist. Somit lässt sich der BdH in Santo Opalo also erstmals als Juniorpartner einer linksgerichteten Regierung ein, wobei dies insbesondere der Blockadehaltung der WVD zu „verdanken“ ist, die von ihrer Position nicht abrücken wollten. Ronald Riesenkalmar gelang damit nicht das selbe Kunststück wie seinem Kollegen Siegfried von Malmenberg in El Grande 1817, doch ist auch er weiterhin Teil der Regierung.
El Grande: Von Malmenberg setzt auf Ausgleich – Dreierbündnis mit Konfliktpotential
In El Grande einigte man sich Anfang Juni schließlich auf eine Regierungskoalition, nachdem auch dort die Wahlergebnisse nur Dreierbündnisse als Optionen offen ließen. Da ein Bündnis mit der WVD aufgrund endloser Streitigkeiten in der Vorgängerregierung keine Option mehr war, begab sich Herzog von Malmenberg jenseits des bisherigen Regierungspartners auf Mehrheitssuche und sprach dabei mit jeder Partei außer der WVD. Nach umfangreichen Gesprächen wertete ein parteiinterner Rat der Parteispitze die Ergebnisse aus, auf deren Basis dann weitere Gespräche geführt wurden. Dieses unkonventionelle, aber effiziente Vorgehen des BdH führte schließlich Mitte Mai zur ersten Gesprächsrunde zwischen BdH, FED und VCS, die auf Basis ihrer Wahlprogramme nicht notwendigerweise zusammengepasst hatten. Dennoch einigte man sich nach vier Wochen intensiver Beratungen auf einen Koalitionsvertrag, der jedoch durchaus Konfliktpotential birgt, der Regierung jedoch auch eine deutliche Mehrheit von 219 der insgesamt 340 Mandate im Senat von El Grande. So soll es umfangreiche Arbeitnehmerreformen geben, was vor allem BdH und FED versprochen hatten und Zahlungen für Unternehmen, in denen gewerkschaftliche und ansonsten arbeitnehmerfreundliche Bedingungen gefördert werden. Die VCS hingegen konnte ein Ausufern der Ausgaben des Herzogtums verhindern und zudem Steuerentlastungen für Alleinstehende durchsetzen, was auch die FED propagiert hatte. Zudem sollen Steuererhöhungen nach Willen der VCS nur in Ausnahmefällen möglich sein, während ansonsten jede sozialstaatliche Maßnahme eingehend geprüft werden soll. Diese Punkte wiederum schmeckten vor allem der investitionsfreudigen FED nicht allzu sehr, doch auch ihre Forderung nach mehr bürgerlicher Beteiligung wurde berücksichtigt. Der BdH hingegen sieht seine Rolle in der neuen Koalition als die eines Vermittlers zwischen der eher linken FED und der gerade in El Grande eher konservativen VCS, sodass zwar investiert wird, aber mit Augenmaß und dass keine lockere Geldpolitik getätigt wird, das Herzogtum aber dennoch nicht zum Stillstand kommt. Für Herzog von Malmenberg ist es ein wagemutiges Experiment, welches bei Gelingen jedoch durchaus Respekt abverlangen wird.
Südstrand: Farnmann neuer Herzog – MCM sichert sich Regierungsbeteiligung
Dass es in Südstand zu einem Wechsel hinsichtlich der Parteizugehörigkeit des Herzogs kommen würde, war bereits am Wahlabend klar, als die FED sich souverän den Wahlsieg sicherte. Dennoch war die Frage der Regierungsbildung noch nicht abschließend geklärt, da die FED in Südstand ein gemäßigtes Programm fuhr und sich regelmäßig auch mit der deutlich radikaler auftretenden Linken, etwa der Südstrand-MP auseinandersetzte. Christoph Farnmann führte so zunächst Gespräche mit dem BdH, dessen Regierungsbeteiligung trotz Stimmenverlusts beinahe alternativlos war. Für den dritten Regierungspartner hingegen musste man länger suchen und insbesondere ein inhaltlicher Punkt war dabei entscheidend: Die Frage der gewerblichen und wirtschaftlichen Nutzung und Erschließung des Lomera-Regenwaldes oder dessen Schutz. Da sowohl BdH und FED für letzteres eintraten, schieden VCS und WVD schon aus, ebenso wie die MSP mangels genügender Stimmen. So blieben am Ende MP und MCM, die sich beide für den Schutz von Meadowhouse‘ größtem Wald einsetzten. Während die Beratungen mit der MP jedoch immer wieder aufgrund deren Weigerungen zur Förderung bestimmter Wirtschaftszweige und der Ablehnung des Bürokratieabbaus verzögert wurden, fand man zusammen mit der MCM schnell Gemeinsamkeiten, auch weil der MCM-Herzogenverband in Südstrand ein sehr gemäßigtes Programm fuhr und damit außerordentlich erfolgreich bei der Wahl im März gewesen war. Anfang Juni schließlich verkündete man dann eine Einigung auf eine Koalition von FED, BdH und MCM, was ein interessantes Bündnis sein dürfte. Inhaltlich einigte man sich vollumfassend auf den Schutz des Lomera-Regenwaldes und der dort lebenden indigenen Völker, sodass weitere Rodungen erst einmal in die Ferne gerückt zu sein scheinen. Darüber hinaus möchte man in den übrigen Teilen des Herzogtums jedoch mittels Subventionen und Förderungen Unternehmen ansiedeln, um die klamme Kasse des Herzogtums zu füllen und es nicht nur vom Tourismus abhängig zu machen. Arbeitnehmer sollen zudem steuerlich entlastet werden, was insbesondere FED und MCM gegen den BdH durch setzten, doch soll die Unternehmenssteuer nach dem Willen der Koalitionäre Herzogtumssache werden, wofür ein Antrag im Saal der Gespenster geplant ist. Außerdem soll die Bürokratie in der Schifffahrtsbranche abgebaut werden und der Bau neuer Hotels an der Küste nach klaren ökologischen Standards erfolgen. Mit der „Koalition der Gemäßigten“, wie sie der neue Herzog Farnmann nannte, geht die FED durchaus ein Wagnis ein, doch könnte sie auch der große Sieger sein, sofern diese Regierung Südstrand maßgeblich voranbringt.
Insgesamt ist die Landkarte von Meadowhouse politisch gesehen nun also deutlich vielfältiger als vor der Wahl. Mit Koalitionen aus VCS-BdH, BdH-VCS, BdH-FED-VCS, FED-BdH-MP, BdH-FED-VCS und FED-BdH-MCM gibt es so viel Abwechslung in der Exekutive der Herzogtümer wie noch nie. Auffällig dabei ist, dass der BdH in allen Regierungen vertreten ist, nun jedoch einen Herzog weniger stellt als zuvor. Weitere Gewinner der Wahlen sind eindeutig VCS und FED. Die VCS ist nun in vier von sechs Regierungen vertreten und stellt einen Herzog, die FED ist ebenfalls in vier Koalitionen dabei und stellt sogar zwei Herzoge. Beide Parteien werden damit auch ihre Wichtigkeit auf Reichsebene sicherlich steigern können. Doch auch MP und MCM können Grund zur Freude haben: Die MP ist erstmals überhaupt an einer Regierung beteiligt und die MCM kehrt zumindest in einem Herzogtum nach fünf Jahren Abstinenz mal wieder in die Exekutive zurück. Klare Verlierer sind hingegen WVD und MSP. Während die MSP nach wie vor auf ihre erste Regierungsbeteiligung warten muss, fliegt die WVD in allen sechs Herzogtümern aus der Regierung und wird künftig nur noch in der Opposition zu finden sein. Sollte ihr das im Herbst auch auf Reichsebene passieren, wäre das absolute Debakel wohl perfekt, zumal auch WVD-Königskandidat Burg seine Nominierung verpasste.
Was die Regierungsbildungen letztlich für die Parlamentswahlen im September bedeuten, ist hingegen nur bedingt zu sagen. Klar ist, dass BdH, VCS und FED, sowie in der zweiten Reihe MP und MCM sich nur wenig Sorgen machen müssen, überhaupt keine Aussichten auf eine Regierungsbeteiligung auch auf Reichsebene zu haben, während das bei WVD und MSP anders aussieht. Welches der auf Herzogtumebene geschmiedeten Bündnisse auch im Saal der Gespenster eine Mehrheit haben könnte, ist ebenfalls unklar, da auf Reichsebene noch andere Politikfelder eine größere Bedeutung haben als auf der Ebene der Herzogtümer. Eine Lehre kann aus den teils langen Verhandlungen jedoch gezogen werden: Wer ein gemäßigtes Programm fährt, ganz gleich aus welcher politischen Richtung kommend, und wer nicht von vornherein Bündnisse und Koalitionen ausschließt aufgrund persönlicher Empfindsamkeiten, hat auch eine deutlich höhere Chance am Ende auf der Regierungsbank zu landen. Man wird sehen, welche Parteien diese Lehre verstanden haben und welche nicht, doch sicher ist, dass die Machtoptionen nach der Parlamentswahl wohl so vielfältig sein werden wie noch nie in der Meadowhousischen Geschichte.
Entscheidung gefallen: Ezechiel Bloor wird Herausforderer von König Percival I.
Am Ende dauerte es wie bereits vor vier Jahren bis zum letzten Termin der Königsvorwahlen, ehe der Kontrahent des amtierenden Königs Percival I. für die Stichwahl im September feststand, doch ist das Resultat der Vorwahlen diesmal auf den ersten Blick deutlicher ausgefallen, als noch 1818. Ezechiel Bloor sicherte sich am Sonntag knapp das letzte noch offene Herzogtum Wiesenhausen bei den diesjährigen Königsvorwahlen und erreichte damit nicht nur die entscheidende Marke von mehr als 368 Wahlmännern, sondern stellte in dieser Hinsicht auch einen neuen Rekord auf: 422 Wahlmänner kann der 64-Jährige nach allen sechs Vorwahlen sein Eigen nennen. Damit übertraf er die bisher einzige Referenz, den Wert von König Percival I. von vor vier Jahren um ganze 25 Wahlmännerstimmen. Doch wie sehen die Chancen für Ezechiel Bloor aus, im September tatsächlich König zu werden? Und was kann aus den Vorwahlen insgesamt mitgenommen werden? Eine kurze Analyse.
Die Chancen für Ezechiel Bloor stehen nicht allzu schlecht. Mit seinem Programm für die Vorwahlen und durch häufige Auftritte ist er mittlerweile auch im politischen Spektrum deutlich bekannter geworden, als das noch Anfang April etwa der Fall war. Sein Wahlsieg bei den Vorwahlen ist zugleich auch der Sieg eines eher mitte-rechts orientierten Kandidaten, der in einigen politischen Ansichten zwar durchaus Hardliner-Mentalität an den Tag legt, sich jedoch wenig ideologisch präsentiert und auch sehr moderate Ansichten vertritt. Diese Kombination könnte für ihn noch wichtig werden, wenn es darum geht, die politische Mitte des Landes bei der Wahl im September zu erreichen. Bloors Chancen stehen auch deshalb nicht schlecht, weil er nun die wohl gesammelte Unterstützung aller konservativen Kräfte des Königreiches erfahren dürfte. Insbesondere WVD, MCM, große Teile der VCS und Teile des BdH könnten Hoffnungen darauf setzen, dass er die Wahlen im September gewinnt. Dazu kommt auch, dass er bei den Vorwahlen Herzogtümer für sich entschied, die nicht traditionell zum konservativen Stammland zählen: Mit Santo Opalo, El Grande und Wiesenhausen konnte er in Regionen gewinnen, in denen vor allem der ehemalige König Johannes I. bei der für ihn verlorenen Stichwahl 1818 schlecht aussah. Dennoch gibt es auch Einschränkungen hinsichtlich der Chancen Bloors, am Ende König zu werden. So gewinnt er am Ende zwar mit einer Rekordzahl an Wahlmännern die Königsvorwahlen, doch die individuellen Entscheidungen in den einzelnen Herzogtümern waren jeweils denkbar knapp. Sieht man von der Vorwahl in Santo Opalo ab, bei der Bloor einen durchaus respektablen Vorsprung hatte, gewann er El Grande und selbst sein Heimat-Herzogtum Wiesenhausen jeweils nur mit einem Vorsprung von 0,2%-Punkten auf den nächstbesten Kandidaten. Somit ist der Sieg am Ende auf den ersten Blick zwar deutlich, doch in absoluten Wählerzahlen sieht es dann schon anders aus. So könnten, sofern die konservative Basis, die Bloor braucht, um zu gewinnen, nicht ganz so geschlossen hinter ihm steht, auch Wähler im September dem amtierenden König ihre Stimme geben, falls sie mit Bloors Wahlprogramm oder Wahlkampf unzufrieden wären. Insbesondere die Wähler von Bert Bratapfel, dem wohl moderatesten Kandidaten, der sich bei seiner ersten nationalen Wahl respektabel präsentierte, sind dabei zu nennen. Somit wird es für Bloor gewissermaßen ein Drahtseilakt, die konservative Basis zu mobilisieren und gleichzeitig möglichst weit in die politische Mitte hinein zu kommen. Gleiches gilt jedoch auch für König Percival I., nur von der anderen politischen Seite her.
Bei der Betrachtung des Königsvorwahlkampfs gibt es neben dem letztlich ausgewählten Kandidaten jedoch noch weitere Aussagen zu treffen. In einem Interview mit dem „Morgengespenst“ analysierte der Leiter des Instituts für Meadowhousische Politik, Prof. Lars Eschbach, den Ausgang der Vorwahlen. „Für Ezechiel Bloor ist es die einmalige Chance, seine politische Karriere auf ein anderes Niveau zu heben“, so Eschbach. „Bisher war er lediglich Stadtrat in Wiesenhausen und trat darüber hinaus nur bei der Königswahl 1814 in Erscheinung, wo er jedoch mangels Unterscheidbarkeit vom Programm des damaligen Amtsinhabers letztlich chancenlos blieb. Dieses Mal ist das anders. Die Frage ist, inwiefern die Erfahrung hier eine Rolle spielt: König Percival war auch vor seiner Inthronisierung bereits auf höchster politischer Ebene tätig, nämlich als Verkehrsdromorniss bei der Weltregierung. Ezechiel Bloor kann auf so etwas natürlich nicht verweisen. Abgesehen davon glaube ich aber sowieso, dass es ein extrem inhaltlich geführter Wahlkampf wird. Ein Wahlkampf der Ideen. Denn beide sind durchaus kreative Strategen, die gerne mal etwas unkonventionelle Lösungen präsentieren und zugleich sehr pragmatisch an Probleme herangehen, nur eben von fast gegensätzlichen politischen Richtungen. Auf die TV-Duelle kann man sich Stand jetzt zumindest wohl freuen, auch weil beide rhetorisch nicht schlecht daherkommen.“
Über das übrige Kandidatenfeld der Königsvorwahlen sagte Eschbach weiter: „Die tragische Figur dieser Wahlen war ganz eindeutig Peter Burg. Von der eigenen Partei dazu gedrängt, Königskandidat zu werden, auch weil die momentane Parteispitze ihn auf gar keinen Fall im Rennen um die Kanzlerkandidatur haben wollte, wurde er auf schlimmste Weise abgestraft. Innerhalb von drei Monaten ist er nun vom fest im Sattel sitzenden und respektierten Herzog von Saphirento zu einem Politiker geworden, der, wenn man ehrlich ist, vor dem Ende seiner Karriere steht, auch wenn man bei so etwas immer vorsichtig sein muss. Die anderen Kandidaten hingegen, mit Ausnahme von Bernd Ludwig, dessen Kandidatur ihren erwartet hoffnungslosen Verlauf nahm, stehen nach der Wahl jedoch besser da, als vorher. Johann von Gauttersberg und Reinhardt von der Tagel konnten je ein Herzogtum für sich gewinnen und damit auch die jeweils desaströsen Wahlniederlagen, die sie in der Vergangenheit zu verantworten hatten, ein wenig vergessen machen und Bert Bratapfel konnte zwar kein Herzogtum gewinnen, fuhr aber insbesondere in Santo Opalo, El Grande und Wiesenhausen sehr respektable Ergebnisse ein, vor allem für jemanden, der zuvor innenpolitisch noch gar nicht in Erscheinung getreten war. Es kann durchaus sein, dass wir die drei bald irgendwo noch einmal in bestimmten Positionen erleben werden, wobei ich meine Zweifel habe, dass sie noch einmal so mächtige Posten ergattern wie zu Zeiten ihres politischen Zenits.“
Angesprochen auf ein weiteres Thema, nämlich wie die Auswahl Ezechiel Bloors den Wahlkampf der Parteien zur ebenfalls im September stattfindenden Parlamentswahl auswirken könnte, sagte Eschbach: „Diesen Effekt sollte man gerade in Meadowhouse nicht überbewerten. Ja, schon vor vier Jahren schnitt beispielsweise die FED stärker ab, als jemals zuvor, doch alle anderen linken Parteien waren nach der Wahl im Parlament geschrumpft. Dennoch wurde eine Woche später ein eher linksorientierter König gewählt, was viele Beobachter damals als etwas schizophren betrachteten und der Konstellation aus eher konservativer Regierung und linksliberalen König nicht allzu lange gaben. Alle Beteiligten haben sie eines besseren belehrt, wenn man von Teilen der WVD vielleicht absieht. So kann es diesmal auch sein, dass es vielleicht Mehrheiten auf der linken Seite gibt, eine Woche später aber Ezechiel Bloor neuer König wird. Die Verbindung ist da nicht eindeutig, was übrigens auch für die Positionierung der Parteien gilt. Denn schon vor vier Jahren war es Wählern scheinbar herzlich egal, dass die sich abzeichnende Koalition aus BdH, WVD und VCS lieber mit König Johannes I. weiterregiert hätte, als mit dem dann gewählten König Percival I. Daher sollten sich die Parteien dazu vielleicht gar nicht äußern, weil die Wähler diese beiden Wahlen, trotz ihrer zeitlichen Nähe, als sehr getrennt wahrnehmen.“
Somit ist also alles vorbereitet für einen sicherlich spannenden Wahlsommer, in dem, wie seit Sonntag klar ist, König Percival I. und Ezechiel Bloor darum streiten werden, wer ab Herbst auf Burg Daunenfels residieren darf. Sobald die Wahlprogramme der beiden Kandidaten endgültig feststehen und über Fragmente oder Vermutungen hinausgehen, darf man sich sicherlich auch auf einen inhaltlich anspruchsvollen und interessanten Wahlkampf freuen, in dem es um die besten Ideen darum geht, wie Meadowhouse weiter vorangebracht werden kann. Herausforderungen gibt es indes ohnehin genug. Beruhigend ist, dass beiden Kandidaten grundsätzlich zugetraut werden darf, dass sie eben jene Herausforderungen mit Seriosität und Bestimmtheit angehen würden, sollten sie zum König gewählt werden.
Königsvorwahlen gestartet – Ex-VCS-Chef von Gauttersberg gewinnt in Preußen
Mit Spannung wurde auf den vergangenen Sonntag wohl im ganzen Königreich geblickt. Zum erst zweiten Mal in seiner Geschichte begannen im hohen Norden Meadowhouse‘ die Königsvorwahlen zur Ermittlung des Kontrahenten von König Percival I. im September. Für die Zeit zwischen den im März durchgeführten Herzogenwahlen und den im Sommer stattfindenden landesweiten Kommunalwahlen gelten die Königsvorwahlen als wichtigstes politisches Ereignis und können die Wählergunst entscheidend beeinflussen. Darüber hinaus gelten die Königsvorwahlen auch für viele der antretenden Kandidaten als Möglichkeit, zurück auf die politische Bühne zu kommen oder aber eine wichtigere Rolle in ihrer Partei einzunehmen. Beispiele dafür waren vor vier Jahren etwa der MP-Kandidat Rainer Schubert, der kurz darauf MP-Parteichef wurde, oder VCS-Kandidat Ralf Bachstein, der im Herbst 1818 dann als Verkehrsminister in das Kabinett von Sebastian Schwalbenschwanz einzog. Insgesamt können die Königsvorwahlen also durchaus als entscheidender Prozess bezeichnet werden, der die politische Stimmung in einem Wahljahr maßgeblich verändern kann.
Bei den Umfragen schließlich kristallisierten sich in den letzten Wochen mehr und mehr zwei wesentliche Favoriten auf den Platz im Duell mit König Percival I. heraus: WDV-Kandidat und Saphirenter Ex-Herzog Peter Burg und der parteilose Kandidat Ezechiel Bloor aus Wiesenhausen. Beide lagen, je nach Umfrageinstitut, jeweils mit etwa 25-27% vor allen anderen Kandidaten. Wichtig dabei ist jedoch, dass es sich um reichsweite Umfragen handelt, also von allen sechs Herzogtümern kumuliert, sodass es regional dann durchaus Abweichungen von diesen Prognosen geben kann. Hinter Burg und Bloor folgten mit etwa 16-19% MCM-Kandidat und Ex-Innenminister Reinhardt von der Tagel aus Südstrand und der ehemalige VCS-Chef Johann von Gauttersberg aus Preußen. Dahinter folgten dann mit 10-15% der ehemalige Botschafter Meadowhouse‘ beim Weltbund, Bert Bratapfel, und abgeschlagen bei 2-5% der ehemalige Vorsitzende der KFM, Bernd Ludwig.
Unter diesen Umständen gestaltete sich der Wahlsonntag im hohen Norden des Königreichs am Ende doch durchaus überraschend. Denn schon in der ersten Prognose wurde klar, dass keiner der beiden hochgehandelten Favoriten sich am Ende den Wahlsieg greifen würde können. WVD-Kandidat Burg kam auf 21,4% der Stimmen und sein ärgster Konkurrent Bloor nur auf 18,4%. Lachender Dritter war hingegen VCS-Mann von Gauttersberg, der mit 25,9% der Stimmen schon nach der ersten Prognose um 18:00 Uhr de facto als Wahlsieger feststand. Fünf Stunden später bewahrheitete sich dies schließlich auch, als das vorläufige amtliche Endergebnis bekannt gegeben wurde. Johann von Gauttersberg errang den Sieg, am Ende mit 24,2% der Stimmen, gefolgt von Peter Burg, der auf 21,8% kam, und Ezechiel Bloor, der noch 19,0% erreichte. Dahinter reihten sich dann Reinhardt von der Tagel mit 16,8% und Bert Bratapfel mit 15,1% der Stimmen ein, während KFM-Kandidat Bernd Luwdig abgeschlagen bei 3,1% landete. Somit gewann von Gauttersberg also nicht nur die Wahl, sondern strich auch die insgesamt 65 zu vergebenden Wahlmänner aus Preußen ein und liegt damit nach dem ersten Termin überraschend in Führung. Dementsprechend zuversichtlich zeigte er sich am Abend auch im WRF-Fernsehen: „Der Sieg heute soll möglichst nur der Anfang sein. Ich weiß, dass der Regionalfaktor sicherlich sehr groß war, doch möchte ich zeigen, dass man mit der Politik der VCS auch in anderen Herzogtümern gegenüber meinen Mitbewerbern punkten kann. Die Wahlmänner aus Preußen nun auf dem eigenen Konto zu haben, ist ein überwältigendes Gefühl, gegen das ich nichts einzuwenden hätte, wenn ich es bei diesen Wahlen nochmal erleben dürfte.“
Doch was bedeutet das Ergebnis von Sonntag nun abseits der verständlichen Euphorie des Wahlsiegers? Zunächst einmal sei erwähnt, dass bereits vor vier Jahren nicht der spätere König Percival das Herzogtum Preußen gewann, sondern der parteilose Johannes Seeberger, der am Ende mit dem Ausgang der Wahlen jedoch wenig zu tun hatte. Dennoch dürfte sowohl Peter Burg als auch Ezechiel Bloor nun endgültig klar sein, dass viel dazu gehört, ein Herzogtum zu gewinnen, welches nicht die eigene politische oder gebürtige Heimat ist. Mit dem Sieg von Johann von Gauttersberg haben es beide verpasst, sich frühzeitig gegenüber dem jeweils anderen in einen Vorteil zu bringen und müssen nun Kopf an Kopf in die nächste Wahl am Sonntag in Santo Opalo gehen. Außerdem könnten sich einige potentielle Wähler der beiden nun auch in Richtung von Gauttersberg orientieren, da ein solcher Sieg häufig zu kaskadenartigen Effekten über Herzogtumsgrenzen hinaus führt. Auch wenn von Gauttersberg am Ende der Vorwahlen nur Preußen auf dem Konto haben würde, wird es für einen der beiden Favoriten wohl bereits der ausschlaggebende Termin gewesen sein, weshalb er nicht als Kandidat gegen König Percival antreten darf. Glaubt man der Meinung von Experten, so dürfte sich insbesondere Peter Burg über die Niederlage in Preußen ärgern, da es nicht nur ein direkter Nachbarstaat seines ehemaligen Herzogtums Saphirento ist, sondern auch die Wahlbevölkerung durchaus ähnliche Werte und Interessen vertritt. Ezechiel Bloor hingegen könnte mit einem Sieg im Süden des Königreichs, wo Burg Umfragen zufolge weniger gute Chancen hat, den Verlust Preußens am Ende noch ausgleichen. Unabhängig davon, wer den Verlust von Preußen am Ende am meisten bedauern wird, ist der Sieg im nördlichsten Herzogtum für Johann von Gauttersberg das Comeback auf der politischen Bühne. Nach fast achtjähriger Abstinenz, als er im Herbst 1814 nach der verloren gegangenen Reichstagswahl als VCS-Chef zurücktreten musste, kehrt er nun fast schon spektakulär zurück. Dabei verfolgte er, im Gegensatz zu seiner ersten Zeit in der meadowhousischen Politik, diesmal einen deutlich gemäßigteren konservativen Stil ohne zu viele ideologische Komponenten und war damit scheinbar bei den traditionell konservativen Wählern Preußens sehr erfolgreich.
Kommenden Sonntag geht es dann für die sechs Kandidaten nach Santo Opalo, wo das Rennen wohl vollkommen offen ist, da sich die Bevölkerung des Herzogtums aus sehr heterogenen Strömungen zusammensetzt, wie bereits die Herzogwahlen im März zeigten. Ein Sieg hier wäre für die Favoriten Burg und Bloor jeweils eminent wichtig, nicht nur aufgrund der unklaren politischen Ausrichtung Santo Opalos, sondern auch aufgrund der 149 Wahlmänner, die es zu erreichen gibt, was die zweitgrößte Anzahl an Wahlmännern hinter dem Herzogtum Wiesenhausen mit 176 Wahlmännern ist. Allerdings ist Santo Opalo auch die politische Heimat von Kandidat Bert Bratapfel, für den die Wahl am kommenden Sonntag wohl zum Prüfstein dafür wird, ob seine Kampagne erfolgreich ist und ob ein Eintritt in die meadowhousische Politik lohnenswert sein könnte. Spannend werden darüber hinaus wohl auch die Vorwahltermine in Südstrand am 22. Mai und in El Grande am 29. Mai. In Südstrand wird ebenfalls mit einer starken Unterstützung für den lokalen Kandidaten Reinhardt von der Tagel gerechnet, wobei insbesondere Peter Burg nach dem desaströsen Abschneiden der WVD bei der Herzogwahl in Südstrand es schwierig haben könnte. In El Grande schließlich ist das Rennen vollkommen offen und wird wohl eher moderaten Kandidaten nützen, da das Herzogtum im Süden des Königreichs traditionell weniger konservativ ist als seine Nachbarn. So könnte El Grande am Ende fast der wichtigste Wahltermin werden, da der lokale Kandidat Bernd Ludwig wohl nicht ernsthaft als Wahlsieger dort in Betracht genommen werden kann. Bei den anschließenden letzten beiden Vorwahlterminen in Saphirento am 04. Juni und in Wiesenhausen am 11. Juni handelt es sich für die beiden als Favoriten gehandelten Kandidaten Burg und Bloor dann um Heimspiele, die von den jeweiligen Kampagnen fest eingeplant sind und die, glaubt man Umfragen, wohl auch zurecht fest eingeplant sind. Somit könnten schon die nächsten drei Wochen die Entscheidung bringen, wer im Herbst gegen König Percival I. antreten darf, wobei das Ergebnis von Preußen von vergangenem Sonntag diese Frage durchaus vertagt haben dürfte.
Herzogenwahlen 1822: VCS und MP triumphieren, WVD und MSP mit herben Verlusten
Meadowhouse hat gewählt. Zum dritten Mal nach 1812 und 1817 wurden die Oberhäupter der sechs Herzogtümer im Königreich gewählt und wie schon vor fünf Jahren legte die Wahl auch diesmal zu erahnende Trends und Prognosen in den Präferenzen der Bürger offen. Nach dieser Offenlegung müssen sich insbesondere WVD und MSP für die weiteren in diesem Jahr anstehenden Wahlen wohl gehörige Sorgen machen. Beide Parteien verloren in sämtlichen Herzogtümern zum Teil deutlich und müssen sich schleunigst Gedanken darüber machen, wie sich ein solches Desaster im September bei der Reichstagswahl nicht wiederholt. Im Gegensatz dazu läuft es bei VCS und MP problemlos. Beide Parteien gewannen in sämtlichen Herzogtümern hinzu und dürfen sich, je nach Region, auch Hoffnungen auf eine Regierungsbeteiligung machen. Sollten die Wahlergebnisse für beide Parteien im September auf Reichsebene ähnlich gut ausfallen, dürfte ihre Bedeutung im Königreich noch einmal anwachsen. Doch nun zu den einzelnen Herzogtümern und ihren Ergebnissen.
Preußen: Georg Hebdal mit Erdrutschsieg in dritte Amtszeit gewählt – WVD nur noch einstellig
Im hohen Norden des Königreichs wurde der Sonntag zu einem Feiertag für die VCS und ihren amtierenden Herzog und Spitzenkandidaten Georg Hebdal. Nach dem bereits guten Wahlergebnis von 1817, als man 23,7% holte und damit erneut stärkste Kraft geworden war, schoss das Wahlergebnis nun auf astronomische 37,6% hinauf, womit Hebdal das beste Wahlergebnis aller Spitzenkandidaten in allen Herzogtümern einfuhr. Die nächststärkste Kraft wurde der BdH, der immerhin 6,8% hinzugewinnen konnte und auf 19,5% kam. Dahinter folgte die MCM, die, zwar traditionell stark im Norden, deutlich Federn lassen musste, wohl auch aufgrund des starken VCS-Ergebnisses, wohin viele MCM-Wähler gewandert waren. In Preußen nahm das Desaster für die WVD dann bereits seinen Lauf. Als das Wahlergebnis von gerade einmal 9,0% bekannt gegeben wurde, herrschte Totenstille bei der Wahlparty von Spitzenkandidat Boevendorf. Mit einem Minus von 12,8% ist die WVD der Verlierer der Wahl in Preußen. Alle anderen Parteien, FED, MSP und MP, mussten weder starke Gewinne noch starke Verluste vermelden, doch gelang der MP erstmals der Einzug in den Senat in Karburg, indem sie die 3%-Hürde übersprang, und die MSP konnte sich mit 3,1% glücklich schätzen, überhaupt noch im Senat vertreten zu sein. Wahlsieger Hebdal, der sich am Abend vor dem Herzogensitz in Karburg gebührend feiern ließ, hat nun bezüglich möglicher Koalitionen alle Trümpfe in der Hand. Denkbar wären Stand jetzt zwei Koalitionsmodelle: Entweder mit dem BdH und dessen Spitzenkandidaten Georg Wiesenbrink oder mit den MCM und deren Spitzenkandidaten Harald Niehöfer. Während eine konservative Koalition aus VCS und MCM bei 300 Sitzen im Senat Karburg eine relativ knappe Mehrheit von 159 Sitzen hätte, wäre sie bei einer Mitte-Rechts-Regierung unter BdH-Beteiligung mit 175 Sitzen deutlich komfortabler. Trotz der traditionell konservativen Wählerschaft in Preußen hielten politische Beobachter eine Koalition von VCS und BdH auch deshalb nicht für ganz unwahrscheinlich, da letztere, im Gegensatz zur MCM bei der Wahl an Stimmen dazugewinnen konnten und die Christ-Monarchisten hingegen zu den Wahlverlierern gehören. Inhaltlich, insbesondere hinsichtlich der Absicherung der Grenze zu Grünland, der Unternehmensbesteuerung und der Fiskalpolitik sind die Parallelen zu den MCM jedoch offensichtlich. Man darf gespannt sein, wie sich Hebdal entscheidet, doch scheint eine Koalitionsbildung in Preußen in absehbarer Zeit gut durchführbar zu sein.
Saphirento: WVD verliert ihr letztes Herzogtum – FED und MSP verlieren deutlich
In Saphirento wurde der Nachfolger für den seit 1812 amtierenden Herzog Peter Burg (WVD) gesucht, der sich um das Amt des Königs in diesem Jahr bewerben will, doch endete der Abend insbesondere für Burgs Partei WVD auch in Saphirento mit einem Desaster. Die Umfragen vor der Wahl hatten es schon erahnen lassen, doch nun wurde die Befürchtung für die Volks-Direktionisten bittere Realtität: Die WVD und ihr Spitzenkandidat Bernhard Florheim verlieren mit Saphirento auch das letzte Herzogtum, in dem bis Sonntag noch ein Angehöriger ihrer Partei als Herzog im Amt war. Zwar büßt die Volks-Direktion nicht viele Prozentpunkte ein, doch reichen 19,5% am Ende nur den dritten Platz. Sowohl BdH als VCS zogen an der bisherigen Herzogenpartei vorbei und haben nun hinsichtlich der Regierungsbildung das Sagen. BdH-Spitzenkandidat Erhard Reinfeldt gilt nun nach der Wahl als aussichtsreichster Kandidat, das Amt des Herzogs zu übernehmen, zumal eine Regierungsbildung weniger schwierig werden könnte, als noch vor der Wahl vermutet. Aufgrund der Tatsache, dass es für eine Zweierkoalition aus BdH und der VCS und ihrer Spitzenkandidatin Johanna Pohlmann reichen würde, könnte es der WVD passieren, in ihrem Stammland Saphirento plötzlich in der Opposition zu sitzen. Dass ein Bündnis aus BdH und VCS, welches nach dem amtlichen Endergebnis und 320 Sitzen im Saphirrat eine Mehrheit von 162 Sitzen hätte, Wunsch beider Parteien ist, konnte sich zudem auch schon im Wahlkampf beobachten lassen, wo beide Parteien inhaltlich deutlich aufeinander zugingen. Dies ließ MaronGroup-Chef Dobby am Sonntagabend im „Höhlen-Podcast“ auch zu der Aussage verleiten, dass zwischen den beiden Parteien hinter den Kulissen schon alles geklärt sei. Eine Alternative wäre auch nur ein Dreierbündnis aus VCS, WVD und MCM, was auf 169 Sitze käme. Ob dies jedoch angesichts der Verluste der beiden zuletzt genannten Parteien ein realistisches Szenario ist, bleibt jedoch anzuzweifeln. Auffällig war neben den Zugewinnen von BdH (+7,9%) und VCS (+10,2%) aber auch das starke Verlieren der beiden bisher ordentlich im Saphirrat vertretenen linken Parteien FED und MSP. Beide mussten Verluste von über 8% verkraften und haben auch an Bedeutung im Nordosten des Königreichs deutlich eingebüßt. Für die MSP war es auch denkbar knapp, dass sie überhaupt in den Saphirrat einziehen durfte: Genau wie in Preußen schaffte sie mit 3,1% gerade so den Sprung ins Parlament und teilte sich da das Schicksal mit der MP, die jedoch leicht hinzugewann, erstmals in den Saphirrat einziehen konnte und auf immerhin 3,6% kam.
Wiesenhausen: BdH trotz Verlusten stärkste Kraft – VCS und MP mit großen Gewinnen
Im Herzogtum Wiesenhausen sorgte der Sonntag am Ende für einen kompletten Umsturz der bisherigen politischen Machtverhältnisse. In keinem anderen Herzogtum waren Gewinne und Verluste aller sieben Parteien so deutlich, wie im Herzogtum rund um die Hauptstadt. Die Partei, deren Ergebnis sich im Vergleich zu 1817 am wenigsten änderte, gewann dann am Ende auch die Wahl. Der amtierende Herzog Marko Maszliskus vom BdH darf eine zweite Amtszeit antreten, auch wenn der BdH 5,4% verlor und am Ende auf 23,6% kam. Dennoch dürfte die Koalitionsbildung in Schloss Wiesenhausen höchst schwierig werden. Auf der konservativen Seite des politischen Spektrums erlebten WVD (-9,4%) und MCM (-13,1%) krachende Wahlniederlagen, während die VCS ihre politische Wiederauferstehung in Wiesenhausen feiern konnte und ihr Ergebnis um 14,7% steigern konnte, was sie auch zur drittstärksten Kraft mit 16,0% werden ließ. Für die WVD ist das Ergebnis nach dem Ergebnis in Saphirento wohl die größte Schmach überhaupt. Im Gründungsland der Partei, in Wiesenhausen, fiel sie auf 15,9% zurück und wurde nur viertstärkste Kraft. Spitzenkandidat Wennecke kündigte noch am Wahlabend persönliche, aber auch strukturelle Konsequenzen an. Auf der linken Seite der politischen Landschaft konnten insbesondere FED (+9,6%) und MP (+7,5%) starke Gewinne verbuchen, wobei letztere erstmals auf Schloss Wiesenhausen vertreten sein wird. Für Marko Maszliskus stehen durch diese Umwälzungen an allen Ecken und Enden der politischen Landschaft im Herzogtum Wiesenhausen komplizierte Koalitionsverhandlungen an, da es für das bisherige Zweierbündnis aus BdH und WVD nicht mehr reicht. Möglich wären unter anderem ein Dreierbündnis aus BdH, VCS und WVD, was, bei 400 Sitzen auf Schloss Wiesenhausen, eine Mehrheit von 238 Sitzen hätte. Fraglich ist dabei die Rolle der WVD und ob diese trotz der heftigen Niederlage wieder in die Regierung gehen möchte und ob die Probleme dieser Konstellation auf Reichsebene bei potentiellen Koalitionsverhandlungen ausgeblendet werden können. Inhaltlich scheinen alle drei Parteien auf jeden Fall nah beieinander zu sein, da auch die WVD klare sozialpolitische Schwerpunkte im Wahlkampf gesetzt hatte. Eine alternative Koalition wäre für den BdH hingegen ein Bündnis mit FED und MP, welches eine Mehrheit von 217 Sitzen hätte. Bei einer solchen Koalition dürfte insbesondere der grüne Flügel des BdH mehr an Bedeutung im Herzogtum Wiesenhausen gewinnen, wobei FED und MP insbesondere in wirtschaftlichen Fragen und hinsichtlich einer Dezentralisierung von Institutionen aus der Hauptstadt in andere Großstädte andere Positionen vertreten als der BdH. Aufgrund der Betonung von Ökologie und Umweltschutz in den Wahlprogrammen aller fünf genannten Parteien, könnte es aber auch noch zu anderen Bündnisbildungen kommen. So hätte theoretisch auch ein Bündnis aus BdH, FED und VCS eine Mehrheit von 242 Sitzen. Es dürfte also spannend werden im Herzogtum der Hauptstadt.
Santo Opalo: FED hauchdünn vor BdH – Koalitionsbildung sehr kompliziert
Während die Lage in Saphirento, obwohl vorher als spannend prognostiziert, am Ende doch relativ deutlich war, brachte der Abend in Santo Opalo umso mehr Spannung. Lag die FED bei der ersten Prognose noch deutlich vor dem BdH und dessen wieder antretenden Amtsinhaber Ronald Riesenkalmar, schmolz dieser Vorsprung am Abend immer weiter dahin, sodass beide Parteien am Ende fast gleich auf liegen. Die FED ist formal Wahlsiegerin mit 23,6% und der BdH rangiert dahinter bei 23,4%, was im Senat Santo Opalo in der selben Anzahl an Sitzen mündet. Klar ist jedoch, dass der BdH, dem die Streitigkeiten mit dem bisherigen Koalitionspartner WVD in Santo Opalo auch geschadet haben, 6,5% verlor, während die FED 10,6% zulegte. Auf der konservativen Seite des politischen Spektrums blieb die WVD beinahe unverändert bei 19,1%, ist nun jedoch nur noch drittstärkste Kraft im Osten des Königreichs. VCS (+5,2%) und MCM (-7,2%) tauschten ihre Plätze und bestätigten damit den Trend, der auch schon in anderen Herzogtümern zu beobachten war. Auf der linken Seite büßte die MSP mit -9,1% massiv ein und schaffte es gerade so mit 3,6% über die 3%-Hürde, was in einem der ehemals stärksten Herzogtümer der Partei einer Demütigung gleichkam. Einige Wähler der MSP wanderten zur MP, die erneut den Einzug in den Senat schaffte und auf 6,3% landete. Wie bei diesem Wahlergebnis schon denkbar, wird sich die Koalitionsbildung als extrem schwierig gestalten. Die FED und ihr Spitzenkandidat Thomas Jäger, der sich, trotz der nochmal aufkommenden Spannung am Abend in Sanorma feiern ließ, hat als knapp stärkste Fraktion zwar das ungeschriebene Recht, an Parteien Gesprächsangebote zu machen, doch wurde allen Beobachtern des Abends schnell klar, wer wirklich die Macht über eine neue Koalition in der Hand hält: Der BdH. Wegen des schlechten Abschneidens der MSP und der immer noch schwachen MP in Santo Opalo steht die FED weitestgehend ohne Koalitionspartner da. Der BdH müsste somit nur warten, bis etwa WVD und VCS Gespräche platzen lassen und selbst ebenfalls solchen Sondierungen eine Absage erteilen und schon wäre man selbst in der Rolle des Chefverhandlers. Rein rechnerisch hätten, bei 360 Sitzen im Senat Santo Opalo, sowohl eine Koalition aus FED, BdH und MP (199 Sitze) eine Mehrheit, als auch ein Bündnis unter BdH-Führung mit WVD und VCS (203 Sitze). Inhaltlich bestehen Gleichheiten insbesondere zwischen BdH und VCS, die beide vor allem in Infrastruktur investieren wollen, zwischen BdH und MP, insbesondere im Bereich Ökologie, zwischen WVD und VCS im Bereich der Stärkung der Schifffahrtsindustrie und zwischen FED und MP im Bereich der Wirtschaftspolitik. Der FED könnte es nun nachträglich schaden, im Wahlkampf nicht doch eher auf grüne Themen gesetzt zu haben, obwohl man auf diese Weise die Wahl gewinnen konnte. Somit liegt alle Entscheidungsgewalt in Santo Opalo beim Zweitplatzierten Ronald Riesenkalmar und seinem BdH. Sollte er am Ende doch Herzog werden, würde der BdH seinen Coup von 1817 aus El Grande wiederholen, als er, damals ebenfalls als zweitstärkste Kraft, doch noch den Herzog stellen konnte und die MSP ausbootete.
El Grande: BdH nun stärkste Kraft – MSP mit historischem Debakel
Im eben schon angesprochenen Herzogtum El Grande läuft alles auf eine zweite Amtszeit von Amtsinhaber Siegfried von Malmenberg hinaus. Der BdH konnte sein Wahlergebnis von 1817 um 3,8% steigern und wurde somit mit 25,5% erstmals stärkste Kraft im Süden des Königreichs. Neben dem BdH sind vor allem FED und VCS klare Wahlsieger in El Grande. Die FED legte um 13,5% zu und erreichte 23,0%, womit zwar ein gutes Ergebnis erzielt wurde, Spitzenkandidat Siebenstätter jedoch nicht das Herzogenamt übernehmen werden kann. Die Volks-Christsozialen hingegen steigerten sich auf 14,8%, was sie insbesondere den weiten ländlichen Regionen im Herzogtum El Grande verdanken konnten, die klar VCS gewählt hatten. Verlierer der Wahl sind WVD und MSP. Wohl in keinem anderen Herzogtum wurde der Gesamttrend der Herzogenwahlen 1822 so klar deutlich, wie in El Grande: Die WVD sackte ab auf deutlich unter 10% und erreichte mit einem Minus von 7,3% gerade einmal 8,7%. Die MSP hingegen traf es noch schwerer: Die bisher stärkste Fraktion im Senat El Grande musste 17,1% einbüßen und liegt nun nur noch bei 9,0% knapp vor der WVD. Der Bestechungsskandal von 1819 hat nun also auch direkte Auswirkungen auf die Anzahl der Mandate der Sozialdemokraten. Erwähnenswert waren ansonsten noch das erstmals zweistellige Ergebnis der MP in einem Herzogtum, die in El Grande auf 10,4% kam und dass die konservativen Kräfte von VCS und MCM beide gewinnen konnten, was im eher links eingestellten Süden Meadowhouse‘ Seltenheitswert hat. Hinsichtlich möglicher Koalitionen kommen auch für Herzog von Malmenberg schwierige Tage auf ihn zu. Rechnerisch möglich sind auch hier nur Dreierbündnisse, einerseits mit VCS und WVD, welches auf eine Mehrheit von 171 Sitzen im 340 Sitze zählenden Senat El Grande käme, andererseits eine Koalition mit FED und MP, welche auf 203 Sitze käme. Die erste Variante könnte wohl vor allem an der WVD scheitern, von der sich der BdH-Herzogenverband in den letzten fünf Jahren mehr und mehr entfremdete, wohingegen das Verhältnis zu VCS gut ist. Eine Nähe besteht seitens des BdH auch zur MP, vor allem aufgrund der ökologischen Gemeinsamkeiten, wobei für die zweite Variante einer Regierungskoalition die deutlich linksgerichtete Wirtschaftspolitik der FED einigen BdH-Abgeordneten ein Dorn im Auge sein dürfte, auch wenn letztere der FED mit einer angedachten Arbeitnehmerreform entgegen kommen würden. Von Malmenberg kündigte am Sonntagabend vor jubelnden Anhängern in El Grande an, mit allen Parteien reden zu wollen und rief dazu auf, im Vorhinein kolportierten angeblichen Einigungen mit einigen Parteien keinen Glauben zu schenken. So darf man auch hier gespannt sein, welche Koalition der BdH am Ende schmieden wird.
Südstrand: Christoph Farnmann erster FED-Herzog – MCM und MP gewinnen deutlich hinzu
In Südstrand ereignete sich am Sonntagabend wahrhaft Historisches: Zum ersten Mal wird ein FED-Politiker ein Herzogtum in Meadowhouse führen dürfen. Diesen Schritt schaffte FED-Spitzenkandidat Christoph Farnmann, für den am Ende 23,1% der Wähler votierten, was für die FED ein Plus von 22,1% bedeutete, da sie vor fünf Jahren in Südstrand noch kaum existierte. Dementsprechend groß war auch der Jubel, als Farnmann sich gegen 21 Uhr den Anhängern seiner Partei zeigte und sich für den fantastischen Wahlkampf bedankte. Farnmann beerbt damit den bisherigen Herzog Richard Mantöpsrochen, der nicht wieder angetreten war und dessen Wunschnachfolgerin Natalie Johannsen vom BdH am Ende relativ deutlich hinter Farnmann einlief. 20,6% votierten für den BdH in Südstrand, was ein Minus von 6,8% im Vergleich zu 1817 bedeutete und zugleich den größten Verlust des Höhlenbundes in allen Herzogtümern. Neben dem historischen Sieg der FED machten zwei weitere Parteien auf sich aufmerksam. Einerseits konnte die MP mit Spitzenkandidatin Anna Bertels 14,2% erringen, was das höchste jemals erreichte Ergebnis der Partei in der meadowhousischen Geschichte ist. Andererseits überraschten die MCM mit 16,1%, wodurch Spitzenkandidat Wolfgang von der Tagel die Christ-Monarchisten zur drittstärksten Kraft im Südosten des Staates machte. Auch in Südstrand gehörten WVD und MSP zu den klaren Verlierern der Wahl. Die WVD ist mit 6,1% (-10,5% im Vergleich zu 1817) künftig die kleinste Fraktion im Senat San Laven, was Spitzenkandidat Rainer Volkmann noch am Sonntagabend zum Rücktritt veranlasste. Noch härter traf es nur die MSP, die nach El Grande im nächsten ehemaligen Stammland droht, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Nur 6,9% erreichten die Sozialdemokraten am Ende, was ein Minus von 17,4% im Vergleich zu 1817 bedeutete. Trotz dieser zum Teil deutlichen Verschiebungen in Südstrand scheint die Koalitionsbildung auf den ersten Blick klar zu sein. Da auch hier ein Zweierbündnis jedweder Art keine Mehrheit hätte, wird eine Koalition aus FED, BdH und MP wahrscheinlich, die, bei 280 Sitzen im Senat San Laven, eine Mehrheit von 166 Sitzen hätte. Gegen die FED könnte höchstens eine Viererkoalition aus BdH, MCM, VCS und WVD gebildet werden, die auf 153 Sitze käme, was jedoch insbesondere nach dem Wahlergebnis der WVD und dem konservativen Wahlprogramm des VCS-Verbandes in Südstrand mehr als unwahrscheinlich ist. Auch inhaltlich passen FED, BdH und MP scheinbar gut zusammen, ist in Südstrand der BdH-Verband auch noch einmal deutlich grüner eingestellt als in den anderen Herzogtümern. So könnte der starke Gewinn der MCM am Ende wohl nur symbolische Bedeutung haben, doch zeigt es auch, dass mit einem gemäßigt konservativen Programm auch im Süden des Königreichs Stimmen gewonnen werden können. Somit scheint es in Südstrand also zu einer Premieren-Koalition zu kommen. Man darf gespannt sein, wie die Beteiligten sich in ihren neuen Rollen zurecht finden werden.
Insgesamt konnten bei der Herzogenwahl mehrere Trends und Tendenzen ausgemacht werden, die, sofern sie als Stimmungsmesser für die weiteren zahlreichen in diesem Jahr anstehenden Wahlen, herhalten sollen, einige Parteien sehr beunruhigen dürften, andere hingegen eher positiv beeinflussen sollten. Parteien, die sich Sorgen machen müssen, sind, wie eingangs bereits erwähnt, WVD und MSP. Beide verloren deutlich bei diesen Herzogwahlen, wobei die WVD insgesamt 44,3% einbüßte und nur in Santo Opalo leicht hinzugewann, und die MSP sogar 60,4% verlor und in allen Herzogtümern Stimmen einbüßen musste. Für beide Parteien geht es nun darum, die Wahl aufzuarbeiten und Fehler auszumachen, damit diese anderen Kandidaten bei den anderen Wahlen in diesem Jahr nicht passieren. Während es bei der WVD jedoch insbesondere die aktuellen politischen Entscheidungen, auch auf Reichsebene, und die beteiligten Personen, allen voran Parteichef Leonhard, sind, die die Partei abrutschen lassen, liegt das Problem bei der MSP wohl tiefer. Politik-Urgestein Friedrich von der Tagel, der am Sonntag ebenfalls als Gast im „Höhlen-Podcast“ zugegen war, feuerte jedenfalls eine Breitseite, wie sich Moderator Hemes F. Rems danach ausdrückte, gegen den Parteivorstand der WVD, deren Ehrenvorsitzender er ist und sprach zu MSP davon, dass die Partei möglicherweise im Wettbewerb von den anderen Parteien aus den Parlamenten gedrängt werden könnte, wie es in jungen Demokratien häufig der Fall ist. So würde einem, wie auch Moderator Gerhard S. Herme und der ebenfalls zu Gast befindliche Johannes von Daunenfels bestätigten, kein einzigartiger Punkt einfallen, weswegen die MSP unbedingt zu wählen sei. Größer kann ein indirekter Auftrag an eine Partei, die im September um ihr politisches Überleben kämpfen könnte, für die nächsten sechs Monate wohl kaum sein.
Keinerlei Sorgen zu machen brauchen sich hingegen, wie ebenfalls eingangs erwähnt, VCS und MP. Die VCS ist mit einem Plus von 47,8% der klare Sieger der Wahl insgesamt und konnte in allen Herzogtümern deutlich hinzugewinnen, wodurch sie nach dieser Wahl durchaus als neue stärkste konservative Kraft gewertet werden kann. Viele ehemalige Wähler der WVD, aber auch der MCM, etwa in Wiesenhausen, wanderten hinüber zu den Volks-Christsozialen. Die MP hingegen konnte ebenfalls in allen Herzogtümern hinzugewinnen, jedoch in den meisten Fällen nur sehr geringfügig. Dennoch steht agglomeriert am Ende ein Gewinn von 18,5% zu Buche, was für eine Partei, der 1818 im Vorhinein zur damaligen Reichstagswahl noch prognostiziert wurde, bald nicht mehr in den Parlamenten vertreten zu sein. Die MP profitierte im Norden insbesondere von der dort regionalen Schwäche der FED, während sie im Süden vor allem ehemalige Wähler der MSP abgriff.
Für die restlichen drei Parteien BdH, FED und MCM sind verschiedene Fazits zu ziehen. Der BdH gewann mit Saphirento ein Herzogtum hinzu, verlor jedoch Südstrand und möglicherweise auch Santo Opalo, während man in El Grande erstmals stärkste Kraft wurde. So kommt am Ende auch ein agglomeriertes Plus von nur 0,2% heraus, das der BdH im Vergleich zu 1817 verzeichnen kann. Trotz dieser Stagnation ist es erstaunlich, dass nur der BdH es schafft, wohl in allen Herzogtümern an der Regierung beteiligt zu sein, es sei denn in Preußen kommt es zur konservativen Koalition aus VCS und MCM. So ist die Bezeichnung „Volkspartei“ wohl auch für kaum eine andere Partei treffender als für die zurzeit auch auf Reichsebene klar stärkste politische Kraft. Die FED hingegen konnte klare Erfolge vor allem in ihrem Stammmilieu im Süden des Königreichs vermelden, wo sie in Südstrand erstmals den Herzog stellen wird. Ob dies in Santo Opalo trotz des Wahlsiegs gelingt, ist noch fraglich. Probleme hat die Freie Evangelische Direktion hingegen klar im Norden des Landes. Schon 1818, als die FED auf Reichsebene klar hinzugewann, war das Abschneiden in Preußen, Saphirento und Wiesenhausen der Grund, warum das Ergebnis am Ende doch schlechter ausfiel als zuvor prognostiziert. Bei der Herzogenwahl in diesem Jahr steht am Ende ein Plus von 44,0% zu Buche, womit die FED also dennoch zu Wahlsiegern gehört. Will man seine Bedeutung auf Reichsebene jedoch verstärken, muss man auch in den nördlichen Herzogtümern zulegen, da dort der linke wirtschaftliche Kurs häufig auf Ablehnung trifft und Ökologie eher bei BdH und MP gesehen werden, die der FED dort den Rang ablaufen. Die MCM schlussendlich konnte ihre Talfahrt, die seit der Reichstagswahl 1818 anhält nicht wirklich stoppen. Insgesamt verlieren die Christ-Monarchisten im ganzen Land 27,1%, was jedoch insbesondere durch den Überraschungserfolg von Wolfgang von der Tagel in Südstrand im Rahmen gehalten wird. Interessant ist vor allem, dass die MCM kaum von der Schwäche der WVD profitieren kann und wenn, dann eher in den südlichen linksgerichteten Herzogtümern hinzugewinnen kann, während sie im Norden und in der Mitte des Landes verliert. Möglicherweise muss hier ein ähnlicher Gesinnungswandel her, wie er bei der VCS nach der Wahlniederlage bei der Reichstagswahl 1814 erfolgt ist, um die MCM zurück in die Erfolgsspur zu setzen.
Die Herzogenwahlen 1822 sind Geschichte und nun beginnen die Koalitionsverhandlungen, die, je nach Herzogtum, mehr oder weniger schnell verlaufen dürften. Während bei einigen eine Einigung schon im April erwartet wird, rechnet man bei anderen eher mit Mai oder sogar Juni. Ganz gleich jedoch, welche Konstellationen am Ende in den sechs Herzogtümern amtieren werden, sind die Signale dieser Wahl für die sieben im Saal der Gespenster vertretenen Parteien so klar wie unterschiedlich. In einigen Parteizentralen werden sicherlich schon jetzt hektische Vorbereitungen auf den Wahlkampf im Sommer laufen, während andere Parteien ihren Triumph noch einmal kurz genießen dürfen. Ab jetzt herrscht in Meadowhouse nämlich Dauerwahlkampf, wobei es schon am 08. Mai mit dem ersten Termin der Königsvorwahlen in Preußen losgeht. Doch für den Moment lässt sich über die Herzogenwahlen 1822 nur das sagen, was auch Friedrich von der Tagel am Sonntagabend im Gespräch mit den Höhlenbewohnern resümierte: „Es war eine Wahl mit 42 Kandidaten, von denen keiner auch nur im Entferntesten eine extremistische Kampagne gefahren ist. Alles ist im Rahmen geblieben und der politische Wettbewerb, die Debatte stand im Zentrum. Und am Ende haben wir ein solch diverses Wahlergebnis, was die gesamte Breite unserer Gesellschaft abdeckt. Ein besseres Signal für eine lebendige demokratische Gemeinschaft kann es nicht geben.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Kandidaten für die Königsvorwahlen stehen fest – Konservative Kräfte wollen zurück auf den Thron
Im Superwahljahr 1822 ist die nächste wichtige Entscheidung gefallen: Am vergangenen Sonntag endete die Bewerbungsfrist für mögliche Kandidaten, die in den ab dem 08. Mai stattfindenden Vorwahlen für das Königsamt gegen Amtsinhaber Percival I. antreten wollen. Nach zwei Tagen der Prüfung der Zulassungsvoraussetzungen, nach denen ein Kandidat nur dann antreten darf, wenn er von einer im Reichsparlament und oder den Herzogtumsparlamenten vertretenen Partei oder alternativ von 500.000 Meadowhousischen Bürgern unterstützt wird, wurden heute durch den königlichen Sekretär und Wahlleiter Heinrich Petersen die Kandidaten auf Schloss Wiesenhausen verkündet. Am Ende werden sich, wie bereits vor vier Jahren, sechs Kandidaten darum bewerben, im September gegen König Percival I. im Hauptwahlkampf antreten zu dürfen, womit erneut die erlaubte Höchstzahl an potentiellen Kandidaten erreicht wurde. Schon im Vorfeld der Verkündung wurde über mögliche Kandidaten spekuliert, doch waren sich Experten und Medienvertretern sicher, dass das Gros der potentiellen Gegenkandidaten für König Percival I. aus dem konservativen Lager stammen dürfte. Am Ende sollten sie Recht behalten: Alle sechs heute vorgestellten Kandidaten stammen aus konservativen Parteien oder verfolgen eine diesbezüglich ausgerichtete Politik, wobei die Unterschiede zwischen ihnen dennoch groß sind, sodass auch eine wirkliche Wahl zwischen verschiedenen Ansätzen und Vorstellungen besteht. In der Folge sollen die sechs Kandidaten und ihre politischen Ziele, sowie ihre Chancen in den Wahlen vorgestellt und eingeschätzt werden.
Peter Burg (WVD):
Dass der noch amtierende Herzog von Saphirento sich in diesem Jahr für ein anderes politisches Amt auf Reichsebene bewerben würde, war wohl ein offenes Geheimnis. Spätestens nach seinem erklärten Verzicht auf eine neue Amtszeit in Saphirento im Herbst vergangenen Jahres wurden Burg Ambitionen auf verschiedene Posten auf Burg Daunenfels nachgesagt. Dass es nun das Königsamt werden soll, hat jedoch auch gute Gründe: Der 56-Jährige gilt in Wiesenhausen nicht als allzu gut vernetzt, weshalb eine Kanzlerkandidatur für ihn nur schwerlich möglich gewesen wäre, auch wenn ihm dies ebenfalls unterstellt wurde. Mit ihm setzt die WVD nun jedoch auch alles auf eine Karte, da er einer der wenigen WVD-Politiker ist, die weder Teil der aktuell beim eigenen Parteianhang unbeliebten Regierungskoalition ist, noch durch Krisen oder Pannen auf sich aufmerksam gemacht hat, im Gegenteil. Burg führte das agrarisch geprägte Saphirento über zehn Jahr hinweg mit ruhiger und besonnener Hand und konnte sich einen für WVD-Politiker derzeit nicht vorstellbaren Beliebtheitsstatus erarbeiten. Nicht wenige bezeichnen ihn daher auch als aussichtsreichsten Kandidaten der WVD in diesem gesamten Superwahljahr, ganz gleich für welches politische Amt. Als König dürfte er seine in Saphirento praktizierte Politik weitestgehend fortführen wollen, die insbesondere in der Förderung des ländlichen Raumes in Form von Infrastrukturprojekten und Services besteht und in Förderungen für die Landwirtschaft. Hinzu kommt, dass das Projekt des Reichsrats mit einem potentiellen König Peter sicherlich wieder neuen Zulauf gewinnen würde, war er doch seinerzeit, entgegen seiner Partei auf Reichsebene, ein großer Befürworter dieses Vorhabens. Außerdem will er die Dezentralisierung weiter voranbringen und großen Metropolen außerhalb Wiesenhausens mehr Macht in Form wichtiger Institutionen zukommen lassen. Nachteilig für ihn dürfte sein, dass, neben seiner schlechten Vernetzung in Wiesenhausen und einer nur geringen Bekanntheit über die Grenzen von Saphirento hinaus, seine Partei derzeit schwierige Zeiten durchlebt und Burg es schaffen muss, sich vom Chaos der Reichs-WVD abzugrenzen, ohne Stammwähler zu verprellen. Dabei könnte seine Vergangenheit außerhalb Wiesenhausens auch vorteilhaft sein.
Johann von Gauttersberg (VCS):
Mit diesem Namen hatten wohl auch die größten Experten nicht gerechnet. Der mittlerweile 74-Jährige von Gauttersberg aus der VCS-Hochburg Preußen im Norden des Königreiches hatte seine politische Karriere zwar offiziell nie beendet, doch bestanden angesichts der heftigen Wahlniederlage 1814, die er maßgeblich mitzuverantworten hatte und in deren Anschluss er als VCS-Chef zurücktrat, berechtigte Zweifel, ob er noch einmal die politische Bühne des Landes betreten würde. Diese Frage ist nun beantwortet: Die VCS, immerhin ebenfalls Koalitionspartei und noch dazu auf Reichsebene und in einigen Herzogtümern dabei, die WVD als konservative Kraft abzulösen, nominiert mit von Gauttersberg jemanden, dessen politischer Zenit nicht nur schon überschritten scheint, sondern auch eine Person, die für eine VCS längst vergangener Tage steht. In der Zeit der ersten Meadowhousischen Koalition unter Kanzler Ewald Basilisk war von Gauttersberg klarer Verfechter von Privatisierungen, Steuerentlastungen und einem schlanken Staat, was sein Nachfolger im Amt des Parteichefs, Karl Boerenberg, während der Zeit in der Opposition zwischen 1814 und 1818 korrigierte. Es scheint, dass die VCS mit von Gauttersberg nicht nur eine klare Abgrenzung zu König Percival I. ziehen wollte, zugleich aber auch einer Zwickmühle entgangen ist. Denn zwar kommt die Reichs-VCS mit König Percival I. zurecht und die Zusammenarbeit ist durchaus produktiv, doch ist er sicherlich nicht der politische Wunschkandidat der Volks-Christ-Sozialen. Aus diesem Grund wäre der Verzicht auf einen eigenen Kandidaten sicherlich nur schwer innerparteilich zu vermitteln gewesen. Auf der anderen Seite ist von Gauttersberg jemand, der, falls er scheitert, nur unwesentlich mit der Partei in Verbindung gebracht werden dürfte, da er schon lange aus dem Tagesgeschehen ausgestiegen ist. Inwiefern sich von Gauttersbergs politische Ansichten im Vergleich zu seiner Zeit als VCS-Chef geändert haben, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen, doch wird auch er sich dem eher mitte-rechts orientierten Kurs der heutigen VCS nicht entziehen können. Themen, die er bereits angekündigt hat, in den Fokus rücken zu wollen, sind auch hier die Dezentralisierung des Staates und eine verstärkte Kooperation mit den Nachbarländern in wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht. So ist er auch Befürworter des Weiterverfolgens der Idee einer Titanien-Union. Offen bleibt die Frage, ob die Wahlniederlage von 1814 ihm weiterhin anhaften wird oder ob dies, auch im Zuge der modernisierten VCS, als nicht mehr relevanter Fakt abgetan wird. Gute Chancen dürfte von Gauttersberg insbesondere in Preußen haben, möglicherweise auch noch in Saphirento, doch müsste er für einen Erfolg in den übrigen Herzogtümern sicherlich einen ähnlich moderaten Kurs einschlagen, wie es die VCS unter Boerenberg und Hubmaier derzeit tut.
Reinhardt von der Tagel (MCM):
Auch hier schwingt sich ein ehemaliger Politik-Grande der Meadowhousischen Reichspolitik noch einmal auf, um das höchste politische Amt im Staat zu erringen, wohlmöglich zum letzten Mal. Der ehemalige MCM-Chef und Ex-Reichsinnenminister (1814-1818) wurde, etwas überraschend, von seiner Partei nominiert, war er doch maßgeblich mitverantwortlich dafür, dass die MCM sich nach einer krachenden Wahlniederlage 1818 nun deutlich dezimiert in der Opposition wiederfindet und in einigen Herzogtümern gar ums politische Überleben kämpfen muss. Doch scheint die Wahl wohl aus mehreren Gründen auf den 64-Jährigen gefallen zu sein: Zum einen zieht der Name von der Tagel nach wie vor viele Wählerstimmen an, zu groß ist die Bedeutung von Politik-Urgestein Friedrich von der Tagel auch heute noch. Zudem gingen der MCM im Vorfeld der zahlreichen Wahlen in diesem Jahr die Kandidaten aus, da potentielle Konkurrenten von Parteichef Knucker erst im vergangenen Jahr innerparteilichen Wahlen unterlegen waren und man nicht das Risiko eingehen wollte, einen vollkommen unbekannten Namen für das höchste Staatsamt zu nominieren. So fiel die Wahl am Ende auf von der Tagel, der insbesondere in Wiesenhausen und in Südstrand, wo sein Neffe Wolfgang von der Tagel als Spitzenkandidat der MCM bei den Herzogtumswahlen antritt. Zudem verkörpert von der Tagel politisch einen wirtschaftsliberalen, aber nicht werte- oder nationalkonservativen Kurs, wie er etwa von Teilen der Partei um Heinz Drachenberg eingeschlagen werden soll, womit potentielle Stammwähler verprellt werden könnten. Von der Tagels politische Ziele konzentrieren sich insbesondere auf eine Liberalisierung der Wirtschaft, flexiblere Arbeitszeiten, die Schaffung nächstmöglicher wirtschaftlicher Beziehungen zu anderen Staaten in Titanien, auch im Rahmen einer möglichen Titanien-Union, sowie eine starke Fokussierung auf das Thema der Inneren Sicherheit, wo er beispielsweise dem MD weitergehende Befugnisse bei der Überwachung verfassungsfeindlicher Parteien geben möchte. Wie groß von der Tagels Chancen auf den Platz im Königswahlkampf gegen König Percival I. sind, lässt sich schwer beurteilen. Einerseits kann er, gerade im Bereich der Innenpolitik, mit großer Expertise aufwarten und ist zudem im gesamten Land bekannt und hat in jedem Herzogtum seinen Anteil an Unterstützern in der Bevölkerung. Andererseits konnte er mit einem sehr wirtschaftsliberalen Kurs schon 1818 nicht überzeugen und hatte zudem Probleme mit Korruptionsvorwürfen im Rahmen einer Parteispende verschiedener Anwaltsverbände, die mittlerweile jedoch juristisch aufgearbeitet sind und kein gravierendes Fehlverhalten des Ex-Innenministers feststellen konnten. Es wird für von der Tagel darauf ankommen, sich einerseits über das Thema der Inneren Sicherheit von den anderen Kandidaten abzugrenzen, aber auch noch weitere Alleinstellungsmerkmale zu finden, denn allein auf seinen Namen kann er sich in diesem Wahlkampf definitiv nicht verlassen.
Bernd Ludwig (KFM):
Seine Nominierung kommt einer Sensation gleich, oder einem Albtraum, je nachdem wer in Meadowhouse gefragt wird. Der ehemalige Königskandidat von 1814 und Ex-Parteivorsitzende der KFM, Bernd Ludwig, wagt ebenfalls einen wohl finalen Anlauf auf das Amt, das ihm vor acht Jahren deutlich verwehrt wurde. Der inzwischen 60-Jährige blieb vielen Bürgern insbesondere als skurriler religiös-fundamentalistischer und erzkonservativer Kandidat in Erinnerung, der mit seinen kontroversen Aussagen regelmäßig polarisierte. Angesichts seiner Äußerungen nach seiner Vorstellung auf Schloss Wiesenhausen scheint sich daran auch nur wenig geändert zu haben. Laut eigener Aussage sind zentrale Anliegen seiner Kandidatur ein stark wertekonservatives Programm, welches traditionelle Bilder von Kultur, Familie und Gesellschaft unterstützen soll, sowie eine Rückbesinnung christliche Werte, die auch in der Verfassung explizit verankert werden sollen. Wirtschaftlich lehnt Ludwig eine Titanien-Union ab, genauso wie jede andere Form multilateralen Freihandels mit anderen Staaten, da Meadowhouse sich so unabhängig vom unheilvollen Einfluss ausländischer und unsittlicher Propaganda machen könnte. Zudem ist er Befürworter der Einrichtung eines Ethikrates, der künftig auf Reichsebene jedwede politische Entscheidung auf ihre moralischen und ethischen Überzeugungen überprüfen soll, ehe sie als Gesetz verabschiedet wird. Das Amt des Reichspräsidenten soll abgeschafft werden und durch einen Vertreter der katholischen Kirche besetzt werden, welches auch Vorsitzender des angesprochenen Ethikrates sein solle. Auf Nachfrage, inwiefern dies mit der gegenwärtigen Verfassung vereinbar sei, antwortete Ludwig nicht. Seine Chancen dürften von allen Kandidaten wohl auch die geringsten sein, wie sich bereits 1814 gezeigt hatte, als die KFM selbst im konservativen Preußen weniger als 5% der Wählerstimmen gewinnen konnte. Mit ihm werden jedoch wohl vor allem politische Debatten zwischen den Kandidaten nicht langweilig und er kann von den eher moderateren Kandidaten zur Abgrenzung gegenüber zu weit rechts außen stehenden Positionen verwendet werden.
Ezechiel Bloor (parteilos):
Die Kandidatur des Ur-Wiesenhauseners Bloor kommt für viele politische Beobachter nicht überraschend. Schon nach seiner Niederlage im Königswahlkampf 1814 gegen König Johannes I. bescheinigten viele Experten ihm gute Wahlkampfqualitäten und überzeugendes rhetorisches Geschick, was er gegen den zu ähnliche Positionen vertretenden König Johannes jedoch zu selten zeigen konnte. Nun hat sich die Situation jedoch geändert: Mit König Percival I. sitzt auf Burg Daunenfels ein amtierender König, der für den mitte-rechts orientierten Bloor ein gutes Ziel abgibt. Der 68-Jährige Banjospieler der BEFIM tritt politisch insbesondere für die Rechte von Minderheiten ein, denen er mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen möchte, was im Kandidatenfeld ein Alleinstellungsmerkmal ist. Darüber hinaus fordert er mehr Wohnraum in den Ballungszentren zu schaffen, insbesondere durch das Abreißen alter Industriebrachen in den Städten. Wirtschaftlich ist er dem liberalen Flügel einzuordnen, ohne jedoch die Bedürfnisse der Arbeitnehmer zu vernachlässigen. So zeigt er sich offen für die Schaffung einer Titanien-Union, pocht jedoch auch auf die Sicherung heimischer Unternehmen und inländischer Arbeitsplätze. Zudem möchte er den ländlichen Raum fördern, etwa mit Infrastrukturprojekten und besserer Anbindung an überregionale Verkehrsnetze, ohne jedoch eine ganz große Dezentralisierung anzustreben. Darüber hinaus ist er großer Freund der Kulturförderung und möchte auch hier einen Akzent seiner Politik setzen. Bloors Chancen werden, insbesondere aufgrund seiner Parteilosigkeit, als relativ gut eingeschätzt, da er sich an keinerlei parteiliche Vorgaben halten muss und von einer solchen auch wenig beeinflusst werden kann. Seine Zielgruppe dürften insbesondere enttäuschte WVD-Wähler sein, die sich mit keiner der anderen Parteien identifizieren können, sowie potentielle Wähler von VCS und MCM, die den wirtschaftsliberalen Kurs der beiden Spitzenkandidaten dort nicht mittragen wollen. Probleme könnten sich für Bloor insbesondere daraus ergeben, dass ihm eine große Plattform fehlt, um seine Ideen zu verbreiten, da er keine Partei im Rücken hat, und dass er außerhalb Wiesenhausens maximal als Banjospieler der BEFIM überregional bekannt ist. Hier dürfte wohl vor allem sein Fokus der nächsten Wochen liegen, um in den anderen Herzogtümern auch auf politische Weise bekannt zu werden.
Bert Bratapfel (parteilos):
Der sechste Kandidat überraschte dann Medien und Experten wohl am meisten. Bert Bratapfel, seines Zeichens ehemaliger Dromorniss bis zum Paradiesischen Unabhängigkeitskrieg, tritt ebenfalls als parteiloser Kandidat an, um das höchste Meadowhousische Staatsamt zu erringen. Der mittlerweile 58-Jährige trat jedoch seit der Reichsgründung auf politische Ebene kaum in Erscheinung, weshalb seine Kandidatur schon fast als Sensation gesehen werden kann. Bratapfel arbeitete nach dem Ende des Paradiesischen Unabhängigkeitskrieges zunächst als Anwalt in Wiesenhausen, wo er 1810 maßgeblich als Co-Vorsitzender des Verfassungsrates neben Laurenz Grogge die Verfassung ausarbeitete. Anschließend war Bratapfel Meadowhousischer Botschafter in Paradies, Atlantis und beim Weltbund, ehe er 1819 nach Wiesenhausen zurückkehrte und Vorsitzender des neu gegründeten Meadowhousisch-Grünländischen Handelsverbandes (MGHV) wurde, der im Rahmen der Aussöhnung der beiden Staaten eine wichtige Rolle für den Abbau von Handelshemmnissen und die Kooperation beider Länder spielt. Sein Schritt nun auf die große reichspolitische Bühne war aus diesem Grund kaum erwartet worden, doch scheinen seine Chancen, insbesondere aufgrund seines einzigartigen Wahlprogramms, nicht zu schlecht zu sein. Wenig überraschend setzt sich Bratapfel für weitgehende internationale Kooperation und Handel mit den Staaten Titaniens und Thovez‘ ein, entweder in Form einer Titanien-Union, was er bevorzugen würde, oder aber, falls dies durch die Verfassungsänderung aus dem Herbst 1820 nicht ginge, in Form bi- und multilateraler Verträge. Zudem will er auch die militärische Kooperation mit umliegenden Staaten ausbauen. Innenpolitisch möchte er mittelständischen Unternehmen die Chancen bieten, auch außerhalb von Meadowhouse wirtschaftlich aktiv zu werden und will diese dafür explizit fördern. Zudem ist er Befürworter einer Dezentralisierung im Staat, allerdings vor allem zugunsten der weiteren Großstädte in Meadowhouse. Darüber hinaus sollen verfassungsfeindliche Parteien strikt verboten werden und die internationale Kooperation auch im Bereich der Geheimdienste gestärkt werden. Bratapfel dürfte von allen Kandidaten derjenige sein, der die besten internationalen Kontakte hat, unter anderem zu Weltbund und in den Palaces Monda, sowie zu vielen Präsidenten und Premierministern. Inwiefern ihm das jedoch im Inland zugute kommen kann, muss er noch unter Beweis stellen, da er durch seine Arbeit im Ausland innerhalb Meadowhouse‘ wohl der unbekannteste Kandidat aller sechs vorgestellten Personen ist. Insbesondere daran muss er in den nächsten Wochen und Monaten arbeiten.
Der Auftakt ins Superwahljahr – Parteien nominieren Kandidaten für die Herzogwahlen
Das Jahr 1822 wird wohl in vielerlei Hinsicht als besonderes Jahr in die Meadowhousische Geschichte eingehen, stellt es doch das erste Superwahljahr in der Geschichte des noch jungen Staates dar. Neben Herzogwahlen finden auch wichtige Kommunalwahlen, etwa in der Hauptstadt Wiesenhausen, und die Parlaments- und Königswahlen statt, letztere sogar noch mit Vorwahlen. In manchen Regionen des Königreichs dürfen die Bürger damit nächstes Jahr ganze fünf Mal innerhalb eines halben Jahres in die Wahlkabinen gehen, um ihr Votum abzugeben. Nun wurde der Auftakt für das anstehende Superwahljahr gegeben, indem die Parteien ihre Kandidaten für die Herzogwahlen am 20. März 1822 bekannt gaben. Die offizielle Liste wird am kommenden Montag dann von König Percival I. persönlich bekannt gegeben und durch den Verwalter von Schloss Wiesenhausen, Heinrich Petersen, dort öffentlich ausgehängt. Noch vor der offiziellen Bekanntgabe sind die Kandidaten natürlich trotzdem schon festgelegt, wobei in der Folge ein Überblick über das Kandidatenfeld, die Umfragen, mögliche Koalitionen und weitere Tendenzen in den sechs Herzogtümern gegeben werden soll.
Preußen (Amtsinhaber: Georg Hebdal (seit 1812), VCS, Koalition mit WVD):
Im hohen Norden des Königreichs setzen die Bürger offenbar klar auf Konstanz. Der immer noch äußerst beliebte Herzog von Preußen, Georg Hebdal, wird für eine dritte Amtszeit im Sophienpalais von Karburg kandidieren und erhielt dabei Anfang November eine überwältigende Mehrheit von 96,5% als Kandidat der Preußen-VCS. Hebdal lässt auch in den Umfragen die anderen Konkurrenten weit hinter sich und kann sich wohl auf eine dritte Amtszeit vorbereiten, auch wenn noch unklar ist, mit welchem Koalitionspartner. Nachdem man zwischen 1812 und 1817 zunächst mit der MCM koaliert hatte und vor fünf Jahren dann ein Bündnis mit der WVD einging, könnte es diesmal, vor allem aufgrund der schwachen Umfragewerte der WVD, nicht erneut zu einem solchen Bündnis reichen. Hebdal signalisierte dabei bereits Gesprächsbereitschaft mit anderen Parteien, etwa mit der aktuell in Umfragen zweitstärksten Kraft Preußens, dem BdH. Dessen Spitzenkandidat Georg Wiesenbrink gilt als ärgster Verfolger Hebdals, auch wenn er mehr als 15 Prozentpunkte hinter dem amtierenden Herzog liegt. Für die WVD tritt der aktuelle Schatzmeister von Preußen, Holger Boevendorf an, dürfte jedoch nur Platz drei in der Gesamtabrechnung erhalten und spiegelt damit den Abwärtstrend der WVD auch auf Reichsebene gleichermaßen wider. Zwar versuchte Boevendorf zuletzt mit klar konservativ positionierten Äußerungen, Wähler vonseiten der VCS oder auch der MCM zu gewinnen, doch scheinen diese eher das Original wählen zu wollen, als ein Imitat. So muss die WVD sich momentan mit der MCM um Platz 3 streiten, für die der Abgeordnete Harald Niehöfer in den Wahlkampf ziehen wird. Niehöfer, der dem erzkonservativen Flügel der Partei angehört, kann im hohen Norden des Königreichs auch nur bedinfgt von der dort traditionell konservativen Wählerschaft profitieren, zu groß ist der Hebdal-Effekt, den die VCS ihr Eigen nennt. Die übrigen drei Parteien, FED, für die Barbara Kieler antritt, MSP, die von Hans-Peter Voss in den Wahlkampf geführt wird, und MP, vertreten durch den Spitzenkandidaten Jonas Feyczek, spielen in Preußen eher eine untergeordnete Rolle. Während die FED immerhin noch in hohe einstellige Sphären vordringen kann, stellt sich insbesondere bei der MSP die Frage, ob sie den Wiedereinzug ins Karburger Herzogenparlament schafft. Insgesamt deutet also in Preußen alles auf eine weitere Amtszeit von Georg Hebdal als Herzog hin, wobei unklar ist, welchen Juniorpartner sich die VCS diesmal aussuchen wird. Eine sichere Mehrheit hätte zurzeit lediglich eine Koalition mit dem BdH oder ein Bündnis mit WVD und MCM, wobei dies insbesondere vom sozialliberal ausgerichteten Flügel der VCS abgelehnt wird. FED, MSP und MP werden, falls sie denn alle wieder ins Parlament einziehen, wohl kaum Chancen auf eine Regierungsbeteiligung haben.
Preußen, Umfragen (10.11.1821):
VCS (Georg Hebdal, Amtsinhaber): 36,8%
WVD (Holger Boevendorf, Koalitionspartner): 11,5%
BdH (Georg Wiesenbrink): 22,4%
MCM (Harald Niehöfer): 11,1%
FED (Barbara Kieler): 7,6%
MSP (Hans-Peter Voss): 4,5%
MP (Jonas Feyczek): 4,9%
Andere: 1,2%
Saphirento (Amtsinhaber: Peter Burg (seit 1812), WVD, Koalition mit BdH):
In Saphirento wird es am 20. März definitiv einen neuen Herzog auf der Himmelsfestung, dem Sitz des Saphirenter Herzogs, geben, denn nach zwei Amtszeiten tritt Amtsinhaber Peter Burg von der WVD nicht erneut als Herzog an. Ihm werden schon länger Ambitionen auf Reichsebene nachgesagt und angesichts des mehr oder weniger desolaten Zustands der WVD gilt er vielen Parteimitgliedern als möglicher Königs- oder Kanzlerkandidat. Damit scheint die WVD ihre Kräfte auf Reichsebene zu bündeln, da unter anderem auch dem amtierenden Oberbürgermeister von Wiesenhausen, Stefan Cornelius, ähnliche Ambitionen nachgesagt werden. Dennoch ist es ein riskanter Schachzug der WVD: Der in Saphirento ebenfalls beliebte Burg hätte sich als Herzog ohne Weiteres eine weitere Amtszeit sichern können, da die Umfragewerte der Partei unter seiner Führung, aktuell eher untypisch, sehr hoch waren. Nach Burgs Ankündigung, nicht erneut kandidieren zu wollen, brachen die Werte der WVD massiv ein, sodass eine erneute Regentschaft der WVD in Saphirento mittlerweile zweifelhaft geworden ist. Zurzeit scheint sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen dreier politischer Wettbewerber abzuzeichnen: Der neue WVD-Kandidat Bernhard Florheim, bisheriger Stellvertreter Burgs in Saphirento, konkurriert in einem sehr engen Rennen mit BdH-Spitzenkandidat und Saphirento-Schatzmeister Erhard Reinfeldt, der bereits vor fünf Jahren antrat und den BdH anstelle der MCM in die Regierung führte, und VCS-Kandidatin Johanna Pohlmann, bisher Oppositionsführerin im Saphirenter Parlament. Alle drei Kandidaten trennen aktuell nur wenige Prozentpunkte und deuten auf einen spanndenderen Wahlkampf hin, als es sich insbesondere die WVD wohl gewünscht hätte. Im Falle einer Mehrheit für Pohlmann wäre sie die erste weibliche Herzogin des Staates Meadowhouse und würde obendrein wohl die Macht der VCS im Norden des Königreichs weiter festigen. Sollte Reinfeldt gewinnen, könnte der BdH nach den vier südlicher gelegenen Herzogtümern wohl das nächste Herzogtum für sich reklamieren und seinerseits die Macht des BdH im Staat insgesamt deutlich ausbauen. Hinter den drei führenden Parteien tummeln sich dann die weiteren aktuell im Saphirenter Parlament vertretenen Fraktionen: Für die MCM tritt Rolf Gräfinger an, für die FED Renate Siebert-Kahmel, für die MSP Gerd Wohlbein und für die MP Torsten Gehrig. Die Aussichten der vier auch aktuell schon nur in geringem Ausmaß vertretenen Parteien sind jedoch durchaus unterschiedlich. Ähnlich wie in Preußen müssen insbesondere MSP und MP um den Wiedereinzug bangen, während die FED zurzeit einen regelrechten Höhenflug in Saphirento erlebt und die MCM als viertstärkste Kraft ablösen könnte, was für die Christ-Monarchisten im konservativen Saphirento ein absolutes Desaster wäre. Hinsichtlich möglicher Koalitionen nach der Wahl scheint in Saphirento vieles möglich zu sein: Neben einem Bündnis von WVD und VCS, VCS und BdH oder BdH und WVD, in welcher Reihenfolge auch immer, könnten auch die kleineren Parteien dann noch interessant werden, wenn es für eine der vorangegangen Optionen nicht reichen sollte, was derzeit jedoch unwahrscheinlich erscheint. Nicht wenige Experten halten Saphirento jedoch für einen der spannenderen Orte bei den Herzogwahlen im März.
Saphirento, Umfragen (10.11.1821):
WVD: Bernhard Florheim (Kandidat der Herzogpartei): 25,1%
BdH: Erhard Reinfeldt (Koalitionspartner): 24,3%
VCS: Johanna Pohlmann: 24,1%
MCM: Rolf Gräfinger: 10,1%
FED: Renate Siebert-Kahmel: 9,7%
MSP: Gerd Wohlbein: 3,2%
MP: Torsten Gehrig: 3,0%
Andere: 0,5%
Wiesenhausen (Amtsinhaber: Marko Maszliskus (seit 1817), BdH, Koalition mit WVD):
Im bevölkerungsreichsten Herzogtum Wiesenhausen bewirbt sich der amtierende Herzog Marko Maszliskus um eine zweite Amtszeit. Nachdem er vor fünf Jahren den ersten Platz für den BdH als Nachfolger von Hemes F. Rems verteidigen konnte und erneut in Bündnis mit der WVD einging, könnte die Regierungsbildung für ihn nach der Wahl diesmal schwieriger werden. Nach seiner klaren Nominierung auf einem Parteitag Ende September mit 93,6%, sieht es für den ehemaligen Sicherheitsdromorniss auch in den Umfragen nach wie vor gut aus. Einziges Problem: Der bisherige Koalitionspartner WVD schließt eine erneute Zusammenarbeit mit Maszliskus‘ BdH Stand jetzt weitestgehend aus. WVD-Kandidat Franz Wannecke, der bereits vor fünf Jahren antrat und zudem als Innenminister immerhin noch bis März mit Maszliskus am Kabinettstisch sitzen wird, äußerte sich zuletzt immer wieder auffallend kritisch über die Politik des BdH und ließ intern durchblicken, dass die Volks-Direktion nach der Wahl andere Mehrheiten suchen wolle, was wiederum bei den BdH-Mitgliedern des Kabinetts nicht gut ankam. Dennoch erscheint das Ansinnen der WVD im Herzogtum Wiesenhausen unter Umständen auch nur ein Gedankenspiel zu sein, denn wirklich klare andere Mehrheiten, die für die Partei in Frage kommen würden, sind derzeit nicht in Sicht. Wer in Wiesenhausen, traditionell eher politisch mittig ausgerichtet, drittstärkste Kraft wird, ist vollkommen unklar: VCS und FED duellieren sich in der Frage wohl um die Rolle eines möglichen Juniorpartners des BdH. VCS-Kandidat Simon Uhlmann und FED-Kandidat Erik Halfers signalisierten beide zuletzt die Bereitschaft, Regierungsverantwortung in Wiesenhausen übernehmen zu wollen, womit sich die WVD durch verfrühtes Ausschließen in die Opposition schießen würde. Die übrigen drei Parteien im Pfauensaal von Schloss Wiesenhausen, von denen die MP mit ihrer Spitzenkandidatin Ursula Gruivers überraschend noch am besten abschneidet, werden mit einer Regierungskoalition wohl nur wenig zu tun haben und hoffen, besonders im Falle von MSP und Spitzenkandidat Hubert Knaas, sowie der auch hier im Vergleich zu 1817 vollkommen abgestürzten MCM und Kandidatin Helene Mattheim, nur auf einen Wiedereinzug in das Wiesenhausener Herzogparlament. Rechnerisch möglich, aber sicherlich nicht alle gleich wahrscheinlich, wären derzeit, neben einer Fortsetzung der momentanen Koalition aus BdH und WVD, noch Bündnisse zwischen BdH, VCS und FED, sowie WVD, VCS und FED. Auch hier kann es also unter Umständen auf langwierige Koalitionsgespräche hinauslaufen, insbesondere wenn die WVD bei ihrer Ablehnung einer Wiederauflage des Bündnisses mit dem BdH bleiben sollte.
Wiesenhausen, Umfragen (10.11.1821):
BdH (Marko Maszliskus, Amtsinhaber): 27,6%
WVD (Franz Wannecke, Koalitionspartner): 21,5%
VCS (Simon Uhlmann): 18,0%
FED (Erik Halfers): 17,2%
MCM (Helene Mattheim): 4,1%
MSP (Hubert Knaas): 3,7%
MP (Ursula Gruivers): 7,3%
Andere: 0,6%
Santo Opalo (Amtsinhaber: Ronald Riesenkalmar (seit 1817), BdH, Koalition mit WVD):
An der Ostküste des Königreichs zeichnet sich zum März nächsten Jahres ein durchaus spannender Wahlkampf ab. Amtsinhaber Ronald Riesenkalmar, der das Amt 1817 von Umweltdromorniss Leopold Waldapfel (ebenfalls BdH) erfolgreich übernahm, kann bezüglich seiner Wiederwahl und auch eines Wahlsieges nicht endgültig sicher sein. Zwar führt er die Umfragen an, doch konnte insbesondere die in den letzten Jahren immer stärker werdende FED den Rückstand auf die Herzogenpartei BdH deutlich verkürzen, in letzten Umfragen auf gerade einmal etwa mehr als 3 Prozentpunkte. Dementsprechend selbstbewusst zeigte sich auch FED-Spitzenkandidat Thomas Jäger nach seiner Nominierung Anfang Oktober, als er den Wahlsieg als Ziel seiner Partei in Santo Opalo ausgab, was Experten zufolge alles andere unrealistisch sein könnte. Neben den beiden Kopf-an-Kopf liegenden BdH und FED hat sich eine Partei schon fast aus dem Rennen um den Sitz im Sanorma-Saal des Santo Opaler Stadtschlosses verabschiedet: In kaum einem Herzogtum manifestiert sich der Absturz der WVD derzeit so sehr, wie in Santo Opalo, wo der aktuelle Juniorpartner um Spitzenkandidat Oliver Bergner sogar um den dritten Platz bei den Wahlen fürchten muss, da die VCS der Volks-Direktion dicht auf den Fersen ist. Für die Christ-Sozialen durchaus ein Erfolg, der gerade durch gute Ergebnisse im ländlichen Norden des Herzogtums zustande kommt und Spitzenkandidatin Paula Schneeberger immer wieder zur Beteuerung führt, für eine potentielle Regierung, unter wessen Führung auch immer, gesprächsbereit zu sein. Hinter WVD und VCS macht auch in Santo Opalo die MP auf sich aufmerksam: Insbesondere durch das auch hier schwache Abschneiden der MSP konnte die Meerespartei mit ihrer Kandidatin Tanja Anschütz zum ersten Mal in der Geschichte des Herzogtums an den Sozialdemokraten vorbeiziehen und dürfen sich sogar Hoffnung auf ein zweistelliges Ergebnis machen. Keinerlei Relevanz für eine Koalitionsbildung dürften auch hier MSP und ihr Spitzenkandidat Christian Joachim und die MCM mit Kandidat Winfried Lohmann haben, die beide um den Einzug in den Santo Opaler Sanorma-Saal zittern müssen, wobei die Christ-Monarchisten dabei noch größere Sorgen haben, zählte Santo Opalo doch nie zu ihren absoluten Hochburgen. Hinsichtlich potentieller rechnerischer Mehrheiten könnte es neben einer knappen Mehrheit für die Fortsetzung der aktuellen Koalition von BdH und WVD, auch Bündnisse von BdH, WVD und VCS, BdH und FED oder BdH, FED und VCS geben, sowie, im Falle eines Wahlsieges der FED, Bündnisse zwischen FED und BdH, FED, BdH und VCS, FED, BdH und MP oder FED, VCS und MP geben. In keinem anderen Herzogtum ist die Koalitionspalette derart breit, wie in Santo Opalo, weshalb schon kleine Veränderungen bezüglich der Prozentpunkte in den Umfragen alles wieder durcheinander wirbeln können. Zusammengefasst: Es bleibt spannend im Osten des Königreichs.
Santo Opalo, Umfragen (10.11.1821):
BdH (Ronald Riesenkalmar, Amtsinhaber): 25,4%
WVD (Oliver Bergner, Koalitionspartner): 17,1%
FED (Thomas Jäger): 22,3%
VCS (Paula Schneeberger): 16,4%
MCM (Winfried Lohmann): 4,4%
MSP (Christian Joachim): 4,8%
MP (Tanja Anschütz): 8,5%
Andere: 1,1%
El Grande (Amtsinhaber: Siegfried von Malmenberg (seit 1817), BdH, Koalition mit WVD):
Im Südwesten des Königreichs befindet sich zurzeit auf Herzogenebene nach Wiesenhausen die zweite Stelle, an der die eigentlich so selbstverständliche Allianz aus BdH und WVD ernsthafte Risse zeigt. Der amtierende Herzog, Siegfried von Malmenberg vom BdH, hatte, insbesondere nach dem Sinken der Umfragewerte der WVD in El Grande zusehends Mühe mit den Volks-Direktionisten in seinem Kabinett, was darin gipfelte, dass die WVD erst nach langem Zaudern im Sommer 1821 die Nachbesetzung des El Grander BdH-Wirtschaftsminister billigte, nachdem dessen Vorgänger krankheitsbedingt aus dem Amt geschieden war. Dies und weitere hinderliche Aktionen sorgten dann auch dafür, dass vonseiten des BdH mehr oder weniger offen über neue Bündnisse jenseits von BdH und WVD nachgedacht wird. In den Umfragen konnte von Malmenberg, der eher dem innerparteilichen Lager der neuen Reichsparteichefin Geraldine Ginsterkatze zugerechnet wird und vor fünf Jahren den BdH nur zur zweitstärksten Fraktion im El Grander Brisciussaal machen konnte, aufgrund bestehender Mehrheitsverhältnisse jedoch trotzdem Herzog wurde, mittlerweile die FED als stärkste Kraft ablösen. Grund dafür sind insbesondere sein sehr sozialliberaler und grüner Kurs, der bei der klassischerweise eher links und liberal ausgerichteten Wählerschaft im Süden Meadowhouse‘ gut ankommt. Dennoch ist sein Wahlsieg alles andere als ausgemachte Sache: Die FED mit ihrem Spitzenkandidaten Friedrich Siebenstätter bleibt ärgster Konkurrent des BdH und ist ihm weiterhin dicht auf den Fersen. Sollte das Bündnis mit der WVD nach der Wahl für den BdH keine Option sein, könnte diesmal so auch die Evangelische Direktion davon profitieren und über eine eigene Allianz den Herzog stellen, selbst wenn sie knapp nicht stärkste Kraft werden sollte. Hinter BdH und FED tobt jedoch ein vielköpfiger Kampf um den potentiell dritten Platz: WVD, VCS, MP und MSP könnten den begehrten Rang als Juniorpartner einer der beiden größeren Parteien noch einnehmen, wobei alle vier dies durchaus unterschiedlich bewerten. Für die WVD, die zwischen 1812 und 1817 mit dem heutigen König Percival I., damals noch als Percival S. McLeach, sogar noch den Herzog stellte und die 1817 immerhin noch klar drittstärkste Kraft wurde, ist die Tatsache, dass MP, MSP und sogar die in El Grande eigentlich eher unpopuläre VCS in den Umfragen beinahe aufschließen können, ein untragbarer Zustand und auch Grund für die Querelen im Kabinett. WVD-Kandidat Kai Münzhoff bemüht sich seit seiner Nominierung daher vor allem um Zweckoptimismus und auf Aussagen, mit welchen Parteien was möglich wäre, auch wenn die WVD für eine Regierung am Ende vielleicht gar nicht gebraucht würde. Für MP, ihre Spitzenkandidatin Ilona Drewes, und für die VCS und ihren Kandidaten Volker Hoyscher, sind die Umfragewerte hingegen schon jetzt Grund zur Freude, wobei die VCS insbesondere vom Schwächeln der WVD profitiert. Für die MSP, deren Hochburg El Grande formal immer noch ist, reicht es immerhin fast zu einem zweistelligen Ergebnis und damit zum besten Wert im gesamten Königreich. Spitzenkandidat Theo van Peelen könnte sich am Ende aber trotz Verlusten dennoch am Kabinettstisch wiederfinden, da die Optionen in El Grande vielfältig sind. Um den Einzug ins El Grander Parlament bangen muss lediglich die MCM mit ihrem Kandidaten Michael Goshaupt, die dort traditionell einen sehr schweren Stand hat. Hinsichtlich potentieller Koalitionen wäre die einfachste Option sicherlich eine „große Koalition“ zwischen BdH und FED, unter welcher Führung auch immer. Alles weitere lässt beinahe unendlichen Gestaltungsspielraum: BdH, MSP, MP oder BdH, WVD, VCS oder BdH, MSP, VCS im Falle eines BdH-Sieges, sowie FED, MSP, MP oder FED, MSP, VCS oder FED, VCS, MP sind alles mehr oder weniger wahrscheinliche, aber rechnerisch mögliche Koalitionen. Dennoch muss es gar nicht erst so kompliziert werden, falls sich BdH und FED auf eine Zusammenarbeit einigen könnten.
El Grande, Umfragen (10.11.1821):
BdH (Siegfried von Malmenberg, Amtsinhaber): 25,1%
WVD (Kai Münzhoff, Koalitionspartner): 12,3%
FED (Friedrich Siebenstätter): 23,4%
MSP (Theo van Peelen): 12,0%
MP (Ilona Drewes): 11,2%
VCS (Volker Hoyscher): 10,4%
MCM (Michael Goshaupt): 3,9%
Andere: 1,7%
Südstrand (Amtsinhaber: Richard Mantöpsrochen (seit 1817), BdH, Koalition mit WVD):
Im kleinsten, aber bevölkerungsreichen südlichen Herzogtum Südstrand verabschiedet sich nach fünf Jahren der insgesamt zweite derzeitige Amtsinhaber eines Herzogentitels aus der Politik: Richard Mantöpsrochen, der das Amt 1817 für den BdH als Nachfolger von Ex-Justizdromorniss Gerhard S. Herme übernahm, will sich künftig ganz auf seine Jobs als Geheimdienstchef der MD und seine Professur für Böse Geschichte und Politik an der Universität Wiesenhausen widmen. Als Nachfolgerin nominierte der BdH Natalie Johannsen, bisher zuständig für das Verkehrsressort von Südstrand auf einem Parteitag Mitte Oktober. Ob Johannsen das Amt für den BdH jedoch erneut verteidigen kann, ist derzeit eher unwahrscheinlich, da in den Umfragen die FED mit ihrem Kandidaten Christoph Farnmann relativ komfortabel in Führung liegt, auch wenn der Abstand in den letzten Wochen ein wenig geringer wurde. Südstrand ist somit neben Preußen das einzige Herzogtum, in dem der BdH nicht auf Platz eins der Umfragen liegt. Hinter dem BdH auf Rang 3 und 4 befinden sich aber die eigentlichen Sensationen der Umfragen: Zurzeit würde die MP mit Spitzenkandidatin Anna Bertels tatsächlich als drittstärkste Kraft ins Muschelparlament von San Laven einziehen, was nicht nur eine Vervierfachung ihrer Stimmen von 1817 bedeuten würde, sondern auch den größten Erfolg ihrer Parteigeschichte. Auf Rang 4 dann, nicht weniger überraschend: Die MCM, die mit einem durchaus prominenten Namen in den Wahlkampf zieht, der scheinbar auch potentielle Wähler anzieht: Wolfgang von der Tagel, Neffe des ehemaligen MCM-Chefs und Reichsinnenministers Reinhardt von der Tagel und Enkel von Politik-Legende Friedrich von der Tagel, konnte sowohl WVD als auch VCS in den Umfragen hinter sich lassen und könnte mit seinem eher gemäßigt konservativen Kurs das einzig wirklich positive Ergebnis der Christ-Monarchisten bei den gesamten Herzogwahlen verantworten. Dementsprechend abgeschlagen und abgestraft befindet sich hinter den beiden Überraschungsparteien die WVD mit Kandidat Rainer Volkmann, immerhin Juniorpartner in Mantöpsrochens Regierung, nur auf Rang 5 der Umfragen, auch weil sie kaum nennbare Akzente während der Regierungszeit setzen konnte. Die MSP mit Kandidat Jürgen Becker und die VCS mit Spitzenkandidat Ulf Wilke wiederum rangieren auf den Plätzen dahinter, wobei beide wohl den Sprung ins San Lavener Parlament schaffen werden. Bezüglich möglicher Koalitionsoptionen könnte die FED zurzeit nur knapp zusammen mit dem BdH regieren, wobei andere Kombinationen, wie etwa FED, MP und MSP oder FED, BdH und MP oder FED, BdH und MSP oder FED, BdH und WVD allesamt denkbar wären, wenn auch mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten. Im Falle eines BdH-Wahlsieges wäre eine Koalition von BdH und FED oder BdH, FED und MP oder BdH, FED und MSP oder BdH, MSP und MP oder BdH, FED und VCS, sowie BdH, MCM und WVD möglich. Auch hier könnte sich die Koalitionsbildung also lange hinziehen und bis dahin ist Zeit für die schönsten Farbspiele hinsichtlich potentieller Koalitionen in Südstrand.
Südstrand, Umfragen (10.11.1821):
BdH (Natalie Johannsen, Kandidatin der Herzogenpartei): 21,6%
WVD (Rainer Volkmann, Koalitionspartner): 7,8%
FED (Christoph Farnmann): 25,1%
MP (Anna Bertels): 16,5%
MCM (Wolfgang von der Tagel): 14,3%
VCS (Ulf Wilke): 6,6%
MSP (Jürgen Becker): 6,8%
Andere: 1,3%
Neue Gesichter bei BdH und WVD – Ginsterkatze und Leonhard nun im Fokus
Die Monate rinnen langsam aber sicher dahin. In gut einem Jahr finden die Reichswahlen statt, in einem halben Jahr bereits die Herzogwahlen. Zwischendurch sind dann auch noch Wahlen auf kommunaler Ebene, die Magmakammer ist bis zum oberen Rand voll und eruptionsfähig. Die befürchtete Eruption beim Parteitag der MCM blieb aus, Albrecht Knucker konnte den Richtungsstreit und die Vorsitzendenwahl mit wehenden Fahnen für sich entscheiden, bei anderen Parteien dagegen sitzen neue Personen an der Spitze. So sind bei den beiden größten Parteien des Landes jeweils neue Vorsitzende gewählt worden. Beim BdH trat Eduard Pflanze nicht mehr an, bei der WVD nahm Ex-Kanzler Ewald Basilisk seinen Hut. Nachfolger wurden Geraldine Ginsterkatze beim BdH und Boris Leonhard bei der WVD. Dies könnte nicht uninteressante Auswirkungen haben.
Beim BdH ist die Wahl der Ersten Ministerin schon ein kleiner Fingerzeig. Sie gewann mit 65,5 % gegen ihren Konkurrenten Eduard Borkenkäfer auf dem Parteitag im Juli, bei dem mit denjenigen Mitgliedern, die online abstimmten, insgesamt rund 350 000 teilnahmen. Borkenkäfer war zuvor als Favorit gehandelt worden, er besaß schlicht mehr Erfahrung im Politgeschehen, als die 38-jährige Mutter von drei Kindern. Doch vielleicht gerade deswegen, aufgrund ihres Charmes und ihrer Eloquenz, brachte sie fast zwei Drittel der Mitglieder hinter sich, was bei einer Urwahl schon ein echter Paukenschlag ist. Sie gilt als sehr umweltbewusst, werteorientiert, wenngleich nicht unbedingt im konservativ-bürgerlichen Sinne, und hat den Ruf, Leute hinter sich zu bringen und für ihre Themen zu begeistern. Somit hätte sie im Falle einer endenden Kanzlerschaft vom aktuell aber unangefochtenen Sebastian Schwalbenschwanz sogar gute Chancen, auch diesen Posten eines Tages einzunehmen. Jedoch gibt es an einer neuen Kandidatur des Kanzlers spätestens seit dem Parteitag gar keine Zweifel mehr. Er wird den BdH in den Wahlkampf im nächsten Jahr führen und wohl auch schon bei den Herzogenwahlen im März den jeweiligen Kandidaten unterstützend zur Seite stehen. Seine Kandidatur erfolgte erwartungsgemäß ohne Gegenkandidaten und erreichte bei den Mitgliedern 97,5 % der Stimmen. Mehr Rückenwind geht nicht. Auch Geraldine Ginsterkatze betonte in ihrer Rede, wie wichtig die kameradschaftliche Zusammenarbeit innerhalb der Partei sei. In der Bevölkerung gilt die Erste Ministerin als sehr beliebt, ist laut einer aktuellen Umfrage hinter Heinrich Hubmaier das beliebteste Kabinettsmitglied. So ist ihre Wahl auf den ersten Blick vielleicht überraschend aufgrund ihres Kontrahenten, jedoch in sich sehr logisch und volksnah. Auch die Urwahl, die längst nicht alle Parteien in der Form durchführen, erwies sich hiermit als Glückstreffer. Ob Ginsterkatze die vielen Vorschusslorbeeren nun auch bestätigen kann, bleibt aber erstmal abzuwarten. Kein Thema bei den Wahlen war übrigens sowohl eine mögliche Kandidatur des Reichskanzlers, als auch eine von Parteiurgestein Gerhard Herme. Letzterer wird jedoch bei der Reichstagswahl versuchen, ein Direktmandat im Wahlkreis Wiesenhausen-Süd zu bekommen. Die Umfragen zeigen für den BdH in letzter Zeit immer weiter nach oben. Unsere Umfrage von dieser Woche sieht den BdH bei 27,9 % und damit weit entfernt von allen anderen Parteien.
Auch die WVD hat ein neues Gesicht an der Führungsspitze. Ex-Kanzler Ewald Basilisk, der Meadowhouse in der allerersten Legislaturperiode von 1810 bis 1814 führte, gab das Amt nach über 10 Jahren ab, er zog sich damit endgültig aus der großen Politik zurück. Um seine Nachfolge war ein heißer Kampf entbrannt, gleich drei Kandidaten standen auf dem Parteitag im August zur Wahl. Die WVD blieb bei ihrem bewährten System der Delegiertenwahl, was bedeutete, dass insgesamt 10 000 Delegierte abstimmunsberechtigt waren. Am Ende setzte sich Kanzleramtsminister Boris Leonhard in einem engen Rennen gegen seine Mitbewerber Karl von Kriesel und Anita da Silva durch. Leonhard erhielt 41 % der Stimmen, von Kriesel 34 % und Überraschungskandidatin da Silva kam auf beinahe sensationelle 25 %. Boris Leonhard will die Partei auf einen neuen, klar definierten und profiltreuen Kurs führen, der die Partei weg vom BdH hin zu VCS und MCM führen soll. Zum einen, um neue Bündnisse möglich zu machen, vor allem ohne den omnipräsenten BdH, zum anderen aber auch, um die Standpunkte der WVD klarer zu gestalten und ihr Profil zu schärfen. Konservativer soll es werden, auch wirtschaftsliberaler und es soll internationaler gedacht werden. Karl von Kriesel galt als ärgster Konkurrent Leonhards, war vielen jedoch auch zu altgedient und eher rückwärtsgewand. Dennoch konnte er mehr als ein Drittel der Delegierten hinter sich bringen. Von Kriesel warb mit einer für ihn als Umweltminister typischen Verbundenheit zur Natur, wollte die WVD zur einer zwar umweltbewussten und naturverbundenen Partei wie den BdH machen, aber „vernünftiger und mit Weitsicht“, wie er es nannte. Das Gleichgewicht zwischen den Interessen der Natur und der Menschen im Land wolle er herstellen. Es verhalf ihm zu einem respektablen, aber ungenügenden Ergebnis. Star des Abends war jedoch die No-Name-Kandidatin Anita da Silva. Die Dolmetscherin, die vor allem auf südtitanische Dialekte spezialisiert ist, da ihre Familie aus Masalia stammt, holte ein Viertel der Stimmen, was ihr vorher niemand zugetraut hatte. Sie vertrat im Wesentlichen die Positionen Leonhards, hielt jedoch eine furiose Rede, nach der man für einen Moment denken konnte, dass sich die Delegierten tatsächlich für sie entscheiden würden. Am Ende gewann jedoch Boris Leonhard recht deutlich vor Anita da Silva. Der erwartete Rechtsruck der Partei hin von Mitte-Mitte zu Mitte-Rechts ist damit wohl vollzogen worden, die Verjüngung der Partei und die Möglichkeit eines frischen Aushängeschilds wurde allerdings verpasst. Auch ein „Weiter so“ wird es dadurch dass Karl von Kriesel nicht gewählt wurde, nicht geben. Die WVD schließt damit eine erneute Koalition mit dem BdH nahezu aus. Zu groß werden nun wohl die Diskrepanzen, vor allem durch die neue BdH-Vorsitzende Geraldine Ginsterkatze, die sehr großen Wert auf grüne Themen legt. Es droht Meadowhouse nun endgültig der Bruch der Parteien, die die politischen Lager in Meadowhouse bisher vereint haben. Nächstes Jahr könnte es damit zum ersten Mal einen echten Lagerwahlkampf geben, mit BdH, FED, MSP und MP auf der einen, und WVD, VCS und MCM auf der anderen Seite. Auch Boris Leonhard erkannte das und nutzte dies in seiner Dankesrede für einen Aufruf an seine Partei. „Wir wollen Meadowhouse zum Besseren verändern, dafür sorgen, dass auch unsere Kinder unseren Wohlstand haben dürfen und Meadowhouse als großartigen, friedenbringenden Partner in der Welt repräsentieren. Wir müssen deswegen auch genau wissen, wer uns dabei helfen kann und wer nicht.“ Die Fronten der beiden Parteien verhärten sich also mehr und mehr, bei nur einem weiteren Jahr bis zur nächsten Wahl wird dies bis dahin aber wohl kaum nennenswerte Auswirkungen haben. Ob Leonhard die WVD wieder auf Erfolgskurs beim Wähler führen kann, bleibt abzuwarten, ist aber zwingend notwendig. Aktuell ist sie laut Umfragen mit nur 17,2 % nur noch dritte Kraft.
Anders als BdH und WVD haben die MCM keinen neuen Vorsitzenden. Amtsinhaber Albrecht Knucker trat allerdings auch noch einmal an, im Gegensatz zu den beiden anderen Ex-Vorsitzenden. Und er setzte sich auch durch, was nicht unbedingt alle Beobachter vorher erwartet hatten. Die zerstrittene Partei, deren rechter Flügel immer weiter auf Kurs Nationalkonservatismus drängt, stellte mit Heinz Drachenberg einen ausrichtsreichen Kandidaten auf, aber auch Leonora Tragschmitt machte sich Hoffnungen auf einen Sieg bei den rund 6 000 Delegierten. Sie wollte mit einem imageverbessernden Kurs aus mehr Zugeständnissen an die Bevölkerung in Sachen Wirtschaftskontrolle und Lobbyismus. Der kam in der Partei allerdings gar nicht gut an, sie wurde mit nur 15 % Schlusslicht bei der Abstimmung im Mai. Der rechtskonservative Drachenberg gewann allerdings ganze 37 % der Stimmen, Amtsinhaber Knucker gewann am Ende mit 48 % die Wahl. Dass ein Amtsinhaber keine 50 % der Delegierten hinter sich versammeln konnte und dennoch gewann, geschah zum ersten Mal in der meadowhousischen Parteiengeschichte. Allerdings war dieser Sieg nach den Vorzeichen als klares Bekenntnis der Partei zu werten. Viele Umfragen und Prognosen sahen Knucker nur bei 30-40 %, somit war das Ergebnis eines, was den Vorsitzenden stärkt und den Kurs der Partei bis zur nächsten Wahl klar festlegt. Konservativ soll es sein, wirtschaftsliberal, aber ein nationalistisches oder gar völkisches Programm wird es unter Knucker nicht geben. Ob er allerdings auch als Spitzenkandidat für die Reichstagswahlen antritt, ist noch längst nicht entschieden. Bis März ist die Partei wohl erstmal befriedet, es bedarf jedoch auch guten Ergebnissen bei den Herzogenwahlen, damit dies so bleibt und Knucker fest im Sattel sitzt. Eine Trendwende muss aber sofort her. Mit Umfragewerten von gerade einmal 4,3 % ist nicht einmal klar, ob nächstes Jahr der Einzug in den Saal der Gespenster gelingt. Und das wäre mehr als ein Fiasko für die ehemalige Regierungspartei.
Sowieso ist nicht ganz klar, wie das Parlament dann aussehen könnte. Auch die MSP steht bei knapp über 4 % und muss um den Einzug auf Burg Daunenfels bangen. Gut sieht es dagegen für die MP aus, die Stand jetzt mit Werten um die 7 % rechnen kann und damit sogar für eine mögliche Koalition infrage käme. Die VCS steht bei soliden 14 %, wie bereits vor drei Jahren, zweitstärkste Kraft wäre nach jetzigem Stand die FED mit rund 21 %. Jedoch wird sich bis in einem Jahr noch sehr viel ändern, insbesondere durch die Herzogenwahlen und die Nominierung der Kanzler- und Königskandidaten darf man noch mit einigen Verschiebungen rechnen. Zu wessen Gunsten auch immer.
Das Superwahljahr wirft seine Schatten voraus – Parteien bringen sich in Position
Selten kommt es vor, dass ein Jahr zu einem sogenannten „Superwahljahr“ deklariert wird, doch das kommende Jahr 1822 ist damit fast schon untertrieben bezeichnet. Auf sämtlichen Ebenen des Meadowhousischen Staates kommt es dann zu möglicherweise richtungsweisenden Wahlen, die die kommenden Jahre bestimmen werden. Den Anfang werden im März die Herzogtumswahlen machen, die allesamt gleichzeitig stattfinden werden. Ab Mai folgen dann die Vorwahlen im Kreise der Gegenkandidaten von König Percival I., die sich bis etwa Mitte Juni hinziehen werden, ehe im Juli die Kommunalwahlen anstehen, unter anderem in der Hauptstadt Wiesenhausen. Beschlossen wird das außergewöhnliche Jahr dann im September mit der Reichstagswahl und der wenig später darauffolgenden Königswahl, sodass binnen einen Jahres sämtliche politischen Ämter neu verteilt werden könnten. Kein Wunder, dass die Parteien allesamt bereits in emsiger Arbeitsstimmung sind und versuchen, Inhalte, aber auch personelle Fragen langsam zu klären. Im Folgenden erfolgt eine Übersicht über die sieben im Saal der Gespenster vertretenen Parteien und ihre Fahrpläne für die Wahl, sowie die zu erwartenden personellen und inhaltlichen Themen, die sie angehen werden wollen, und die allgemeine Stimmung im Land, die den Parteien entgegengebracht wird. Dabei wird sich jedoch nun vor allem auf die Reichsebene konzentriert, da dort die größten Umbrüche und Veränderungen zu erwarten sind.
Beim BdH kann man dem kommenden Jahr einigermaßen entspannt entgegensehen. Die größte Fraktion im Parlament und Kanzlerpartei befindet sich Stand jetzt in einem ruhigen Fahrwasser, das sie, sofern keine unvorhergesehenen Dinge geschehen, geradewegs zu einer dritten Regierungsbeteiligung als stärkste Kraft bringen dürfte. Reichskanzler Schwalbenschwanz erfreut sich großer Beliebtheit bei den Wählern und auch die Regierungsarbeit des BdH wird überwiegend positiv aufgenommen. In Umfragen steht die Partei konstant bei 25-28% und könnte damit ihre Ergebnis von 1818 sogar noch übertreffen. Zudem zeigen Umfragen, dass die Erfolge der Regierung, sei es bei der Verhinderung der Erdölraffinerie in Wiesenhausen-Waldhausen, oder die klare Haltung zu einer möglichen Titanien-Union, die im vergangenen Jahr aufkam und deren Beteiligung Meadowhouse‘ durch eine Verfassungsänderung festgezurrt wurde. Dennoch stehen beim BdH personelle Umbrüche bevor, die insbesondere die Parteispitze und den Vorstand der größten Regierungspartei betreffen. Zunächst einmal ist da der Parteivorsitz: Prof. Dr. Eduard Pflanze, der seit 1812 an der Spitze des BdH steht, wird sein Amt aufgeben, womit es auf dem kommenden Parteitag im Juli zur Wahl stehen wird. Schon längst haben sich Spekulationen um eine Nachfolge entwickelt, die damit zur personellen Nr. 1, noch vor Sebastian Schwalbenschwanz, werden würde. Neben Schwalbenschwanz selbst, der jedoch eine Kandidatur immer wieder dementiert hatte, da er im Sinne des Spruches „never change a running system“ lieber Kanzlerschaft und Parteivorsitz getrennt haben würde, werden auch Innenminister Eduard Borkenkäfer und Erste Ministerin Geraldine Ginsterkatze als Nachfolger gehandelt. Und noch ein Name spukt seit geraumer Zeit in den Meadowhousischen Medien immer wieder umher: Gerhard S. Herme. Der 1819 abgewählte ehemalige Justizdromorniss, frühere Bürgermeister von Wiesenhausen, Mitbegründer des Meadowhousischen Staates und Ex-Herzog von Südstrand machte zuletzt vor allem mit einem immer weiter erfolgenden schrittweisen Rückzug aus der Öffentlichkeit von sich reden. So legte er Ende des vergangenen Jahres auch seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender bei der Reederei „Crown-Line“ nieder und sprach auch im Rahmen seiner Fußballtrainertätigkeit beim Koenigsligisten KFE Selle-Royal immer mal wieder davon, sich von diesem verabschieden zu wollen, sollte man in dieser Saison das internationale Geschäft klar verpassen. Zurzeit ist er lediglich Anteilhaber der Meadowhousischen Schiefermiene in Wiesenhausen-Höhlenpark, womit er nach Jahren der Abwesenheit wieder als lokale Größe, wenn auch nur im wirtschaftlichen Sektor, in Wiesenhausen in Erscheinung trat. Herme äußerte sich bisher nicht zu den Gerüchten um seine Person, eine Erklärung des BdH-Gründungsmitglieds ist wohl aber unabdingbar. Zudem dürfte man davon ausgehen, dass Herme, im Gegensatz zu Pflanze, der nie einen Kabinettsposten innehatte, einen solchen für sich beanspruchen würde, was ein Novum im BdH darstellen würde. Interessant wird es dann beim BdH jedoch noch einmal, wenn es um die K-Frage geht, also wer der künftige König von Meadowhouse werden oder bleiben sollte. Es scheint offensichtlich, dass sich die Partei genau in dieser Frage selbst noch nicht einig ist, wer ihre nicht ganz unwichtige Unterstützung am Ende erhalten soll. Es ist kein Geheimnis, dass der BdH 1818 lieber König Johannes I. zu einer dritten Amtszeit verholfen hätte, doch war die bisherige Zusammenarbeit mit König Percival I. nicht so katastrophal, wie viele Experten es nach dessen Wahl prognostiziert hatten. Im Gegenteil: Beide Seiten zeigten durchaus Kompromissbereitschaft und konnten wichtige Probleme lösen. Dennoch ist gerade die manchmal etwas impulsive Art des Königs, beispielsweise in Bezug auf seinen plötzlichen Vorschlag der Einführung einer zweiten legislativen Kammer, eher ein Argument für den BdH, einen eigenen Kandidaten aufzustellen. Wer dies sein könnte, ist vollkommen offen, doch gibt es einen klaren Wunschkandidaten, wenn man die Aussagen der BdH-Mitglieder verfolgt: Carl von der Regième, allgemein als Moorleiche bekannt und seit seinen Enthüllungen im vergangenen Herbst bezüglich seines Anteils an der Beseitigung des ehemaligen Wiesenhausener Diktators Enczegovija Zerljet noch einmal im Ansehen gestiegen, wäre sicherlich ein Kandidat, dem kaum ein Konkurrent beikommen könnte. Das Problem: Von der Regième sitzt seit etwas über einem Jahr im Weltpalast als Verteidigungsdromorniss und ob er diesen Posten aufgeben würde, ist fraglich. Der BdH befindet sich also in einer gewissen Zwickmühle, was die Königsfrage angeht, doch dürfte auch diese auf dem Parteitag im Juli beantwortet werden.
Die Probleme des BdH dürften der WVD zurzeit wie Luxusprobleme vorkommen. Die zweitgrößte Regierungspartei und auch zweitgrößte Fraktion im Saal der Gespenster befindet sich in einer prekären Situation. Nachdem der damalige Spitzenkandidat und heutige Außenminister Harald von Ryssen 1818 noch ein respektables Ergebnis holte und schon damals aufkommende Diskussionen um eine Ausrichtung der Partei zumindest kurzfristig erstickte, sind diese Streitigkeiten mittlerweile, angesichts fallender Umfrage- und Beliebtheitswerte, wieder voll entbrannt. Das Hauptproblem der WVD ist dabei vor allem, dass sie von der Bevölkerung häufig eher als Verhinderer als als Macher wahrgenommen wird, zu häufig stand sie in den vergangenen zweieinhalb Jahren quer zu den Meinungen ihrer Koalitionspartner BdH und VCS. Zudem werden auch potentielle Erfolge der WVD nicht angerechnet: Die Einführung des Zaubererrats und die verbesserte wirtschaftliche Lage werden in der Öffentlichkeit der VCS beschieden, die außenpolitische Ausrichtung, siehe Titanien-Union, die Verhinderung der Raffinerie in Waldhausen und weitere zentrale Themen der Umweltpolitik, dem BdH. Und das, obwohl Außen- und Umweltministerium von der WVD besetzt sind, was gerade im Fall des Projekts „Schwarzbach“ fast zu einem Koalitionsbruch geführt hatte, da das WVD-geführte Umweltministerium von Umweltminister Karl von Kriesel den Bau erst erlauben wollte. Die Quittung für diese Verhinderungspolitik ist ein Umfragewert von 15-19%, falls am kommenden Sonntag Wahl wäre, womit die WVD noch unter ihrem schon als durchwachsen wahrgenommenen Ergebnis von 1818 bleiben würde, was damals nur als gut angesehen wurde, weil die Umfragen schlimmeres prognostiziert hatten. Dass es angesichts dieser Situation in der WVD zu personellen Konsequenzen kommen wird, ist verständlich. Für viele altgediente Partei-Granden wird die derzeitige Legislaturperiode wohl die letzte in einem bedeutenden exekutiven Amt sein. So kündigte Parteichef und Reichspräsident Ewald Basilisk Anfang Februar bereits an, nicht wieder für das Amt des Parteichefs kandidieren zu wollen, womit auf dem Parteitag im August dieser Posten zur Wahl stehen wird. Doch ist noch vollkommen unklar, wer Basilisk beerben soll: Außenminister von Ryssen und Umweltminister von Kriesel haben ihren politischen Zenit ebenfalls schon überschritten und dürften, vor allem im Fall von letzterem, froh sein, überhaupt noch am Kabinettstisch sitzen zu dürfen. Viele WVD-Mitglieder, die eher einer moderaten Richtung zugehören, wünschen sich Reichstagspräsident Friedhelm von Hirschbach als neuen Vorsitzenden, doch ob dieser seinen eher ausgelagerten Posten zugunsten des harten Parteigeschäfts aufgibt, ist mehr als fraglich. Auch der Wiesenhausener Bürgermeister Stefan Cornelius soll ein Kandidat sein, da ausgegangen wird, dass er sich nicht um eine weitere Amtszeit bewerben wird. Es könnte jedoch auch zu einer Neuausrichtung der Partei kommen, die insbesondere der wirtschaftsliberale Flügel um Kanzleramtsminister Boris Leonhard begrüßen würde. Leonhard, der auf Reichsebene noch ziemlich unverbraucht ist, möchte die Partei eher Richtung VCS und vor allem MCM rücken lassen, um neue Bündnisse ohne den BdH möglich zu machen. Hinsichtlich der Königsfrage ist die WVD hingegen klar: König Percival I. wird sie im kommenden Jahr nicht unterstützen. Als potentielle Kandidaten für die Königswahl gelten, neben dem auch hier genannten Friedhelm von Hirschbach, Hauptfeldwebel Daniel Altens oder der Saphirenter Herzog Peter Burg, wobei beide damit eher sichere Posten zugunsten eines mehr als unsicheren Amtes als König aufgeben müssten. Insgesamt steht die WVD also vor einem personellen Umbruch, jedoch ohne sich wirklich sicher zu sein, wie die Partei ab dem Sommer aussehen wird. Ob sie in dieser Form in einer möglichen neuen Regierung vorhanden sein wird, scheint fraglich, und ist auch sehr davon abhängig, welcher Parteiflügel sich am Ende auf dem Parteitag im August durchsetzen wird.
Ganz anders sieht die Welt hingegen momentan für den dritten Koalitionspartner unter der Regierung Schwalbenschwanz aus, nämlich die VCS. War sie vor etwa sieben Jahren noch der Querulant in der damaligen Erstauflage der heute erneut bestehenden Koalition, hat sich die Partei unter ihrem seit 1814 amtierenden Vorsitzenden und ehemaligen Innenminister Karl Boerenberg deutlich gewandelt. Die ehemals mächtigen Vorstandsmitglieder aus der Ära der Staatsgründung sind mittlerweile beinahe allesamt aus den Führungsgremien der Partei herausgewählt worden und mit Boerenberg und Finanzminister Hubmaier gibt es nur noch zwei Mitglieder der Partei, die die chaotische Zeit zwischen 1813 und 1815 selbst miterlebt haben, wenn auch nur in zweiter Reihe. Die VCS präsentiert sich mittlerweile deutlich verjüngt, kann durch solide Sachpolitik punkten und ist, entgegen der WVD, häufig eher an konstruktiven als an destruktiven Lösungen orientiert. Mit der Einführung des Zaubererrates als Kontrollorgan der Bankenwelt konnte sie zudem eines ihrer wesentlichen Wahlversprechen von 1818 durchsetzen, auch gegen den Willen der WVD. Überhaupt konnte man in den vergangenen gut zweieinhalb Jahren häufig den Eindruck gewinnen, das BdH und VCS häufiger einer Meinung waren und nur die WVD von der Sinnhaftigkeit des einen oder anderen Gesetzes überzeugt werden musste. Selbst die im Vorhinein kritisch prognostizierte Zusammenarbeit mit dem König gestaltete sich einigermaßen reibungslos. Darüber hinaus wird der VCS insbesondere der wirtschaftliche Aufschwung und die Konsolidierung der Meadowhousischen Staatskasse angerechnet, deren Chef, Schatzmeister Hubmaier, auch viele Jahre nach seiner Befreiung des Staates von allen Schulden im Jahre 1812, noch hohes Ansehen genießt. In Umfragewerten drückt sich dies zurzeit in Zahlen zwischen 14 und 18% wider, was auf ein Rekordergebnis der Partei hindeuten könnte, sollte an diesem Sonntag Reichstagswahl sein. Als eine der wenigen Parteien der Meadowhousischen Politik stehen bei der VCS keine tiefgreifenden Veränderungen an. Parteichef Boerenberg wurde erst vergangenes Jahr für zwei weitere Jahre wiedergewählt und auch ansonsten sind die Reihen geschlossen. Trotzdem muss natürlich ein Spitzenkandidat gefunden werden, oder auch eine Spitzenkandidatin: Silvana van Wessels, seit 1818 Justizministerin, soll die VCS in das Superwahljahr führen. Zwar steht die offizielle Ernennung noch aus, doch soll sich der Vorstand intern bereits auf van Wessels als Spitzenkandidatin festgelegt haben. Aus dem aktuellen Kabinett scheint ohnehin nur die Karriere von Verkehrsminister Ralf Bachstein fraglich zu sein. Der 78-Jährige, der 1818 auch als Kandidat in den Königsvorwahlen antrat und als einer der wesentlichen Erneuerer seiner Partei in der Zeit ab 1814 galt, hat zunehmend mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und wird sich wohl nicht erneut auf ein Mandat in seinem Wahlkreis in San Laven bewerben. Hinsichtlich der Königsfrage ist allerdings auch die VCS unentschlossen. Eine Unterstützung für König Percival I. scheint, trotz aller guten Zusammenarbeit, unwahrscheinlich, aber ein eigene Kandidat ist zurzeit auch nicht in Sicht. Der Preußische Herzog Georg Hebdal wird immer wieder gehandelt, doch würde der wohl lieber in seinem recht sicheren Reich im Norden des Landes verweilen wollen. Eine potentielle Unterstützung von Carl von der Regième schloss Parteichef Boerenberg Anfang des Jahres nicht aus, doch muss es erst einmal zu einer offiziellen Kandidatur der Moorleiche kommen. Zusammengefasst: Die VCS kann der Wahl deutlich entspannter entgegenblicken als sämtlichen zuvor bestrittenen Wahlen, ist sich personell relativ einig und muss lediglich noch einen geeigneten Königskandidaten finden.
Nach der Schilderung der Lage der Regierungskoalition nun zu den Oppositionsparteien. Dabei ist natürlich zunächst einmal die FED zu nennen. Als Oppositionsführerin glänzte sie in den vergangenen zweieinhalb Jahren vor allem durch teils akribische Recherchen und unerbittliche Fragen, insbesondere im Rahmen des Projekts „Schwarzbach“. Die Partei, der im Vorgang der Wahl 1818 sogar der Wahlsieg zugetraut wurde, was sich jedoch dann bei weitem nicht bewahrheitete, hat für das kommende Jahr jedoch ehrgeizige Ziele. Zunächst einmal möchte man dem BdH im traditionell eher links ausgerichteten Süden des Reiches mindestens ein Herzogtum abnehmen und zudem mindestens zweitstärkste Kraft bei der Reichstagswahl werden, um eine Neuauflage der derzeitigen Koalition zu verhindern. Am stärksten reibt sich die FED dabei an der WVD, deren kopfloses Verhalten, vor allem auch im Rahmen des Projekts „Schwarzbach“ sie wiederholt anprangerte. Spitzenkandidatin für die Wahl wird wohl Parteichefin Elena Weinandt, die das schwere Erbe von Langzeitparteichef Herbert Granitzer, der sich 1818 zurückzog, gut weitergeführt hat. Weinandt soll im Mai auf einem Parteitag offiziell auch als Spitzenkandidatin bestätigt werden und kündigte bereits vorher an, dass sie die FED in die Regierung führen und man bereit sei, Verantwortung übernehmen zu wollen. Bei Umfragewerten von 16-20% stehen die Chancen auf eine Regierungsbeteiligung tatsächlich nicht schlecht, sollten die bisherigen Mehrheitsverhältnisse sich ändern. Dennoch ist fraglich, welche Partei in der derzeitigen Regierung dazu bereit wäre, mit der FED zu koalieren. Inhaltlich am ehesten übereinstimmen würde wohl der BdH, doch ob die VCS dazu bereit wäre, ist fraglich. Bei der WVD ist es so gut wie ausgeschlossen. Bei der Königsfrage will die FED nach eigenem Bekunden, wie bereits 1818 auch, König Percival I. unterstützen und ihm zu einer zweiten Amtszeit verhelfen. Die Informationskanäle zwischen Partei und Burg sollen gut sein, obwohl die FED ja in der Opposition sitzt und politisch gesehen konnte der König, unter anderem mit einer Anhebung der Rentensätze bei Geringverdienern, einige Kernpunkte des FED-Programms zumindest inhaltlich auf die politische Tagesordnung bringen. Die Partei scheint insgesamt gut aufgestellt zu sein und verspricht sich sehr viel vom anstehenden Superwahljahr. Wie die Performanz dann am Ende aussehen wird, hängt wohl auch stark von der Stärke oder Schwäche der FED in den Wahlen vor der Reichstags- und Königswahl auf den darunter liegenden Ebenen der Meadowhousischen Politik ab.
Die einzige Partei, die an ihrem Image seit der Wahl 1818 anscheinend nur wenig ändern konnte, ist die MSP. Die Sozialdemokraten, die vor zweieinhalb Jahren eines ihrer schlimmsten Wahlergebnisse der Geschichte einfuhren und sich danach personell komplett neu aufstellten, haben ihre Aufbruchsstimmung von kurz nach der Wahl 1818 bereits wieder verloren. Der als Hoffnungsträger gestartete und 1817 in den Herzogenwahlen in Santo Opalo nur knapp Ronald Riesenkalmar (BdH) unterlegene Parteichef Heiner Gutsdorf wird die Partei wohl als Spitzenkandidat in die Wahlen führen, doch wirklichen Enthusiasmus konnte er in seiner Partei bisher nicht entfachen. Das Problem der MSP ist vor allem ihre mangelnde Fähigkeit, sich Themen zu sichern, die sie verkörpern wollen. Auf der Seite der politischen Linken gräbt ihnen vor allem die dynamischere und jüngere FED das Wasser ab und wirtschaftspolitisch hat die VCS eine Wende im Vergleich zu vor sieben Jahren hingelegt, sodass Themen häufig nun von dieser belegt werden. Gutsdorf, der im April auf einem außerordentlichen Parteitag als Spitzenkandidat bestätigt werden soll, hat jedoch innerhalb der Partei keinen nennenswerten Gegenkandidaten, auch weil auf Herzogtumsebene viele Funktionäre aus den vergangenen Jahren in ihren Posten geblieben sind. Einzig die ehemaligen Vorsitzenden Fahnert und Nieler, die direkt nach der Wahl 1818 zurücktraten sind bis heute diejenigen, die personelle Konsequenzen aus den Schlappen der Vergangenheit zogen, wenn auch erst nach ausdrücklicher Aufforderung der Partei. So wundert es nicht, dass die MSP zurzeit bei Umfragewerten von etwa 6-8% liegt, da sie, im Gegenteil zu VCS und FED eher rückwärtsgewandt wirkt, was wohl das Schlimmste, ist was einer sozialdemokratischen Partei attestiert werden kann. Einzig und allein bei der Königsfrage ist die MSP sich scheinbar fast vollkommen einig: Die Unterstützung für Percival I. ist gesichert und soll ebenfalls im April festgezurrt werden. Ansonsten bleibt die Partei jedoch in ihrer Apathie der Vergangenheit gefangen und nicht wenige Experten prognostizieren ihr keine Zukunft mehr im Saal der Gespenster, wenn keine tiefgreifenden Neuerungen in der Parteistruktur erfolgen sollten.
Eine weitere Partei, die mehr oder weniger auf der Suche nach sich selbst ist, ist die MCM. Von 1814 bis 1818 noch dritter Regierungspartner von BdH und WVD im Kabinett Schwalbenschwanz I, ist man momentan weit von einer möglichen erneuten Regierungsbeteiligung entfernt. Grund dafür sind vor allem die unerbittlich geführten innerparteilichen Konflikte zwischen dem eher traditionell ausgerichteten sehr wirtschaftsliberalen Flügel und dem eher moderat und konservativ orientierten Flügel um Parteichef Albrecht Knucker. Dieser war 1818 unmittelbar nach der Wahl zum Parteichef gemacht worden, weil er die Versäumnisse des vorherigen Vorstandes um Ex-Parteichef Reinhardt von der Tagel und den damaligen Spitzenkandidaten Joachim Kamphoff schonungslos offenlegte und sich so schon am Wahlabend in die erste Reihe der Partei katapultierte. Doch zweieinhalb Jahre nach der verheerenden Nacht im September 1818 werden Knuckers mahnende Worte scheinbar zunehmend weniger gern gehört. Bei der letzten Wahl zum Parteivorsitz im Juni vergangenen Jahres erhielt er, ohne Gegenkandidaten, gerade einmal 68% der Stimmen. Als interne Konkurrentin von Knucker gilt vor allem die ehemalige Landwirtschaftsministerin Leonora Tragschmitt, die immer wieder gegen die aus ihrer Sicht verfehlte Wirtschafts- und Steuerpolitik der Regierung wetterte, unter anderem den Zaubererrat als Eingriff in die freie Wirtschaft vehement ablehnte, und als Fraktionschefin im Saal der Gespenster ein gewichtiges Wort hat. Der Dritte im Bunde ist der seit 1818 amtierende Generalsekretär Heinz Drachenberg, der aus der Wiesenhausener Herzogtumspolitik kommt und in den vergangenen Jahren insbesondere mit Aussagen zu einer militärischen Aufrüstung Meadowhouse‘ von sich Reden machte und den Fokus der MCM weg von der wirtschaftsbezogenen Ebene, hin zu einer eher national-konservativen Politik möchte. Als Ergebnis dieses Dreikampfes kommt, wie es zu erwarten war, ziemliches Chaos heraus und die MCM steht in Umfragen lediglich bei 7 bis 10%, wobei letzteres schon optimistisch ist. Bei der Königsfrage ist die Partei dann ebenso gespalten: Der Flügel um Parteichef Knucker könnte sich eine kooperative Unterstützung eines Kandidaten zusammen mit BdH, WVD und VCS vorstellen, Tragschmitts Anhänger hingegen wollen einen klar liberal und wirtschaftsfreundlich ausgerichteten Kandidaten auf dem Thron sehen und Drachenbergs Vorschlag sorgte bereits in der Vergangenheit für Irritationen, als er vorschlug, künftig nur noch Mitglieder des Meadowhousischen Adels zur Königsvorwahl zuzulassen. Sollte die Partei ihre heftigen internen Querelen nicht bis Ende diesen Jahres beilegen, könnte das Ergebnis 1822 noch desaströser werden, als das historisch schlechte Abschneiden 1818. Ende Mai soll ein Parteitag MCM-Chef Knucker zum Spitzenkandidaten küren, wobei Widerstand aus den anderen Lagern angekündigt ist. Sollte er es schaffen, stünde der Partei wohl ein einigermaßen ruhiger Wahlkampf bevor, doch sollten Tragschmitt oder Drachenberg einen Umsturz hinbekommen, könnte dies sämtliche Ambitionen der MCM für nächstes Jahr zunichte machen. Kurz gesagt: Es sind stürmische Zeiten für die Christ-Monarchisten und existenziell wichtige Monate für das Überleben der Partei.
Die siebte und letzte Partei im Saal der Gespenster hat einen solch erbitterten internen Streit bereits beigelegt. Die MP, zwischen 1814 und 1818 als Oppositionspartei stets gezeichnet vom Konflikt zwischen den etwas esoterisch anmutenden „Fundis“ um den damaligen Parteichef Jonathan Esser und den eher rational ausgerichteten „Realos“, hat mittlerweile eine einheitliche Linie gefunden. Auch hier war die Basis für die Konsolidierung der Partei ein radikaler personeller Wechsel: Parteichef Esser trat noch am Wahlabend zurück, die damalige Spitzenkandidatin Erika Runghold kurze Zeit später. Neuer Parteichef wurde der im Königsvorwahlkampf erstaunlich gut abschneidende Rainer Schubert aus dem Herzogentum Santo Opalo, ein Anhänger der „Realos“. Zweieinhalb Jahre nach dieser personellen Wende zeichnet sich auch im Programm der MP eine Trendwende ab: Keine Rede ist mehr von der „absoluten Gleichstellung von Tier Mensch“ oder der berüchtigten „Flower-Power“, der Energiegewinnung aus Blumen. Vielmehr konzentriert sich die Partei auf sozialökologische Kernthemen, wie Umwelt- und Klimaschutz, erneuerbare Energien und den Ausbau alternativer Fortbewegungsformen. Parteichef Schubert, der den Wandel maßgeblich initiiert hat, soll im Juni auf einem außerordentlichen Parteitag dann zum Spitzenkandidaten für die Reichstagswahl gekürt werden, bei der die MP gute Chancen hat, erneut in den Saal der Gespenster einzuziehen: Mit 6-9% in den derzeitigen Umfragen könnte sie sogar MSP und MCM hinter sich lassen. In der Königsfrage ist die Partei noch nicht entschieden, doch zeichnet sich eine Unterstützung für König Percival I. ab, auch wenn sie sich von ihm mehr ökologische Gesetzgebungsinitiativen wünschen würde, wie Parteichef Schubert Ende Februar verlauten ließ. Dennoch sind die Gemeinsamkeiten zwischen König und MP so groß, dass eine Unterstützung das wahrscheinlichste Szenario ist. Insgesamt kann man den dringend fälligen Umbau der MP als gelungen bezeichnen, da die Partei nicht mehr an der 5%-Hürde liegt, sondern sich zumindest etwas davon entfernen konnte. Ob sie jemals eine massentaugliche Partei werden wird, ist fraglich, doch ist ihre momentane Ausrichtung so realpolitisch wie noch nie.
Insgesamt zeigt sich ein klares Bild der Meadowhousischen Politik: In der Regierung können BdH und VCS, trotz vereinzelter personeller Änderungen, positiv in Richtung Superwahljahr schauen. In der Opposition kann man dasselbe von FED und MP sagen. Schlecht sieht es hingegen bei der WVD aus, die sich in der Koalition scheinbar nicht wohlfühlt und auf der Suche auf sich selbst ist, ebenso, wenn auch weitaus extremer, die MCM. In der MSP hat man die Zeichen der Zeit nicht erkannt und die Reformen, die dringend notwendig gewesen wären, verschlafen, sodass erst einmal eine Themenwahl seitens der Partei geschehen muss. Bei der Frage, wer Meadowhousischer König werden oder bleiben soll, verläuft der Bruch ziemlich genau zwischen den Parteien, die in der kurzen Meadowhousischen Geschichte bereits an einer Regierung beteiligt waren, und jenen, die seit Staatsgründung stets in der Opposition saßen: FED, MSP und MP scheinen König Percival I. zu unterstützen, alle anderen Parteien suchen noch nach einem aus ihrer Sicht geeigneten Kandidaten, wobei hier auch mehrere Parteien kooperativ einen Kontrahenten von Percival I. unterstützen könnten. Somit hängt also noch viel von den Personalentscheidungen der Parteien ab, die jedoch allesamt wohl auf verschiedenen Parteitagen im kommenden halben Jahr fallen werden. Erst dann werden wohl auch die Prognosen, was die Wahlpräferenzen angehen, präziser und aussagekräftiger werden. Eins ist jedoch bereits jetzt sicher: Es steht uns ein spannendes Superwahljahr 1822 bevor.
10 Jahre Meadowhouse – eine Geschichte, wie eine Bevölkerung ihr Schicksal selbst in die Hand nahm
Es ist der 8. November 1808. Im Wiesenhausener Stadtteil Ost-Molchendorf, in der Nähe des Vulkans, wird zum ersten Mal ein Vorbote jener Schlacht gesichtet, die so viel verändern sollte. Auf einem schwarzen Pferd kundschaftet ein sogenannter „schwarzer Reiter“, eine Unterart böser Streitkräfte, die Lage an jenem ruhigen, bitterkalten Morgen im Spätherbst aus. Er wird beobachtet von einigen Anwohnern in der Nähe des Johannes-Denkmals, die sofort die Behörden einschalten. Die Großstadt Wiesenhausen im Osten Grünlands, mit knapp 1 Million Einwohnern die größte Stadt des Landes, wird in Alarmbereitschaft versetzt. Nur wenige Wochen später passiert das, was sich bereits andeutete. Die Bösen griffen an.
Am 14. März 1809, also gut fünf Monate nach der ersten Sichtung eines Bösen in Wiesenhausen, ist der Spuk vorbei. 12 000 Menschenleben hat es gekostet, etwa 1 000 Tierleben und wiederum 1 000 Leben anderer Lebensformen. Die Bösen hätten beinahe triumphiert, unter Feldherr Terda Alesha wäre Wiesenhausen um ein Haar an den Erbfeind der Lieben Welt gefallen. Gott allein weiß, was dann geschehen wäre. Der Vulkan in Ost-Molchendorf hat im richtigen Moment nochmal alle Kräfte mobilisiert und brach aus. Die Bösen konnten durch Asche und Lavaregen zurückgetrieben werden, ihre gefürchteten Schleudern, mit denen sie im Nu mehrer Dutzend Menschen töten könnten, wurden eingeschmolzen. Von der grünländischen Armee war auch an diesem 14. März weit und breit nichts zu sehen. Nur die Liebe Armee war angerückt, konnte jedoch auch erst ab Februar mitkämpfen. Ihr damals maroder Zustand war eher Hindernis als Hilfe gewesen. Dass es eines Tages einen Angriff der Bösen geben würde, war klar. Zu stark war die Bedeutung Wiesenhausens geworden, die bereits Jahre zuvor publik gewordenen Pläne, sie zur Welthauptstadt einer neuen Dromornissenschaft zu machen, waren auch am anderen Ende des Sonnensystems angekommen. Aus Grüningen kamen bestenfalls gut gemeinte Ratschläge. Grünlands Pläne, ihre eigene Stadt zu schwächen, um stattdessen Grüningen mehr Macht zu geben, durchkreuzten die der Reformer. Ein Land ließ seine Bevölkerung im Stich. Diese wehrte sich erfolgreich gegen eine brutale Invasion einer außerirdischen Macht. Und die zuvor bereits sehr autonomen Tendenzen in Wiesenhausen mündeten nun endgültig in einer Separationsbewegung. Die Idee von Meadowhouse war geboren.
Heute, elf Jahre später, am 18. Oktober 1820, feiern wir, also Meadowhouse, seinen 10-jährigen Geburtstag. Was in der Zeit passiert ist, ist gewiss nicht in einen einzigen Artikel zusammenzufassen. Ganze Enzyklopädien müsste man über das vergangene Jahrzehnt schreiben. Blicken wir kurz zurück ins Jahr 1810, am besten in den Monat Juni oder Juli oder August, ganz egal. Wiesenhausen hatte gut 1 Million Einwohner. Wiesenhausen lag im Osten Grünlands. Die Währung hieß Schilling. Der mächtigste Mann der Welt hieß Karl Ligones. Unser Bundeskanzler hieß Bernhard Gröder, dessen Nachfolger Gisbert Grünwald. Heute hat Wiesenhausen etwa 8 Millionen Einwohner, liegt im Westen von Meadowhouse, die Währung heißt Tropal, der mächtigste Mann der Welt heißt Lieber Apfulkrax, unser Reichskanzler heißt Sebastian Schwalbenschwanz und der König heißt Percival I., sein Vorgänger Johannes I. Was davor und dazwischen geschah, ist die Geschichte einer Bevölkerung, die ihr Schicksal selbst in die Hand nahm, nachdem man mit dem Rest des Landes gebrochen hatte. Es entstand eine beispielloser Kampf für die eigene Unabhängigkeit, für den Willen der Menschen und gegen ein im Elfenbeinturm sitzendes Establishment. Aus Wiesenhausen wurde der Zwergstaat Meadowhouse und aus dem Zwergstaat wurde im März 1812, also genau drei Jahre nach Gewinnen des Winterkriegs gegen die Bösen Angreifer, ein richtiges Land mit 912 Millionen Einwohnern, einer vielfältigen Landschaft und einem tausende Kilometer langen Küstenstreifen. „Wir sind Staat“ – noch heute gibt es Petitionen, dass dieser Satz auf die Nationalflagge geschrieben wird. Im Ausland und auch auf den anderen Welten freuten sich die Menschen mit den Wiesenhausener Bürgern, die sich, losgelöst von einer Rabenmutter in Grüningen, auf ein komplett neues Leben freuen durften. Jedoch freute sich nicht das ganze Ausland.
In Grünland gab es Unruhen, Meadowhouse-Sympathisanten gingen auf die Straße und forderten ein Ende der „Geht-uns-nichts-an“-Politik von der damaligen Bundesregierung aus Sozialdemokraten und Konservativen. Nationalisten forderten, das verlorene Territorium wenn nötig mit Gewalt zurückzuholen, so auch Gisbert Grünwald. Das Ende dieser Geschichte kennen wir alle zu genüge. Und dennoch: „Dass Meadowhouse kein rechtsnationaler Staat wurde, hat mich sehr überrascht“, sagt heute Lionel Elbuena, Professor für Anthropologie und Geschichte an der Polarstern-Universität Västeräs. „Ab und zu gibt es Tendenzen zum Protektionismus, jedoch ist die rechte Szene in Meadowhouse sehr klein. Und das ist beachtlich bei der Geschichte dieses Landes.“ Viele teilten anfangs die Befürchtungen Elbuenas und waren skeptisch gegenüber der Separation des Bezirks Wiesenhausen von Grünland weg. Die Dynamik der Vorgänge rundum um das, was wir jedes Jahr am 18. Oktober so frenetisch feiern, war jedoch nicht mehr aufzuhalten. Wiesenhausens Bürgermeister Gerhard Herme, Stadtrat Hemes Rems und das symbolische Oberhaupt des Bezirks, Johannes von Daunenfels, den bereits damals alle immer nur „König Johannes“ nannten, leiteten die rechtlichen, bürokratischen und politischen Geschehnisse in die Wege. „Um ehrlich zu sein, stand für uns recht bald nach dem gewonnenen Winterkrieg fest, dass wir aufgrund der Umstände der damaligen Situation, uns von Grünland verabschiedet haben“, erklärte kürzlich Gerhard Herme im Abendgespenst. „Am meisten hat uns damals verletzt, dass uns selbst in der mittel- und westgrünländischen Bevölkerung eine Art Gleichgültigkeit entgegenschwang. Als hätte man eine Gelegenheit erkannt, den lästigen Verwandten loszuwerden, den man nie haben wollte.“ Aufgrund der Mentalitätsunterschiede zwischen Ostgrünland und dem Rest des Landes, hatte es schon vor dem Winterkrieg immer wieder Differenzen gegeben. „Dass wir eine Landesgrenze gezogen haben, war eigentlich nur der Vollzug eines bereits festgefahrenen Zustands“, analysierte der ehemalige Bürgermeister. Jedoch: „Wir brauchten diese Grenze. Wir brauchten Eigenständigkeit. Der Zusammenhalt ist nirgendwo anders so groß auf der Welt wie im heutigen Meadowhouse.“
Die Nationalfeiertage hierzulande zählen zu den pompösesten auf der ganzen Welt. Die Zahl der abgefeuerten Silvesterraketen übersteigt jedes Jahr neue Rekorde, die Gastronomien sind bereits Anfang des Jahres völlig ausgebucht, die kulturellen Angebote sind vorzüglich und die Folklore mit Feiern am Felsenschiff und auf Schloß Wiesenhausen. Und das ist nur das, was in Wiesenhausen passiert. Im Rest des Landes jedoch nimmt man den 18. Oktober nicht in dem Maße wahr, wie in der Hauptstadt. Eher wird das Ostbekenntnis des März‘ 1812 gefeiert, als sich der Osten Grünlands an Meadowhouse anschloss. Und auch in Meadowhouse erhält die Heterogenität mehr Einzug. In der Wahl 1818 gipfelte das in der Abwahl des Wiesenhausener Idols König Johannes I. Es bestehen große Unterschiede zwischen dem Bezirk Wiesenhausen und dem Rest von Meadowhouse‘. Diese Unterschiede sind jedoch einer positiven Natur, meint auch Lionel Elbuena: „Es herrscht keine Abneigung gegenüber einander. Meadowhouse ist einer der wenigen Staaten, in dem die einzelnen Bevölkerungsgruppen aus den verschiedensten Landstrichen sich nicht am liebsten bekriegen würden.“ Man mache sich zwar herzlich gerne übereinander lustig, es eint jedoch die Geschichte, die Wiesenhausen sicherlich intensiver erlebt hat, als der Rest von Meadowhouse. Im ersten Jahrzehnt seit der Staatsgründung ist unser Land zu einer führenden Wirtschaftsmacht herangewachsen, die finanzielle Situation gerade der Menschen östlich von Wiesenhausen hat sich extrem verbessert. Rubinburgh ist von einer unscheinbaren Großstadt zu einer internationalen Attraktion mit großen Touristenzahlen geworden, die Küstenregion ist heute selbst im tendenziell ärmeren Norden nicht mehr nur auf die Fischerei angewiesen. Es scheint kaum Verlierer in dieser Geschichte zu geben. „Tatsächlich ist Meadowhouse zu einer der seltenen Geschichten ohne Verlierer geworden. Allerdings ist der große Verlierer auch nicht in Meadowhouse selbst zu suchen, sondern eher jenseits der Landesgrenze“, sagt Elbuena. Grünland sei als der große Verlierer aus dem Vorgang herausgegangen und habe in seiner anschließend sehr nationalistischen Linie eine weltweite Krise ausgelöst, die sich erst heute wieder langsam mit der Annäherung der beiden Staaten entspannt. „Für mich ist dieser Vorgang der Staatsgründung von Meadowhouse erst vollständig abgeschlossen, wenn es einen verbindlich ausgehandelten Friedenspakt zwischen Meadowhouse und Grünland gibt. Dementsprechend freuen mich die aktuellen Entwicklungen wirklich außerordentlich.“
Auch in diesem Jahr gab es wieder ein Treffen beider Regierungschefs. Sebastian Schwalbenschwanz und Gunter Grünbaum pflegen inzwischen regen Kontakt und es gibt auch Pläne zu ersten gemeinsamen Projekten. Von einem Friedenspakt war zwar noch nicht die Rede, allerdings zeigten die Diskussionen rundum dieses Thema, dass es Fortschritte gibt und es keine reine Utopie mehr ist, wie Grünbaum noch 1817 bemerkte. Und in diesem Jahr gab es dann sogar Gratulationswünsche von Grünbaum anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des 18. Oktober 1810. „Unsere Geschichte macht uns nicht zu Feinden. Im Namen der grünländischen Regierung gratuliere ich Ihnen zum 10-jährigen Bestehen Ihres Landes. Lassen wir uns gemeinsam nach vorne schauen und an der Zukunft der Lieben Welt mitarbeiten“, schrieb Grünbaum, der zu den Feierlichkeiten in Wiesenhausen aufgrund eigener Termine – Dienstreise in Atlantis – nicht teilnehmen konnte. Ähnliche Töne hatten auch bereits Sebastian Schwalbenschwanz und König Percival I. angeschlagen, als Grünland am 5. Juni seinen Nationalfeiertag hatte. Der letzte Halbsatz in Grünbaums Schreiben lässt zudem hoffen, dass einem Bündnis nicht mehr allzu viel im Wege steht. Im Ausland wurde ebenfalls herzlich gratuliert. Gerade aus Thovez und Titanien regnete es Grußbotschaften. All enthalben herrschte Freude über das Jubiläum, das zum bisher letzten Mal einen neuen Staat auf die Weltkarte gebracht hat. Aus den Partnerländern auf den anderen Welten reiste Rang und Namen an, so zum Beispiel die bereits 94-jährige Königin Großbritanniens (Erde) Elizabeth II., die erklärte, Meadowhouse sei ein Beispiel für gute Staatsführung, Integrität und gelebte Bürgerbeteiligung. Sie sei sehr stolz, dass ihr Land Partnerland eines so beispielhaften Landes sei, dass durch seine außenpolitische Staatsmännischkeit einen eminent wichtigen Beitrag für die Stabilität der Lieben Welt und des gesamten Sonnensystems sei. Weltherrscher Apfulkrax würdigte Meadowhouse als „Garant für Frieden und Verbesserung der Lebenssituation für alle Lieben Welt-Bürger“. König Percival I. zeigte sich sehr bewegt und dankbar, dass er eine Chance bekommen habe, in Wiesenhausen Fuß zu fassen und seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. „Ohne Wiesenhausen, wäre ich nicht in Wiesenhausen. Ohne die Lieben Bürger wäre ich heute kein Lieber Bürger. Noch heute traue ich manchmal meinen Augen nicht, wenn ich morgens aufwache. Meadowhouse steht nun zehn Jahre lang dafür, dass hier Träume in Erfüllung gehen. Ich will mit euch dafür sorgen, dass sich das niemals ändert.“
So begann die Geschichte unseres Landes mit einem großen Knall. Als der Vulkan in Ost-Molchendorf die Bösen Streitkräfte mit einem Schlag auf die Verliererstraße brachte, begann der erste Tag eines langen Prozesses, der am 18. Oktober 1810 in die Unabhängigkeit mündete. Weil Wiesenhausen sich selbst rettete, erfand es sich selbst neu. Es entstand eine Gemeinschaft, die weltweit ihresgleichen sucht. Hand in Hand ging man zehn Jahre nun durch die Welt und musste dabei vieles durchstehen. Eine Weltschlacht, Attentate von MMS und eine Weltregierungskrise. Nationaler Zusammenhalt ohne Nationalismus. So bizarr das klingt, genau das ist die meadowhousische Geschichte.
Parlament stimmt für Verfassungsänderung – Bedingungen für mögliche Titanien-Union damit klar
Es war Anfang Juni, als die Präsidenten von Atlantis und Westparadies, Bremersen und Westerholz, die Regierungen Titaniens mit ihrem Vorschlag überraschten, eine Titanien-Union nach atcanischem Vorbild auf den Weg bringen zu wollen. Unmittelbar nach dieser Erklärung herrschten zunächst einmal Überraschung und eher abwartende Signale in den Hauptstädten des Kontinentes vor, vielleicht mit Ausnahme der südtitanischen Staaten, in denen der Vorschlag von Beginn an auf große Zustimmung getroffen war. In Meadowhouse verlegte man sich zunächst auf eine eingehende Prüfung des Vorschlags, bildete Mitte Juni eine Expertenkommission zu möglichen Konsequenzen einer solchen Union und führte Dialoge mit den Nachbarstaaten, die ebenso auf den Vorschlag aus Ranjos und Stadt am Ufer reagieren mussten.
Vor etwa zwei Wochen schließlich stellte die Expertenkommission, unter anderem mit Wirtschafts-, Rechts-, Sozial- und Naturwissenschaftlern besetzt, ihre Ergebnisse vor und sprach eine Empfehlung, gerichtet an die Regierung, aus. Demnach wäre eine gänzliche Unterordnung unter eine solche Gemeinschaft, wie sie die Atca-Union ab nächstem Jahr darstellen will, nicht denkbar, da sich daraus für Meadowhouse gravierende Nachteile ergeben würden. Gerade in den Bereichen Wirtschaft und Finanzen zeichnete die Kommission ein eher negatives Bild. „Die Befürchtungen, die vonseiten einiger Parteien und Personen bereits geäußert wurden, also dass die meadowhousischen Unternehmen bei gänzlich freiem Handel innerhalb Titaniens empfindlich getroffen werden können, ist aus unserer Sicht absolut unstrittig“, so damals der Vorsitzende der Kommission, Dr. Ferdinand Feldmaus, bei der Vorstellung der Ergebnisse. Lediglich einen partiell freien Handel innerhalb einer solchen Union kann sich die Kommission vorstellen, begrenzt auf Wirtschaftszweige, die bei einer solchen Öffnung für den internationalen Markt robuster reagieren würden. Allerdings stellte Feldmaus auch klar: „Der meadowhousische Staat hat mit sämtlichen Nachbarländern und der überwältigenden Mehrheit der Staaten in Titanien insgesamt bereits Freihandelsabkommen abgeschlossen, die zu klaren Bedingungen verhandelt wurden. Eine mögliche titanische Wirtschaftsunion könnte nur auf Basis dieser Standards und Vereinbarungen, die wir jeweils bilateral geschlossen haben, begründet werden.“ Auch in einem anderen Bereich sah Feldmaus und seine Kommission keinen Spielraum: „Im Bereich der Währung sollten wir absolut kompromisslos sein. Der Tropal ist dieses Jahr erst seit zehn Jahren als Währung aktiv und hat sich, auch in Zeiten von Krisen, sehr gut entwickelt. Es wäre geradezu fatal, jetzt eine erneute potentielle Gemeinschaftswährung einführen zu wollen. Ganz gleich, ob und in welcher Form die Union kommen wird, der Tropal muss unsere Währung bleiben.“ In den anderen Bereichen sah die Kommission jedoch durchaus Chancen für Meadowhouse: „Bei Themen wie Bildung, Reisefreiheit, gesundheits- und umweltpolitische Zusammenarbeit und internationale Strafverfolgung sehen wir durchaus die Vorteile einer solchen Union. Sollten sich die zentralen Akteure dieser Idee schwerpunktmäßig darauf konzentrieren, spräche aus meadowhousischer Sicht nicht viel dagegen.“, so Feldmaus im weiteren Verlauf seiner Erklärung. Die Grenzen, die Meadowhouse für den Fall der Errichtung einer Titanien-Union gezogen hat, standen aus Sicht der Kommission damit also fest.
In der meadowhousischen Politik wurde das Ergebnis der Beratungen überwiegend positiv aufgenommen. Reichskanzler Schwalbenschwanz erklärte, er wolle den Empfehlungen der Kommission folgen: „Gerade die Wirtschaft und die Finanzen unseres Landes sollten für externe Kräfte unantastbar sein, vor allem wenn dies zu für uns nachteiligen Konditionen erfolgen sollte. Wir sind nicht gegen Freihandel, immerhin kann Meadowhouse trotz seiner kurzen Geschichte schon auf eine große Masse an derartigen Abkommen verweisen, aber gegen Freihandel, von dem nicht alle profitieren. Bei unserer einzigartigen Wirtschaftslandschaft in Meadowhouse mit einer Vielzahl kleinerer und mittelständischer Unternehmen, die sehr innovativ sind, wäre es töricht, diese einer internationalen Konkurrenz auszusetzen. Dass der Tropal nicht zur Disposition steht, ist ohnehin Konsens.“ Ähnlich äußerten sich auch Vertreter von WVD, VCS und MCM. Der BdH hat damit, im Vergleich zu seiner Reaktion kurz nach der Ankündigung von Bremersen und Westerholz, eine politische Kehrtwende verfolgt. Während es Anfang Juni noch hieß, man würde sich auf weitere Vorschläge freuen, schlug man nun die gleiche politische Kerbe wie die Koalitionspartner. Schwalbenschwanz verteidigte sich gegen diesen Vorwurf: „Zum damaligen Zeitpunkt wusste außer den beiden Präsidenten niemand etwas von dem Vorschlag, geschweige denn von seiner konkreten Umsetzung. Nicht zuletzt deshalb haben wir ja die Kommission gegründet, die nun präzise und umfangreiche Ergebnisse vorgelegt hat. Erst so konnten wir uns ja ein vollständiges Bild der Lage machen.“ Aus der Opposition kommen zum Teil kritische Stimmen, aber auch zustimmende. Während FED-Chefin Weinandt der Regierung „mangelnde Kooperationsbereitschaft mit anderen Staaten“ vorwirft, stellte MSP-Chef Gutsdorf vor allem heraus, dass der wichtigste Punkt, nämlich den Tropal zu erhalten, nun auch in der Regierung unstrittig sei. Von der MP äußerte man Hoffnung auf bessere Zusammenarbeit vor allem im Bereich der Umweltpolitik.
Am heutigen Tage nun, knapp zwei Wochen nach der Präsentation der Resultate durch die Expertenkommission, stimmte das Parlament im Saal der Gespenster einer entsprechenden Verfassungsänderung zu, die Meadowhouse‘ Position für den Fall einer Titanien-Union festigt. Der mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossene Entwurf der Regierung, der kurz darauf auch von König Percival I. unterzeichnet wurde, sieht klare Regelungen bezogen auf die Rolle des Staates und eine mögliche Beteiligung an einer Gemeinschaft vor. So wird im neuen Artikel 90a der Meadowhousischen Reichsverfassung (MRV) nun festgelegt, dass Vereinbarungen innerhalb einer potentiellen Wirtschaftsgemeinschaft nicht wider Vereinbarungen aus bilateralen Handelsabkommen mit anderen Staaten laufen dürfen. Zudem wird die Rolle des Tropals gefestigt, der in einer Gemeinschaft nicht zur Diskussion stehen dürfe. Desweiteren behält sich der meadowhousische Staat vor, in einzelnen Wirtschaftszweigen, auch nach Errichtung eines freien Marktes über alle titanischen Grenzen hinweg, Zölle erheben zu dürfen, um eigene Unternehmen zu schützen. Dies bedarf jedoch einer eindeutigen Begründung. Zudem wurde die Rolle des Staates in Bezug auf die Infrastruktur gestärkt, indem im neuen Artikel festgelegt wurde, dass Automobil-, Eisenbahn- und Schifffahrtswege sowie Telekommunikation, Postwesen und Gesundheitsversorgung einem Privatisierungsverbot unterliegen. Hintergrund dieser Klausel war, dass es in einigen Staaten Titaniens private Anbieter derartiger Dienstleistungen gibt, die dort den Staat weitestgehend abgelöst haben. Durch den Zusatz in der Verfassung soll eine Verdrängung von staatlichen Dienstleistungsunternehmen, sowohl auf Reichs-, als auch auf Herzogtums- und Kommunalebene, verhindert werden. Allerdings werden private Dienstleister neben den staatlichen Services geduldet, sofern sie nicht den Zoll- und Einfuhrbeschränkungen unterliegen. Für meadowhousische Unternehmen, wie beispielsweise den „Geister-Blitzversand“, hat der neue Verfassungszusatz somit keine Folgen. Neben den zahlreichen beschränkenden Bestimmungen, führt der neue Verfassungszusatz jedoch auch Regelungen für eine mögliche Titanien-Union ein. So wird eine potentielle Zusammenarbeit in den Bereichen Gesundheits-, Umwelt- und Bildungspolitik sowie bei den Themen Reisefreiheit, internationale Strafverfolgung und Verteidigung ausdrücklich befürwortet, stets nach den individuellen Konditionen, die durch die potentielle Union ausgehandelt werden.
Die Reaktionen auf die Zustimmung zur Verfassungsänderung waren über alle Parteigrenzen hinweg positiv, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Während Wirtschaftsminister Voldemort von einem „wichtigen und klaren Signal aus Wiesenhausen in den Rest Titaniens“ sprach, hob Schatzmeister Hubmaier hervor, dass Meadowhouse sich unter den nun geschaffenen Bedingungen ohne Weiteres an einer Titanien-Union beteiligen könne, da die Maßstäbe jetzt klar wären und ein tiefgreifender Schaden für den meadowhousischen Staat abgewendet werden könne. Außenminister von Ryssen sprach von einem „guten und ausgewogenen Ergebnis, dass Meadowhouse alle Optionen offen lässt“ und MCM-Chef Knucker merkte an, dass Meadowhouse nun selbstbewusst in potentielle Verhandlungen gehen könne. Auch aus der Opposition kamen zustimmende Rückmeldungen, wenn auch mit einer Prise Schadenfreude: „Seit Jahren kämpfen wir für einen Schutz unserer staatlichen Dienstleistungen vor Konkurrenz aus dem privaten Sektor des Auslandes, doch die Regierung hat dies stets abgelehnt. Jetzt, wo die Gefahr auf einmal real wird, schafft sie es, innerhalb von zwei Wochen einen Verfassungsänderungsentwurf zu erstellen und zu verabschieden. Man kann durchaus sagen, dass wir zufrieden sind.“, so der MSP-Vorsitzende Gutsdorf unmittelbar nach der Verabschiedung des Entwurfs. Auch König Percival I. äußerte seine Zustimmung zu dem Vorhaben, als er die Verfassungsänderung unterzeichnete: „Meadowhouse ist als Staat erst zehn Jahre existent, mitsamt eigener Wirtschaft, Souveränität und Identität. Ich glaube, es ist da nur verständlich, dass man sich nun nicht schon wieder unter die Ägide einer anderen Organisation stellen möchte. Wir haben mit diesem Gesetz die Handhabe, an den Verhandlungen teilzunehmen, aber haben auch klare Grenzen definiert. Für das meadowhousische Volk, für seine Unternehmen und die Staatsgemeinschaft ist diese neue Regelung ein gutes Signal.“
Im Ausland führte der Meadowhousische Weg zu einem gespaltenen Echo. Andere Staaten der Paradiesischen Halbinsel lobten das Meadowhousische Vorgehen, so beispielsweise Grünlands Präsident Grünbaum, Schnecklands Staatschef Schneckich, Transaniens Präsident Mastabor oder Diamantinas Präsidentin Pawlowa. Auch in ihren Staaten, sowie in Magabienien, Gallertland und Fantasio stehen zurzeit ähnliche Abstimmungen zu Gesetzen und Verfassungsänderungen an, die allesamt mit einer potentiell bevorstehenden Titanien-Union zusammenhängen. Hintergrund sei, so ließ es sich Ende vergangener Woche von Schnecklands Präsident Schneckich vernehmen, dass der Großteil der Staaten der Paradiesischen Halbinsel erst vor 25 Jahren eine Fremdbestimmung durchleben mussten, und noch nicht wieder bereit wären, zu viel Macht an externe Kräfte abzugeben. Kritik kommt dagegen aus Südtitanien und von den Initiatoren der Unionsidee. Charymoyebsos Präsident Kyloyec beispielsweise bezeichnete die Entscheidung als „Verweigerungspolitik“, während Atlantis‘ Staatschef Bremersen von „hinderlichen und unverständlichen Maßnahmen“ seitens des Meadowhousischen Staates sprach. Aus dem Weltpalast kam hingegen eine ziemlich leise Reaktion. Ohnehin hält sich der Palaces Monda seit Anfang Juli, als Westerholz und Bremersen ihren Vorschlag noch einmal konkretisierten und konstatierten, dass sie „mit so vielen Staaten wie möglich, so eng wie möglich und auf so vielen Bereichen wie möglich kooperieren wollten“, mit Äußerungen zu einer Titanien-Union zurück. Aus Insiderkreisen heißt es, dass insbesondere Wirtschaftsdromorniss Velka Fatra, aber auch Innendromorniss Kalaar Moleskar um den Einfluss des Weltpalasts in Titanien bangen, wenn eine Union nach Westerholz/Bremersen’schen Ideen kommen sollte. Eine solche würde nämlich mit eigenen Institutionen einhergehen, die die Dromornissposten in ihrer Bedeutung schwächen würden. So verlegt man sich zurzeit eher aufs Abwarten, was die Verhandlungen zwischen den Staaten in Titanien ergeben werden und wie sich die Ergebnisse mit dem Einflussbereich des Weltpalastes vereinbaren lassen.
Insgesamt wird es wohl noch ein langer Weg werden, ehe eine Titanien-Union konstituiert werden könnte, wenn es denn überhaupt dazu kommen sollte. Die Reaktionen der nordtitanischen Staaten, insbesondere der Industrienationen sind klar: Zusammenarbeit und Kooperation sind gewünscht, jedoch nur zu selbst verhandelten Konditionen, vor allem in den Bereichen Wirtschafts- und Finanzpolitik. Die Verfassungsänderung der Meadowhousischen Reichsverfassung von heute ist dabei zentral und verschafft Meadowhouse eine gute und selbstbewusste Ausgangsposition für anstehende Verhandlungen, mit klar abgesteckten Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Westerholz und Bremersen, sowie die dem Vorhaben positiv gegenüberstehenden südtitanischen Länder, werden viele Kompromisse eingehen und viel Arbeit leisten müssen, um den Großteil der titanischen Staaten von ihrer Idee zu überzeugen. Ob ihnen dies gelingt, ist momentan noch vollkommen offen, doch ein erster Eindruck kann schon kommende Woche entstehen, wenn die Außenminister der nordtitanischen Staaten in Gallatino zusammenkommen. Einfacher ist das Vorhaben durch die Reaktionen der Staaten nicht geworden, doch sehen auch diese die Vorteile einer möglichen Titanien-Union, sodass ein Erfolg dieser revolutionären und einzigartigen Idee nicht ausgeschlossen werden muss.
LWGH: Grogge wird Oberster Richter in brisanten Zeiten – Nachfolger in Meadowhouse steht fest
Es war eine Entscheidung, die von Insidern allgemein erwartet worden war, die normalerweise eine bloße Randnotiz in den weltweiten Zeitungen und Nachrichtensendern gewesen wäre, vielleicht mit Ausnahme von Meadowhouse, und die auch alles andere als außergewöhnlich betrachtet worden wäre. Eigentlich. Denn die Ernennung von Meadowhouse‘ Obersten Richter Laurenz Grogge zum Vorsitzenden des Lieben Welt-Gerichtshofs (LWGH) in Palar kommt zu einem brisanten Zeitpunkt und könnte weit größere Auswirkungen haben, als sich dies die Richter bei ihrer Entscheidung für Grogge gedacht haben könnten.
Die Entscheidung fiel einstimmig. Am Freitagmittag, Punkt zwölf Uhr avasjanravscher Zeit verkündete der Noch-Vorsitzende des LWGH, Richter Juan Raúl Petrarca, das Ergebnis der geheimen Abstimmung der neun Richter, bekanntermaßen einer für jeden Kontinent der Lieben Welt, am höchsten Gerichtshof der Lieben Welt. Danach stand fest: Zum ersten Mal würde ein Meadowhouser dieses wichtigste juristische Amt übernehmen, was an sich schon ein historischer Moment ist, der von juristischen Experten aus dem Umfeld des Gerichtshofs jedoch einigermaßen vorhergesehen wurde. Neben Grogge wurde dem Lassverschen Richter Timothy Stewart noch eine Chance eingeräumt, Petrarca nachzufolgen, doch da Grogge in den vergangenen Tagen auch von mehreren anderen obersten Richtern verschiedener Staaten Unterstützung erhalten hatte, ließ sich das Abstimmungsergebnis zuletzt zumindest erahnen. Nachfolger für den in den Ruhestand tretenden Petrarca wird indes der mittelländische Richter Petr Ilomenkovich, der Petrarcas Platz als Vertreter Atcaniens am Gerichtshof übernehmen wird.
Für den 58-jährigen Grogge ist es die Krönung seiner langen juristischen Laufbahn, die 1789, nachdem er sein Studium an der Universität Molnancolvo beendet hatte, mit der Gründung einer Anwaltskanzlei, zusammen mit zwei Kollegen, begonnen hatte. Zur Zeit des Paradiesischen Krieges setzte sich Grogge vehement für einen Waffenstillstand ein und gewann 1792 beispielsweise sogar einen Prozess gegen den Paradiesischen Staat, der diesem damit verbot, Jugendliche unter achtzehn Jahren zum Militärdienst an die Front zu schicken. Ein Sieg, der für ihn persönlich jedoch beinahe ein Todesurteil wurde. Paradies‘ damaliger Justizminister Julius Fenninger, loyaler Stadelhoff-Anhänger, veranlasste persönlich Grogges Verhaftung kurz nach Prozessende und verfrachtete ihn, zusammen mit fast zwanzig anderen unliebsam gewordenen Juristen in ein „Ternlund“ in Grünland. Grogge sagte später einmal über die Zeit dort, dass „sich niemand, der nicht dabei gewesen ist, vorstellen kann, was in diesen Stätten passiert ist und man jeden einzelnen Tag mit dem Tod rechnete“. Dennoch überstand er seine Inhaftierung, immerhin fast zwei Jahre, kehrte aber nie wieder nach Paradies zurück. Im Prozess gegen das Stadelhoff-Regime agierte er als wichtiger Nebenkläger und nahm 1798 schließlich das Amt des Oberstaatsanwalts von Rubinburgh an, das er bis 1806 ausübte. In diesem Jahr wechselte er ans grünländische Verfassungsgericht nach Wiesenhausen, dessen Vorsitzender er 1809 wurde. Nach der Unabhängigkeit verblieb Grogge in Meadowhouse, im Gegensatz zu vielen seiner Richterkollegen, und arbeitete die neue Verfassung zusammen mit anderen hochrangigen Juristen aus, die im November 1810 schließlich in Kraft trat. Kurz nach der Unabhängigkeit wurde er vom Parlament erneut als Oberster Richter am nun jedoch Meadowhousischen Verfassungsgerichts bestätigt und wurde 1812 sogar als Vertreter Titaniens an den LWGH in Palar entsendet und 1818 in dieser Funktion bestätigt. Nun, zwei weitere Jahre später, wird er ab 01. Juni für zunächst sechs Jahre dessen Vorsitzender, muss dann jedoch sein bisher noch parallel ausgeübtes Amt als Oberster Meadowhousischer Richter abgeben.
Die Ernennung Grogges kommt jedoch zu einem brisanten Zeitpunkt. Erst vor drei Wochen war vor dem LWGH der Jahrhundertprozess gegen den ehemaligen grünländischen Präsidenten, späteren blumenparadiesischen und havaiischen Diktator sowie Kriegsverbrecher Gisbert Grünwald gestartet worden. Nicht wenige Medien befürchteten nach der Wahl Grogges nun eine neue Strategie der Grünwaldschen Verteidigung, vor allem im Hinblick auf eine mögliche Befangenheit Grogges. So schrieb der „Sichtburgher Bote“ beispielsweise: „Die Ernennung eines Meadowhousers zum Obersten Richter in Palar wäre zu jedem Zeitpunkt sicherlich keine große Sache gewesen. Doch ausgerechnet während eines Prozesses gegen den grünländischen Diktator, der die Meadowhousische Unabhängigkeit nur widerwillig bewilligte und zwei Jahre später per Angriffskrieg wieder rückgängig machen wollte, ist diese Ernennung höchst unglücklich.“ Das „Västeräser Strandjournal“ hingegen formulierte es optimistischer: „Grogge muss nun zeigen, dass er es mit der Neutralität des Richteramtes ernst meint. Zwar wäre er auch so schon in den Prozess involviert gewesen, jedoch nur als Assistenzrichter, nicht als Vorsitzender. Um mögliche Befangenheitsanträge zu vermeiden, wird er jede noch so kleine Entscheidung mehrfach abwägen müssen.“ Der scheidende LWGH-Präsident Petrarca erwiderte, angesprochen auf die Personalie Grogge nach der Verlesung des Wahlergebnisses: „Richter Grogge hat in den vergangenen acht Jahren in Palar hervorragende Arbeit geleistet und währenddessen schon viele Kriegsverbrecher oder Vertreter von streitenden Staaten vor sich gehabt, mit denen er persönlich in seiner Eigenschaft als Meadowhousischer Bürger härter umspringen hätte können, als notwendig. Dabei denke ich beispielsweise an Prozesse gegen Anton Regler oder Evgenyi Jurov. Dennoch hat er stets objektiv und sachlich jeden einzelnen Fall bearbeitet und wird dies auch künftig, und insbesondere auch bei diesem wichtigen Prozess gegen Gisbert Grünwald, tun. Ich habe keinerlei Befürchtungen, dass die Wahl ein Fehler war. Zudem können wir uns ja nicht von den Angeklagten diktieren lassen, wer den Gerichtsvorsitz übernimmt.“
Inwiefern die Wahl Grogges tatsächlich Auswirkungen auf den Prozess haben wird, ist derzeit noch nicht zu überblicken. Dennoch wird er wohl in den nächsten Monaten verschärft unter Beobachtung stehen, nicht nur wegen seiner Eigenschaft als Meadowhousischer Bürger, sondern auch, weil der Fall Grünwald durchaus als Parallele zu den Kriegsverbrecherprozessen gegen das Stadelhoff-Regime angesehen werden kann, in denen Grogge durchaus unnachgiebig harte Strafen für die Angeklagten forderte. Grogges erster Verhandlungstag wird dann am 01. Juni direkt stattfinden. Dabei geht es vormittags zunächst um Streitigkeiten zwischen Emedari und Florenz bezüglich Fischereirechten, ehe er dann am Nachmittag in seiner Funktion als Gerichtspräsident erstmals auf Grünwald treffen wird. Dieser hatte seine eigentlich für gestern geplante Aussage vor dem Gericht wenige Stunden vor Verhandlungsbeginn überraschend vertagt, da er sich noch einmal mit seinen Anwälten konsultieren wollte. Nicht wenige Experten vermuteten, dass dies nur aufgrund der Wahl Grogges geschehen sei. Unabhängig davon wird der Prozess gegen Grünwald damit jedoch noch einmal eine deutlich stärkere Bedeutung bekommen und Richter Grogge steht vor der größten Bewährungsprobe seiner langen Karriere.
Doch auch für Meadowhouse hat die Ernennung Grogges weitreichende Folgen. Da der LWGH-Präsident nicht zugleich ein einzelstaatliches Amt ausführen darf, wird nun die Stelle des Obersten Richters am Meadowhousischen Verfassungsgerichts in Wiesenhausen vakant, zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit. Nachfolger wurden in den vergangenen Tagen bereits einige genannt, von Ex-Justizdromorniss Herme über die amtierende Justizministerin van Wessels bis hin zu verschiedenen Rechtswissenschaftlern renommierter Meadowhousischer Universitäten. Relativ schnell wurde jedoch klar, dass die Lösung woanders liegen musste, Herme sagte noch am Freitagabend nach einer diesbezüglichen Anfrage der „Morgengespensts“ ab und auch van Wessels ließ über ihren Pressesprecher mitteilen, dass sie derzeit nicht für ein solches Amt, das immerhin eine sechsjährige Amtszeit im Falle einer Wahl mit sich bringt, zur Verfügung stehen würde. So fiel am späten Freitagabend schließlich der Name Edward Elch.
Der studierte Jurist Elch, der von 1788 bis 1804 die damalige grünländische Kommune Wiesenhausen regierte und bis heute als einer der beliebtesten ehemaligen Politiker des Landes gilt, hatte seine politische Karriere vor 16 Jahren mit dem Verzicht auf eine Wiederwahl bei der Kommunalwahl 1804 beendet und war seitdem seit 1810 als Präsident des Fußballverbandes FVM sowie als Rechtsanwalt in Wiesenhausen tätig. In seiner Funktion als Anwalt verhinderte er vergangenes Jahr beispielsweise als Vertreter von Sammelklagen erfolgreich den Bau der Erdölraffinerie in Wiesenhausen-Waldhausen. Der 79-jährige und in geringem Maße altersresistente Elch hatte eine Rückkehr aufs politische Parkett seit jeher vehement ausgeschlossen, dem Posten am Gerichtshof in Wiesenhausen-Ahornsburg scheint er jedoch nicht abgeneigt. Auf Anfrage des „Karlsburger Isenfischers“ sagte er am Samstagmorgen: „Da es sich bei dem Amt um ein judikatives Amt handelt, also ein nicht direkt in die Tagespolitik involviertes Amt, kann ich es mit durchaus vorstellen und stehe dafür zur Verfügung, wenn das Parlament mich vorschlagen sollte. Da es zudem das Verfassungsgericht ist, könnte ich meinen Posten als FVM-Präsident ebenfalls behalten, da zwischen ihm und dem Staat Meadowhouse keine Interessenskonflikte auftreten können, weil der Verband Teil des Staates selbst ist.“ Vertreter mehrerer Parteien sprachen sich am Samstag ebenfalls für Elch als Nachfolger Grogges aus. BdH-Chef Eduard Pflanze sagte in einem Interview: „Ich kann mir kaum jemand besseren vorstellen, die großen Fußspuren, die Richter Grogge hinterlassen wird, auszufüllen. Herr Elch hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er Entscheidungen mit viel Fingerspitzengefühl treffen kann und hat auch in seiner Zeit als Staatsanwalt von Wiesenhausen zwischen 1772 und 1786 gezeigt, dass er die Materie ohne Einschränkungen beherrscht.“ Ähnlich äußerten sich auch Vertreter von WVD, VCS und FED, womit definitiv eine breite Mehrheit bestehen wird, um Elch vorzuschlagen.
Die Ernennung von Laurenz Grogge zum Vorsitzenden des LWGH in Palar hat viele Nachwirkungen. Ob diese positiv oder negativ sein werden, wird die Zukunft zeigen. Sicher ist jedoch: Den Prozess gegen Gisbert Grünwald wird diese Wahl nur dann beeinflussen, wenn sich Grogge unerwarteterweise nicht an seine bisher so strikt ausgeübte Objektivität hält. Für Meadowhouse ist der Verlust von Richter Grogge, der im Staat höchstes Vertrauen und Respekt genießt, über alle Parteigrenzen hinweg, natürlich immens. Doch mit Edward Elch steht ein Nachfolger bereit, dem es durchaus zuzutrauen ist, das Amt ähnlich vertrauensvoll und integer auszuüben, wie es Grogge getan hat. Es sind in jeder Hinsicht spannende Zeiten in der Meadowhousischen Rechtspolitik.
Die Zeichen stehen auf Annäherung – Meadowhouse und Grünland im Dialog
Es gibt auf der Lieben Welt einige Staaten, die aneinander grenzen, sich jedoch aus historischen Gründen mehr oder weniger stark voneinander abgeschottet haben, zum Teil sogar in kriegerischen Konflikten miteinander standen. Zuerst denkt man natürlich an das Erkietenland, jenes geographisch nicht besonders auffällige Gebiet zwischen Julsavien und Kalavien, um das die beiden Staaten seit Jahrzehnten erbittert kämpfen und das 1812 Auslöser der Weltschlacht war. Dann denkt man noch an den Miwan-Iranja-Konflikt, an den Dauerstreit zwischen Django und Ceratoland und vielleicht an die fragile Lage im Vielvölkerstaat Molquarze. Doch ein Konflikt wird dabei meist ausgeblendet, und dass, obwohl er mitten in Titanien ausgetragen wird und seit nunmehr acht Jahren zu einer Eiszeit inmitten friedlich miteinander agierender Staaten führte: Der Konflikt zwischen Grünland und Meadowhouse. Grund dafür, dass dieser Konflikt von der Weltöffentlichkeit wenig wahrgenommen wird ist vermutlich, dass dieser Streit bisher weniger mit wirklichen Waffen und kriegerischen Auseinandersetzungen geführt wird, wie in den zuvor genannten Krisengebieten, sondern vielmehr durch Nichtbeachtung und wirtschaftliche Beschränkungen: Eiszeit eben.
Eine historische Einordnung. Kurz nach dem Ostbekenntnis im März 1812, als Grünland beinahe die Hälfte seines Staatsgebiets an den erst eineinhalb Jahre zuvor gegründeten Staat Meadowhouse in einem Referendum verlor, begann sich die Lage zwischen den Staaten zu verschlechtern. Vor allem Grünlands damaliger Präsident Gisbert Grünwald, kurz vor dem Ostbekenntnis an die Macht gekommen und politisch nicht für die Genehmigung des Referendums verantwortlich, das unter seinem Vorgänger Hans Grünhager gebilligt wurde, setzte auf eine absolute Konfrontationspolitik. Er forderte eine Rückgängigmachung des Referendums und indirekt auch eine Auflösung des erst entstandenen Staates Meadowhouse, mit zunehmender Zeit auch immer stärker mit Kriegsrhetorik. Die grünländische Bevölkerung stand dabei zu Beginn hinter ihm, hatten sie ihn doch vor allem wegen seines Versprechens, Grünland nach den Gebietsverlusten der vorangegangenen Jahre wieder zu einer Macht auf der paradiesischen Halbinsel zu machen, ins Amt gewählt. Aus Meadowhouse gab vor allem einer deutliche warnende Worte zurück: Der damalige König Johannes I., der sich stark wegen einer Bedrohung sorgte und im Juli 1812 den damaligen Botschafter Reinhardt von der Tagel aus Grüningen abzog, nachdem dieser bedroht worden war. Dass Grünwald sich jedoch für seine Ziele mit international geächteten Regimen verbünden würde, nur um Meadowhouse zu zerschlagen, kam in Großteilen des Volkes mehr als schlecht an. Doch genau dies geschah am 31. August 1812, als sich Grünland auf der historischen Kriegserklärungskonferenz statt mit Paradies, Django und Atlantis lieber mit Klondyk, Diamantina und Julsavien verbündete und so einen Keil in die paradiesische Halbinsel schlug. Das Meadowhousische Staatsgebiet wurde von grünländischen Verbänden im Westen zwar heftig unter Beschuss genommen, größere Gebietsgewinne verzeichnete Grünland jedoch nicht und als Klondyk am 02. Oktober 1812 schließlich kapitulierte, war es auch mit Grünland schnell vorbei. Man hatte den kurzen aber heftigen Konflikt am Ende verloren.
In den Folgejahren isolierte sich Grünland zunächst von der Außenwelt, Grünwald wurde vom Volk vertrieben, das in ihm die Wurzel allen Übels und den Grund für den Ausbruch des Konflikts sah, und richtete in Blumenparadies und Hawaii weitere Schäden an, ehe er Ende 1813 verhaftet wurde. Heute sitzt er lebenslang in Erkensgradt ein. Nur wenige Länder trieben Handel mit Grünland, dessen Wirtschaft darunter merklich zu leiden hatte und als Mitte 1814 die ersten demokratischen Wahlen seit dem Ende der Weltschlacht unter dem Protektorat des Weltpalastes abgehalten wurden, fühlte es sich für die meisten noch nicht wieder an, wie der Schritt zurück zur Normalität. Eine fragile Weltlage führte zudem dazu, dass sich der Palaces Monda kaum auf den ungelösten Konflikt konzentrieren konnte, zu sehr war das damalige Weltkabinett damit beschäftigt, gewaltsame Folgen der Weltschlacht in den Griff zu bekommen. Zwar wurden mit den meisten Ländern die Handelsbeziehungen und auch diplomatische Beziehungen reinstalliert, nicht jedoch mit dem östlichen Nachbarn Meadowhouse. Der 1814 gewählte Gunter Grünbaum bezeichnete eine Annäherung Grünlands zu Meadowhouse 1817 noch als „utopisch“, zu tief saß der Scham über die verlorene Aggression von 1812. Doch auch von meadowhousischer Seite bewegte sich nicht viel. Der Weltstaat, der sich seit seiner Gründung stets aufwärts entwickelt hatte und im Gegensatz zu Grünland wirtschaftlich florierte, hatte noch zu großes Misstrauen gegenüber dem westlichen Nachbarstaat, oder wie König Johannes I. es 1816 ausdrückte: „Es gibt noch heute Länder, direkt an unseren Grenzen, denen man leider nicht über den Weg trauen kann“. Meadowhouse hielt den wirtschaftlichen Druck aufrecht, die Grenzübergänge nach Grünland waren größtenteils gesperrt, Reisende, auch Familien, die teilweise in Meadowhouse und teilweise in Grünland lebten, mussten über Gallertland im Süden oder Schneckland im Norden zwischen den Ländern verkehren, Handelsbeziehungen wurden nicht unterhalten und diplomatische Verhältnisse erst recht nicht. Bis heute.
Denn nicht wenige trauten ihre Augen nicht, als eben jener Gunter Grünbaum, im vergangenen Jahr wiedergewählt, am 18. Oktober letzten Jahres, dem Unabhängigkeitstag Meadowhouse‘ von Grünland, auf Burg Daunenfels auftauchte und somit der Einladung von König Percival I. gefolgt war. Bei seinem Besuch sprach Grünbaum in einer Rede von Annäherung, Dialog und Normalisierung, was von den anwesenden Gästen im Zentrum der Macht des Königreiches begeistert aufgenommen wurde. König Percival I. versprach einen Gegenbesuch noch im selben Jahr und vollzog diesen dann auch am 15. Dezember, als er Grünbaum in Grüningen aufsuchte und so als erster meadowhousischer Vertreter seit fast siebeneinhalb Jahren wieder grünländischen Boden betrat. Weitere Gespräche wurden vereinbart, diesmal auch auf exekutiver Basis und nicht nur repräsentativ, von denen die ersten beiden bereits stattfanden. Mitte Januar besuchte erstmals Sebastian Schwalbenschwanz als amtierender Reichskanzler Grüningen und dessen Bundestag, in dem er bis 1810 als Wiesenhausener Abgeordneter vertreten war. Bei diesem Besuch sprach er mit Grünbaum vor allem über die Wiederaufnahme wirtschaftlicher Beziehungen und über die Vereinfachung des Grenzverkehrs zwischen den Staaten. Zwar wurde dabei noch nichts konkret beschlossen, beide zeigten sich jedoch zuversichtlich. Beim zweiten Treffen vergangene Woche in Wiesenhausen, bei dem unter anderem auch Außenminister und Wirtschaftsminister beider Länder anwesend waren, konnte man hingegen schon konkretere Pläne vorlegen. So sollen die strikten Grenzkontrollen oder Grenzschließungen erleichtert oder aufgehoben werden, Datum dafür ist der 01. Mai, und die Handelsbeziehungen gesetzlich durch einen Handelsvertrag neu gestaltet werden, der beim nächsten Treffen, am 23. März, unterzeichnet werden soll. Darüber hinaus wird über die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen diskutiert, sowie über ein Ende der Boykottmaßnahmen von Vorschlägen des jeweils anderen Staates im Weltrat. Diese Maßnahmen sollen jedoch erst im Sommer konkret umgesetzt werden.
Nicht wenige Außenstehende waren von der Geschwindigkeit der Entwicklungen überrascht. Doch schaut man genauer hinter die Kulissen, ergibt sich schnell, wer für den historischen Wandel in der Beziehung der beiden Staaten verantwortlich ist. Zunächst ist dabei der Weltkaiser zu nennen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Helobos, der gerade gegen Ende seiner Amtszeit kaum noch politische Autorität besaß, kann sich der Liebe Apfulkrax, nachdem er die Schäden der Vorgängerregierung weitestgehend beseitigt hat, nun auf tiefergehende Maßnahmen konzentrieren, die den Frieden in den Regionen der Lieben Welt sichern sollen. Und der kalte Konflikt zwischen Grünland und Meadowhouse war eine jener Maßnahmen, die er lieber früher als später umsetzen wollte. Dafür traf er sich im Laufe des letzten Jahres insgesamt zehn Mal mit Vertretern der grünländischen und der meadowhousischen Exekutive, um den Wandel zu moderieren, am Ende scheint er tatsächlich Erfolg gehabt zu haben. Doch auch drei weitere zentrale Meadowhousische Gestalten wirkten auf eine Aussöhnung zwischen Grünland und Meadowhouse hin: Die drei Gründungsväter des Staates. Gerhard S. Herme, Hemes F. Rems und Ex-König Johannes von Daunenfels ermutigten vor allem von meadowhousischer Seite aus die Regierung von Kanzler Schwalbenschwanz und König Percival I., die Gespräche mit dem westlichen Nachbarn zu suchen, wofür der kurze Draht der drei meadowhousischen Ikonen zu den entsprechenden Akteuren von Vorteil war. Schließlich sind aber natürlich auch die beiden politisch aktiven Akteure der beiden Länder zu nennen, nämlich König Percival I. auf meadowhousischer Seite und Gunter Grünbaum auf grünländischer Seite, die ihre Ressentiments aufgegeben haben und dem Dialog unvoreingenommen begegnen, was ein großer Verdienst beider Politiker ist. „Letztlich scheint es ein günstiger Moment zu sein, an dem sich die richtigen Personen zur richtigen Zeit an den entscheidenden Stellen befinden“, so titelte das „Morgengespenst“ vor wenigen Wochen.
Die Annäherung der beiden verfeindeten Staaten stößt national wie international auf Erleichterung und Zustimmung. Auf nationaler Ebene begrüßten vor allem die Gemeinden im Westen von Meadowhouse den Wandel. Diese Regionen im Weißen Gebirge, die, was den Handel angeht, bisher in einer Art Sackgasse lagen, mit dem einzigen Weg Richtung Osten, würden von einer Öffnung der Grenze zu Grünland wohl am meisten profitieren. So äußerten sich Vertreter aus Keslenburg, Kullburg, Ranstedt, Westerdamm und Khevenbach optimistisch, dass ihre Gemeinden ein deutliches wirtschaftliches Wachstum erwarten dürften, sollten sich die Beziehungen normalisieren. Doch auch jenseits des Weißen Gebirges auf grünländischer Seite hoffen Städte und Regionen, nicht zuletzt auch die grünländische Hauptstadt Grüningen, von der Öffnung profitieren zu können. Auf internationaler Ebene kam sowohl vom Weltpalast als auch aus dem Weltrat die Ermutigung, die Gespräche voranzutreiben, um die paradiesische Halbinsel weiter zu einen. Weltratspräsident Tom Arne Henriksen sagte gegenüber dem „Karburger Morgenblick“: „Fast acht Jahre nach den umstürzenden Ereignissen, die zur momentanen Situation geführt haben, wird es Zeit, alte Rivalitäten zu begraben und aufgeschlossen und unvoreingenommen vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen“. Ähnlich äußerten sich auch Vertreter der Weltregierung in Wiesenhausen.
Aber nicht nur die Politik, sondern auch die Bevölkerung steht, dies- und jenseits des Weißen Gebirges, hinter dem momentanen Kurs der Annäherung. In einer Befragung des Statistischen Bundesamtes Sao Grüno befürworteten 84% der befragten Grünländer und sogar 91% der befragten Meadowhouser die aktuellen Entwicklungen. Es scheint, dass dies genau der richtige Zeitpunkt ist, eine der erbittertsten und längsten Feindschaften auf der Lieben Welt zu begraben. Die Zeichen stehen auf Annäherung – und das ist auch gut so.
Das Volk entscheidet: Wahlalter wird auf 16 Jahre hinuntergesetzt – Rückenwind für Koalition
Mit Spannung war dem heutigen Tage entgegen gesehen worden. Zum zweiten Mal in der Geschichte des Staates Meadowhouse waren sämtliche wahlberechtigten Bürger dazu aufgerufen, ein Gesetzesvorhaben per Volksentscheid zu bestimmen. Zur Abstimmung stand die Absenkung des Wahlalters für sämtliche Wahlen im Königreich auf 16 Jahre. Nach der überraschenden Ablehnung des Exports des Urans aus der Saphierer Börde im bisher letzten Volksentscheid 1813, der sich gegen die damaligen Regierungspläne wandte, kam es diesmal jedoch zu keiner weiteren Überraschung, wenn auch knapp.
Am Ende votierten 52,5% der befragten Bürger für eine Senkung des Wahlalters auf Reichs-, Herzogtums- und Kommunalebene, womit sie nicht nur die Prognosen bestätigten, sondern auch den Kurs der Koalition und besonders von König Percival I. bestärkten. Bei einer Wahlbeteiligung von 73,6% fiel das Ergebnis jedoch dennoch knapper aus, als viele Umfragen es zuvor prognostiziert hatten. Diese hatten die Zustimmung zur Absenkung des Wahlalters bei um die 60% gesehen. Warum die Zustimmung am Ende nur relativ knapp ausfiel, ist bisher fraglich. Vermutet wird jedoch dass entscheidende Teile der Bevölkerung aus den südlicheren Herzogtümern El Grande und Südstrand, in denen zurzeit noch Ferien sind, im Urlaub waren und deshalb nicht an der Abstimmung teilnehmen konnten. Daher konnte der eher konservative Norden des Landes mehr Gewicht in die Waagschale werfen und das Ergebnis dementsprechend verändern. Aller Zahlen zum Trotz ist das Ergebnis jedoch eindeutig: Das Wahlalter muss nun per Gesetz vom Reichstag auf 16 Jahre bei allen anstehenden Wahlen hinuntergesetzt werden. Die im Reichstag vertretenen Parteien reagierten unterschiedlich auf den Ausgang des Referendums.
Reichskanzler und Regierungschef Sebastian Schwalbenschwanz, dessen Partei BdH zuvor für eine Absenkung des Wahlalters geworben hatte, zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden und nannte es ein „ehrliches Ergebnis, aber auch einen klaren Auftrag an die Legislative, nun zu handeln.“ Ähnlich äußerten sich Schwalbenschwanz‘ Parteikollegen Maszliskus, Herzog von Wiesenhausen und von Malmenberg, Herzog von El Grande, die auf Herzogtumsebene ebenfalls extensiv für eine Absenkung des Wahlalters geworben hatten. Positiv fiel die Reaktion auch bei der WVD aus. Parteichef Basilisk sprach von einem „guten Zeichen für die Koalition“ und dass die Bevölkerung den Kurs der Regierung trotz der zuletzt schwierigen Situationen dennoch mittrage. Arbeitsminister Setterstedt verwies darauf, dass das Zustandekommen des Volksentscheid maßgeblich auch ein Verdienst seiner Partei gewesen sei, die sich in Koalitionsverhandlungen vor einem Jahr entschieden dafür eingesetzt hatte. Der dritte Koalitionspartner VCS hingegen sah das Ergebnis kritischer. Die Volks-Christ-Sozialen hatten sich lediglich für eine Absenkung des Wahlalters auf kommunaler Ebene eingesetzt und die beiden darüberliegenden Ebenen gar nicht zum Thema des Volksentscheid werden lassen wollen, wurden von BdH und WVD kabinettsintern jedoch überstimmt. Entsprechend zerknirscht gab sich VCS-Chef Boerenberg, als er auf das Ergebnis angesprochen wurde: „Es ist ja kein Geheimnis, dass wir eine andere Frage zur Abstimmung stellen wollten, doch müssen wir das Ergebnis nun so akzeptieren und den erforderlichen Gesetzgebungsprozess einleiten.“
Auf Burg Daunenfels hingegen beim König gab es allen Grund zur Freude. Auch er hatte sich im Wahlkampf 1818 massiv für mehr Volksentscheide eingesetzt und lobte nicht nur das Ergebnis, sondern auch die hohe Beteiligung an der Abstimmung. Laut König Percival I. sollten zukünftig noch mehr Fragen in derartigen Referenden direkt vom Volk entschieden werden, auch wenn das heutige das einzige war, was im Koalitionsvertrag vom vergangenen Jahr festgeschrieben war. Insgesamt stellte der König jedoch fest: „Das Ergebnis ist nicht nur ein gutes für Meadowhouse, sondern auch eine Bestätigung unserer bisherigen Regierungsarbeit im Zusammenspiel zwischen Kanzleramt und Königsthron. Natürlich war es in den letzten Monaten alles andere als einfach und bestimmte Punkte müssen noch geklärt werden, doch das Ergebnis von heute zeigt, dass viele Bürgerinnen und Bürger unsere Politik mittragen und wir unsere Streitigkeiten, die vieles in letzter Zeit gelähmt haben, beilegen sollten.“
In der Opposition wurde das Ergebnis ebenfalls größtenteils positiv aufgenommen. FED, MSP und MP hatten sich im Wahlkampf 1818 und auch in den vergangenen Monaten stark für eine Herabsetzung des Wahlalters ausgesprochen und zeigten sich mit dem Resultat dementsprechend auch zufrieden. FED-Chefin Weinandt beispielsweise sieht es als gutes Zeichen an, dass „im Superwahljahr 1822 somit geschätzt 2 Millionen Erstwähler hinzukommen, die Themen für ihre Generation mittels Wahl in die Politik einbringen können.“ Einzig die MCM, als einzige Partei strikt gegen die Absenkung des Wahlalters, zeigte sich unzufrieden vom heutigen Ergebnis. Parteichef Knucker sagte gegenüber der Presse: „Natürlich erscheint es positiv, mehr Menschen und auch jüngere Menschen am politischen Willensbildungsprozess teilhaben zu lassen. Das Problem dabei ist, dass junge Menschen häufig noch keine ausgereiften Standpunkte zu komplexen politischen Fragen haben und deshalb von einfacher Propaganda schneller beeinflusst werden. Glücklicherweise haben wird in Meadowhouse zurzeit keine in irgendeiner Hinsicht extremistischen Parteien, doch können wir nicht garantieren, dass dies so bleibt, so sehr wird uns das auch wünschen. In einem solchen Fall würde sich die heutige Entscheidung eher negativ auswirken.“
Die Folge des Volksentscheids ist ein recht klarer rechtlicher Prozess. Da Plebiszite laut Reichsverfassung rechtlich bindend sind und die Legislative zur Umsetzung der Entscheidung aus dem Referendum verpflichtet ist, muss die regierende Koalition nun ein entsprechendes Gesetz auf den Weg bringen und binnen sechs Monaten im Saal der Gespenster zur Abstimmung bringen. Sollte das Gesetz dann abgelehnt werden, stehen sechs Wochen für Nachbesserungen zur Verfügung, ehe eine finale Abstimmung geschieht. Sollte das Gesetz auch dann abgelehnt werden, wird das Ergebnis des Entscheids per Königsdekret durchgesetzt, was bedeutet, dass König Percival I. einen gesetzlichen Rahmen erlässt und dieser, auch ohne Akzeptanz durch das Parlament gültig ist. Im vorliegenden Fall zur Absenkung des Wahlalters wird jedoch mit einer breiten Mehrheit im Parlament gerechnet.
Als Konsequenz werden im Superwahljahr 1822, in dem im März die Herzogtumswahlen, im Juni die landesweiten Kommunalwahlen und im Herbst die Reichstags- und Königswahlen anstehen, insgesamt 2,4 Millionen Erstwähler aus den Jahrgängen 1804 bis 1806 wahlberechtigt sein, die nach bisher geltenden gesetzlichen Regeln nicht wählen dürfen. Dazu kommen noch einmal 3,2 Millionen Erstwähler aus den Jahrgängen 1800 bis 1804, die im Zeitraum zwischen der letzten Wahl und der 1822 stattfindenden Wahl das achtzehnte Lebensjahr erreicht haben oder noch erreichen werden, sodass die Wahlen künftig zu einem Teil also durchaus mehr von den jüngeren Generationen beeinflusst werden.
Das Drama ist beendet – „Projekt Schwarzbach“ in Wiesenhausen kommt nicht zustande
Eigentlich hätte dieses Thema auf unserer Website wohl eher unter dem Punkt „Über Wiesenhausen“ erscheinen müssen. Doch die Wucht und die Sprengkraft dieses Politikums waren so gravierend, dass bereits einige befürchteten, der Streit in der Hauptstadt könnte sich zu einer Regierungskrise auf Burg Daunenfels ausweiten. Lange schien es auch so, als würde niemals eine vernünftige Lösung gefunden werden, doch nun ist das Drama um die geplante Erdölraffinerie im Wiesenhausener Stadtteil Waldhausen endlich beendet. Sie wird nicht gebaut.
„Schwarzbach“ hätte die Raffinerie heißen sollen. Ein passender Name für eine Förderstation des „flüssigen Goldes“. Der Ende 1816 entdeckte Erdölvorrat unter dem Wiesenhausener Süden veranlasste Wirtschaft wie Politik zu einer leidenschaftlichen Diskussion über die Nutzung oder Nicht-Nutzung dieser unverhofften Ressource. Die von der Wirtschaft beauftragten Wissenschaftler rechneten vor, man könne ganz Wiesenhausen 250 Jahre lang mit Öl versorgen, würde man dort bohren. Die von Umweltschützern beauftragten Forscher kürzten diesen Wert kurzerhand auf gerade einmal 30 Jahre. So hätte man schon im Jahre 1850 eine Geisterraffinerie in der „schönsten Stadt der Welt“. Kein gutes Image für eine Stadt mit diesem Ruf. Beide Rechnungen waren wohl auf ihre Art und Weise utopisch, der wahre Wert dürfte wie so oft in der Mitte liegen. Jedoch war klar, dass die WVD, die zusammen mit den MCM sich für einen Abbau des Öls aussprach, sich heftigem Gegenwind gegenüber sehen würde, vor allem im naturverbundenen Wiesenhausen. Hinzu kam die vergeigte Kommunalwahl 1817, als die WVD ihre absolute Mehrheit verlor und den BdH als Koalitionspartner brauchte. Wie sich später herausstellen sollte, war dies ein grober taktischer Fehler, mit den MCM wäre man den Plänen für die Raffinerie deutlich näher gekommen, die VCS war zwar nicht gänzlich abgeneigt, holte aber zu wenige Prozentpunkte. So ging man – vielleicht aus reiner Gewohnheit – mit den Naturschützern vom BdH zusammen und musste schon bald feststellen, dass diese ihren Standpunkt nicht ändern würden. Bürgermeister Cornelius, dessen Auftritte oft zwischen dem ruhigen Schlichter und dem polternden Alphatier, das schon längst seinen Zenit überschritten hat, schwankten, sah sich heftigen Protesten, teilweise aus den eigenen Reihen gegenüber. Er mutierte zum Spielball zwischen den Fronten, die sich im parallelen Streit um die Schiefermine in Höhlenpark, auch noch zusätzlich verhärteten. Seit dem Wochenende ist jedoch klar: Der Streit ist beigelegt und die WVD konnte sich im Gegensatz zur Schiefermine diesmal nicht durchsetzen. Es wird also keine Ölraffinerie in Waldhausen geben.
Bürgermeister Cornelius trat zusammen mit Stadtrat Tobias Turmfalke vom BdH vor die Presse und man konnte beiden Gesichtern die Erleichterung ansehen, dass das seit fast 3 Jahren schwelende Thema nun endlich vom Tisch ist. „Wir sind sehr froh, Ihnen mitteilen zu können, dass wir uns im zweiten großen Streitpunkt unserer Zusammenarbeit einigen konnten. Wir haben uns nach reiflicher Überlegung und Abwägung aller kleinsten Einzelheiten dazu entschieden, das Projekt „Schwarzbach“ fallen zu lassen. Es wird keine Ölraffinerie in Wiesenhausen errichtet werden“, eröffnete Cornelius. Man habe noch bis in die vorige Nacht gemeinsam beraten – was man an seinen Augenringen unschwer ablesen konnte – und habe am frühen Morgen den Entschluss gefasst, es zu verkünden. Gleichwohl gab der Bürgermeister aber auch zu, dass er sich anfangs eine andere Lösung erhofft hatte: „Wir von der WVD und auch ich persönlich waren für den Bau. Es hätte uns unglaublich viele Vorteile beschert. Doch im Laufe der Diskussionen ist auch uns klar geworden, dass wir damit einen Stein losgetreten haben, der nicht mehr aufzuhalten war. Aufgrund des öffentlichen Drucks und der allgemeinen Sorge vor Umweltschäden, haben wir uns nun überzeugen lassen, das Vorhaben aufzugeben. Wir stehen jedoch nach wie vor zu unserer damaligen Entscheidung, einen Bau in Betracht gezogen zu haben und uns letztendlich dafür auszusprechen. Allerdings besteht Politik aus Kompromissen. Der BdH hat diesen bei der Schiefermine hinnehmen müssen, wir tun dies jetzt“, so Cornelius. Tobias Turmfalke war zwar auch die Müdigkeit anzumerken, jedoch sprach aus seinem Gesicht noch mehr Erleichterung und vor allem große Zufriedenheit: „Die Wiesenhausener Natur ist gerettet. Wir haben gemeinsam eine Entscheidung getroffen, die zu Gunsten der Menschen, der Tiere und der gesamten Umwelt ist. Man muss, und das ist der Grundsatz für uns, den Erhalt dessen, weswegen wir leben, über ökonomische Vernunft stellen. Und wir sind sehr froh, dass wir gemeinsam mit der WVD diesen Grundsatz am Ende beibehalten haben.“ Darüber hinaus baten beide Parteienvertreter um Entschuldigung für den zermürbenden Streit, der sich durch die gesamte bisherige Legislaturperiode zog und den damit verbundenen politischen Stillstand in Wiesenhausen. Man werde nun wieder zurück zur Sacharbeit kehren und den entstandenen Investitionsstau auflösen, so Cornelius und Turmfalke.
Die Reaktionen in der Bevölkerung fielen größtenteils positiv aus. Es gab in den sozialen Netzwerke große Zustimmung und Freude über die Absage an den Bau von „Schwarzbach“, erste Umweltschützer zogen bereits durch die Innenstädte in Wiesenhausens Stadtteilen und bejubelten die gefundene Lösung. Auch vonseiten der MSP und der MP kam großer Beifall. Die MCM kritisierten die Entscheidung und monierten, die WVD um Stefan Cornelius habe sich nach dem Triumph im Streit um die Schiefermine in Höhlenpark gerade biegen lassen und dem BdH zur Erhaltung des Koalitionsfriedens nun den Abbruch der Planungen zugestanden. Die VCS äußerte sich überwiegend positiv aufgrund der Gefahren der Umweltverschmutzung, kritisierten jedoch auch die Polemisierung in der Debatte und bemängelten die fehlende öffentliche Lobby, die die Vorteile einer Raffinerie hätte klarmachen sollen. König Percival I. war voll des Lobes für die Stadtregierung: „Das ist ein mehr als gutes Signal an unsere Bevölkerung und der Beweis, dass selbst in schwierigen Fragen mit hohem Konfliktpotenzial eine Lösung gefunden werden kann.“ Zugleich appellierte er an beide Parteien, schnellstmöglich wieder zur Sacharbeit zurückzugehen. Er selbst hatte sich gegen den Bau ausgesprochen, begründete dies ähnlich wie der BdH mit den hohen Verschmutzungsgefahren.
So ist eine der größten Possen in der meadowhousischen Politgeschichte endlich beendet. Knapp 2 Jahre legte dieser Streit und der um die Schiefermine das politische Geschehen in der Hauptstadt lahm. Auf Reichsebene könnte dies nun auch zu einem Burgfrieden zwischen BdH und WVD führen, inwiefern die schwelenden Konflikte mit König Percival damit auch beseitigt werden könnten. In jedem Fall ist es ein beruhigendes Signal für die meadowhousische Politiklandschaft. Nun bleibt abzuwarten, ob die für Herbst angesetzten Treffen zur Klärung der Frage um den vom König geplanten Reichsrat erfolgreich verlaufen oder nicht.
Neuer Vorschlag von König Percival I. wird zur Belastungsprobe für die Koalition
Ein halbes Jahr ist König Percival I. nun der amtierende König des Königreiches Meadowhouse. In dieser Zeit wurden bereits einige gesetzliche Vorhaben, die während des Wahlkampfs 1818 auf seiner Agenda standen, umgesetzt, ebenso wie Forderungen der regierenden Koalition aus BdH, WVD und VCS unter der Leitung von Reichskanzler Sebastian Schwalbenschwanz. Während sich der König besonders die Sozialpolitik auf die Fahnen geschrieben hatte, haben die Parlamentarier momentan noch mit den Auswirkungen der Rezession zu tun, die in Form der akuten Schieflage zuerst der Meadowhousischen Staatskasse, aktuell aber vor allem der Investmentbank Meadowhouse, auch im Königreich ganz reale Konsequenzen zeigt. Der neue Vorschlag von König Percival, der am Sonntagmittag bekannt wurde, umfasst nun aber ein gänzlich anderes Feld der Politik, nämlich die Verfassungspolitik selbst. Der König wolle, nach eigener Aussage, eine zweite politische Kammer auf Reichsebene schaffen, die, so sein Plan, vor allem die regionalen und lokalen Bedürfnisse der Bürger ins Zentrum der Macht nach Wiesenhausen bringen solle. Ein Vorschlag, der von den Regierungs- und Oppositionsparteien sehr unterschiedlich aufgenommen wurde.
Am heutigen Sonntagmittag sorgte die Veröffentlichung eines Gesetzesvorhabens im „Rubinburgher Sonntagsanzeiger“ für Aufregung und Furore im politischen Zentrum des Landes. Darin beschreibt König Percival I. seine Pläne, eine zweite politische Kammer zu schaffen, und dies schon ziemlich konkret. Experten äußerten deshalb die Vermutung, dass der König den nun veröffentlichten Plan schon länger vorgehabt hatte, möglicherweise schon vor den Königswahlen im vergangenen September. Inhaltlich geht es um eine bessere Repräsentation der regionalen und lokalen Bedürfnisse direkt dort wo die Reichspolitik gemacht wird, nämlich auf Burg Daunenfels. Nach den Plänen des Königs sollen vor allem die bei der Königswahl im September erstmals zum Einsatz gekommenen Wahlkreise dabei eine zentrale Rolle einnehmen. So sollen aus jedem Wahlkreis zwei Abgeordnete in die neu zu errichtende Kammer gewählt werden, was bei fünfzig Wahlkreisen eine Anzahl von insgesamt einhundert Abgeordneten machen würde. Diese neue Kammer, deren Name allerdings noch nicht klar ist, soll dann an den Gesetzesvorhaben, die bestimmte Kompetenzen berühren, beteiligt werden müssen. Welche Kompetenzen dies sein sollen ist allerdings ebenfalls noch unklar, vermutlich, so der Politikwissenschaftler und Professor für vergleichende Regierungslehre an der Universität Kullburg, Dr. Thomas Markberger, wird es sich um Politikfelder handeln, die Regionen vor Ort stark betreffen, beispielsweise die Verkehrs-, Kultur-, Sicherheits- oder auch Wirtschaftspolitik. Die Beteiligung einer weiteren Instanz an bestimmten Gesetzesvorhaben könnte jedoch nur durch eine Verfassungsänderung in Kraft treten, so Markberger weiter. Dafür müsste neben dem König auch der Saal der Gespenster grünes Licht geben, und zwar mit Zwei-Drittel-Mehrheit, zudem müsste auch das Oberste Reichsgericht die Verfassungsänderung für rechtlich in Ordnung erachten.
Laut den weiteren Ausführungen des Königs will er mit der Schaffung einer zweiten Kammer aus seiner Sicht überfällige politische Reformen einleiten: „In jeder konstitutionellen Monarchie dieser Welt, sei es Lassver oder Iseraco, gibt es einen König und zwei parlamentarische Kammern, die über die legislativen Grundlagen beraten, nur in Meadowhouse bisher nicht. Deshalb glaube ich, dass es überfällig ist, eine solche zweite Kammer zu schaffen. Positiv ist außerdem, dass Meadowhouse durch diesen Schritt enger zusammenrücken wird und die Dezentralisierung, die ja auch eines meiner Hauptanliegen ist, weiter vorangebracht wird.“, so der König im „Rubinburgher Sonntagsanzeiger“.
Wie zu erwarten war, stieß der neuste Vorschlag des Königs im politischen Wiesenhausen auf ein lautes und sehr geteiltes Echo. Zunächst äußerte sich Reichskanzler Schwalbenschwanz, der bei einem Pressetermin in Wiesenhausen-Ahornsburg davon erfuhr: „Der Vorschlag des Königs kommt für mich sehr überraschend, aufgrund der Präzision, mit der er diesen aber unterbreitet hat, scheint es für mich so, dass es schon ein länger gehegter Plan von seiner Majestät ist. Ob er Erfolg haben wird, ist natürlich fraglich. Meiner Erinnerung nach hat schon 1813 mal eine Regierung versucht, eine zweite Kammer mit dem „Zaubererrat“ einzuführen, was damals grandios gescheitert ist. Natürlich hat all dies diesmal einen anderen Hintergrund, im Prinzip läuft es aber auch auf eine Abstimmung im Parlament hinaus. Ich werde den Vorschlag morgen mit meiner Partei besprechen und dann dazu meinen Standpunkt weiter erläutern. Sicher ist aber, dass bei einer weiteren Kammer unsere Partei mit Sicherheit nicht diejenige ist, die die größeren Probleme bekommt, da wir auch über Wiesenhausen hinaus sehr gut vertreten sind.“
Auch Politikwissenschaftler Markberger hält BdH, VCS, aber auch MSP und FED für mögliche Gewinner einer solchen Reform, sollte sie denn kommen: „Wir haben 1817 bei den Herzogwahlen und auch vergangenen September bei den Parlamentswahlen gesehen, dass BdH und VCS aus Sicht der Regierungsparteien auch außerhalb der Ballungsräume, im Fall der VCS vor allem in Preußen und Saphirento, im Fall des BdH vor allem im Herzogtum Wiesenhausen und in Santo Opalo viel Unterstützung erfahren. Und auch MSP und FED haben im Süden des Landes, in El Grande und in Südstrand eine breitere Wählerbasis als im gesamtstaatlichen Kontext betrachtet. Deshalb könnte sich für diese Parteien eine Reform sogar positiv auswirken. Probleme sehe ich derzeit vor allem für die WVD, die MCM und die MP, die ja ohnehin, vor allem die WVD, schwierigen Zeiten entgegen gehen, und durch eine solche Reform noch mehr Macht einbüßen könnten.“
Dementsprechend fielen auch die Reaktionen der weiteren Parteien aus. Während VCS-Chef Boerenberg sich ebenfalls überrascht, aber aufgeschlossen gegenüber dem Vorhaben zeigte, und lediglich die weitere Verlangsamung des Gesetzgebungsverfahrens durch eine zweite Kammer bemängelte, stieß der Vorschlag bei der WVD auf strikte Ablehnung. Reichspräsident und WVD-Chef Ewald Basilisk, der 1813 als verantwortlicher Kanzler mit einer ähnlichen Reform noch scheiterte, sagte gegenüber dem „Zeitungsgespenst“: „Ein solcher Vorschlag jetzt bringt niemanden weiter. Ich verstehe zwar die Gründe des Königs, ihn einzubringen, doch haben wir momentan wirklich andere Sorgen, als über Verfassungsänderungen nachzudenken. Eine zweite Kammer braucht man nicht und würde alles nur noch komplizierter machen.“ Auch MCM-Chef Knucker äußerte Bedenken: „Der König kommt seltsam gut vorbereitet mit diesem Vorschlag daher, ein Schelm wer Böses dabei denkt. Er hat ihn aber auch nicht in den Koalitionsvertrag setzen lassen, sondern versucht ihn nun während der Legislaturperiode durchzusetzen. Ich denke, uns allen ist klar, was er versucht: Vor allem die politische Linke, die zu seiner Enttäuschung im September ja krachend verloren hat, soll nun auf diesem Wege gestärkt werden. Unsere Stimmen wird er dabei nicht bekommen, da es sich aus unserer Sicht um einen grenzwertig demokratischen Vorgang handelt.“ MP-Chef Schubert sagte gegenüber der „Karburger Allgemeinen“: „Ein interessanter Vorschlag, allerdings komplett zur falschen Zeit geäußert. Das Land hat im Moment ganz andere Probleme, ich habe eher den Eindruck, dass der König die allgemeine Verwirrung, die gerade von der WVD ausgeht, nutzen will, um seine Position in einem zweiten Parlament zu stärken, da er im Saal der Gespenster keine Mehrheit haben wird auf lange Sicht. Das grenzt irgendwo schon an undemokratische bis autokratische Verhaltensweisen, denn er verfolgt fadenscheinige offizielle Ziele, doch die eigentlichen Beweggründe sind glasklar.“
Die beiden linken Oppositionsparteien MSP und FED, die dem König politisch am nächsten stehen, begrüßten dessen Vorschlag ausdrücklich. FED-Chefin Weinandt sprach von einer „sehr guten und konstruktiven Idee, die das Land unabhängiger von der zentralistischen Politik der Hauptstadt machen würde“ und nannte den Vorschlag zudem eine „Maßnahme, um Bürger, die ja auch Wähler sind, regional noch stärker in die Politik zu integrieren und Politikverdrossenheit im Vorhinein zu verhindern.“ Ähnlich äußerte sich auch MSP-Chef Heiner Gutsdorf.
Doch auch außerhalb der üblichen politischen Landschaft in der Hauptstadt wurden Reaktionen geäußert. So sprach der Vorsitzende des Obersten Reichsgericht, Richter Laurenz Grogge, davon, dass „sich die Legislative sehr gut überlegen müsse, wie sie die Verfassungsänderung angehen wolle“, da Meadowhouse noch nicht einmal neun Jahre alt sei und eine solche Reform tiefgreifende Veränderungen mit sich brächte. Sollte die Verfassungsänderung jedoch juristisch hieb- und stichfest sein, würde sich das Reichsgericht nicht dagegenstellen, so Grogge weiter. Und auch aus den Herzogtümern kamen bereits Reaktionen zu König Percivals Vorschlag. So meinte der Herzog von Saphirento, Peter Burg (WVD), dass der Vorschlag „langfristig wohl auch darauf ausgelegt sei, die Herzogtümer zu entmachten und das Land nach dem Belieben des Königs umzugestalten, da die Wahlen nicht so verlaufen wären, wie er es sich gewünscht habe.“ Moderater formulierte es dagegen der Herzog von El Grande, Siegfried von Malmenberg (BdH): „Als Politiker auf Herzogtumsebene kommt ein solcher Vorschlag natürlich einer existenziellen Bedrohung gleich. Doch bevor ich mir ein genaues Urteil fällen werde, erwarte ich von seiner Majestät, dass er so schnell wie möglich ausführt, wie er seinen Vorschlag gedenkt mit dem Herzogtumssystem zu vereinbaren, ohne dass diesen zu viel Macht abhanden kommt. Ich bin dafür, die Herzogtümer auf jeden Fall in die Entscheidung mit einzubinden.“
Insgesamt sorgte König Percivals Idee also für große Wellen in der politischen Landschaft Meadowhouse‘. Ob er seinen Vorschlag tatsächlich durchbringen kann, wird im Wesentlichen davon abhängen, ob er im Parlament eine Zwei-Drittel-Mehrheit zustande bekommt. Politikwissenschaftler Markberger dazu: „Diese notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit würde er nur dann bekommen, wenn wirklich alle Abgeordneten aus BdH, VCS, FED, MSP und MP dem Vorschlag zustimmen würden. Somit muss er besonders bei der MP, aber auch in Teilen von BdH und VCS viel Überzeugungsarbeit leisten.“ Markberger gibt aber auch zu, dass der Vorschlag für die Koalition extrem viel politischen Sprengstoff bietet: „Sollten BdH und VCS tatsächlich geschlossen dafür stimmen, könnte man sich vorstellen, dass die WVD die Koalition verlässt und die Regierung stürzt. Das könnte einer der Hauptgründe dafür sein, wenn BdH und VCS am Ende nicht dafür stimmen, denn die Stabilität der Regierung ist für Kanzler Schwalbenschwanz wohl deutlich wichtiger, als alle Reformen dieser Welt, ganz gleich welche Reibereien es momentan mit der WVD auf regionaler und kommunaler Ebene gibt.“
Auf jeden Fall kommt in den politischen Betrieb in Wiesenhausen durch König Percivals Vorschlag sehr viel Leben hinein. Alle Parteien haben für morgen Konferenzen anberaumt, auf denen sie ihre Standpunkte dann noch einmal präzise formulieren wollen und auch die Herzogenkonferenz am kommenden Mittwoch wird sich nun wohl hauptsächlich mit diesem Thema auseinandersetzen. Man darf gespannt sein, wer sich in dieser Frage am Ende durchsetzt, für König Percival ist es auf jeden Fall ein weiteres Prestigeprojekt, für die Regierungskoalition jedoch eher eine Belastungsprobe. Es sieht so aus, als wenn stürmische Zeiten auf Burg Daunenfels anbrechen.
BdH, WVD und VCS einigen sich auf Koalition – Kabinett hält Überraschungen parat
Schon am Wahlabend, als die Prognosen sich langsam aber sicher auf bestimmte Werte zubewegten, begannen bei Medien und Öffentlichkeit bereits die Spekulationen um die neue Regierungskoalition. Dass die bisherige kleinste Regierungspartei MCM nicht mehr mitregieren würde, war so gut wie sicher, angesichts einer krachenden Wahlniederlage im September. Stattdessen setzten viele Experten auf eine Neuauflage der Koalition von 1810 bis 1814, in der die VCS eben jene kleinste Koalitionspartei gewesen war. Am 19. September schließlich, am Tag nach der historischen Königswahl, setzten sich besagte Parteien zum ersten Mal für Sondierungsgespräche an einen Tisch, aus denen nach und nach dann auch Koalitionsgespräche wurden. Gestern Abend wurden die Gespräche erfolgreich abgeschlossen und nach anscheinend harten Verhandlungen wurden die Verträge am heutigen Vormittag im Beisein von König Percival I. auf Burg Daunenfels unterzeichnet. Damit hat Meadowhouse etwa sechs Wochen nach der Parlamentswahl eine neue Regierung.
Zunächst einmal zur personellen Aufstellung der neuen Regierung. Klar ist, dass Wahlsieger Schwalbenschwanz erneut Reichskanzler werden würde, sein Kabinett jedoch wartet mit einigen Überraschungen auf. Zunächst einmal behalten konnten ihren Posten die bisherige Verteidigungsministerin Trewlaney und Wirtschaftsminister Voldemort, welche damit in ihre zweite Amtszeit im jeweiligen Amt gehen werden. Der bisherige Erste Minister Eduard Borkenkäfer wird neuer Innenminister, wofür die bisherige Bildungsministerin Geraldine Ginsterkatze neue Erste Ministerin wird, als erste Frau in diesem Amt überhaupt. Neu im Kabinett sind als Bildungsminister Herbert Uhling und als Familienministerin die bisherige Wiesenhausener stellvertretende Stadtratsvorsitzende Wilhelmine Weißtanne. Nicht mehr im Kabinett vertreten sein werden die bisherige Bildungsministerin Sophie Bäumler, die in den Ruhestand geht, und der bisherige Finanzminister und BdH-Chef Eduard Pflanze, der, laut übereinstimmenden Medienberichten, sein Amt als BdH-Vorsitzender beim nächsten BdH-Parteitag im November zur Verfügung stellen will. Hinsichtlich der beiden vom BdH zu besetzenden militärischen Ränge gab es jedoch keine Überraschung, sowohl Alastor Moody als General der Bodentruppen, als auch Carl von der Regième als Oberster Admiral, wurden erneut für diese Posten berufen.
Bei der WVD gibt es nur zwei Konstanten, die im neuen Kabinett ebenfalls in der Funktion vorhanden sein werden, wie in der alten Koalition. Es handelt sich, wenig überraschend, um Reichspräsidenten und WVD-Chef Ewald Basilisk und um Reichstagspräsident Friedhelm von Hirschbach. Ansonsten aber gibt es vielerlei Änderungen hinsichtlich der WVD-Personalien. WVD-Spitzenkandidat Harald von Ryssen, der bei der Wahl ein unerwartet gutes Ergebnis erzielt hatte, ist der künftige Außenminister und beerbt damit Karl von Kriesel. Der preußische WVD-Herzogtumvorsitzende Alfons Setterstedt wechselt in auf die Reichsebene und beerbet wiederum von Ryssen in seinem Amt als Sozialminister. Außenminister von Kriesel wiederum hat den Auftrag, das neu gegründete Umweltministerium zu führen, welches aus seiner Union mit dem Landwirtschaftsministerium ausgegliedert wurde. Gänzlich neu besetzt wurden die Ämter des Kanzleramts- und des Entwicklungsministers. Das Kanzleramtsministerium wird künftig vom WVD-Rechtsexperten Boris Leonhard geführt, neue Entwicklungsministerin wird die bisherige WVD-Generalsekretärin Fiona Falke-Baumhoff. Keinen Platz am Kabinettstisch mehr hat der bisherige Entwicklungsminister Sonnholm, der sich im Vorhinein der Wahl mit dem Parteivorsitzenden Basilisk überworfen hatte. Der bisherige Kanzleramtsminister Daniel Altens kehrt, wie bereits erwartet, zu seinem Posten als Hauptfeldwebel der Armee zurück.
Bei der dritten Koalitionspartei, der VCS, wurde zunächst einmal die Personalie bestätigt, die schon von Anfang an klar gewesen war: Heinrich Hubmaier übernimmt künftig das Finanzressort als neuer Schatzmeister. Das Amt des Zweiten Ministers wird in Zukunft der Herzogtumpolitiker Jens Dinkhoff übernehmen, neue Justizministerin wird die bisherige parteipolitische Sprecherin der VCS, Silvana van Wessels und neuer Gesundheitsminister der bisherige stellvertretende Fraktionsvorsitzende Paul von Syberg. Für das Amt des Verkehrsministers gelang der Koalition eine echte Überraschung: Ralf Bachstein, Herzogtumpolitiker aus Südstrand, wird dieses Amt künftig ausüben und hat damit sein höchstes Amt seiner langen Karriere inne, das letzte Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz hingegen geht an die bisherige VCS-Generalsekretärin Amanda Berghain. Überraschend war lediglich, dass VCS-Chef Karl Boerenberg kein Amt zufiel, was, laut internen Kreisen, wohl auf seinen persönlichen Wunsch hin geschah. Nicht wenige vermuten deshalb, dass auch Boerenberg, ebenso wie Eduard Pflanze beim BdH, bald sein Amt als VCS-Chef abgeben wollen werde.
Damit wären sämtliche personellen Rotationen und Neuanfänge hinreichend geschildert. Hinsichtlich der inhaltlichen Aspekte des Koalitionsvertrages wurde lange gestritten, letztlich einigte man sich auf folgende Punkte. Definitiv kommen wird ein Überwachungsorgan für die Finanzmärkte, ebenso wie die angekündigte Anhebung des Leitzinses. Bei diesem Punkt konnten also vor allem BdH und VCS Wahlversprechen umsetzen. Ebenfalls unstrittig sind die schnellen und unbürokratischen Hilfen für von der Dürre betroffene Landwirte, was alle drei Parteien im Vorhinein umsetzen wollten. Der Militärdeal mit Südtitanien soll ab dem 01. Januar 1819 anlaufen, allerdings nur mit vorheriger Konsultation aller nicht an dem Deal betroffener Staaten der Region. Diese Bremsung der schnellen Abwicklung des Militärdeals geht wohl vor allem auf den neuen König Percival I. zurück, der dem Thema deutlich kritischer gegenüber steht, als noch sein Vorgänger Johannes I. Die Koalitionsparteien konnten sich vor dahingegen durchsetzen, als dass sie binnen sechs Monaten darüber beraten wollen, ob die Amtszeit des Königs beschränkt werden und zudem das Wahlalter auf 16 Jahre abgesenkt werden soll. Beides dürfte Anlass für Diskussionen zwischen König und Parlament geben. Beschlossen wurden zudem die Verlängerung der Schulzeit von 13 auf 14 Jahre, was mit Beginn des nächsten Schuljahres 1819 in Kraft treten soll, und die Reform der Reichswehr, welche vor allem von der WVD gefordert wird. Strittig hingegen sind noch die Reform der Sozialversicherungen in Hinblick auf die Aufhebung der Beitragsbemessungsgrenze und eine mögliche Umsatzsteuer auf Finanzgeschäfte, da sich hier vor allem die WVD quer stellt. Hinsichtlich dieser Themen wurde daher zunächst einmal nur vereinbart, dass die verantwortlichen Ministerien dafür Vorgehensweisen erarbeiten und diese binnen neun Monaten präsentieren sollen. Für Erstaunen sorgte noch der letzte Punkt, wonach, vor allem wohl auf Druck des BdH, der Ausstieg aus der Kohle angestrebt werden soll, und das noch bis 1825, was einen doch recht kurzen Zeitraum darstellt.
Alle beteiligten Koalitionsparteien und auch König Percival I. zeigten sich mit dem Ergebnis der Koalitionsgespräche zufrieden und freuten sich auf die vier Jahre gemeinsamer politischer Arbeit. Dennoch dürften die Zeiten schwierig werden, da der König bei vielen der angestrebten Projekte das letzte Wort hat und politisch gesehen in anderer Richtung steht als die Schwalbenschwanz-Regierung. Dennoch beteuerte man heute Vormittag den Willen zur Zusammenarbeit für eine erfolgreiche Zukunft des Landes.
Verschiebungen gab es in den letzten Wochen jedoch nicht nur bei den jetzt erneuten Regierungsparteien, sondern auch bei den aktuellen Oppositionskräften. Bei der FED löste Generalsekretärin Elena Weinandt den erfolgreichen Parteichef Herbert Granitzer ab, der auf eigenen Wunsch nicht mehr zur Wahl antrat. Auch die MP hat eine neue Führung: Rainer Schubert, Anhänger des gemäßigten „Realo“-Flügels, will die Partei endlich einen und beerbt damit den bisherigen Vorsitzenden Jonathan Esser, der nun als einfacher Abgeordneter im Reichstag sitzen wird.
Bei den beiden großen Wahlverlierern MSP und MCM zeichnete sich schon direkt nach der Wahl eine interne Erneuerung ab. Bei der MSP traten Parteichef Nieler und Fraktionschef Fahnert noch am Wahlabend von ihren Posten zurück. Nielers Nachfolger als Parteichef ist seit zwei Wochen der El Grander Herzogtumpolitiker Heiner Gutsdorf, während Fahnerts Nachfolger der bisherige parlamentarische Geschäftsführer Aaron Weschen wurde. Bei der MCM hingegen ist Albrecht Knucker der neue starke Mann. Als Parteichef soll er die deutlich geschrumpfte Fraktion zurück in die Erfolgsspur führen, neue Fraktionsvorsitzende bei diesem Vorhaben ist die ehemalige Landwirtschaftsministerin Leonora Tragschmitt. Knucker und Tragschmitt beerben damit Reinhardt von der Tagel und Joachim Kamphoff, die am Tag nach der Parlamentswahl ebenfalls von allen Ämtern zurückgetreten waren.
Somit sind die Wellen, die die Parlaments- und die Königswahl geschlagen haben, wohl erst einmal geglättet. Sämtliche Parteien sind mehr oder weniger neu aufgestellt und jeweils nach eigenen Angaben gut gerüstet für die kommende Legislaturperiode. Damit sind auch die Diskussionen über politische Ausrichtungen und personelle Veränderungen erst einmal vorbei und die Parteien können sich wieder auf das konzentrieren, was ihre Aufgabe ist: Das Land Meadowhouse in schwierigen Zeiten in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
Zäsur! Percival Sean McLeach gewinnt die Königswahl – Johannes gewinnt nur ländliche Regionen und Wiesenhausen
Was für eine Wahlnacht! König Johannes I. ist abgewählt und zwar deutlich. Herausforderer Percival S. McLeach überrolllte ihn förmlich und holte sich außer der Hauptstadt Wiesenhausen alle bevölkerungsreichen Regionen sowie sensationell auch den eigentlich so konservativen Norden. Es ist ein politisches Beben, dass nicht nur unser Land, sondern auch die Liebe Welt erschüttert. Mit Johannes von Daunenfels, wie er offiziell nun jetzt heißt, geht eine absolute Legende aus Wiesenhausen und Meadowhouse aus der großen Politik. McLeach holte 509 von 735 Wahlmännern, Johannes gerade einmal 226. Prozentual gesehen votierten 56,4 % der Wählerinnen und Wähler für den Herausforderer. Entgegen allen Umfragen, die den „Titelverteidiger“ überall zwar knapp, aber dennoch vorne sahen.
Dabei sah zunächst alles ganz gut aus für Johannes. Die ersten drei Wahlbezirke in Preußen gingen erwartungsgemäß an ihn, doch schon bald wendete sich das Blatt und McLeach konnte durch den Sieg in der Herzoghauptstadt Karburg und Umgebung (Karburg-Impfe) sogar das Herzogtum für sich entscheiden. Das war das erste große Ausrufezeichen, denn nicht wenige hatten im Norden einen Durchmarsch von Johannes erwartet, im Süden dagegen McLeach die Mehrheit zugetraut. Auch in Saphirento, welches anschließend ausgezählt wurde, sah es zunächst gut aus für Johannes. Menz-Nord und Menz-West holte sich der Noch-König, dann jedoch marschierte McLeach auf und davon. Zum Schluss holte er sich gar die beiden „Großen Fische“ Saphirento-Nord (28 Wahlmänner) und Illmer-Meger (36) und zog weit davon auf 158 Wahlmänner zu 31 Wahlmänner. Nun wurden die ersten Anhänger von Johannes schon unruhig und nervös, während im Hauptquartier der McLeach-Kampagne bereits die ersten Sektkorken knallten. Als Johannes-Anhänger musste man schon fast mit einem Durchmarsch von McLeach rechnen, der sich wider Erwarten den Norden fast komplett holen konnte. Würde er jetzt im Süden den Erwartungen gerecht werden, könnte der Abend schon früh entschieden sein.
Doch zunächst konnte Johannes mit Waldbach-Gerste und Vest ein wenig heranrücken. Auch Ysen-Nord und Rimer-Sognitz konnte sich der Noch-Monarch sichern, McLeach grätschte jedoch mit dem Flosserland und Grote-Elm-Nordbach dazwischen und als er sich auch das Garnser Land holen konnte, wusste man, dass Johannes um überhaupt noch eine Restchance zu haben, neben Wiesenhausen wohl auch noch Mohre-Gunzlach, Sonne-Nord, Caampinas-Küste und El Grande braucht. Was da schon als äußerst unwahrscheinlich erschien, bewahrheitete sich am Ende auch nicht. McLeach holte mit Ysen-Süd, Maranhlés-Süd und Ysen-Nordbach 60 weitere Wahlmänner in drei Wahlbezirken und es wurde zu einer bösen Klatsche für Johannes. Die Entscheidung fiel dann in Mohre-Gunzlach. In und um die Metropolregion Santo Opalo konnte McLeach ebenfalls siegen und erhöhte mit den neuen 30 Wahlmännern auf 324, sodass ihm nur noch 44 Wahlmänner fehlten. Das war die Entscheidung. Im Hauptquartier seiner Kampagne war eine Stimmung wie nach einem Meisterschaftstitel, im gegnerischen Hauptquartier herrschte nur noch das blanke Entsetzen. Schien die Niederlage in Karburg-Impfe vielleicht nur ein Betriebsunfall zu werden, weitete sich der Wahlabend für die Johannes-Anhänger zum absoluten Horror aus. In El Grande und Südstrand konnte Johannes jeweils nur noch einen Wahlbezirk für sich entscheiden, die Hauptstadt Wiesenhausen ging an ihn, so konnte er zumindest die Schmach in der eigenen Stadt verhindern und 55 Wahlmänner holen, sodass er immerhin noch über die 200er-Marke klettern. Doch zum Schluss war der Wahlsieg McLeachs mehr als deutlich. 509 zu 226 Wahlmänner lautete das Endergebnis. Eine so deutliche Wahlschlappe hatte niemand im In- und Ausland erwartet. Es ist eine Zäsur. Trotz des ausgebliebenen Linksrucks im Parlament, hat dieser nun auf Burg Daunenfels stattgefunden.
Johannes trat gefasst vor seine Unterstützer auf Schloß Wiesenhausen. Er zeigte sogar Selbstironie und merkte an, immerhin würde er Miete von McLeach ab jetzt beziehen. Wie es in ihm selbst jedoch tatsächlich aussieht, kann nur gemutmaßt werden. McLeach zeigte sich in seiner Ansprache noch vollkommen ungläubig über seinen Sieg. Er bedankte sich und stellte klar, er wolle König aller Meadowhouser sein. Es sei nun Zeit, die Gräben zwischen Links und Rechts zu überwinden und wieder als Bevölkerung zusammen zu handeln. Er richtete zudem auch eine Botschaft an die Weltgemeinschaft, er werde fair mit jedem Land der Welt handeln und keine Klientelpolitik betreiben. Eine wohl zustande kommende Koalition im Parlament aus BdH, WVD und VCS könnte allerdings erhebliche Schwierigkeiten mit König Percival I. bekommen. Vor allem WVD und VCS könnten nun bedeutend weniger Wahlziele durchsetzen, als dies unter einem König Johannes I. möglich gewesen wäre. Es wird in jedem Fall eine sehr spannende Zeit mit König Percival, der am heutigen Abend auf Burg Daunenfels offiziell gekrönt wird. Es wird allerdings noch einige Tage dauern, bis das Land diese Wahl komplett realisiert hat.
Folgen der Wahl – Personelle und politische Umbrüche bei allen Parteien
Nach der Parlamentswahl am vergangenen Montag, die zwar nicht die im Voraus prognostizierten heftigen politischen Umschwünge mit sich brachte, aber dennoch genug Veränderungen, haben die Parteien mittlerweile damit begonnen, ihre jeweiligen Ergebnisse einzuordnen und aufzuarbeiten. Wie es bei einer Wahl meistens der Fall ist, ist auch diese Wahl für viele Parteien, aber noch mehr für viele Politiker eine Zäsur in der jeweiligen Karriere. Einige müssen oder wollen weniger Verantwortung übernehmen, während andere nun in die erste Riege der meadowhousischen Politik vorstoßen oder gar zurückkehren. Zwar wird vor der Königswahl am kommenden Montag noch nicht mit entscheidenden Durchbrüchen in Richtung einer Koalition gerechnet, doch einiges hat sich in den vergangenen Tagen bereits getan und wird sich bis zur Wahl am Montag und darüber hinaus noch tun.
Beim BdH des alten und neuen Reichskanzlers Sebastian Schwalbenschwanz gab es nach der Wahl grundsätzlich erstmal einen Grund zum feiern. Das Ergebnis von 1814 ungefähr beibehalten, trotz im Vorhinein erwarteter Verluste, eine linke Mehrheit abgebogen und sich als stärkste Partei behauptet, all das hatte funktioniert, auch trotz zwischenzeitlicher Kritik, gerade an der Finanzpolitik der Partei unter Finanzminister Eduard Pflanze. Dieser muss aus dem aktuellen Kabinett wohl auch am meisten um einen weiteren Posten im neuen Kabinett bangen, da Schwalbenschwanz am gestrigen Nachmittag verkündete, lediglich mit der VCS in erste Sondierungsgespräche gehen zu wollen, da der bisherige Koalitionspartner MCM das zuvor an ihn gestellte Angebot Schwalbenschwanz‘ höflich abgelehnt habe. Somit scheint es, sofern denn die Gespräche ein gutes Ende nehmen, dass VCS-Kandidat Heinrich Hubmaier das Finanzressort übernehmen wird, ob für Pflanze dann noch Platz am Kabinettstisch bleibt, ist schwierig vorherzusehen. Fest im Sattel sitzen hingegen wohl Schwalbenschwanz‘ drei engste Vertraute im Kabinett, Wirtschaftsminister Voldemort, Verteidigungsministerin Trewlaney und Familienministerin Ginsterkatze. Inwiefern gerade Ginsterkatze ein bedeutenderes Ministerium übernehmen könnte, bleibt abzuwarten. Da der Posten des Finanzministers also an die VCS fallen dürfte, ist wiederum das Innenministerium oder das Justizministerium eines der Ressorts, welches dem BdH zufallen dürften, wofür Ginsterkatze, aber auch der bisherige Erste Minister Borkenkäfer infrage kämen. Fraglich ist auch der Verbleib von Bildungsministerin Sophie Bäumler, die angesichts ihres Alters von 68 Jahren noch offenließ, ob sie eine weitere Legislaturperiode Mitglied der Regierung bleiben wolle.
Bei der WVD hingegen deutet alles auf einen Abschied von Entwicklungsminister Sonnholm hin, der im Vorgang der Wahl immer wieder gegen die Parteiurgesteine um Basilisk, von Kriesel, von Ryssen und von Hirschbach geschossen hatte und eine Koalition mit der MCM bevorzugen würde. Als gesichert scheinen die Verbleibe von Friedhelm von Hirschbach als Reichstagspräsident und von Ewald Basilisk als repräsentativer Reichspräsident. Außenminister von Kriesel hingegen wird wohl Platz machen müssen für Spitzenkandidat von Ryssen, der nach seinem erstaunlich guten Abschneiden bei der Parlamentswahl wohl dieses Amt übernehmen wird. Ob von Kriesel dem neuen Kabinett angehören wird, ist noch nicht klar. Ziemlich sicher gilt auch der preußische Herzogtumpolitiker Alfons Setterstedt als Kandidat für einen Posten im neuen Kabinett, möglicherweise als neuer Sozialminister. Der bisherige Kanzleramtsminister Daniel Altens hingegen wird wohl auf seine militärische Laufbahn zurückkehren und neuer Hauptfeldwebel werden, ein Amt, welches der bisherige General der Bodentruppen, Moody, in Personalunion ausgeübt hatte, als der damalige Hauptfeldwebel Apfulkrax neuer Weltkaiser wurde. Offensichtlich ist auch der Verbleib Carl von der Regièmes als Admiral der Wassertruppen.
Bei der VCS dürften sich neben zwei alten Gesichtern viele neue ins politische Rampenlicht der meadowhousischen Politik begeben. Lediglich Hubmaier, dem, wie bereits erwähnt, das Finanzministerium kaum zu nehmen ist, und Parteichef Karl Boerenberg, von 1810 bis 1814 Innenminister Meadowhouse‘, waren bisher auf Reichsebene in führender Position tätig. So sind für die wahrscheinlich der VCS zufallenden Bereiche Gesundheit, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Verkehr und für das Amt des Zweiten Ministers zahlreiche Namen im Umlauf, so beispielsweise die beiden Herzogtumpolitiker Jens Dinkhoff und Günter Behringer, aber auch Königskandidat Ralf Bachstein, die reichspolitische Sprecherin Silvana van Wessels und Generalsekretärin Amanda Berghain. VCS-Chef Boerenberg bestätigte oder dementierte noch keine der Personalien, gab aber zu, dass sämtliche dieser Personen an den nach der Königswahl stattfindenden Sondierungsgesprächen teilnehmen werden.
Ebenfalls zu den Gewinnern der Wahl gehörten die FED und überraschenderweise auch die MP. Während die FED mit knapp 18% noch unter den zuvor prognostizierten Zahlen lag, galt der Wiedereinzug der MP ins Parlament im Saal der Gespenster als die Sensation am Wahlabend. Bei den Freien Evangelen zeichnet sich wohl nun aber ein Umbruch in der Partei ab. Parteichef Herbert Granitzer, der die FED ja bereits 1814 in den Wahlkampf führte, will nach eigenen Aussagen Platz machen für eine jüngere Generation. Am gestrigen Abend sagte er dazu, dass die Partei momentan bewerte wie es weitergehe, er sich aber nicht zwingend weiter als Teil der Parteispitze sehen müsse. Somit bleibt ihm wohl nur noch das einfache Abgeordnetenmandat. Nachfolger Granitzers an der Parteispitze könnten die Generalsekretärin Elena Weinandt sein, oder aber auch ein Politiker der Herzogtumebene, beispielsweise Saphirentos FED-Chef Ulrich Lobenbach. Ebenfalls Hoffnungen auf einen höheren Posten, zum Beispiel den des Generalsekretärs, könnte sich der aktuelle reichspolitische Sprecher Michael Grundhöfer machen.
Bei der MP ist Zeit von Jonathan Esser als Parteichef abgelaufen, der 55-Jährige erklärte am heutigen Morgen seinen Rücktritt von sämtlichen Ämtern und will als einfacher Abgeordneter dem neuen Reichstag angehören. Heißester Kandidat für die Nachfolge Essers ist der seit Monaten mit ihm in Konflikt stehende Rainer Schubert, der bei den Königsvorwahlen im Mai und Juni beachtliche Ergebnisse einfuhr. Die Rolle von Generalsekretärin Erika Runghold scheint noch nicht abschließend geklärt, internen Berichten zufolge wird sie ihr Amt aber dennoch behalten, da Schubert bei Flügel der Partei endlich miteinander vereinen will.
Bei den beiden großen Verlierern der Wahl, MSP und MCM, ließen die personellen Konsequenzen nicht lange auf sich warten. Bei den Sozialdemokraten traten noch am Montagabend Parteichef Nieler und Fraktionschef Fahnert von allen Ämtern zurück, am Mittwoch folgte dann auch Mathilda Ehrmann als Generalsekretärin mit ihrem Rücktritt. Die Partei, die sich an einem absoluten Neuanfang sieht, wollte noch keine Personalien kommentieren, nach und nach kristallisiert sich jedoch heraus, dass Heiner Gutsdorf, der 1817 die Herzogenwahl in El Grande gewann und nur aufgrund des Verpassens einer linken Mehrheit nicht Herzog wurde, der neue starke Mann in der MSP werden soll. Was das Amt des Fraktionsvorsitzenden angeht, gilt Spitzenkandidat Achim Bredenstedt als einzig verbliebener der alten Parteielite als aussichtsreichster Kandidat. Generalsekretär könnte der parlamentarische Geschäftsführer Aaron Weschen werden, wobei all diese Personalien noch sehr unsicher sind.
Bei der MCM zeichnet sich ein ähnlicher Umbruch an wie bei der MSP. Die Partei, die mit ihrem neoliberalen Kurs der Deregulierung bei der Wahl von den Wählern abgestraft wurde und weniger als die Hälfte der Stimmen von 1814 erreichte, verlor am Dienstag bereits Parteichef von der Tagel, der zurücktrat, am gestrigen Mittwoch folgten dann noch der bisherige Zweite Minister und Spitzenkandidat Joachim Kamphoff, sowie Fraktionschef und Justizminister Gillisch und Verkehrsminister Draschke. Neuer Parteichef der MCM könnte der bisherige Gesundheitsminister Albrecht Knucker werden, der bereits am Wahlabend mit deutlichen Worten gegen Parteichef von der Tagel und Spitzenkandidat Kamphoff von sich hören ließ. Unterstützt wurde er dabei insbesondere von der bisherigen Landwirtschafts- und Verbraucherschutzministerin Tragschmitt und dem Wiesenhausener Herzogtumpolitiker Heinz Drachenberg, sodass auch hier Personen für die Zukuft der Partei ersichtlich scheinen. Doch auch hier gab es bisher weder Bestätigungen noch Dementi, da die MCM erst am heutigen Abend zusammenkommen will, um sich auf einen neuen Parteichef, Fraktionsvorsitzenden und Generalsekretär zu einigen.
Politisch gesehen wird sich Meadowhouse mit der Neuauflage der grün-blau-grauen Koalition wahrscheinlich vor allem in den Bereichen Umweltschutz und Finanzpolitik in eine andere Richtung bewegen als bisher. Auch gegen den Widerstand der Banken wird ein Aufsichtsorgan für die Märkte wohl eingeführt werden, ähnliches gilt auch für die Anhebung des Leitzinses. Außerdem dürfte der Militärdeal mit südtitanischen Staaten wohl über die Bühne gehen, ebenso wie die konsensual als richtig definierten Finanzhilfen für die von der Dürre betroffenen Landwirte.
Doch all das wird erst im Koalitionsvertrag verankert werden, der am Ende von wohl nicht ganz einfachen Verhandlungen stehen wird. Denn trotz der augenscheinlich hohen Menge an Gemeinsamkeiten der drei Parteien will mit Sicherheit besonders die WVD ihre wichtigsten Kernpunkte durchsetzen, um nicht Gefahr zu laufen, noch weiter abzurutschen. Somit werden die konkreten Übereinkommen zwischen den drei Parteien wohl noch etwas auf sich warten lassen, vor allem weil erst einmal die Königswahl am Montag abgewartet werden soll. Und damit gilt eine politische Floskel in diesen Zeiten mehr denn je: Nach der Wahl ist vor der Wahl.
Der Tag danach: Schwalbenschwanz weiterhin Reichskanzler – Koalitionsfrage entscheidet sich zwischen MCM und VCS
Der Wahlabend für die Reichstagswahl ist vorüber und Sebastian Schwalbenschwanz ist als Reichskanzler des Königreiches Meadowhouse wiedergewählt worden. Sein BdH erhielt nach vollständiger Zählung der Stimmen 25,4 % und liegt damit 0,1 % über dem Ergebnis von vor vier Jahren. Damit bleibt der BdH zum zweiten Mal in Folge stärkste Kraft im Saal der Gespenster und hat nun den Auftrag, die Regierung zu bilden. Es ist wohl sicher, dass Koalitionspartner WVD auch weiterhin Mitglied in der Regierung sein wird, die Volksdemokraten mussten zwar Verluste hinnehmen, jedoch nicht in der Größenordnung, die manche Prognosen vorhergesagt hatten. Am Ende sind 20,1 % jedoch trotzdem das schlechteste Ergebnis in Meadowhouse bisher. Ob die MCM weiter in der Regierung sein werden, ist dagegen völlig offen. Die Christmonarchisten haben sich gegenüber 1814 mehr als halbiert, liegen mit 6,6 % tatsächlich nur noch im Bereich einer Splitterpartei. Am heutigen Dienstag will die Parteispitze vor die Presse gehen, es wird erwartet, dass dort bereits personelle Konsequenzen verkündet werden.
Neuer Koalitionspartner für BdH und WVD könnte nun die VCS werden, die mit 14,1 % ein überaus gutes Resultat erzielen konnte. Spitzenkandidat Hubmaier sprach in seiner Rede von einer „Wiederauferstehung“ seiner Partei und zeigte sich dazu bereit für mögliche Koalitionsgespräche. Zwar würde auch einer Fortführung der grün-blau-schwarzen Koalition eine Mehrheit im Saal der Gespenster finden, doch momentan ist auch ein freiwilliger Gang in die Opposition seitens der MCM nicht ausgeschlossen, sodass nur noch die Option mit VCS bliebe, die Kanzler Schwalbenschwanz zwischen den Zeilen immer wieder präferierte. Dennoch kündigte er gestern Abend an, auch mit den MCM sprechen zu wollen.
Der erwartete große Linksruck ist jedoch überraschend ausgeblieben. Die FED konnte zwar deutlich zulegen, allerdings nicht die in den Umfragen vorhergesagten 20 % plus. 17,9 % interpretierten die Freien Evangelen jedoch als „eindeutigen Wahlsieg“. Ein linkes Bündnis ist vor allem auch deswegen ausgeschlossen, weil die MSP ein ähnlich desaströses Ergebnis wie die MCM einfuhr. Nur 7 % stellen sogar noch Verluste gegenüber dem bereits furchtbaren Wahlergebnisses von 1814 dar, obwohl die Sozialdemokraten eigentlich ein mittleres zweistelliges Ergebnis als Ziel gesetzt hatten. Bereits am späteren Wahlabend zog die Parteispitze aus Bernhard Fahnert und Franz Nieler bereits Konsequenzen und trat geschlossen von allen Ämtern zurück. Die MP feierte dagegen einen furiosen Wahlsieg. In allen Umfragen lag die linksökologische Partei unter der 3 %-Hürde, am Ende jedoch erreichte man mit 5,7 % das beste jemals erzielte Ergebnis bei einer Reichstagswahl in Meadowhouse. Damit wird die Meerespartei auch in den kommenden vier Wochen im Saal der Gespenster auf der Oppositionsbank Platz nehmen.
BdH bleibt stärkste Partei – FED bleibt unter 20 % – schwere Niederlagen für MCM und MSP – MP sicher im Reichstag
Die Reichstagswahl 1818 in Meadowhouse stand ganz unter dem Zeichen eines erwarteten Linksrucks. Große Augen richteten sich auf die FED und die Frage, ob die Partei tatsächlich einen Machtwechsel herbeiführen könnte und auf die Frage, ob das bestehende Bündnis aus BdH, WVD und MCM bestehen bleiben kann. Am Ende gingen BdH, VCS und MP als die größten Wahlsieger hervor, mit Abstrichen zählten auch FED und WVD zu den Wahlgewinnern. Herbe Verluste mussten MCM und MSP hinnehmen.
Sebastian Schwalbenschwanz bleibt Reichskanzler
Sebastian Schwalbenschwanz bleibt Reichskanzler des Königreiches Meadowhouse. Nach der ersten Hochrechnung war es zwischen BdH und WVD noch sehr knapp, der Vorsprung des BdH vergrößerte sich jedoch im Laufe des Abends mehr und mehr. Damit ist Sebastian Schwalbenschwanz weiterhin die Nummer zwei im Staate Meadowhouse und der BdH konnte sein Ergebnis von 1814 ungefähr halten, sogar leicht um 0,1 % verbessern. Der BdH bleibt damit stärkste Kraft im Saal der Gespenster.
WVD mit Verlusten, bleibt jedoch zweitstärkste Fraktion
Die WVD wurde am Ende leicht überraschend wieder zweitstärkste Partei, obwohl im Vorfeld dies als eher unwahrscheinlich galt. Es kam wie erwartet zu Verlusten, allerdings bei weitem nicht in der Größenordnung wie in den Umfragen vorhergesagt. Zunächst sah es kurz sogar so aus, als zeichne sich ein Fotofinish zwischen Sebastian Schwalbenschwanz und WVD-Spitzenkandidat Harald von Ryssen ab. Am Ende konnte die WVD die 20 %-Hürde ganz knapp nehmen, muss aber einen größeren Abstand auf Regierungspartner BdH hinnehmen.
MCM mit Auflösungserscheinungen
Die MCM dagegen sieht sich einem Wahlfiasko gegenüber. Das Wahlergebnis sieht die Partei bei 6,6 %, damit hat sich das Ergebnis von 1814 sogar mehr als halbiert. In seiner Ansprache sprach Spitzenkandidat Kamphoff von „strukturellen und inhaltlichen Veränderungen“, die seine Partei nun machen müsse. Eine erneute Regierungsbeteiligung scheint aufgrund des guten Abschneidens der VCS auch eher unwahrscheinlich zu sein. Am Ende wurden die Christmonarchisten nur knapp vor der MP zweitschwächste Fraktion im Saal der Gespenster, personelle Konsequenzen werden in den nächsten Tagen erwartet.
FED gewinnt hinzu, bleibt aber hinter Erwartungen zurück
Mit Spannung war das Ergebnis der FED erwartet worden, da es unter Anderem davon abhing, ob ein linkes Bündnis mit MSP und MP infrage kommt oder nicht. Am Ende landete die Direktion mit 17,9 % allerdings deutlich unterhalb der 20%-Marke, was zwar enorme Gewinne im Vergleich zu 1814 darstellt, allerdings nicht in der Größenordnung, die manche Umfragen vorhergesehen hatten. Damit ist ein linkes Bündnis auch aufgrund der MSP ausgeschlossen, trotz des guten Ergebnisses der MP. Am Ende ein Abend mit gemischten Gefühlen für die FED.
VCS auf der großen politischen Bühne zurück
Die VCS hat dagegen ein großes Comeback hingelegt. Nach dem schwachen Ergebnis von 1814 hat man sehr stark zugelegt, ist deutlich im zweistelligen Bereich und ist wieder Option Nr. 1 als dritte Regierungspartei, da es für BdH und WVD alleine nicht reicht. Spitzenkandidat Hubmaier sprach von einer „Wiederauferstehung“. Da die Partei ein solches Ergebnis tatsächlich am Ende erringen konnte, scheint es möglicherweise zu einer Wiederauflage der Koalition von 1810 bis 1814 kommen. Am Ende bewegt man sich mit 14,1 % sogar wieder in den Sphären von 1810/1811.
MSP auf dem Weg zur Splitterpartei
Ein desaströses Ergebnis musste dagegen am Ende die MSP hinnehmen. Statt des erhofften deutlich zweistelligen Ergebnisses, landete die MSP sogar noch unter dem Ergebnis von 1814, was bereits als katastrophal angesehen wurde. Es werden strukturelle und inhaltliche Konsequenzen in den nächsten Tagen und Wochen erwartet. Personelle Konsequenzen gab es bereits am späten Abend, als die beiden Parteivorsitzenden Franz Nieler und Bernhard Fahnert ihren sofortigen Rücktritt von allen Ämtern erklärten. Die Stimmung war aufgeheizt bis feindselig. Auch und vor allem wegen dieses schlechten Ergebnisses ist eine linke Mehrheit nicht entstanden. Am Ende verlor die MSP sogar noch 1,5 % im Vergleich zu 1814.
MP überraschend deutlich über 3%-Hürde
Die Meerespartei kann sich als einer der Gewinner der Wahl sehen. Am Ende des Wahlabends stehen sie deutlich über der 3%-Hürde und sind damit auch in dieser Legislaturperiode im Saal der Gespenster vertreten. Am Anfang der Hochrechnungen schien es noch knapp zu werden, doch im Laufe des Abends vergrößerte sich der Vorsprung auf die besagte Marke mehr und mehr, bis man am Ende bei beinahe sensationellen 5,7 % landete. Trotz des überraschend guten Ergebnisses und deutlichen Zugewinnen im Vergleich zu 1814 reicht es aber nicht für eine linke Mehrheit im Parlament und eine Regierungsbeteiligung ist ausgeschlossen. In den letzten Hochrechnungen stand sie zwischenzeitlich fast gleichauf mit MCM und MSP, was als riesiger Erfolg gewertet werden kann.
+++Wahlbeteiligung wohl ähnlich hoch wie 1814+++
Momentan zeichnet sich eine ähnlich hohe Wahlbeteiligung ab, wie vor vier Jahren. 85,1 % sind des nach Daten des WRF, 1814 waren es rund 83,7 %.
aktuell ist ein Bündnis aus BdH, WVD und MCM möglich (317 Sitze) oder aus BdH, WVD und VCS (362 Sitze)
301 Sitze für absolute Mehrheit benötigt
Aktuelle Gewinne und Verluste:
BdH: +0,1 %
WVD: -2,6 %
MCM: -8,3 %
FED: +6,2 %
VCS: +4,3 %
MSP: -1,5 %
MP: +2,4 %
Sonstige: +0,4 %
+++MSP-Parteichefs Nieler und Fahnert treten von ihren Ämtern zurück+++
Um viertel vor elf haben die Parteivorsitzenden der MSP Franz Nieler und Bernhard Fahnert von ihren Ämtern mit sofortiger Wirkung zurück. Sie begründeten dies mit dem desaströsen Wahlergebnis ihrer Partei, was sie vor allem sich selbst zuschrieben. Damit solle der Neuanfang der MSP eingeleitet werden. Kurz nach ihrem Auftreten in der Parteizentrale hatte es vor allem gegen Nieler Buhrufe und Rücktrittsforderungen gegeben.
+++Reinhardt von der Tagel kündigt PK für morgen Mittag an+++
MCM-Parteichef Reinhardt von der Tagel hat vielsagend für den morgigen Dienstagmittag eine Pressekonferenz angekündigt, in der das katastrophale Wahlergebnis analysiert werden soll und mögliche Konsequenzen daraus bekannt gegeben werden. Alle rechnen nun mit einem Rücktritt des angeschlagenen Noch-Innenministers sowie seines Spitzenkandidaten Joachim Kamphoff als Fraktionschef.
Umfrage drei Monate vor der Wahl sagt klare Mehrheit für Regierungskoalition voraus
In der neusten Umfrage zur Parlamentswahl im September zeichnet sich eine klare Mehrheit für die regierende Koalition unter Reichskanzler Sebastian Schwalbenschwanz ab. Dennoch bleibt die Frage, ob die momentane Regierung tatsächlich in der selben Konstellation weiter macht wie bisher, oder ob sich trotz der klaren Mehrheitsverhältnisse dennoch ein Wechsel auf der Regierungsbank abzeichnet. Die Entwicklungen in den Parteien zum momentanen Zeitpunkt, sowie die Erklärungen der individuellen Umfragewerte der ersten Umfrage nach der endgültigen Nominierung Percival S. McLeachs als Gegenkandidat König Johannes‘ I. für die Königsstichwahl, ebenfalls im September, werden nun im weiteren Verlauf hier dargestellt.
BdH – Bund der Höhle, 27,0% (1814: 25,3%, +1,7%):
Der BdH kann der Wahl im September mit einigermaßen viel Gelassenheit entgegenblicken. Die Partei von Reichskanzler Schwalbenschwanz wird wohl definitiv stärkste Kraft und konnte damit die Angriffe von FED oder Koalitionspartner WVD erstmal abwehren. Auch in der Partei herrscht nach wie vor eine sehr gute Atmosphäre, wohl auch weil man viele derjenigen Wahlziele auch umsetzen konnte, welche man sich 1814 gesteckt hatte, so beispielsweise die Versicherungsreform, das Baugesetz oder die Verhinderung des Baus der Erdölraffinerie im Wiesenhausener Stadtteil Waldhausen. Lediglich das Verhältnis zu König Johannes I. ist wohl im Vergleich zur Vorgängerregierung unter Ewald Basilisk (WVD) etwas abgekühlt, allerdings ohne schädlich zu sein. Kanzler Schwalbenschwanz drückte es Mitte Mai am Rande des BdH-Parteitags folgendermaßen aus: „Seine Majestät und ich arbeiten auf beruflicher Ebene bestens zusammen und sind uns in vielen Punkten grundsätzlich einig. Eine wirkliche Freundschaft wird daraus wahrscheinlich aber nicht mehr.“ Dennoch unterstützt der BdH, genauso wie die restlichen Regierungsfraktionen, König Johannes I. im Wahlkampf zur Königsstichwahl. Deutlich stärker abgekühlt ist hingegen das Verhältnis des BdH zu den beiden Koalitionspartnern WVD und MCM, welche beide untereinander meistens einig, aber dann uneinig mit dem BdH waren, welcher wiederum dennoch meistens seine politischen Ziele durchsetzen konnte. Es bleibt abzuwarten, ob der BdH mit den beiden Parteien, und gerade mit der bisher scheinbar von ihm nicht zu trennenden WVD nochmals koaliert.
WVD – Wiesenhausener Volks-Direktion, 19,1% (1814: 22,7%, -3,6%)
Die WVD gehört mit zu den großen Verlierern der nun zu Ende gehenden Legislaturperiode. Weder auf Reichs-, noch auf Herzogen- oder Kommunalebene konnte die Volks-Direktion in den vergangenen vier Jahren wesentliche Ämter erringen bzw. Stimmen dazugewinnen. Vielmehr verlor man an allen Fronten Zustimmung und auch viel Macht, so beispielsweise bei den Herzogenwahlen im März 1817, als man nur noch in Saphirento die Wahl gewann und in anderen WVD-Hochburgen wie El Grande nur auf den hinteren Plätzen landete. Auch die Kommunalwahl im Oktober 1817 in Wiesenhausen, dem Herzstück der Partei, gerieten zum Desaster. Oberbürgermeister Cornelius konnte nur mit Ach und Krach im Amt gehalten werden, die absolute Mehrheit war weit verfehlt und die politische Umsetzung der angestrebten Ziele zusätzlich erschwert. Auf Reichseben zeichnet sich seit längerem ein ähnliches Bild ab. Die Partei, die von 1810 bis 1814 immerhin noch den Reichskanzler stellte, ist innerlich zerstritten. Im Wesentlichen handelt es sich um einen schon länger vor sich hin schwelenden Richtungsstreit, dessen Frontlinie mittlerweile recht eindeutig geworden ist. Auf der einen Seite stehen die Partei-Granden wie Basilisk, von Hirschbach, von Kriesel oder von Ryssen, letzterer ja auch Spitzenkandidat der Partei für die Wahl, welche einen moderaten Kurs im Sinne der Jahre von 1810 bis 1814 bevorzugen und welche auch für eine Aufrechterhaltung des Bündnisses mit dem BdH plädieren. Auf der anderen Seite steht das Lager um Entwicklungsminister Lorenz Sonnholm, der eine eher wirtschaftsliberalere Ausrichtung der Partei präferiert und diese damit langfristig in ein Bündnis mit der MCM und gegebenenfalls auch der VCS bringen möchte. Bei der Nominierung von Ryssens als Spitzenkandidaten Anfang des Jahres auf dem Parteitag in Kullburg setzte sich das moderate Lager vorerst nochmal durch, doch Experten halten es für möglich, dass schon in vier Jahren eine andere politische Ausrichtung in der Partei vorliegen könnte. Zudem werden wohl Koalitionsverhandlungen mit dem BdH dann erschwert, wenn der wirtschaftsliberale Flügel bis dahin noch mehr an Macht gewinnt, da dieser die MCM unbedingt in der Koalition halten möchte. Die Wähler sind dieses Taktieren jedenfalls ziemlich und strafen die Partei in den Wahlen wohl hauptsächlich deshalb, aber auch weil sie viele politische Entscheidungen den anderen beiden Koalitionären zuschreiben, regelmäßig ab.
MCM – Meadowhousische Christ-Monarchisten, 9,3% (1814: 14,9%, -5,6%):
Noch schlimmer als die WVD hat es in den letzten Monaten in Umfragen die dritte Koalitionspartei MCM erwischt, das wohl aber hauptsächlich aus eigenem Verschulden. Bis zum Herbst 1817 stand die MCM noch sicher bei zweistelligen Werten in den Umfragen, ehe eine Recherche des „Zeitungsgespenstes“ hervorbrachte, dass die Partei in einem Gesetzentwurf Steuererleichterungen für Anwälte nachdrücklich normiert hatte, just zu dem Zeitpunkt, als eine großzügige Spende der Meadowhousischen Anwaltskammer (MHA) die Partei erreichte. Für die Partei ein absolutes Desaster, machte man sich doch damit dem Delikt der Korruption verdächtig. Der Untersuchungsausschuss im Saal der Gespenster befasst sich zur Zeit noch mit der Materie und wird das Ergebnis wohl in den nächsten Wochen präsentieren. Ergebnis dieses Ereignisses war, dass die Partei, die nach wie vor eng zusammensteht, in den Umfragen förmlich auf Sturzflug ging. Von sicheren 12,8% Anfang November ging es auf nun 9,3% zurück, womit man zur Zeit die am schwächsten im Saal der Gespenster vertretene Partei wäre. Dazu kommt zu allem Überfluss auch noch, dass Spitzenkandidat und Zweiter Minister Joachim Kamphoff, welcher wohl eine der Hauptpersonen in der Anwaltskammeraffäre war, in der Bevölkerung nicht sonderlich beliebt ist und mit Forderungen nach Deregulierungen des Bankensektors in Zeiten einer weltweiten Wirtschaftskrise über alle Parteigrenzen hinweg nur Kopfschütteln erntet. Als Krönung der Misere wird auch noch Parteichef Reinhardt von der Tagel den Saal der Gespenster mit Ablauf der momentanen Legislaturperiode verlassen, er wurde von König Johannes Anfang April zum neuen Botschafter Meadowhouse‘ beim Weltbund ernannt. Von der Tagel, welcher nach wie vor als einer der beliebteren Politiker der MCM gilt, zieht sich damit nach acht Jahren aus der Meadowhousischen Politik zurück und überlässt seine Partei ein Stück weit ihrem Schicksal. Kritiker werfen ihm zudem vor, dass er sich absetzen würde, noch bevor seine Rolle in der Anwaltskammeraffäre hinreichend geklärt worden sei. So oder so wohl schwere Zeiten für die MCM, welche sich nicht sicher sein dürfen, dass sie nach den Skandalen des letzten Jahres und ihren politischen Positionen, auch im Falle einer erneuten Mehrheit der momentanen Koalition, weiterhin Bestandteil einer Regierung unter BdH-Führung sein werden.
FED – Freie evangelische Direktion, 17,1% (1814: 11,7%, +5,4%):
Die FED unter Parteichef und Spitzenkandidat Herbert Granitzer ist eine der beiden Gewinnerinnen der vergangenen vier Jahre. Bereits im vergangenen Herbst zeichnete sich, kurz nach Veröffentlichung des Parteiprogramms, ein deutlicher Stimmenzuwachs für die ehemalige Splitterpartei ab. Mit gewagten Gegenthesen zur Regierungspolitik und alternativen Vorschlägen durchbrachen sie damals sogar die 20%-Marke, ersetzten die MSP als wichtigste sozialdemokratische Partei Meadowhouse‘ und lehrten den BdH das Fürchten. Mittlerweile hat sich die erste Aufregung etwas gelegt und die Partei steht bei 17,1%, was angesichts ihrer Historie sehr bemerkenswert ist und womit sie drittstärkste politische Kraft im Saal der Gespenster wäre. Spitzenkandidat Granitzer, dem viele Experten einen solchen Aufschwung längst nicht mehr zugetraut hätten, hat allerdings, wie die meisten linksgerichteten Parteien auf der Lieben Welt momentan, damit zu kämpfen, dass die aktuelle Wirtschaftskrise für die umfangreichen Investitionsprogramme der Partei kaum Spielraum bietet. Dennoch möchte er gerade über das Thema der besseren Kontrolle des Bankensektors und von Finanztransaktionen neue Wähler generieren, was bisher auch gut zu gelingen scheint. Die Partei ist in sich geschlossen und durchaus euphorisch, bei den Wahlen im September sogar zweitstärkste Kraft zu werden und die WVD hinter sich zu lassen. Zu einer möglichen Regierungsbeteiligung wollten sich die Vertreter der FED bisher aber nicht äußern, gerade wohl auch, weil es für ein Mitte-Links-Bündnis auch im neuen Parlament keine Mehrheit geben wird.
VCS – Volks-Christ-Sozialisten, 14,4% (1814: 9,8%, +4,6%):
Die VCS hat in den vergangenen Monaten ein Comeback hingelegt, welches ihr nach der Wahl 1814 wohl niemand zugetraut hätte. Doch als eine der wenigen Parteien profitiert sie von der aktuellen Wirtschaftskrise, da sie, im Gegensatz zur MCM beispielsweise, Regulierungen nicht ablehnend gegenüber steht. Hinzu kommt auch noch der Spitzenkandidat: Heinrich Hubmaier, Schatzmeister und Finanzminister von Meadowhouse von 1810 bis 1814 und derjenige, der den Staat damals schuldenfrei machte. Viele Wähler sehen gerade in ihm, einem ausgesprochenen Finanzexperten, den richtigen Mann, um die aktuelle Krise aus Sicht von Meadowhouse bewältigen zu können. Doch nicht nur die Wählerschaft scheint von der Nominierung Hubmaiers angetan, auch manch politische Kraft im Saal der Gespenster. Gerade der BdH zeigte in den vergangenen Wochen mehrmals Andeutungen, dass man durchaus zur Neuauflage der BdH-WVD-VCS-Koalition von 1810 bereit wäre, welche damals allerdings noch unter Führung der WVD stand. Und gerade die könnte dem BdH einen Strich durch die Rechnung machen, da der wirtschaftsliberale Flügel der WVD eher die MCM denn die VCS präferiert, und erstere wohl für letztere den Platz am Kabinettstisch räumen müsste. Unabhängig von diesen politischen Machtspielen hinter den Kulissen der Regierung ist die VCS in sich aber sehr geschlossen und blickt mit viel Optimismus der Wahl im September entgegen. Angesprochen auf eine mögliche Beteiligung an der Regierung antwortete Hubmaier: „Das ist dann allein Sache der stärksten Kraft, momentan wohl also der BdH. Wir werden uns Gesprächen aber nicht verschließen.“ Eine eindeutige Ablehnung hört sich wohl anders an und nicht wenige Politik-Experten glauben, dass die Causa MCM-VCS das entscheidende Moment dieser Wahl und der anschließenden Regierungsbildung werden könnte.
MSP – Meadowhousische Sozialdemokratische Partei, 9,4% (1814: 8,5%, +0,9%):
Die MSP stellt einen absoluten Sonderfall in der politischen Landschaft Meadowhouse‘ dar. Denn obwohl sich, gerade infolge der Erfolge der FED, eine aktuelle linkspolitische Strömung im Land abzeichnet, kann die ehemals große linke Partei davon in keiner Weise profitieren. Vielmehr scheint es so, als wenn man sich sämtliche Themen von der FED hat stehlen lassen und nun versucht durch das Wiederholen von FED-Aussagen Wähler zu gewinnen, was natürlich nicht funktioniert. Dazu kommt noch ein Spitzenduo, welches zwar Neuerungen versprochen hat, aber dennoch ganz klar an der Leine von Parteichef Nieler und Fraktionschef Fahnert liegt, die das politische Geschehen der Partei nach wie vor dominieren und hinter den Kulissen die Strippen ziehen. Achim Bredenstedt, der im März 1817 in Südstrand die Herzogenwahl knapp verlor, und Mathilda Ehrmann, Generalsekretärin, sollen die Partei in ruhigeres und vor allem erfolgreicheres Fahrwasser führen, was ihnen aber wohl nur schwerlich gelingen dürfte. In einer extra vom Meinungsforschungsinstitut Rubinburgh herausgebrachten Studie wurde deutlich, was wohl viele schon vermutet haben: Die meisten Wähler hat die MSP an die FED verloren, da Wähler im allgemeinen eben eher das Original als die Kopie wählen. Dazu kommt noch die Wirtschaftskrise, die viele der MSP-Vorschläge einfach nicht realistisch umsetzbar macht. Von Regulierungsmaßnahmen wie bei der FED ist im Parteiprogramm hingegen gar nichts zu lesen und daher wird die MSP sich wohl mit der MCM um die wenigsten Plätze im Saal der Gespenster „streiten“. Viele Beobachter halten es für möglich, dass erst nach der Wahl eine wirkliche Erneuerung der Partei zustande kommen kann, aber wohl nur dann, wenn Nieler und Fahnert ebenfalls ihre Posten räumen.
MP – Meerespartei, 2,1% (1814: 3,3%, -1,2%):
Die MP wäre Stand der aktuellen Umfrage nicht mehr im Saal der Gespenster vertreten und das wundert wohl auch so ziemlich niemanden. Schon seit Jahren schwelt in der Partei der gravierende Richtungsstreit zwischen „Fundis“, also denjenigen, welche die politische Linie von Parteichef Jonathan Esser verfolgen und zu denen auch Spitzenkandidatin Erika Runghold gehört, und den „Realos“, welche eine deutlich realpolitischere Politik verfolgen wollen und Themen wie „Flower-Power“ und „rücksichtslosem Tierschutz“ aus dem Parteiprogramm streichen wollen. Zu diesen „Realos“ gehört beispielsweise auch Rainer Schubert aus Santo Opalo, welcher ja mit seinem Triumph bei der Königsvorwahl in Wiesenhausen von sich hören ließ. Nichtsdestotrotz scheint es für die MP momentan schwierig zu sein, ins Parlament zu kommen und die 3%-Hürde zu überspringen, ganz unmöglich ist es jedoch nicht, vor allem weil noch der MP-Parteitag Mitte Juli ansteht, auf dem der Richtungsstreit dann nochmals eskalieren könnte. Ob die MP ins Parlament einzieht oder nicht ist, wie bereits erwähnt, noch ungewiss, könnte aber im einen wie im anderen Fall interessante politische Effekte auf die Mehrheitsverhältnisse mit sich bringen. Momentan ist aber davon auszugehen, dass nach der Wahl im September nur noch sechs Parteien im Saal der Gespenster vertreten sein werden und dass die MP die zweite „Gründungspartei“ nach der KFM sein wird, welche aus dem Parlament herausgewählt wird.
Soweit also die Gemengelage der unterschiedlichen Parteien, welche momentan im Parlament vertreten sind. Nur der Vollständigkeit halber: Andere, also alle weiteren Parteien, kommen auf 1,6%, was insgesamt 3,2% weniger sind als noch 1814, als diese auf 4,8% kamen, damals aber auch noch mit einer wenigstens halbwegs ernstzunehmenden Wähleranzahl für die ausgeschiedene KFM. Auf jeden Fall steht dem Staat Meadowhouse und der Öffentlichkeit ein heißer Wahlsommer bevor, auch wegen der nahezu zeitgleich stattfindenden Königsstichwahl, auch im September. Doch wie auch immer es ausgehen mag, viel spricht dafür, dass sich die politische Landschaft in Meadowhouse bei dieser Wahl doch etwas stärker ändern könnte als noch bei den vorangegangenen Parlamentswahlen.