Neue Zusammenstellung des TROPO sorgt für Diskussionsstoff
Nach rund dreizehn Jahren der Existenz unseres schönen Landes hat die hiesige Wirtschaft bereits einige Aufs und Abs erlebt. Mit Stichtag 1. September verändert sich jedes Jahre auch die Landschaft am TROPO. Diesmal gab es wohl so intensive Debatten über die neue Zusammensetzung des größten meadowhousischen Aktienmarktes wie nie zuvor. Die Gründe: Eine sehr umstrittene Übernahme und eine „Welle der Verstaatlichung“ ließen die Gemüter in der Politik überlaufen.
Was sich seit längerer Zeit abzeichnete, wird nun immer offenbarer. Der TROPO verkleinert sich und die Zahl der notierten Unternehmen nimmt tendenziell ab. Wäre dieser Umstand nicht schon diskussionswürdig genug, kam es im August zu einer der größten Übernahmen in der Geschichte börsennotierter Unternehmen. Die von Dobby geführte MaronGroup kaufte die bereits in den Konzern eingewobene GranatGroup nun vollständig auf und führte sie in Form einer 100%-Beteiligung komplett in den Machtbereich des Dachunternehmens ein. Zudem wurden zwei Unternehmen mit der AVM und der Royal Oil & Fuel Company verstaatlicht und daraufhin vom TROPO zurückgezogen. Insgesamt verließen fünf Firmen den Aktienmarkt, hinzu kamen null.
„Was wir gerade erleben, ist ein absolutes Versagen der Politik. Der BdH gibt sein bisher verheimlichtes linkes Gesicht endgültig zu erkennen, die VCS erhebt um der Macht Willen nicht das Wort und der König scheint alles durchzuwinken, was man ihm vorsetzt“, äußerte sich WVD-Vorsitzende Anita da Silva entsetzt. Ähnliche Töne kamen von den MCM: „An diesem Beispiel kann man das Schlingern der Regierung wunderbar erkennen. Einerseits öffnen sie sozialistischen Idealen Tür und Tor, andererseits verstehen sie nichts von Realpolitik und gefährden damit den Aufschwung unseres Landes“, erklärte Fraktionsvorsitzender Wolfgang von der Tagel. Kritisiert wird von konservativer Seite vor allem das Schrumpfen der Börse sowie die Verstaatlichung der AVM und der Royal Oil & Fuel Company. Aber auch von linker Seite weht der Regierung starker Wind entgegen. Reizpunkt ist hier das Übernahmegeschäft zwischen MaronGroup und GranatGroup. „Wir haben jetzt die Wahl, ob wir in Meadowhouse eine Wirtschaft zugunsten der Bevölkerung haben wollen oder ob die Wirtschaft nur für sich selbst arbeiten soll“, mahnte FED-Chef Lobenbach. Auch die MP kritisierte die Übernahme scharf und warnte vor einem Präzedenzfall. „In Zukunft wird bei Übernahmen dieser Größe zurecht angemerkt werden, dass es im jetzt vorliegenden Fall durchgewunken wurde. Damit öffnet diese Regierung die Büchse der Pandora“, so der wirtschaftspolitische Sprecher Jörg Hevensberg.
Der Sachverhalt stellt sich wie folgt dar. Bereits vergangenes Jahr nahmen MaronGroup und GranatGroup Verhandlungen über eine Übernahme auf. Das Reichskartellamt wurde benachrichtigt und hatte keine Beanstandungen. Der Grund: Verschiedene Segmente, in denen die Unternehmen operieren und die bereits existierende 25%-Beteiligung der MaronGroup. Die GranatGroup als Produzent von besonders kostenintensiven Baustoffen und die MaronGroup als Lebensmittelkonzern würden keine Monopolstellung anstreben und könnten es auch nicht. Dieser Ansicht schloss sich die Koalition an und intervenierte nicht. Mit Wirkung zum 1. September ging die GranatGroup vollständig in die MaronGroup über, existiert zwar nach wie vor, jedoch ohne eigenständig agieren zu können. Im Falle der Verstaatlichung der AVM lässt sich die Versicherungsreform von 1815/16 als Erklärung heranziehen. Die AVM wurde bereits 1814 als vom Staat unterstützungsbedürftig angesehen und nach der Reform sprang dieser als Anteilseigner ein, jedoch ohne die Eigenschaft als privatwirtschaftliches Unternehmen zu verletzen. Nach der Konsolidierung der AVM war seit Längerem die Komplettverstaatlichung geplant, die Durchführung dessen war demnach das Resultat vorangegangener Planungen. Die grün-graue Koalition übernahm dabei den Standpunkt der vorherigen Kabinette. Die Royal Oil & Fuel Company dagegen wurde relativ kurzfristig in Staatsbesitz übernommen. Dies wurde mit der Sicherung von Arbeitsplätzen in den Ölfeldern vor der Nordostküste begründet. Das Herzogtum Saphirento, welches zuvor im Aufsichtsrat des Unternehmens vertreten war, lieferte dabei entscheidende Impulse. Entscheidend war letztlich der Machtwechsel von Peter Burg (WVD) zu Erhardt Reinfeldt (BdH).
Auf die Kritik reagierten die Koalition und auch König Ezechiel gelassen. Man könne im Falle der Fusion die Befürchtungen jedoch verstehen. „Dass man hier auf den ersten Blick etwas besorgt ist, können wir nachvollziehen. Jedoch muss man die Geschäftsfelder beider Unternehmen betrachten. Die Lebensmittelindustrie hat sehr niedrige Einstiegshürden, sodass nach wie vor ein hoher Konkurrenzdruck gegeben ist“, beschwichtigte Wirtschaftsminister Lieber Lord Voldemort (BdH). Reichskanzler Sebastian Schwalbenschwanz pflichtete ihm bei: „Die GranatGroup wird ihre Position in ihrem Segment nicht einfach durch die Zugehörigkeit zur MaronGroup verbessern können. Bei einer realistischen Betrachtung wird es zu keiner Monopolstellung kommen, in keinem Segment.“ Schatzmeister Heinrich Hubmaier ergänzte jedoch vielsagend, man werde die Märkte in Zukunft genauer beobachten. Bei den Diskussionen um die Verstaatlichung der AVM und der Royal Oil & Fuel Company ging man stärker in die Gegenoffensive: „Dass einzelne Unternehmen hin und wieder in Staatsbesitz übergehen, sei es vorübergehend oder dauerhaft, kommt überall vor. Es wäre für einige Leute ratsam, internationale Wirtschaftsnachrichten zu verfolgen“, so Lieber Lord Voldemort. König Ezechiel I. begründete seine Entscheidung, nicht zu intervenieren, zuletzt im Saal der Gespenster: „Beides geschah im Einklang mit unserer Verfassung, mit den Prinzipien unserer Marktwirtschaft und vor allem auch aus individuellen Sachgründen. Es geschah nicht unter Zwang, es war jeweils ein beiderseitiges Projekt und es bleibt Ausnahme statt der Regel“, verkündete er in seiner Rede an das Parlament.
Die Wirtschafts- und Fiskalpolitik von BdH und VCS ist in ihrem ersten Jahr der neuen Legislaturperiode ein besonderer Diskussionspunkt und Angriffsfläche für die Opposition. Es besteht die Vermutung, dass dies auch ein großes Thema für Reichstags- und Königswahlen 1826 wird.
König Ezechiel gibt grünes Licht für geplante Steuerreform
Reichskanzler Schwalbenschwanz und Finanzminister Hubmaier können durchatmen. König Ezechiel I. hat seine Unterschrift unter die geplante Steuerreform der grün-grauen Regierung gesetzt. Dass er das tun würde, war bis vor einigen Tagen noch unklar, mehrfach hatte der König seine Skepsis zum Ausdruck gebracht. Die Opposition zeigte sich enttäuscht vom König, die Regierung kann mit neuem Rückenwind in die nächsten Wochen gehen.
Damit soll ab dem 1. Januar 1825 eine Rundumschichtung des meadowhousischen Fiskus‘ stattfinden. Die Regierung begründet das mit den notwendigen Anpassungen des Steuersystems beim Übergang von der Stabilisationsphase nach der Staatsgründung hin zu einer neuen Ära. „Unser steuerliches System muss an die Herausforderungen für unser Land angepasst werden. Die derzeitigen Gesetze stammen noch aus einer Zeit, in der unsicher war, ob wir die kommenden Monate finanziell durchstehen. Meadowhouse muss sich dynamischer aufstellen, gerade auch im Hinblick auf internationale Geschäftsvorgänge“, betonte Finanzminister Hubmaier. Dabei stellte er auch heraus, dass man in naher Zukunft nicht mit einer Gründung der Titanien-Union rechnet. „Dahingehend muss und wird es ohnehin Anpassungen in der steuerlichen Gesetzgebung geben. Wir haben uns dennoch entschieden, jetzt zu reagieren, auch um im Falle einer Titanien-Union nur noch geringe Neuerungen einführen zu müssen.“ Die Pläne der Regierung umfassende weitreichende Änderungen im Unternehmens- und Kapitalmarktsteuerrecht, aber auch für Privatpersonen wird es einschneidende Neuerungen geben.
So soll die Unternehmensteuer komplett abgeschafft werden. Die Steuer war 1810 vor allem zugunsten der Herzogtümer eingeführt worden, um deren finanzielle Eigenständigkeit herzustellen. Ähnliche Steuern gibt es sonst nur in Grünland, Mittelland, Avasjanrav und Mailodis sowie in ein paar Kleinstaaten. 800 Milliarden Tropale konnten durch die Unternehmensteuer im Jahr 1822 eingenommen werden. Die Herzoge hatten zunächst entrüstet reagiert, ihre Parteienzugehörigkeit verhinderte jedoch einen echten Sturmlauf gegen die Pläne. Schwalbenschwanz und Hubmaier planen Ausgleichszahlungen aus dem Reichsetat als Überbrückungsmittel, anschließend soll über einen Verteilungsschlüssel der anderen Steuern das Defizit gefüllt werden. Die UnSt sei „ein Hindernis bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit“, so Kanzler Schwalbenschwanz. Zudem seien der bürokratische Aufwand und die damit verbundenen Kosten nicht lohnenswert. Um den Einnahmensausfall zu kompensieren, wird die Gesellschaftsteuer komplett reformiert. Der bisherige Steuersatz von 12,5 % wird auf 28 % erhöht, das Feld der steuerpflichtigen Unternehmen wird zudem erweitert. Bisher waren Gesellschaften mit einem benötigten Startkapital von mindestens 15 000 Tropalen grundsätzlich gesellschaftsteuerpflichtig. Nun sollen auch Gesellschaftsformen mit einem Startkapital von 10 000 Tropalen unter die Steuerpflicht fallen, es werden hier jedoch Ermäßigungen gelten, kündigte Hubmaier an. Auch bei den Kapitalmarktsteuern wird kräftig am Reform-Karussell gedreht. Der Kapitalertragsteuersatz wird von bisher 32 % auf 28 % gesenkt, ab einer Ertragssumme von 5 Millionen Tropalen sollen jedoch mit der neu eingeführten Kapitalvermögensteuer von 7,5 % sehr hohe Kapitalvermögen zusätzlich besteuert werden. Für kurzfristige Finanzgeschäfte gilt weiterhin der normale Steuersatz von 32 %. Dies wird auch für Privatpersonen mit Kapitalvermögen interessant, da sich dadurch besonders für kleine und mittlere Erträge Vorteile ergeben.
Mit den Reformen soll vor allem der Wirtschaftstandort Meadowhouse gestärkt werden. Durch den Wegfall der UnSt sollen ausländische Unternehmen angeworben und ein potentieller Wegzug meadowhousischer Firmen im Zuge einer Titanien-Union im Keim erstickt werden. Durch die Prinzipien der Unternehmensteuer wurden bislang vor allem ausländische Wirtschaftsgüter und Vermögen diskriminiert, was in einer Wirtschaftsunion wohl illegal geworden wäre. Zudem werden die Steuergesetze auf die Grundgesetzänderung vor zwei Jahren synchronisiert. Diese sah besonders den Schutz meadowhousischen Vermögens vor, die im Zuge der Gesellschaftsteuer berücksichtigt wird. Dort werden Anteile ausländischer Investoren an mehr als zu 50 % meadowhousischem Kapital besonderen Auflagen unterlegt. Die Anpassung der GeSt soll zudem die Unternehmensführung aus steuerlicher Sicht flexibler gestalten und an andere titanische Steuersysteme anpassen. Hubmaier und Schwalbenschwanz befürchten bereits seit Längerem Standortnachteile für Meadowhouse durch die Unvorteilhaftigkeit der Steuergesetze. Mithilfe der Reformen bei der KapESt und die Einführung einer KapVSt sollen einerseits die Finanzstandorte in Frankenthal und Kampdorf gestärkt werden, andererseits den meadowhousischen Kapitalmarkt für Geldanleger aus Übersee attraktiver machen. Des Weiteren will die Regierung den Aktienhandel im privaten Sektor stärken.
Ezechiel I. hatte in den vergangenen Wochen Skepsis bezüglich der Reforminhalte geäußert, wenngleich er die Sinnhaftigkeit einer Steuerreform nicht bezweifelte. „Reformen mit solch weitreichenden Auswirkungen müssen wohl überlegt sein und stets mit Weitblick auch bezüglich multilateraler Interessen verwirklicht werden“, betonte der König erst letzte Woche. Seine Unterschrift unter das Vorhaben macht die Abstimmung im Saal der Gespenster nun deutlich einfacher für die Regierung. Widerstand innerhalb der Koalition regte sich vor allem auf Herzogebene, die Abgeordneten im Reichstag scheinen bis auf wenige Ausnahmen einverstanden mit den Plänen aus dem Kabinett zu sein. Die Opposition dagegen ist erzürnt. Oppositionsführerin da Silva sprach von einer „Totengräber-Regierung“. „Was BdH und VCS da geplant haben, bedeutet das Ende der soliden Staatsfinanzierung. Es mutet an wie ritueller Selbstmord.“ Auch die MCM können das Vorhaben nur schwer begreifen, auch wenn sie selbst im Wahlkampf mit einem Ende der UnSt geworben hatten. Doch auch von den anderen Oppositionsbänken weht der Koalition heftiger Wind entgegen. „Ausländischen Spekulanten werden Tür und Tor geöffnet, die eigens herbeigeführte Verfassungsänderung wird komplett konterkariert“, monierte beispielsweise FED-Boss Lobenbach. Aber auch König Ezechiel I. steht unter Beschuss. „Dass der König hier kein Veto einlegt, ist fatal. Er hat damit einen Präzedenzfall geschaffen, sich selbst entmachtet und Schwalbenschwanz quasi zum Alleinherrscher gemacht. Er scheint kein Durchsetzungsvermögen zu haben“, kritisiert der ehemalige Wiesenhausener Bürgermeister Stefan Cornelius.
Auch unabhängige Experten sehen die Pläne der Koalition kritisch. Besonders die Umsetzung der Kapitalmarktsteuern stößt auf Irritationen. „Vor dem Hinblick einer möglichen Titanien-Union sind die nun geschaffenen Regelungen sehr fragwürdig“, kommentierte Prof. Ingo Lutz von der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität San Laven. Besonders die Regelungen für ausländische Investoren und der Schutz von meadowhousischem Vermögen könnten Meadowhouse noch teuer zu stehen kommen. „Jede Handelsunion trägt sich bestimmte Grundfreiheiten ein, vor allem für Kapitalverkehr und Freizügigkeit. Diese könnten am Ende die meadowhousischen Gesetze wieder aushebeln.“ Auch andere Steuerrechtler sehen Probleme. „Ob die Herzogtümer keine Einbußen hinnehmen werden, wagen wir zu bezweifeln. Die Überbrückung ist sehr vage gehalten, der Verteilungsschlüssel sieht vor, dass alle Steuereinnahmen zuerst der Staatskasse zufließen und nach Bedarf verteilt werden. Wir sehen da sehr hohes Streit- und Missbrauchspotenzial“, so die Meadowhousische Steuerzahler-Vereinigung auf ihrer Homepage. Am Ende leide die Infrastruktur und höhere Steuern seien die Folge. Die TROPO-Unternehmen waren durchweg voll des Unverständnisses. Die Senkung der KapESt sei reine Symbolpolitik, da jedes börsennotierte Unternehmen monatlich höhere Kapitalerträge als 5 Millionen Tropale vorweisen kann, es ändere sich dadurch gar nichts und sei reiner Etikettenschwindel. Die KapVSt verschärfe gar die Situation noch und werde ausländische Geldgeber eher von meadowhousischem Territorium fernhalten. Manche vermuten dabei reines Kalkül und bezichtigten die Koalition des Nationalismus‘ und der Lüge. Die Abschaffung der UnSt und die Ausweitung der GeSt schwäche den meadowhousischen Kapitalmarkt nur umso mehr. Die Koalition begründet das mit einer Stärkung von kleinen und mittelständischen Unternehmen, stößt dabei jedoch ebenfalls auf Unverständnis. „Es wird Bürokratie dadurch abgebaut, jedoch gibt es kaum verlässliche Berechnungen, dass dies ein lohnendes Unterfangen ist“, kommentiert Prof. Lutz. Hubmaier hält dagegen: „Der Mittelstand wird enorm profitieren, die Steuereinnahmen werden dadurch ebenfalls steigen, insgesamt können wir hier von einer Verschlankung des Steuerapparats bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung reden.“ Zuspruch erhält er von Mittelstandsverbänden. „Diese Regelung wird uns enorm befeuern. Zudem macht es uns innerhalb von Meadowhouse viel flexibler bei der Standortwahl, was den Binnenwettbewerb stärken wird“, sagte Thomas Millberg vom Mittelstandsverband Meadowhouse. Kritiker befürchten jedoch eine zusätzliche Schwächung von ohnehin schon strukturschwachen Regionen, da diese mithilfe der UnSt gezielt Industrie anlocken konnten. Prof. Lutz nannte hier das Schlagwort „Industriegentrifizierung“.
Insgesamt muss sich die Regierung an Ergebnissen messen lassen. Es gibt bereits jetzt viel Kritik und das Risiko, welches die Koalition eingeht, ist unnötig hoch. Geht das Unterfangen gut, wird es BdH und VCS und vor allem Kanzler und Finanzminister stärken, auch König Ezechiel I. würde dann mit seinem ersten hohen Einsatz gewinnen. Geht es schief, bedeutet das Wasser auf die Mühlen der Opposition und im schlimmsten Fall nicht abzusehende Konsequenzen für Meadowhouse bei einer möglichen Titanien-Union. Die eine Nachfolge-Regierung dann ausbaden müsste.
Mit Rekordeinnahmen: Reichshaushalt 1823 beschlossene Sache
Die meadowhousische Wirtschaft brummt und gedeiht, der TROPO hat die magische 10.000-Punkte-Marke geknackt und die Arbeitslosigkeit steht auf einem historischen Minimum von nur 2,8 %. Beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Jahr für die Wirtschaft, die sich mehr und mehr von den Auswirkungen des Börsencrashs 1817 zu erholen scheint. Davon könnte auch der Staat profitieren. Es winken Steuereinnahmen im hohen dreistelligen Milliardenbereich und damit in Rekordhöhe. Auf dieser Basis hat der Saal der Gespenster vorige Woche den Haushalt für 1823 beschlossen. Diesmal mit deutlich weniger Spannungen als letztes Jahr – die Regierung stimmte geschlossen dafür und erzielte so die nötige Stimmenmehrheit.
Dass Bewegung in die politische Landschaft Meadowhouse‘ gekommen war, konnte man nicht zuletzt an der Tatsache erkennen, dass der Saal der Gespenster bis auf den letzten Platz gefüllt war, als es zur Abstimmung über den von der neuen Regierung und vom neuen König bewilligten Haushaltsentwurf für das neue Jahr kam. Regierung wie Opposition wussten um die Bedeutung dieser Debatte und lieferten sich nicht nur hitzige Rededuelle, sondern auch eine sehr enge Abstimmung. Die benötigte einfache Mehrheit wurde so gerade erreicht, da BdH und VCS nur zwei Sitze mehr als die Oppositionsfraktionen haben. Doch jeder Regierungsabgeordnete sowie vier Oppositionelle stimmten für den vorgelegten Entwurf, sodass er mit 306 Ja-Stimmen, 71 Enthaltungen und 223 Nein-Stimmen angenommen wurde. König Ezechiel I. unterzeichnete den neuen Haushalt noch am selben Tag, sodass er ab sofort in Kraft ist. Für die neue Regierung der erste Erfolg in ihrer noch jungen Legislaturperiode, doch auch die Opposition konnte sich erstmals als Alternative profilieren, insbesondere die WVD in der sicherlich noch ungewohnten Rolle. Insider berichteten jedoch von durchaus heftigen Debatten innerhalb der Regierung über die Einnahmeseite. Der BdH hatte sich die Meinung von mehreren führenden Experten eingeholt, die von Steuereinnahmen von rund 810 Milliarden Tropalen ausgingen. Das war dem Verhandlungsteam der VCS deutlich zu optimistisch, weshalb es einigen Angaben zufolge zu deutlichen Auseinandersetzungen insbesondere zwischen Finanzminister Hubmaier und Erster Ministerin Annette Sybil Trelawney gekommen sein sollen. Man konnte sich schlussendlich jedoch einigen und kam auf eine erwartete Summe von 650 Milliarden Tropalen, was in etwa dem Niveau von 1814/15 entspräche. Zusammen mit weiteren Einnahmenquellen beträgt die Einnahmeseite des Meadowhousischen Reichshaushalts rund 1,8 Billionen Tropale. Dies ist der höchste Wert, der je von einer meadowhousischen Regierung angesetzt wurde. Im ersten richtigen Haushalt 1811 wurden die zu erwartenden Einnahmen noch mit 900 Milliarden Tropalen beziffert, welche in der Folge jedoch übertroffen wurden. Auch damals mitverantwortlich: Heinrich Hubmaier, der trotz dieser Erfahrung weiterhin auf eine konservative Kalkulation setzt.
Deutlich interessanter war jedoch zu sehen, in welcher Höhe Ausgaben geplant sind. Besonders im Bereich der staatlichen Energieversorgung soll sich einiges tun. So plant man die Subventionen für Acetylquartoridnomel und Melotraub um bis zu 75 % zu steigern. Gleichzeitig werden Subventionen für fossile Antriebstoffe schrittweise bis Herbst komplett ausgesetzt. Zu diesem radikalen Schritt entschloss sich Wirtschaftsminister Lieber Lord Voldemort in Abstimmung mit Kanzler Schwalbenschwanz, König Ezechiel I. und den übrigen Kabinettsmitgliedern. Anteilig sollen die weggefallenen Ausgaben den neuen Antriebstechnologien sowie dem Artenschutz zu teil werden. Überraschenderweise stieg jedoch auch der Etat für die Verteidigungsausgaben um rund 10 % an. Verteidigungsminister Eduard Borkenkäfer hatte in Rücksprache mit den Generälen Moody und von Karlsburg sowie dem Ersten Lord der Admiralität Schwertfisch von einem erhöhten Investitionsbedarf für die Truppe gesprochen, der gerade im Hinblick auf die seit 1815 geltenden Regeln für innere Einsätze notwendig sei. Auch im staatlichen Baugewerbe soll sich dem Willen der Regierung nach mehr bewegen. Bauministerin Bielendorf will Modernisierungen in großem Stil durchsetzen und plant dafür Milliardenausgaben im Brandschutzbereich. So wurden bereits mehrere von Drachen geleitete Firmen beauftragt, feuerfeste Beton-, Zement- und Gipsverkleidungen zu entwickeln. So soll den heißen Sommern mit erhöhter Waldbrandgefahr Einhalt geboten werden. Besonders das waldreiche Wiesenhausen ist mehr denn je von Waldbränden bedroht. Auch die Verfügungsmittel für Rechtsbelange umfassen einen größeren Topf als noch zuvor. Die Prüfung und Planung eines Reichsrats soll vorangetrieben werden und es wird mit einigen Mitteln für die juristische Verarbeitung dieses Großprojekts gerechnet. Justizminister von Gauttersberg will jedoch noch in diesem Jahr eine verfassungsrechtliche Prüfung abgeschlossen haben.
Spannend sind auch die gestiegenen Ausgaben in der Außenpolitik. Außenminister Boerenberg rechnet zwar noch nicht mit einem Durchbruch in Sachen Titanien-Union, wollte jedoch für den Fall einer schnellen Einigung bereits Mehrausgaben zur Verfügung haben, die bei Nichtabruf in eine spezielle Rücklage eingestellt werden. Sowieso plant die Regierung, einen nicht unerheblichen Anteil der erwarteten Mehreinnahmen in Rücklagen einzustellen, die während der übrigen drei Jahre der Legislaturperiode abgebaut werden sollen. Im Vergleich zum Haushalt 1822, der Schulden in Höhe von rund 50 Milliarden Tropalen vorsah, trägt dieser Haushaltsansatz wieder deutlich mehr die Handschrift der VCS. Neue Schulden sind zwar wieder einkalkuliert, diesmal jedoch nur noch von rund 550 Millionen Tropalen. Diese könnten bei steigenden Zinsen an den Weltmärkten allerdings obsolet werden, da die Möglichkeit von Übereinnahmen durch steigende Zinsen aus Vorsichtsgründen nicht im Haushaltsansatz berücksichtigt wurde. Zudem setzte Hubmaier die voraussichtlichen Wertsteigerungen der meadowhousischen Staatsanleihen mit 4 % noch relativ moderat an. TROPO-Chef Valentin Nuhrhoff geht von einem Wertzuwachs von bis zu 8 % aus. Es wird geplant, rund 90 Milliarden Tropale in verschiedene zweckgebundene Rücklagen einzulegen. Eine davon lässt aufhorchen. Die „Rücklage für bisher nicht realisierte Bündnisvorhaben“ wurde mit 15 Milliarden gefüttert und galt bisher vor allem als Backup-Etat für Militäraktionen. Verteidigungsminister Borkenkäfer gab zu, man habe in Gesprächen mit König Ezechiel die Notwendigkeit einer Neuprüfung der damals verweigerten Teilnahme am südtitanischen Militärdeal erkannt. Ezechiel I. gilt als großer Verfechter internationaler Bündnisse. „Hätte es 1789 eine wehrhafte Allianz gegen Stadelhoff bereits gegeben, wäre der Krieg niemals in diesem Ausmaß geschehen“, ließ er kurz nach seinem Amtsantritt verlauten. Es gilt als wahrscheinlich, dass Meadowhouse sich mit ihm in irgendeiner Form doch noch einbringen könnte, sei es mit gemeinsamen Übungen oder lediglich mit finanziellen Förderungen.
Die Opposition übte harsche Kritik an den finanziellen Vorhaben der Regierung. Die WVD warf dem BdH „Harakiri“ vor. „Der BdH spekuliert auf rosige Zukunftsaussichten auf Kosten der Bürgerinnen und Bürger, die am Ende für diesen Wahnsinn die Zeche zahlen dürfen“, polterte Parteichefin da Silva. Die FED zeigte sich schockiert ob der Militärausgaben und unterstrich die Signalwirkung: „Plötzlich bläht Meadowhouse seine Reichswehr auf und will sich nun doch an Militärmanövern beteiligen, deren Sinn sich auch Experten nicht erschließt. Meine Partei und ich sind zutiefst erschüttert“, sagte FED-Chef Lobenbach. Die MCM begrüßte diese Maßnahme dagegen ausdrücklich, bemängelte jedoch fehlenden Sachverstand: „Wenn ich einerseits Rekordsteuereinnahmen erwarte, kann ich die Wirtschaft nicht in einer solchen Weise beschneiden. Da wurde nicht von A nach B gedacht“, gab der Vorsitzender Knucker von sich und spielte damit auf die wegfallenden Subventionen an. Die MP hatte sich weitestgehend enthalten bei der Abstimmung, hätte jedoch deutlich mehr Naturschutz erwartet. „Es ist richtig, den Artenschutz stärker zu fördern und fossilen Energien die Unterstützung zu versagen. Das sind jedoch die einzigen Maßnahmen für die Umwelt und das ist gelinde gesagt, enttäuschend“, kommentierte Parteiboss Schubert.
Die Regierung muss sich jedenfalls an den positiven Konjunkturerwartungen messen lassen. Wurden finanzielle und wirtschaftliche Ziele in den vergangenen Jahren verfehlt, stand dies stets unter dem Eindruck einer schwächelnden oder gar kriselnden Ökonomie. 1823 könnte ein historisch gutes Jahr für die meadowhousische Wirtschaft werden. Verfehlt die Regierung trotzdem ihre Ziele oder fällt durch große Fehlkalkulationen auf, muss sie dafür stärker kritisiert werden als ihre Vorgängerkabinette.
Meadowhousische Wirtschaft reagiert positiv auf neuen König und mögliche Koalition
Die Wahl Ezechiel Bloors zum König qua Wahl hat in der meadowhousischen Wirtschaft für überwiegend positive Reaktionen gesorgt. Auch eine mögliche bevorstehende Koalition aus BdH und VCS würde ein Großteil der meadowhousischen Unternehmen begrüßen. Der TROPO machte unter der Woche einen großen Sprung nach oben, besonders Firmen mit Sitz in Wiesenhausen profitierten.
Dass König Percival I. bei vielen Wirtschaftsgrößen in Meadowhouse nicht allzu beliebt war, versteht sich bereits aufgrund dessen politischer Grundeinstellung von selbst. Ezechiel Bloor gilt zwar nicht unbedingt als enger Freund der Wirtschaft, von ihm erwartet man jedoch keine grundlegenden Reformen. Das Rad der Zeit will er ebenfalls nicht zurückdrehen, er möchte sich auf andere Themen in erster Linie konzentrieren. „Wir müssen pragmatischer und weniger ideologisch werden“, sagte er bei seiner Ankunft auf Burg Daunenfels. „Wir sollten uns eher fragen, wie wir in Zukunft in Meadowhouse am besten leben, statt zuerst dem politischen Gegner irgendetwas wegnehmen zu wollen“. Worte, die nicht nur am TROPO gut ankommen. Bloor kündigte zudem an, die Energiepolitik in Meadowhouse ökologischer gestalten zu wollen, mahnte jedoch: „Das muss gemacht werden, aber nicht überstürzt. Wir wollen es richtig und vernünftig machen.“ Dazu wolle er eine Energiekommission ins Leben rufen, die den genauen Ablauf einer Komplettumstellung auf Acetylquartoridnomel (ACN) und Melotraub festlegen soll. Die Unternehmen in Meadowhouse reagierten jedoch nicht nur auf die Wahl Bloors freudig, sondern vor allem auf das Ende des Superwahljahrs. „Viele Unternehmen konnten kaum langfristige Pläne machen, weil Herzogenwahlen, die Reichstagswahl und jetzt die Königswahl anstanden. Das hat viele verunsichert. Nun herrscht jedoch Klarheit, was dem Geschäftsklima direkt zugutekommt“, analysiert Wirtschaftskolumnist Gerald Gottlieb im Morgengespenst. Die Geschäfte könnten nun zum Ende des Jahres wieder anlaufen und es ist mit einem positiven vierten Quartal zu rechnen. Von Ezechiel Bloor als König erwarte man sich Stabilität und Verlässlichkeit, auch in außenpolitischen Fragen. „Einer Titanien-Union mit König Percival I. als Staatsoberhaupt hätten viele Unternehmen noch kritisch gegenübergestanden, da der König für Kehrtwendungen und plötzliche Entscheidungen bekannt war. Die Verfassungsänderung kam relativ aus dem Nichts und hat genauso viele Gesellschaften erfreut wie verärgert“, erklärt Gottlieb.
Auch eine potentielle Koalition aus BdH und VCS käme in der meadowhousischen Wirtschaft gut an. Der Wegfall der WVD wird jedoch allgemein bedauert. Der kommende Chef der Vereinigung Meadowhousischer Wirtschaftsinteressen (VMWI) Lambrecht Grünholz sieht in der WVD die wirtschaftskompetenteste Partei. „Wenn ich es so plakativ ausdrücken darf, dann ist die VCS die Partei der Volkswirtschaftler, der BdH die der Politikwissenschaftler und die WVD die Partei der Betriebswirtschaftler. Über die anderen, mit Ausnahme der MCM, jedoch auch hier schon mit Abstrichen, fange ich besser nicht an.“ Die WVD sei der Teil der Koalition gewesen, der am wenigsten Alleingänge in Wirtschaftsfragen gemacht hätte. „Die WVD hat sich stets mit Input versorgt, während die anderen gerne alles besser wussten.“ Mit BdH und VCS sei jedoch nach wie vor Staat in Sachen Wirtschaft zu machen, zudem hoffe man nun auf mehr Verlässlichkeit durch eine Zwei-Parteien-Koalition. „Wir hoffen, dass in einer Koalition aus BdH und VCS auch das gilt, was man uns gesagt hat und nicht irgendwelche nachträglichen Dispute alles wieder umwerfen“, verriet TROPO-Chef Valentin Nuhrhoff der Wiesenhausener Allgemeinen Zeitung. Die vorgesehene Energiepolitik stößt zwar nicht überall auf Gegenliebe, die Zeichen der Zeit scheinen die meisten Unternehmen jedoch erkannt zu haben. „Wir sehen, was auf anderen Welten passiert, wenn man den Planeten zu sehr belastet. Bevor wir in eine solche Situation geraten, müssen wir genau entscheiden, welche Energiepolitik wir betreiben“, sagte Wirtschaftsminister Lieber Lord Voldemort unter der Woche. Diese Signale sendet der Saal der Gespenster bereits seit Längerem aus, die Botschaft scheint man in der Wirtschaft zunehmend mit Kopfnicken aufzunehmen. Darauf lassen auch die Aussagen des werdenden VMWI-Vorsitzenden Grünholz schließen: „Klar ist, dass wir seit den 80er Jahren zu wenig auf die richtige Energiepolitik gesetzt haben, teils auch aus Bequemlichkeit. Dass sich das seit einigen Jahren wieder ändert, ist richtig. Jedoch müssen wir darauf achten, so etwas nicht mit der Brechstange durchzusetzen.“ Mit Blick auf die mögliche Koalition rechnet man in der meadowhousischen Wirtschaft, dass linksökologische Tendenzen des BdH durch die VCS weitestgehend in Schach gehalten werden können. „Den BdH bewertet man in der Wirtschaftswelt immer an seinem Koalitionspartner. Mit WVD oder VCS kommt man mit dem BdH sehr gut aus, regiert der BdH mit FED oder MP sieht es schnell anders aus“, schreibt Gerald Gottlieb in seiner Kolumne.
Mit Kämpfen zwischen Wirtschaftsmacht und Politmacht in Meadowhouse ist also weder auf Koalitions-, noch auf Königsebene zu rechnen. Die Zeichen verdichten sich immer mehr, dass Meadowhouse recht stabile Zeiten bevorstehen, vor allem unter Betrachtung des Konjunkturaufschwungs. Der neue König qua Wahl wird für ruhige Nächte am TROPO sorgen, die mögliche Koalition wird vielleicht etwas mehr in Bewegung setzen, Grundlegendes wird sich jedoch nicht verändern. Nach vielen bewegten Jahren seit 1810 ist das vielleicht auch gar keine so schlechte Entwicklung.
Nach wochenlanger Verzögerung: Regierung beschließt Haushalt für 1822
Am Ende war den Beteiligten die Erleichterung merklich anzusehen: Die amtierende Regierungskoalition aus BdH, WVD und VCS hat sich nach einer wochenlangen Hängepartie doch noch auf einen Etat für das bereits angelaufene Jahr 1822 einigen können. Voraus gegangen waren teils heftige koalitionsinterne Auseinandersetzungen, die in der Geschichte des Landes beinahe beispiellos waren. Insbesondere die WVD sorgte mit ihrem Verhalten immer wieder für Staunen und Ärger bei den beiden anderen Koalitionspartnern. Schnell uferte die Debatte um den Haushalt aus in Fragen der wirtschaftlichen Lage des Königreichs, in die Lage der Weltwirtschaft und die immer strittige Frage, welche Ressorts wieviel Geld zur Verfügung gestellt bekommen. Am Ende rauften sich die Koalitionäre noch einmal zusammen, doch scheinen die Fronten in der Regierung mittlerweile klar zu verlaufen.
Eigentlich sollte der Haushalt für das Jahr 1822 bereits Ende November im Saal der Gespenster verabschiedet werden, doch schon zwei Wochen vor dem geplanten Abstimmungstermin wurde dieser auf Mitte Dezember verschoben, da, wie es auf Koalitionskreisen hieß, „Zweifel an der Höhe und Zusammensetzung des Haushalts bei beteiligten Personen aufgekommen seien“. Kurz darauf schließlich erfuhr das „Zeitungsgespenst“ von Insidern, dass die WVD-Mitglieder des Kabinetts sich dagegen gesträubt hätten, den zu diesem Zeitpunkt geplanten Haushalt von etwa 500 Milliarden Tropalen, abzusegnen. Demnach war der WVD insbesondere die Neuverschuldung von etwa 80 Milliarden Tropalen ein Dorn im Auge, genauso wie die erhöhten Ausgaben im Bereich Umweltschutz, Verkehr und Bildung. So forderten sie beispielsweise eine Neuverschuldung von nur etwa 30 Milliarden Tropalen und damit deutlich geringere Investitionen in den oben genannten Ressorts. Finanzminister Hubmaier (VCS) und Wirtschaftsminister Voldemort (BdH) blieb nach den heftigen Einwänden des Koalitionspartners so nichts anderes übrig, als die Haushaltsdebatte auf Mitte Dezember zu verschieben, um die aufgekommenen Fragen zu klären.
Bei der nachfolgenden Kabinettssitzung am 29. November soll es Insidern zufolge dann zu einem handfesten Eklat gekommen sein: Nachdem Finanzminister Hubmaier einen Kompromiss vorgelegt hatte, der eine Neuverschuldung von 50 Milliarden Tropalen vorsah, drohten die WVD-Minister mit einer Absage an die von der Koalition ebenfalls geplante Einstufung von Teilen des Weißen Gebirges und des Lomera-Regenwaldes als Naturschutzgebiet, um ihre Vorstellungen beim Haushalt durchzusetzen. Kanzler Schwalbenschwanz vertagte daraufhin die Sitzung und setzte ein Einzelgespräch mit den Parteivorsitzenden der drei Koalitionspartner an. Bei diesem Gespräch Anfang Dezember mit WVD-Chef Leonhard, BdH-Chefin Ginsterkatze und VCS-Chef Boerenberg soll die Lage nicht wirklich entspannt worden sein. Leonhard habe den anderen vorgeworfen, eine Schuldenpolitik auf dem Rücken kommender Generationen zu praktizieren, und das in einer weltwirtschaftliche schwierigen Situation. VCS-Chef Boerenberg warf Leonhard daraufhin vor, die Weltwirtschaftskrise künstlich in die Länge ziehen zu wollen, um eine restriktivere Sparpolitik durchsetzen zu können. Ginsterkatze wiederum erinnerte Leonhard an seine Verantwortung dem Land gegenüber, welches nur Schaden davontragen würde, sollte der Haushalt nicht rechtzeitig beschlossen werden. Zumal seien weder Finanzminister Hubmaier noch Wirtschaftsminister Voldemort jemals durch ungezügelte Finanz- und Wirtschaftspolitik aufgefallen. Leonhard versprach, sich erneut mit seiner Partei auszutauschen und dann einen Standpunkt bei der nächsten Kabinettssitzung darzulegen. Die Abstimmung über den Haushalt wurde unterdessen ins neue Jahr verlegt, da ein Votum vor Weihnachten zeitlich nicht mehr möglich war.
Bei der Sitzung in der zweiten Dezemberwoche folgte dann der Höhepunkt der Eskalation: Im Beisein von König Percival I., der aufgrund der wochenlangen Streitigkeiten seine Präsenz auch angekündigt hatte, rückten die WVD-Kabinettsmitglieder immer noch nicht von ihrer Position ab. Daraufhin erhöhten die beiden anderen Koalitionsparteien noch einmal den Druck: Nachdem Finanzminister Hubmaier eine ausführliche Darlegung der Staatsfinanzen vorstellte, die eine Neuverschuldung ohne Weiteres möglich machen, waren es Kanzler Schwalbenschwanz und König Percival I., die, wohl nach vorheriger Absprache, der WVD ein Ultimatum stellten. Entweder würden sie Hubmaiers Kompromiss zustimmen, oder sie würden noch am selben Tag ihren Rücktritt und damit Neuwahlen veranlassen. Dieses Ultimatum sorgte schließlich für den Durchbruch, wohl auch aufgrund der bekanntermaßen schlechten Umfragewerte der WVD zurzeit: Noch am selben Nachmittag bekannte sich die WVD zähneknirschend zum Haushalt von Hubmaier, der damit Mitte Januar in der ersten Parlamentswoche des neuen Jahres beschlossen werden sollte.
Aus der heutigen Abstimmung, insbesondere auch mit der Zustimmung der WVD zum Haushalt für 1822, lassen sich mehrere Dinge ableiten. Zum einen wird deutlich, dass die WVD sich bereits im Wahlkampfmodus befindet und selbst bei solch grundlegenden Fragen wie einem Haushalt den Kurs den anderen beiden Parteien immer wieder torpediert, selbst wenn diese ihnen entgegenkommen. Doch zeigt sich auch ein Machtverlust der ehemals stärksten Fraktion im Saal der Gespenster: In vergangenen Zeiten hätte sie sich mit ihren Vorstellungen sicherlich durchsetzen können, anstatt am Ende bei maximalem Druck klein beigeben zu müssen. So ist der entstandene Imageschaden für die Partei enorm. Auf der anderen Seite haben BdH, VCS und auch König Percival I. gezeigt, wie Machtpolitik funktioniert. Während die VCS stets den Part des sachlich argumentierenden Teils übernahm, der mit Zahlen und Graphiken den Haushaltsentwurf untermauerte, erhöhten BdH und der König den Druck auf die WVD im Sinne einer Einigung zum Wohl des Landes. Denn ohne einen verabschiedeten Haushalt wäre die staatliche Regierung wohl noch im Januar bald zum finanziellen Ende gekommen. Eine Blockade sämtlicher Beamtengehälter und der Stopp vieler dauerhafter Sozialprogramme wären die Folgen gewesen. Dies wurde nun glücklicherweise verhindert.
In der Wirtschaft und bei Sozialverbänden kam die schlussendliche Einigung der Koalition gut an und wurde mit Erleichterung zur Kenntnis genommen, wobei durchaus Kritik am Verhalten der WVD geübt wurde. TROPO-Chef Nuhrhoff sagte gegenüber dem „Finanzjournal Frankenthal“: „Die Einigung der Koalition war höchste Zeit und am Ende alternativlos. Eine Neuwahl hätte ja die finanziellen Probleme, die durch eine Blockade entstanden wären, nicht gelöst. Stattdessen hätte man sich irgendwie mit einem Nothaushalt behelfen müssen. Es ist gut, dass es nicht dazu gekommen ist. Was das Verhalten der WVD angeht, halte ich ihr Vorgehen deshalb für kritisch, weil sie als immer noch amtierende Koalitionspartei ihre exekutive Macht dafür nutzt, Wahlkampf zu betreiben, und das in einem Bereich, der essentiell für das Funktionieren unseres Staates ist. Wenn man künftige Haushalte anders strukturieren möchte, ist das ihr gutes Recht, das im Wahlkampf dieses Jahr zu forcieren, aber nicht bei einem bereits fertiggestellten Haushaltspaket, an deren Entwicklung sie im Vorfeld ja auch beteiligt waren.“ Der Vorsitzende des Verbands der Meadowhousischen Sozialversicherungen (VMS), Alois Buhlmann, äußerte sich ebenfalls erleichtert: „Durch den nun verabschiedeten Haushalt bleibt Millionen von Menschen das dringend notwendige Kapital erhalten, auf das sie Monat für Monat angewiesen sind, weil sie entweder erwerbsunfähig sind, weil sie arbeitslos sind oder in schlecht bezahlten Jobs arbeiten. Gerade im Bereich der Sozialvorsorge war diese Einigung essentiell. Das Verhalten der WVD ist gerade gegenüber den unteren Schichten unseres Staates ein Schlag ins Gesicht.“
Auch von wirtschaftlichen und politischen Experten wurde der Schritt zur Einigung positiv bewertet. Prof. Dr. Hugo Mahrfeld, Inhaber des Lehrstuhls für Makroökonomie und Wirtschaftspolitik an der Universität Rubinburgh, sagte gegenüber dem „Karlsburger Isenfischer“: „Hier hat Vernunft über Wahlkampf gesiegt. Meadowhouse steht zurzeit wirtschaftlich außerordentlich solide dar, insbesondere vor dem Hintergrund der turbulenten jüngeren Vergangenheit. Die Zinsen für neue Schulden sind durch die Geldpolitik der Reichszentralbanken vieler Staaten sehr niedrig, die Zeit für Investitionen ist genau jetzt. Schaut man sich die Neuverschuldung im aktuellen Haushaltspaket an, so wird deutlich, dass alle aufgenommenen Schulden im derzeitigen niedrigen Zinsniveau langfristig finanziert werden. Das heißt, selbst wenn die Zinsen kurz- oder mittelfristig wieder steigen, gilt das nicht für die aufgenommenen Schuldensummen dieses Haushalts. Zudem haben wir ein solides Wirtschaftswachstum, das wohl in diesem Jahr noch einmal anziehen wird, eine außerordentliche Innovationsdynamik, wie man an den im Vergleich zu 1820 um 16% mehr angemeldeten Patenten des vergangenen Jahres sehen kann, und eine sinkende Arbeitslosigkeit. Die WVD sollte ihre Fiskalpolitik dringend überdenken, ähnlich wie es die VCS nach ihrer Wahlschlappe 1814 gemacht hat. Schuldenfreiheit, wie es Meadowhouse in den Jahren 1810 bis 1813 geschafft hat, ging damals zu einem Großteil nur, weil der Staat gerade gegründet wurde und viele funktionierende Industrieanlagen von Grünland übernehmen konnte. Mittlerweile hat sich das geändert, aber Meadowhouse steht mit einer Verschuldung von 23% am BIP deutlich besser dar, als viele Top-Industrienationen wie Mittelland, Paradies oder Miwan.“
Insgesamt zeigt die schwierige Findung einer Zustimmung der WVD zum Haushalt für 1822 wohl vor allem eines: Der Wahlkampf für das Superwahljahr ist auch im Bereich der Wirtschaftspolitik eröffnet. Dabei scheint die WVD zu versuchen, die fiskalpolitisch auch nicht gerade freigiebige VCS mit noch strikteren Sparmaßnahmen übertrumpfen zu wollen, um potentiell abgewanderte Wähler zurückzugewinnen. Ob ihr das mit dieser Taktik gelingen wird, scheint, auch angesichts der wirtschaftlichen Realität fraglich. Sicher ist nur, dass die Gräben in der Koalition wohl noch nie so tief waren und dass auf alle Beteiligten noch ein schweres halbes Jahr des Regierens zukommt, ehe die Reichswahlen die politischen Karten neu mischen werden.
Urteil im IBM-Prozess gefallen – lange Haftstrafen für Ex-Vorstände und Aufsichtsräte
Die Zerschlagung der Investmentbank Meadowhouse war bereits im August beschlossene Sache. Mehrere in- und ausländische Banken und Investmentfonds rissen sich die Geschäftsbereiche der ehemals drittgrößten meadowhousischen Bank unter den Nagel, die damit faktisch von der Landkarte der Weltwirtschaft verschwand. Nun sind im Prozess gegen die wegen Marktmanipulation und Untreue in mehreren Fällen angeklagten ehemaligen Vorstände, Aufsichtsräte und Mitarbeiter die Urteile gesprochen worden. Manch einer kam mit einer verhältnismäßig milden Strafe davon, die prominenten Namen erhielten jedoch teilweise lange Haftstrafen.
Blicken wir zurück auf den Herbst 1819. Damals ermittelten Straffahnder weltweit gegen die Investmentbank Meadowhouse, die mittelländische Invest Capitol, die miwanische Lux-Commerz und die paradiesische PWG unter dem Verdacht der Marktmanipulation. Die Banken sollten mithilfe sogenannten „Spoofings“, also Scheinangeboten und -nachfragen, den Gold- und Silberpreis auf dem Weltmarkt gezielt erhöht und gesenkt haben, um mit ihren Wetten auf jene Bewegungen Profit zu machen. Im Laufe der Ermittlungen wurden auch Vorstandsboss Rolf Klinghaus und Aufsichtsratchef Karl-Heinz Wiesenblom verhaftet. Später stellte sich heraus, dass in der gesamten Bank Kenntnis über die Vorgänge herrschte und interne Warnsysteme abgeschaltet oder mindestens ignoriert wurden. Führende Mitarbeiter hätten eine „Kultur der Angst“ geschaffen, es existieren Aufnahmen von Schulungsvideos, in denen Abteilungsleiter davon reden, der Konkurrenz „das Herz herausreißen“ zu wollen und „es vor ihren Augen auf(zu)essen“. Dadurch waren Mitarbeiter bereit, über die Grenzen der Legalität hinauszugehen und unerlaubte Methoden anzuwenden. So war das Ergebnis der Ermittler und einer unabhängigen Untersuchungskommission, die der Zaubererrat initiiert hatte. Federführend war dabei der Vorstandschef Klinghaus. Er hatte immer wieder schriftliche Anweisungen hinterlassen, die die Manipulationen beinhalteten und als „Kreativität“ bezeichneten. Er erhielt auch die längste Haftstrafe. Die Richter am Finanzgerichtshof des Weltbundes in Schneckdies verurteilten den 53-jährigen gebürtigen Amariller zu sieben Jahren Haft. Seine Verteidiger legten allerdings Revision ein.
Hart traf es auch den Aufsichtsratchef Wiesenblom. Dieser hatte von den Manipulationen gewusst, was interne Dokumente eindeutig belegten, sie aber toleriert und in einer privaten Mail an Klinghaus sogar goutiert. Dort hieß es, dass „der Kuchen immer größer“ werde und „die IBM einen Löwenanteil am Kuchen haben muss“. Ihn verurteilte das Gericht zu vier Jahren Haft, von denen 18 Monate auf Bewährung ausgesetzt wurden. Hier gingen die Verteidiger nicht in Revision. Des Weiteren wurden vier führende Manager der IBM zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt, sowie acht unterstellte Mitarbeiter zu Geldstrafen in teilweise empfindlicher Höhe von bis zu 500.000 Schillingen, umgerechnet rund 487.000 Tropalen. Damit ist das letzte Kapitel im Manipulationsskandal um die Investmentbank so gut wie abgeschlossen. Insgesamt wurden in diesem Skandal ein Schaden von rund 28 Milliarden Schillingen verursacht. Wiesenblom und Klinghaus äußerten sich nicht öffentlich, ließen aber durch ihre Anwälte durchblicken, dass eine „Hetzjagd“ auf sie veranstaltet wurde und die Stimmung gegen sie durch die Medien „künstlich erhitzt“ wurde, die die Richter „in ihrer Neutralität beeinflusst“ habe. Doch nicht nur die Investmentbank Meadowhouse war in den Skandal verwickelt und auch andere involvierte Banken traf es in den Gerichtsverhandlungen hart.
Obwohl die IBM nach allgemeinen Ansichten federführend bei den Betrügereien war, erhielten auch Banker und Manager von anderen Instituten Haftstrafen. Bei der paradiesischen PWG, ironischerweise eine der Banken, die 1817 nach dem Kollaps der Capital Reserve noch ums Überleben kämpfen musste, liefen ähnliche Dinge ab, wie in Frankenthal. Dort hatten zwei Vorstände, zuständig für Realinvestments und Anleihestrategien, die Preisbeeinflussungen in Auftrag gegeben und sogar „Workshops“ angeboten, wie man diese Aktionen effektiv verschleiert. Von der PWG kam damals jedoch auch ein anonymer Hinweis, der den bereits bestehenden Verdacht der Marktmanipulation seitens der SCHILL-Börsenaufsicht entscheidend erhärtete. Die beiden Vorstände wurden zu fünf beziehungsweise dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, zwei weitere Manager erhielten Bewährungsstrafen. Auch Mitarbeiter der miwanischen Lux-Commerz wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt. Diese Bank ist eine der größten weltweiten Player, wenn es um Geschäfte mit Realobjekten geht, wie etwa Immobilien, aber auch Edelmetallen und anderen Rohstoffen. Das Ansehen hatte bereits stark durch die erhobenen Vorwürfe gelitten, anders als bei der PWG ist hier eine Zerschlagung der Bank noch nicht vom Tisch. Im Prozess um die ebenfalls beteiligte Invest Capitol mit Sitz in Borgarnes kamen die Angeklagten größtenteils mit milden Strafen davon. Hier ging es um die Anwendung von Insiderwissen und Verschleierung einer Straftat. Dort herrschte Kenntnis über die Aktivitäten der anderen Banken und die bestens informierte Invest Capitol gab nützliches Wissen an die PWG weiter, die damit wiederum mit der IBM und der Lux-Commerz handelte. Drei der insgesamt sechs Angeklagten wurden zu Geldstrafen verurteilt, eine Führungskraft erhielt eine Bewährungsstrafe und zwei wurden mangels Beweislast freigesprochen. Die Zukunft der Bank ist allerdings gesichert und es wird hier nicht zu weiteren Verfahren oder Zerschlagungen kommen.
Die Investmentbank Meadowhouse ist damit nun endgültig Geschichte. 1811 ging sie aus der grünländischen InvestWiesenhausen hervor und war damals bereits stark in Wiesenhausen verwurzelt. Mit dem Aufschwung vom neuen Staat Meadowhouse wuchs auch ihre Rolle in der Welt und diejenigen, die die Bank groß machten waren nun auch diejenigen, die sie zu Fall brachten. Klinghaus und Wiesenblom gehörten der Bank seit 1802 beziehungsweise 1808 an und internationalisierten das Haus im vergangenen Jahrzehnt immer mehr. Am Ende stieg ihr Übermut in Sphären, die von allem, was 99 Prozent der Bevölkerung betrifft, so weit entfernt war, dass man sich als normal Sterblicher wohl kaum noch in diese Männer hineinversetzen kann. Und die zudem auch nicht mehr legal waren. Profit ging über alles und es wurden Manipulationen vorgenommen zu einer Zeit, in dem jeder mehr auf Realobjekte als Investition setzte als auf reine Versprechen. Das nutzte der „Betrügerring“ aus IBM, Lux-Commerz, PWG und Invest Capitol schamlos aus, um sich so vor einer vermeintlichen Schieflage retten zu können. Ironischer- und auch verdienterweise schaufelten sich einige damit ihr eigenes Grab. Schade ist es um all die ehrlichen Mitarbeiter des Hauses, die bereits seit rund zwei Jahren auf Arbeitssuche sind und hoffentlich inzwischen neue Beschäftigungen aufgenommen haben. Bleibt nach diesem weltumspannenden Skandal die Hoffnung, dass die Strafen eine abschreckende Wirkung auf all diejenigen haben, die Ähnliches im Sinn haben. Je weniger Arbeit für den Zaubererrat und die Gerichte, desto besser ist dies für alle.
Meadowhouse gerät in Sachen Titanien-Union stärker unter Druck
Die Gespräche über eine mögliche Wirtschaftsunion in Titanien stockten zuletzt. Im November wählten zunächst die Staaten, aus deren Regierungen die Vorstöße über eine Gemeinschaft nach atcanischem Vorbild kamen, neue Parlamente. Thomas Bremersen und Felix Westerholz wurden beide wiedergewählt und zwar auch so, dass sie eine breite Mehrheit im eigenen Land hinter sich versammeln konnten und eine gestärkte Verhandlungsposition einnahmen. Atlantis und Westparadies nahmen zum Monatswechsel hin wieder verstärkt Gespräche auf, versammelten dazu zu einem Gipfel in Ranjos alle interessierten Staaten, die durch ihre Repräsentanten eingeladen waren. Auch König Percival I. war dabei – und geriet in ein Meer an Kritik. Der Vorwurf: Er und Meadowhouse nehme die Verantwortung als Weltstaat nicht ernst.
Vielleicht noch einmal zur Erinnerung. Im Juni letzten Jahres hatten sich Bremersen und Westerholz getroffen, schlugen ganz öffentlich eine Wirtschaftsunion nach dem Vorbild der Atca-Union vor und luden zu Sondierungsgesprächen ein. Dies löste heftige Reaktionen aus, teils positive, freudestrahlende, teils auch kritische und manchmal auch gar polemische. Unterstützt wurden Westerholz und Bremersen unter anderem von Weltherrscher Apfulkrax, Wirtschaftsdromorniss Fatra und Innendromorniss Moleskar, sprich den drei mächtigsten Männern der Welt. Mehr Rückenwind ging im Prinzip nicht. Vor allem Fatra pochte auf eine baldige Aufnahme von Verhandlungen, er hatte bereits federführend bei der Gründung der Atca-Union mitgeholfen. Die meadowhousische Regierung zeigte sich damals überrumpelt. König Percival sei „überrascht“ gewesen vom Vorstoß der beiden Staatschefs, hatte sich aber grundsätzlich interessiert und offen gezeigt. Der BdH und vor allem Kanzler Schwalbenschwanz und Wirtschaftsminister Voldemort waren direkt etwas begeisterter, VCS und WVD waren jedoch sofort kritisch eingestellt und sorgten sich um die Wettbewerbsfähigkeit der meadowhousischen Wirtschaft, insbesondere des Mittelstands. Im Anschluss eierte Meadowhouse oft herum, bis im September dann eine Verfassungsänderung die Bedingungen für eine Titanien-Union aus meadowhousischer Sicht klar absteckte. Bereits damals reagierte man im Ausland bestenfalls reserviert, beim Gipfeltreffen in der atlantischen Hauptstadt eskalierte die Situation dann aber. Meadowhouse wurde Egoismus auf Kosten des internationalen Wohlstands vorgeworfen und das Vergessen des Innehabens einer Sonderrolle im weltweiten Politikgeschehen. Vor allem dass sich Meadowhouse nur einen partiell freien Handel vorstellen kann, wurde scharf kritisiert. Die Änderung des Artikel 90a der MRV sorgte ebenfalls für Gesprächsstoff, viele waren der Meinung, Meadowhouse könne bereits jetzt kein vollwertiges Mitglied einer Wirtschaftsunion werden. Mit der Verfassungsänderung hatte Meadowhouse festgelegt, dass Verträge im Rahmen einer Wirtschaftsunion nicht zulasten bereits geschlossener bilateraler Verträge aufgesetzt werden dürfen. Im Ausland sorgte dies für Unverständnis, da Multilateralität die Neuverhandlung bereits geschlossener Verträge indirekt impliziere. So wurde der Ton rau beim Gipfel in Ranjos, König Percival sah sich heftiger Kritik ausgesetzt.
„Es waren sehr intensive Debatten“, beschönigte der König die Sachlage. Auch vor der versammelten Presse auf der PK nach dem Gipfel wiederholte er das, was er nach eigener Aussage bereits während der Gespräche gekontert hatte: „Ich betone auch vor Ihnen gerne nochmals, dass ich in erster Linie Verantwortung für 912 Millionen Menschen in Meadowhouse, denn die haben mich legitimiert. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich Staats- oder Regierungschefs anderer Länder zum meadowhousischen König gewählt haben.“ Besonders harsch war nach Insiderwissen wohl der Gegenwind aus Südtitanien. Dort sind viele Staaten sehr für eine Titanien-Union, so waren auch die Stimmen zu beurteilen. Fantasios Kanzler Jan Kaskos mahnte an: „Protektionsismus gehört der Vergangenheit an. Er wird uns nicht bei der Erweiterung des Wohlstands auf der Welt, ich erinnere hier an das Projekt Treppe 1830, helfen. Und dies wird uns vor allem dann nicht gelingen, wenn wir uns über andere, vermeintlich schwächere Volkswirtschaften hinweg erheben. Damit meine ich gerade die Staaten, die in den letzten Jahren besonders von der Globalisierung profitiert haben.“ Bei allem Zündstoff gab es jedoch auch Ergebnisse des Gipfels. Zunächst einigte man sich verbindlich darauf, sich weiter regelmäßig zu treffen und Videokonferenzen abzuhalten. Und ganz nebenbei wurde auch das große Reizthema Einheitswährung vom Tisch geschafft. Man verständigte sich, nach Insiderinformationen auch einstimmig, darauf, dass die nationalen Währungen beibehalten werden sollen. Dies hätte mehrere Staaten vor einer Wirtschaftsunion vergrault, vor allem Meadowhouse hatte auf eine Lösung in dieser Frage gepocht. Finanzminister Heinrich Hubmaier zeigte sich sehr erfreut über diese Tatsache und sah die Chancen für die Teilnahme an einer Union dadurch gestiegen. „Den Tropal hätten wir nicht aufs Spiel gesetzt, es ist gut, dass diese Frage direkt geklärt wurde.“ Gleichzeitig kritisierte er den harschen Ton während der Verhandlungen: „Wir sollten alle aufpassen, dass wir nicht anfangen, gegenseitig unser Revier zu markieren, anstatt das Ziel im Auge zu behalten. Und wir haben alle ein gemeinsames Ziel, das ist auch nicht so oft der Fall in der Weltpolitik.“ Ein weiterer Punkt, der zumindest in Teilen geklärt wurde, war die Freizügigkeit. Man einigte sich zunächst mündlich darauf, dass Grenzkontrollen innerhalb einer Titanien-Union wegfallen sollen, Einreisegenehmigungen sollen ebenfalls abgeschafft werden. Dies ist jedoch bislang nicht verbindlich, jedoch soll dieser Punkt in Schriftform bei einem der nächsten Treffen festgehalten werden. Auch das sorgte in Meadowhouse für positive Reaktionen. Erste Ministerin Geraldine Ginsterkatze bezeichnete es als „das wichtigste für die Menschen, die in einer Titanien-Union leben würden. Es würde alle Völker näher zusammenrücken und den interkulturellen Austausch fördern. Dies ist auch im Hinblick auf Frieden und Stabilität mehr als nur wertvoll“. Das heikle Thema Zollfreiheit umging man bei diesem Treffen allerdings zunächst noch, dies hätte wohl auch bei Meadowhouse für weitere Diskussionspunkte gesorgt. Erstaunlicherweise hielt sich die Weltregierung diesmal zurück mit öffentlichen Statements, selbst Velka Fatra äußerte sich nicht.
Jedoch war Meadowhouse nicht der einzige Staat, der für seine Haltung kritisiert wurde. Auch Grünland hat ähnliche Ansichten wie Meadowhouse, ebenso Magabienien und auch Whale stellten Bedingungen für eine Teilnahme. Die Kritik an Meadowhouse fiel jedoch heftiger aus, als bei den anderen Regierungen. Bei Reichskanzler Schwalbenschwanz sorgte das für neue Kritik: „Man hat von uns als der Staat, in dem die Weltregierung sitzt, wohl mehr Begeisterung und weniger Bedenken erwartet. Jedoch wird dabei gerne vergessen, dass wir nicht der Verwalter und Gestalter von Fragen in der Weltpolitik sind, das ist die Weltregierung. Wie König Percival gesagt hat, sehen wir als erstes die Menschen, die in Meadowhouse leben. Das sollten alle, die uns Protektionismus vorwerfen, bitte beachten.“ Allerdings ist Meadowhouse wie kein anderer Staat vorgeprescht, in dem König und Kabinett die Verfassungsänderung durchgeboxt haben und damit andere Länder verprellt haben, in dem sie sie vor vollendete Tatsachen gestellt haben. Meadowhouse gerät nun mehr und mehr unter Druck, eine Nichtteilnahme an einer Wirtschaftsunion wäre wohl nicht nur eine verpasste Chance auf mehr Wohlstand, sondern vor allem auch eine Schwächung der eigenen Position in der Welt. Das Ansehen Meadowhouse‘ hat bereits jetzt sehr gelitten, König und Koalition haben sich in eine Zwickmühle manövriert. Entweder sie müssen ihre Positionen und vielleicht sogar die Verfassungsänderung revidieren und ein riesiger Vertrauensverlust hinsichtlich der Wahlen im kommenden Jahr wären das Resultat. Oder aber sie beharren auf ihren Forderungen und gefährden damit die Rolle Meadowhouse‘ auf der Lieben Welt. Das Bild, welches die Regierung derweil im In- und Ausland abgibt, ist leider nur mit desaströs zu beschreiben. Zunächst schien man vollkommen unvorbereitet, überrumpelt und kurzatmig, dann fuhr man einen Schlingerkurs, in dem es mal hieß, man werde sehr wahrscheinlich teilnehmen, mal dass es ohne gewisse Rahmenbedingungen keinen Sinn mache. Bis man drei Monate später alle Überlegungen mit dem Vorschlaghammer zerschlug und dafür extra eine umstrittene Verfassungsänderung durchführte, scheinbar ohne jede Berücksichtigung der Wirkung nach außen hin. Dies hat andere Staaten so verprellt, dass einige bereits keine Lust mehr auf eine Teilnahme Meadowhouse‘ an der Titanien-Union haben. Man scheint – bewusst oder unbewusst – das Verhalten des Erde-Partnerlands Großbritannien nachzuahmen. Als dort eine Wirtschaftsunion gegründet wurde, nahm Großbritannien nur unter großem Zögern und mit vielen kleinen Extra-Regelungen teil. Diese Extra-Regelungen wurden mit der Zeit immer mehr, die Stimmung immer schlechter, das Ansehen Großbritanniens sank ins Bodenlose und vor viereinhalb Jahren beschloss man den Austritt, der erst nach quälend langen Verhandlungen Anfang des Jahres realisiert wurde. Ein abschreckendes Beispiel, dem man in Meadowhouse in keinem Fall nacheifern sollte. Noch ist ein solches Desaster abzuwenden. Nun sollte man dafür schleunigst die Weichen stellen.
Zaubererrat zieht gemischtes Fazit nach knapp zweijähriger Arbeit
Der Zaubererrat – ein langes Thema in der meadowhousischen Politikgeschichte. Zuerst war er geplant als übergeordnetes Kontrollorgan für die Aktionen der meadowhousischen Regierung inklusive des Königs, was seinerzeit noch König Johannes I. verhinderte. Lange schien die Debatte um diesen „Rat der Weisen“ tot, doch der frisch gewählte König Percival I. belebte die Gespräche wieder. So wurde aus dem Zaubererrat ein Kontrollorgan für die meadowhousische Wirtschaft und insbesondere die Finanzwirtschaft, die 1817 die weltweite Konjunktur in eine schwere Krise gestürzt hatte. Er sollte nun die meadowhousischen Banken, Großkonzerne und Versicherungsunternehmen überwachen. Wie diese Überwachung vonstatten gehen sollte, war jedoch zunächst unklar. Am Ende verständigte man sich auf das Studieren von Bilanzen, Prüfen von Businessplänen und eine Beleuchtung von internen Strukturen als zentrale Aufgaben. Viel Arbeit für den zwölfköpfigen Rat, dessen Vorsitzender der wohl größte Zauberer des Landes ist. Albus Wulfric Brian Dumbledore, Präsident der BEFIM und – ganz nebenbei – Bildungsdromorniss im Palaces Monda, sollte nach Meinung Vieler bereits voll mit Arbeit ausgelastet sein, doch ganz nach Wiesenhausener Mentalität nahm er auch diese Aufgabe zusätzlich wahr. Nun legte der Zaubererrat seinen allerersten Bericht vor und zieht ein gemischtes Fazit. Vieles laufe anders als noch vor dem Börsencrash 1817, allerdings gebe es nach wie vor zu viele Schlupflöcher, die die entsprechenden Konzerne und Banken gerne ausnutzen würden und so einen erneuten Crash heraufbeschwören könnten. Einen Lerneffekt könne man nicht erkennen, so urteilte der Rat.
Dass der Zaubererrat nun ein solches Fazit in seinem rund 400 Seiten langen Bericht zieht, kann eigentlich niemanden wirklich überraschen, geschweige denn zufriedenstellen. Ratsvorsitzender Dumbledore erklärte auf der Vorstellung des Papiers, man wolle der Regierung ausdrücklich keine Handelsempfehlung geben, man würde lediglich die Ergebnisse der Arbeit des Rats nach Burg Daunenfels weiterleiten. „Was die handelnden Personen dann damit anstellen, ist eindeutig ihre Sache, das möchte ich hier ganz klar betonen.“ König Percival I. nahm den Bericht unter der Teilnahme von zig Journalisten und Fotografen staatsmännisch entgegen. Er machte klar, wie sehr er die Arbeit des Rats schätze und wie wichtig ihm dessen Meinung sei: „Ins Leere gehen wird dieser Bericht sicherlich nicht. Er wird uns Gesprächsstoff für die nächsten Wochen und Monate liefern und uns zum Handeln bewegen, da bin ich mir sicher“, kommentierte der König in die Mikrofone, die ihm unter die Nase gehalten wurden. Doch was genau stand jetzt also in dem Papier, was der Rat während seiner bisher knapp zweijährigen Arbeit erarbeitet hatte? Beginnen wir zunächst mit den positiven Meldungen und den wichtigsten Kernaussagen.
„Die meadowhousischen Banken legen wesentlich mehr Geld zurück und stärken ihr Eigenkapital.“
Während der Rezession war festgestellt worden, dass die meadowhousischen Banken ein massives Eigenkapital-Problem aufweisen. Insbesondere bei der Schieflage der Meadowhousischen Staatskasse Anfang 1818 wurde dies deutlich, da die Kasse nur etwa 4% ihrer Bilanzsumme in ihrem Eigenkapital hielt und so für Insolvenzen extrem anfällig war. Diese Tendenz wurde auch bei anderen Banken festgestellt, wie etwa der Investmentbank Meadowhouse, die am Ende sogar für kriminelle Machenschaften ins Visier der Justiz geriet. Der Zaubererrat recherchierte ausführlich in den Bilanzen der meadowhousischen Banken am TROPO und an den internationalen Aktienmärkten und entdeckte dabei Frappierendes: „Wir mussten feststellen, dass von den von uns untersuchten Banken ein Anteil von 75% eine Eigenkapitalquote von unter 10 % aufweist. Der höchste Wert lag während der gesamten Untersuchung bei 24%. Das birgt Risiken, die eine weltweite Finanzkrise langfristig beinahe unausweichlich machen“, sagte Dumbledore. In den letzten Jahren mache sich jedoch ein Umdenken bei den Banken bemerkbar. „Der Anteil hat sich seit dem Geschäftsjahr 1817 kontinuierlich verringert. Aktuell haben nur noch 54% eine Eigenkapitalquote von unter 10%. Dies ist der Stand des dritten Quartals diesen Jahres“, beschrieb der Ratsvorsitzende und Bildungsdromorniss die Entwicklung. Dies sei ein eindeutig positiver Trend, der beibehalten werden müsse. „54% reichen hier jedoch noch längst nicht aus. Die Tendenz ist positiv, aber wir sind noch nicht über den Berg, was diese Gefahr angeht.“
„Die Macht einzelner Fonds und Ratingagenturen geht zurück.“
Der Zaubererrat stellte unter anderem 1818 fest, das einzelne Ratingagenturen und Fonds zu viel Macht auf sich vereint hatten. Zudem waren diese teilweise zu eng verwoben mit einzelnen Banken und Versicherern, sodass die Neutralität von Ratingagenturen durchaus angezweifelt werden konnte. „Die Agentur TerraCommerz beispielsweise vergab von 1812 bis 1817 in massiver Art und Weise positive Bewertungen an mittelländische Kreditunternehmen. Konkurrenten dieser Unternehmen wurden von TerraCommerz oft schlecht bewertet“, kommentierte Dumbledore mit erheblichen Sorgenfalten im Gesicht. Durch die Auflösung vieler undurchsichtiger Strukturen noch unter der Regentschaft eines Wirtschaftsdromorniss‘ Wilfried Betz und Finanzdromorniss Lord Knackser sei diese Verhandlungsmacht einzelner Institutionen spürbar gesunken. Auch sei das Vertrauen in Hedge-Fonds mit hohen Gewinnversprechen deutlich zurückgegangen, was ebenfalls zu einem Verlust der Monopolposition gewisser Fonds geführt habe, da diese nun neue Strategien zur Gewinnung neuer Kunden generieren müssten. „Generell kann man sagen, dass die meadowhousische Wirtschaft im Jahre 1820 nicht mehr von dem guten Willen und der Seriösität einzelner Fonds und Interessensgruppen abhängig ist, wie noch 1817. Auch dies ist ein sehr positiver Effekt, der sich eingestellt hat“, paraphrasierte Dumbledore.
Allerdings gab es auch durchaus negative Entwicklungen, die Sorgen bereiten, wie der Zaubererrat herausfand. Wir haben davon die wichtigsten zusammengefasst.
„Die Zockermentalität an den Börsen existiert nach wie vor.“
Dumbledore bemängelte die fehlende Einsicht im Wertpapierhandel am TROPO. Dort gebe es nach wie vor eine klare Tendenz zur Risikobereitschaft für die Möglichkeit hoher Gewinnausschüttungen. „Risikoavers ist an der Börse in Meadowhouse so gut wie niemand, außer vielleicht private Kleinanleger“, stellte er klar. „Es wird nach wie vor in Kauf genommen, dass man sich selbst oder jemand anderem faule Eier ins Nest legt, wie es so schön heißt, nur um eventuell eine hohe Rendite herzustellen.“ Das gelte für Unternehmen, ebenso wie für Privatanleger, die etwas Geld fürs Zocken übrig hätten. Dumbledore prangerte an, dass es in Meadowhouse nach wie vor keine Unterscheidung in der Besteuerung gebe, ob es sich um ein kurzfristiges oder ein langfristiges Halten von Aktien handelt. „Hier sind uns andere Staaten klar voraus.“ Es gab damit also doch eine subtile Handlungsempfehlung an die meadowhousische Regierung. Eine bessere Unterscheidung des Zwecks des Aktienhandels müsse geschaffen werden. Dumbledore sprach weiter über die Folgen einer zu großen Risikobereitschaft am Aktienmarkt: „Dadurch, dass eine hohe Rendite in den meisten Fällen mit einem sehr hohen Risiko verbunden ist, ist ein Wirtschaftswachstum auch immer gleichzeitig ein Risikowachstum. Man kann also nur mit einer gewissen Sorge ein Wachstum der Wirtschaft betrachten, was eigentlich nicht Sinn der Sache sein sollte.“ Ein konkretes Rezept, wie man die Einstellung am TROPO ändern könne, hätte er jedoch auch nicht. „Da müssen wir als Gesellschaft handeln. Es ist eine Sache von Akzeptanz und Ächtung, die wir hier noch stärker polarisieren sollten.“ Dass die Börsianer aus dem Crash von vor drei Jahren gelernt hätten, sei jedoch leider ein schöner Traum von Visionären geblieben. „Wir müssen feststellen, dass Gier und Rücksichtslosigkeit nach wie vor elementare Bestandteile des Börsengeschehens sind und insbesondere des Investmentbankings.“
„Gesetzeslücken bestehen nach wie vor und werden gnadenlos ausgenutzt.“
Der Politik König Percivals halte er zugute, dass sie vieles, was im Kapitalismus falsch läuft, erkannt hat und dagegen vorgeht. Jedoch müssen nicht nur Organe zur Überwachung eingeführt werden, wie vor allem das, dem Dumbledore selbst vorsitzt, sondern auch der Gesetzgeber müsse entsprechende Vorgaben und Leitplanken schaffen. „Eigentlich sind wir in Meadowhouse mit unseren Kapitalmarktgesetzen sehr gut aufgestellt“, bemerkte der Bildungsdromorniss. Jedoch hapere es an einigen Stellen an der Interpretationsdichte der Gesetze. „Wir haben teilweise mehrere Auslegungsformen bei Gesetzestexten, die vor den jeweiligen Gerichten mal so, mal so ausgelegt werden. Das sind klassische Schlupflöcher.“ Diese Schlupflöcher würden von den Banken gnadenlos ausgenutzt. „Da kann man den Banken fast keinen Vorwurf machen. Solche Lücken würde wohl jeder zu seinem Vorteil ausnutzen.“ Ein Beispiel für ein solches Gesetz sei etwa das Gesetz zur Besteuerung der Kapitalerträge. Hier gebe es keine Eindeutigkeit in der Version des Einkommensteuergesetztes und des Kapitalmarktgesetzes. „Im EStG finden sich teilweise andere Formulierungen, als im KapMG. Im EStG findet sich zur Regelung von 20%-Beteiligungen oder höheren Beteiligungen ein so vager Text, dem im KapMG sogar nach Auslegung einiger Anwälte und Gerichte widersprochen wird.“ Die Banken und Unternehmen fänden so Möglichkeiten, ihre Tochtergesellschaften so ineinander zu verschachteln, dass niemand mehr nachvollziehen könne, wer nun an wem beteiligt ist und wer nicht. „Ein Klassiker“, meint Dumbledore. „So können die Betroffenen den Gesetzgeber austricksen und dieser kann nicht einmal etwas dagegen tun.“ Dass es jedoch nicht einfach ist, hier durch gesetzliche Maßnahmen Einhalt zu gebieten, könne er nachvollziehen. „Manche Vorgänge sind nicht so einfach gesetzlich zu regeln. Da kommt es manchmal auch auf die Mannstärke einer Finanz- oder Aufsichtsbehörde an.“
Generell sprach Dumbledore von vielen Erfolgen in den letzten Jahren, die nun jedoch wieder aufs Spiel gesetzt werden könnten. Den Plänen Velka Fatras, die Wirtschaftssozialabgabe wieder abzuschaffen, stehe er sehr kritisch gegenüber, dies habe er ihm im Austausch auch klar gemacht. „Das Problem ist nur: Er ist im Weltpalast für die Wirtschaft und ich für die Bildung zuständig. Ich kann da außer meiner Stimmabgabe wenig ausmachen.“ Man könnte eventuell darüber nachdenken, ein Modell einer Wirtschaftssozialabgabe auf nationaler Ebene einzuführen. Allerdings mahnte auch er zur Vorsicht bei staatlichen Eingriffen, besonders nach den Eingriffen, die es bereits unter König Percival I. gab. „Die Erhöhung der Kapitalertragsteuer auf 34 % musste sich erst einmal eingrooven. Viele Unternehmen hat das anfangs vor große Probleme gestellt.“ Dass die Umsatzsteuer auf Finanztransaktionen nicht kam, sehe er bisher positiv. Es gebe auch nach wie vor keinen Grund, über eine Einführung nachzudenken. Percival hatte sich vorbehalten, diese zu erheben, falls der Zaubererrat klare Tendenzen eines anhaltenden „Haifisch-Kapitalismus“ offenlege. „Diese Tendenzen sind eindeutig nicht zu erkennen. Jedoch muss die Beobachtung weitergehen, denn nur so können wir Risiken schnell identifizieren und haben die Möglichkeit, einzugreifen bevor es zu spät ist“, merkte Dumbledore an. Anschließend kam auch König Percival I. zu Wort, nachdem er das Konglomerat an Beobachtungen und Analysen in Empfang genommen hatte. „Ich finde es sehr wichtig, was der Zaubererrat in Erfahrung gebracht hat und was er an Verbesserungsvorschlägen bereit hält“, sagte der Monarch auf der anschließenden Pressekonferenz. Er teile die Meinung Dumbledores, die Politik müsse dem Papier keine Folge leisten, ausdrücklich nicht: „Wir haben sogar die Verpflichtung, auf die Experten in unserem Land zu hören. Es steht, meiner politischen Auffassung nach, außer Frage, bei so komplizierten Themen wie dem Aktienmarkt, auf die Expertise der Leute zu vertrauen, die sich Tag für Tag damit befassen. Deshalb werde ich die Vorschläge des Rats aufnehmen und auf Burg Daunenfels zur Sprache bringen.“ Der Vorbehalt der Erhebung einer Umsatzsteuer auf Finanzgeschäfte bestehe nach wie vor. „Das sage ich auch gerne mit Nachdruck“, drohte Percival. Besonders ärgere ihn die fehlende Einsicht von Spekulanten. „Dass wir Fehler machen, die dann ausgenutzt werden, sehe ich ja noch ein. Daran müssen wir arbeiten und das Problem kenne ich auch schon seit einigen Wochen. Das werden wir in Angriff nehmen. Dass jedoch nach wie vor für den Profit so dermaßen über Leichen gegangen wird, ärgert mich maßlos. Manche scheinen ihr Gedächtnis und ihr Gewissen beim Gang an den TROPO abzugeben.“ Ein Freund der Börse war Percival I. noch nie gewesen, nun legte er noch einmal nach in seiner Kapitalismus-Kritik: „Es ist nicht nur menschlich sehr verwerflich, was da teilweise stattfindet, sondern auch noch in höchstem Maße dumm. Der Zaubererrat muss dringend seine Aufgaben weiter verfolgen, denn ich persönlich traue dem Geschehen an der Börse grundsätzlich nicht, das gebe ich hier gerne zu.“ Wenn es nach ihm ging, wären bereits 1818 weitaus einschneidendere Maßnahmen getroffen worden, diese wurden jedoch im Kabinett zurückgepfiffen. Dumbledore zeigte sich zufrieden mit den Maßnahmen, die getroffen wurden und vor allem auch mit denen, die nicht getroffen wurden. Auch die grundsätzliche Kritik Percivals teile er nicht, sehe jedoch auch nach wie vor eher die Risiken und Gefahren als die Chancen einer wachsenden Wirtschaft.
Zu guter Letzt ging es noch um die mögliche Titanien-Union. Laut Umfragen werden die beiden Initiatoren der Idee, Felix Westerholz und Thomas Bremersen noch in diesem Jahr beide wiedergewählt, was eine Weiterführung der Gespräche mit denselben Gesprächspartnern bedeuten würde. König Percival I. wiederholte sein Interesse an einer solchen Union, wies jedoch auch auf die Verantwortung hin, die er für sein Land und dessen mittelständische Unternehmen habe. „Wir können nicht einfach uns kopflos in den grenzenlosen Handel mit anderen Staaten werfen“, sagte er. Das würde eine Herabwertung der inländischen Wirtschaft und des Tropals bedeuten. „Deshalb bin ich ja auch kein Sozialist, wie mir gerne vorgeworfen wird. Ich habe schon ein Herz für die Wirtschaft, aber besonders für die bodenständige, lokale“, machte der König deutlich. Dennoch wolle er bei weiteren Gesprächen dabei sein und sich offen für Neuerungen zeigen. Mit welchem Ausgang sei derzeit aber noch völlig offen. Die Kritik Velka Fatras, Meadowhouse solle nicht so engstirnig denken und sich weltmännischer zeigen, wies König Percival I. zurück: „Ich kann die Schärfe des Wirtschaftsdromorniss‘ nicht verstehen. Wir haben genauso eine Verantwortung für die Liebe Welt, wie wir sie für unsere Bürgerinnen und Bürger haben. Zudem hat Velka Fatra sich auch gerne zuerst um Mittelland gekümmert, demnach halte ich diese Aussage für sehr unüberlegt und daher für kein großes Thema.“ Dumbledore wurde ebenfalls nach der Titanien-Union und seiner Meinung diesbezüglich gefragt. Er zeigte sich ebenfalls offen dafür, warnte jedoch auch mit Hinblick auf die Verflechtung der internationalen Finanzmärkte. „Wir haben bereits jetzt große Probleme, den Überblick zu behalten, was welche Folgen warum für wen haben kann. Wenn wir jetzt den freien Handel in einer riesigen Kontinentalunion einführen, führt das zu noch mehr Übersichtsproblemen. Eine solche Union wäre nur mit entsprechenden Institutionen möglich, wie einem Parlament oder einer Kommission.“ Selbstverständlich müsse man auch für die Kontrolle und Überwachung sorgen. „Vielleicht wäre ein titanischer Zaubererrat die Lösung“, lachte Dumbledore. Man darf also bereits gespannt sein, was der Zaubererrat in seinem nächsten Bericht im Wahljahr 1822 beinhaltet. Dieser wird mit Sicherheit einiges an Brisanz bringen. Und wer weiß – vielleicht reden wir dann schon über die Rolle von Meadowhouse in einer Titanien-Union.
Viele neue Namen zum Börsenjahr 1820/21 am TROPO – Gerhard Herme räumt Aufsichtsratsposten bei Crown-Line
Wie jedes Jahr zum 1. September tut sich so einiges an der meadowhousischen Börse in Wiesenhausen-Frankenthal. Oft war es in den vergangenen Jahren so, dass ein paar Unternehmen den TROPO aus den verschiedensten Gründen verließen und einige neu hinzukamen. In diesem Jahr gab es viele neue Namen und das erstaunliche war, dass kein Unternehmen aus der Börse ausschied. Und das trotz des immer noch fehlenden Aufschwungs. Das gab es so noch nie.
137 Unternehmen sind damit für das Börsenjahr 1820/1821 am TROPO gelistet. Das ist nach wie vor im internationalen Vergleich nicht sonderlich viel, jedoch gibt es wohl an kaum einer Börse eine solche Unternehmensvielfalt wie in Frankenthal. 12 neue Firmen traten am 1. September ihren Dienst am TROPO an, teils mit extra dafür geänderter Rechtsform, andere gaben bereits zuvor Unternehmensanteile heraus. Diese 12 Firmen teilen sich auf insgesamt neun verschiedene Sparten auf. Ein solcher Vorgang kann sich sehen lassen und bestätigt den Mythos vom fleißigen Meadowhouser. Auch für die Integration von Minderheiten in Meadowhouse stehen die neuen Unternehmen, denn vier Firmen gehören Angehörigen von Randgruppen wie Geistern, Drachen oder Hauselfen. Doch gehen wir sie der Reihe nach durch.
MeadowBoot ist, wie der Name bereits vermuten lässt, ein Bootbauer aus Saphirento. Die Firma beschäftigt rund 3500 Mitarbeiter und ist vor allem auf den Bau von Segelbooten spezialisiert. Bei der Isenregatta im April diesen Jahres war MeadowBoot bereits zahlenmäßig gut vertreten. Gleich sechs Teams fuhren mit einem Segelboot der Marke „MeadowBoot“. Der Börsengang war aufgrund des anhaltenden Segelbooms in Meadowhouse nur eine Frage der Zeit. Das Unternehmen expandierte die letzten Jahre mehr und mehr und konnte seinen Umsatz in jedem Jahr um mehr als die Hälfte erhöhen. Die Zahl der Mitarbeiter stieg schlagartig, für kommendes Jahr sind weitere 500 neue Stellen geplant. Neben Segelbooten ist MeadowBoot jedoch auch beim Bau von kleineren Motorbooten, Motoryachten, Kanus und Kajaks führend. Der Börsengang ist der nächste Schritt auf dem Weg zu einer eventuellen Stellung als Weltmarktführer.
PlasmaTec Rubinburgh ist ein Unternehmen dieser Zeit. Gerade bei der voranschreitenden Technisierung des Alltags bedarf es guten, führenden Firmen in dieser Branche, die „Gefertigt in Meadowhouse“ vertreiben. PlasmaTec Rubinburgh ist so eine Firma. Spezialisiert auf die Entwicklung neuester Visualisierungstechnologien kann PTR auch von den Plänen der Weltregierung im Bezug auf ein Billionen-Paket für die Subventionierung von Forschung zum Thema Künstliche Intelligenz profitieren. Da ist das Unternehmen ein wichtiger Zulieferer in der Kette der Forschung und Entwicklung. Zudem ist man in der Herstellung von hochauflösenden Fotoapparaten und in der Software-Optimierung tätig, was ebenfalls ein hohes Gewinnpotenzial aktuell bedeutet. Sollte es sogar zu einer angestrebten Kooperation seitens der Lieben Welt mit der Roboterwelt kommen, könnte PlasmaTec Rubinburgh tatsächlich zu einer echte Größe am TROPO heranwachsen.
Endlich ist es soweit! Der meadowhousische Versandhändler Geister-Blitzversand – eines der Unternehmen einer Minderheit in Meadowhouse – geht an die Börse! Und auch hier besteht gigantisches Potenzial. Durch die allgegenwärtige Erreichbarkeit und die unüberboten schnelle Lieferzeit – viele Produkte erhält man bereits wenige Stunden nach der Bestellung – kann der Geister-Blitzversand viele Konkurrenten in den Schatten stellen. Der einzige Nachteil ist die kostenpflichtige Mitgliedschaft, die man dafür abschließen muss. Sollte die noch wegfallen, bestünde wohl ein gigantisches Wachstumspotenzial. Aktuell ist noch keine Internationalisierung geplant, bei entsprechenden Erfolgen an der Börse könnte dies jedoch der nächste Schritt werden.
Eine weitere Minderheit, die mehr als fleißig ist, ist die der Drachen. Mit den Düsterwälder Drachensachen haben sie bereits eine große Firma am TROPO, nun kommt mit Lindwurm Drachenstahl noch eine weitere hinzu. Aus ihrem Blut und ihren Schuppen fertigen die Drachen damit einen Stahl, der wohl weltweit einzigartig sein dürfte. Durch seine „Unkaputtbarkeit“ und seine ewige Lebensdauer ist ein solcher Stahl eines der begehrtesten Produkte aus Meadowhouse. Konkurrenz käme dort lediglich aus Drachonien und Ceratoland. Lindwurm Drachenstahl betreibt seinen Hauptsitz inklusive Produktionsstätte in Wiesenhausen-Bruchhausen.
Die Südstrand-Muscheln sind dagegen ein ganz anderes Unternehmen. Der Großfischereibetrieb aus San Ignatio in Südstrand setzt bei der Muschelzucht auf einen biologisch-ökologischen Anbau mit Nachhaltigkeit. Entsprechend ist jedoch auch der Preis, was die Südstrand-Muscheln zu einem Luxusgut macht, das selbst im Excelsior eines der exklusivsten Gerichte auf der Karte ist. Neben Südstrand-Öl ist es nun das zweite große Unternehmen aus dem südlichsten Zipfel des Landes. Mal sehen, inwiefern die Muscheln ein Gegengewicht zum Öl darstellen.
Einer der größten – wenn auch körperlich gesehen kleinsten – Männer der meadowhousischen Börsenwelt ist Dobby. Mit der MaronGroup übernahm er 1812 die KAST.Teilmann und schuf damit endgültig ein Imperium. Nun gründete er die GranatGroup. Diese könnte ein ernsthafter Konkurrent für das bislang übermächtige K&A werden, zumal Dobby mit der GranatGroup nicht nur in den Edelsteinabbau, sondern auch in die Eisernte einsteigen will. Mit finanziellen Mitteln der MaronGroup soll auch die GranatGroup einen Raketenstart am TROPO hinlegen. K&A fürchtet bereits um seine Vormachtstellung und versucht nun, mit Millionenprogramm im Forschungs- und Entwicklungsbereich (F&E) seinen Vorsprung zu wahren. Gelingt der Start und expandiert die GranatGroup anschließend, könnte sogar die weltweite Vormachtstellung von K&A in Gefahr geraten. Für den Wettbewerb in diesem Bereich ist der Börsengang der GranatGroup ein Segen, das Quasi-Monopol von K&A sorgte für stagnierende Preise und kaum Auswahl auf dem Markt. So ähnlich begründete Dobby schließlich auch seine Entscheidung, ein solches Unternehmen als Schwesterfirma zu seiner nach wie vor erfolgreichen MaronGroup zu gründen und direkt an den TROPO zu führen. Die Investoren stehen Schlange, Dobby kann sich die Teilhaber also nahezu aussuchen. Nur im Bereich Astronomie hat die GranatGroup wohl keine Ambitionen, dort wird weiter K&A an vorderster Front kämpfen.
Ähnlich wie die Südstrand-Muscheln kommt auch die Isenfall AG aus der Lebensmittelbranche. Der Getränkehersteller bringt seit letztem Jahr nicht nur Mineralwasser und isotonische Getränke, sondern nun auch Bier auf den Markt und ist seitdem enorm gewachsen. Mit der Umwandlung in eine AG hat das Unternehmen vergangenes Jahr zudem die Grundlage für den Börsengang geschaffen, nun ist es soweit. Isenfall ist nicht nur eine regionale Marke, sondern kommt auch im Ausland gut an. Die Zahlen stiegen in diesem Jahr noch einmal deutlich an, sodass der 1. September wohl eher nicht als Risiko-Tag anzusehen ist. Auch für den Wettbewerb in Wiesenhausen und Umgebung ist das eine positive Nachricht, da im Bierbereich bisher die Wiesenhausener-Brauerei uneinholbar an der Spitze lag. Diese bekommt durch den Börsengang von Isenfall auch nun mehr Gegenwind.
Mendel und Stern ST ist dagegen wieder etwas ganz anderes. Die größte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft des Landes profitiert zum einen von der Dienstleistungsgesellschaft, die mehr und mehr Einzug erhält, zum anderen zuletzt auch von der Verfassungsänderung von Meadowhouse, in der meadowhousische Dienstleister explizit vor einer „Überschwemmung“ des Marktes geschützt werden. Man geht jedoch auch ein gewisses Risiko ein. Da man sehr von den Zahlen der Kunden, die oftmals selbst börsennotiert sind, abhängig ist, könnte der Rückzug eines wichtigen Kunden, beziehungsweise dessen Pleite einen selbst vor große Probleme stellen. Zudem ergibt sich nun ein ganz anderer interner Aufwand, sodass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft selbst nun von anderen Wirtschaftsprüfern überwacht werden könnte. Dies steigert die Kosten sehr extrem und könnte zunächst dazu führen, dass die Aktie anfangs nicht besonders wertvoll ist. Langfristig könnte sich eine solche Anlage jedoch gerade deshalb auszahlen.
Concertus Tickets ist der größte Online-Anbieter für Karten aller Art. Events wie Konzerte – daher auch der Name – Festivals, Theaterstücke, Opernaufführungen, Musicals, Sportveranstaltungen oder Reisepakete stehen im Angebotsrepertoire des Anbieters. Fast 25 % aller Karten laufen über diese Plattform. Nach der Einführung einer Tauschbörse ist die Nutzerzahl noch einmal in die Höhe geschossen. Angesichts der Tatsache, dass es kaum ein anderes börsennotiertes Unternehmen dieser Art am TROPO gibt, könnte das die große Chance sein, den eigenen Marktanteil noch weiter auszubauen.
Pixel-Frosch ist wohl vom Namen her eines der lustigsten Unternehmen, das neu an der Börse ist. Ein echtes Wiesenhausener Original hat das Unternehmen gegründet. Wie der Name verrät, ist dies Elfriede Frosch, die Frau des Kugelbahners Karl-Friedrich Müller und bekannt aus dem dritten MMS-Teil, als sie am Telefon unverkennbar meldete. Ihr Unternehmen war zunächst als lokales Technologieunternehmen mit dem Schwerpunkt auf Softwareherstellung und -entwicklung gedacht, es meldeten sich jedoch so viele potenzielle Investoren, dass sie sich für eine andere Rechtsform und sogar den Börsengang entschied. Bei der Art der Software gibt es keine Grenzen. Von Spielsoftware bis hin zu Überwachungssoftware ist alles im Angebot von Pixel-Frosch. Ein weiteres Unternehmen, das vielleicht genau zum richtigen Zeitpunkt an die Börse geht, denn auch hier winken Millionen-Subventionen.
Drachenhügel-Silberbohnen kommt dann wieder aus der Lebensmittelbranche. Möller Goldbohnen bot hier das beste Beispiel für einen gelungenen Börsengang eines Lebensmittelunternehmens. Die Marke „Drachenhügel“ kommt gerade in Zusammenhang mit Lebensmitteln gut an, Silberbohnen wachsen dort das ganze Jahr über und sind für ihren süßlichen Geschmack bekannt. Jedoch sind nun schon einige Lebensmittelunternehmen am TROPO gelistet und man darf gespannt sein, ob jedes Unternehmen diesen gewagten Schritt problemlos übersteht.
Das letzte Unternehmen unserer Liste ist dann ein ganz besonderes. Die Meadowhousische Sternwarten AG ist ein privat finanziertes Forschungsunternehmen, das vor allem vom lukrativen Geschäft der Astronomie profitiert. Es ist eng mit K&A verknüpft und liefert wichtige wissenschaftliche Informationen für Weltraummissionen, Rohstoffgewinnung und ähnliches. Damit ist es jedoch auch stark vom Erfolg von K&A abhängig, da es bislang keinen wirklichen Alternativkunden für die Meadowhousische Sternwarten AG gibt. Mit dem Börsengang will man sich nun unabhängiger machen, neue Sponsoren und Investoren und somit auch Neukunden gewinnen, um sich ingesamt breiter aufzustellen.
TROPO-Chef Valentin Nuhrhoff begrüßte am 1. September die Vertreter der neuen Unternehmen an der Börse und wünschte Ihnen einen guten Start und viel Erfolg. Dass kein Unternehmen den TROPO verließ bezeichnete er als „Riesenerfolg für Meadowhouse“. Mit den jetzt 137 börsennotierten Firmen steht Meadowhouse jedoch nur auf Platz 45 weltweit. Das sei nach gerade einmal zehn Jahren Staat noch nicht verwunderlich und der Trend zeige ja ganz klar nach oben. Dass man mit so wenig Unternehmen jedoch einen so großen Einfluss auf das internationale Wirtschaftsgeschehen habe, sei Zeichen für eine große Bedeutung meadowhousischer Produkte in der Welt. Einen Abgang vom TROPO gab es dann aber auch, wenn auch nur einen personellen.
Gerhard Herme, der 1813 die damals in Schieflage geratene Reederei Crown-Line als Vorstandschef übernahm, an der Börse sanierte und zu neuen Erfolgen führte, trat nun nach über sieben Jahren Konzernzugehörigkeit als mittlerweile Aufsichtsratschef zurück. Er gibt das Amt zum 31. Dezember ab, wie es heißt, aus persönlichen Gründen. Er sieht das Unternehmen gut aufgestellt: „Ich habe als Vorstandschef mit am Wiederaufbau und an der Weichenstellung für die Zukunft gearbeitet, als Aufsichtsratschef die Umsetzung der angestoßenen Vorgänge überwacht und sehe die Crown-Line nun auf ganzer Linie gut gerüstet. Dem Unternehmen stehen große Zeiten bevor und ab jetzt soll jemand Neues das Ruder übernehmen. Ich sehe meinen Job als erfüllt an“, wird Herme auf der Unternehmenshomepage zitiert. Damit verabschiedet sich Herme nach seiner Abwahl als Justizdromorniss vor knapp einem Jahr nun auch von der wirtschaftlichen Bühne. Noch ist er Trainer beim KFE Selle-Royal in der Koenigsliga, aber auch dort wird er maximal noch bis 1822 arbeiten. Es scheint so, als ob eine echte Größe sich schrittweise aus der Öffentlichkeit verabschiedet.
Vorstoß von Bremersen und Westerholz – Atlantis und Westparadies wollen Wirtschaftsunion gründen
Es ist ein Statement, was die ganze Welt aufhorchen ließ. In Form einer gemeinsam verfassten Erklärung gaben Atlantis‘ Ministerpräsident Thomas Bremersen und Westparadies‘ Ministerpräsident Felix Westerholz bekannt, Gespräche über eine Wirtschaftsunion aufnehmen zu wollen und weitere Staaten dazu zu motivieren. Die 17-seitige Erklärung knüpft an die Visionen von Wirtschaftsdromorniss Velka Fatra an und nimmt auch Referenz zu den mittlerweile schon relativ weit fortgeschrittenen Gesprächen über die Atca-Union, einer Wirtschaftsgemeinschaft zwischen Mittelland, Avasjanrav, Blumenparadies, Rhûen und Miwan. Es wäre eine der größten wirtschaftlichen Neuordnungen der Lieben-Welt-Geschichte.
Bremersen und Westerholz traten bei einem gemeinsamen Staatsbesuch am vergangenen Dienstag in Ranjos vor die Presse. Eigentlich sollte es um gemeinsame Terrorschutzprogramme gehen, die beide Länder seit 1811 vorantreiben und um den Aufkauf von Handelsschiffen aus Atlantis an Westparadies. Was die beiden Ministerpräsidenten dann jedoch erklärten, hatte rein gar nichts mit den eigentlich auf der Agenda befindlichen Punkten zu tun. „Wir sind heute zu Ihrer Überraschung vielleicht nicht hier, um den erfolgreichen Abschluss von Kaufverträgen über 61 Handelsschiffe oder für neue Schritte in unserem Terrorschutzprogramm. Wir sind heute hier, um einen Meilenstein in der Geschichte der Lieben Welt zu setzen.“ Rumms! Damit hatte Thomas Bremersen plötzliche Stille im Saal verordnet, selbst die vorher noch so eifrig schnappenden Geräusche der Fotoapparaten der Journalisten verstummten nun. Was zuerst wie eine hohle Phrase eines Staatsoberhauptes klang, verdeutlichte sich jedoch nach und nach zu einer wirklich konkret bevorstehenden Änderung der wirtschaftlichen Ordnung in Titanien. „Wir möchten unter Bezugnahme auf die großen Herausforderungen von technologischem Fortschritt, Bevölkerungszunahme und Globalisierung rund um den Planeten, das wirtschaftliche Zusammenleben vereinfachen, indem wir eine Wirtschaftsgemeinschaft anstreben“, bekannte Felix Westerholz. „In dieser Wirtschaftsgemeinschaft soll es keine Zölle mehr oder sonstigen Einfuhrsteuern, keine Einreisebedingungen, sprich keine sicht- oder spürbaren Grenzen mehr geben.“ Noch dachte jeder der Anwesenden, dies sei einfach eine leicht übertriebene Ankündigung eines Freihandelsabkommens, wie es sie zu hunderten auf der Lieben Welt gibt, doch weit gefehlt: „Nicht nur Westparadies und Atlantis streben dies an, wir möchten auch andere Staaten mit ins Boot holen. Lasst uns eine große Gemeinschaft gründen, in der wir unkomplizierter, schneller und freier leben“, forderte Bremersen. Dazu wolle man auch eng mit dem Palaces Monda zusammenarbeiten, insbesondere mit den Dromornissen Fatra, Knackser, Moleskar, Winter und Sininger. „Die Frage ist hierbei: Welche Möglichkeiten haben wir für eine Wirtschaftsunion? Welche rechtlichen Hürden gibt es? Bei welchen Ländern ist dies mit der Verfassung vereinbar?“, erklärte Westerholz. Ebenfalls wollen die beiden Staatschefs Rechts- und Wirtschaftsexperten mit ins Boot holen, ein sogenanntes „Expertenkonglomerat“, das die entscheidenden bürokratischen Aspekte herausarbeiten und die wirtschaftlichen Vor- und Nachteile erläutern soll. Dabei sei man sich jedoch sicher und einig, dass die Vorteile die Nachteile eindeutig überwiegen werden, bekräftigten Weterholz und Bremersen. „Wir haben das bereits in unseren Regierungen mit vielen Experten vielseitig durchgekaut. Für Westparadies und Atlantis böte eine solche Union weit mehr Vor- als Nachteile. Wie sich das bei anderen Staaten verhält, ist unter anderem die Aufgabe unseres Konglomerats, für das wir die einzelnen Personen noch bestimmen wollen“, so Bremersen. Die entsprechende Gemeinschaft, so sie denn komme, könne verschiedene Namen tragen. „Titanische Union, Titanische Wirtschaftsunion oder -gemeinschaft, dies hängt auch von den Staaten ab, die letztendlich eintreten wollen“, erklärte Westerholz zu den anwesenden Journalisten, denen diese Frage auf den Nägeln brannte. Nach gut 30 Minuten war die Pressekonferenz beendet und die Dossiers liefen jetzt erst richtig heiß. Und der Betrieb in den titanischen Regierungsvierteln erst recht.
„Wir sind zunächst überrascht über den plötzlichen Vorstoß von Felix Westerholz und Thomas Bremersen“, sagte König Percival I. auf einer wenig später anberaumten Presserunde vor gefühlt hundert Mikrofonen. „Jedoch wollen wir heute noch nichts bewerten, wir werden uns mit ihnen in Kontakt setzen und sehr genau die Einzelheiten besprechen, die sich meine Kollegen dabei vorgestellt haben. Wir stehen so einer Gemeinschaft grundsätzlich positiv gegenüber, solange wir jedoch nichts Genaueres wissen, halten wir uns mit bewertenden Äußerungen vorerst zurück“, erklärte der König. Wirtschaftsminister Voldemort (BdH) äußerte sich ähnlich: „Der Vorschlag birgt einige interessante Inhalte, mit denen wir uns selbstverständlich intensiv auseinandersetzen werden. Sobald konkret feststeht, wie die Union aussehen soll, werden wir auch für Meadowhouse eine Entscheidung treffen.“ Auch Meadowhouse werde eine Expertengruppe mit der Ermittlung der Vor- und Nachteile für Meadowhouse und für Titanien beauftragen. Eines könne Voldemort aber versprechen: „Sobald auch nur ein gravierender Nachteil für unser Land heraussticht, werden wir uns gegen eine solche Gemeinschaft aussprechen.“ Von einer Wirtschaftsgemeinschaft müssten schließlich alle Beteiligten profitieren. Finanzminister Hubmaier (VCS) sah den Vorstoß von Westerholz und Bremersen jedoch etwas kritischer: „Wir würden hier bereits in den Vorbereitungen massive Kostenanstrengungen bemühen müssen. Wir reden hier von Summen in hohen Milliardenbeträgen und das in einer noch kritischen weltweiten Finanzsituation. Wenn wir mit der Kreditreform von Velka Fatra leben müssen, und danach sieht es aktuell ja aus, können wir uns nicht gleichzeitig in so ein Projekt mit ungewissem Ausgang stürzen. Bevor Verhandlungen aufgenommen werden, muss bereits klar sein, was die Verhandlungen, Gutachten, Einschalten von Experten, Prognosen und so weiter kosten werden.“ Er wolle lieber kein Risiko eingehen und sprach dabei auch noch einmal die Meadowhousische Staatskasse an, die langsam wieder aufgebaut werden müsse. Auch Parteikollegen von Hubmaier zeigten sich eher kritisch einer solchen Gemeinschaft gegenüber, sehen das Problem aber grundsätzlicher: „Wir haben bereits Freihandelsabkommen mit zwei Dritteln der titanischen Staaten abgeschlossen. Ich kann nicht erkennen, warum wir jetzt plötzlich eine riesige Union bilden wollen, die ja eigentlich nur ein Gerüst um die vielen Handelsabkommen darstellt. Da stellt sich meiner Meinung nach ganz grundsätzlich die Sinnfrage“, kritisierte VCS-Chef Karl Boerenberg. Auch der Zweite Minister Jens Dinkhoff äußerte sich ähnlich. Beim BdH dagegen sieht man dem Vorhaben deutlich positiver und aufgeschlossener entgegen. Neben dem Statement von Wirtschaftsminister Voldemort gaben auch Reichskanzler Sebastian Schwalbenschwanz und Erste Ministerin Geraldine Ginsterkatze Einschätzungen zum Vorstoß aus Ranjos ab. Kanzler Schwalbenschwanz zeigte sich erfreut über den Vorschlag: „Erstmal ist es wichtig, dass wir hier in Titanien Visionen haben, die in die Tat umgesetzt werden. Ich gratuliere deswegen auch Felix Westerholz und Thomas Bremersen, dass sie zusammen eine solche Zukunftsvision gestaltet haben und diese Idee, noch bevor konkrete Sachverhalte feststehen, nach außen getragen haben. So bleiben genug Zeit und Verhandlungsspielraum für alle titanischen Staaten, um sich mit diesem Projekt anzufreunden oder auch nicht.“ Geraldine Ginsterkatze sieht großes Potenzial für Meadowhouse, in mehrfacher Hinsicht: „Man muss klar sehen, auch auf anderen Welten gibt es viele Beispiele dafür, dass Staaten von Wirtschaftsgemeinschaften in einem Großteil der Fälle kurz-, mittel- und langfristig profitieren. Ich sehe für Meadowhouse ein großes Potenzial an Wirtschaftswachstum durch uneingeschränkteren Handel mit anderen Ländern, bildungspolitisch wird sich sehr viel tun, wenn junge Menschen aus aller Welt plötzlich in Meadowhouse studieren können und auch umweltpolitisch lässt es sich viel leichter zusammenarbeiten, wenn wir uns an gemeinsam aufgestellten Richtlinien orientieren können.“
Von der WVD kommt dagegen ähnlich wie von der VCS Zurückhaltung. Außenminister von Ryssen äußerte sich noch am offensten, wohl auch seines Amtes geschuldet: „Mit anderen Staaten in engem Kontakt zu stehen, hat noch niemanden geschadet, auch nicht wirtschaftlich. Ich sehe daher gute Chancen, dass wir, wenn eine solche Union streng mit den meadowhousischen Interessen abgeglichen wurde, davon profitieren könnten.“ In seiner Partei jedoch sieht man mehrere Gefahren durch eine Wirtschaftsunion. Vor allem um die Autarkie von Meadowhouse wird sich gesorgt. „Langfristig kann es passieren, dass durch den zollfreien Handel und Warenaustausch, wir unsere meadowhousischen Produkte für unter Wert ins Ausland schaffen. Unsere meadowhousischen Produkte sind als erstes für Meadowhouse gedacht“, stellte Parteichef und Reichspräsident Ewald Basilisk klar. Er mahnte, man dürfe nicht zulassen, dass der meadowhousische Markt von ausländischen Produkten überschwemmt werde, die die meadowhousischen Produkte aus dem Markt verdrängen. Auch Wiesenhausens Bürgermeister Stefan Cornelius sieht die Gefahr einer Entwertung von meadowhousischen Gütern: „Wir haben vor allem in Wiesenhausen großartige Erzeugnisse. Düsterwälder Drachensachen, die AWM, die MaronGroup. Wenn wir jetzt die Zölle für ausländische Produkte streichen, könnte das so manche mittelständische Unternehmen aus Meadowhouse in die Knie zwingen.“ Auch herrscht bei der WVD Einigkeit über die Gefahr der Machtverlagerung. „Für Meadowhouse wollen wir unsere Regeln selbst bestimmen. Wenn eine solche Gemeinschaft bedeutet, dass sich deren Recht über das nationale Recht hinwegsetzt, kann es für uns eine solche Gemeinschaft nicht geben. Es muss daher gewährleistet sein, dass kein Staat seine Souveränität einbüßt“, warnte Arbeitsminister Setterstedt. Hier könnte ein neuer Krisenherd für die ohnehin schon angeschlagene Regierung geliefert worden sein, da VCS und WVD dem ganzen eher ablehnend gegenüber stehen, während der BdH sich auf weitere Einzelheiten freut. König Percival hat sich bisher sehr zurückgehalten in seinen Kommentaren, aber auch er wird eine klare Meinung dazu finden, dafür ist er wie schon sein Vorgänger König Johannes bekannt. Von den Oppositionsparteien begrüßten FED, MSP und MP das Vorhaben ausdrücklich und sprachen von großartigen Chancen für Land und Ausland. „Dadurch könnten wir für eine nie dagewesene Zusammenarbeit sorgen, Kriege verhindern, Handel betreiben und Milliarden Menschen ein riesiges Maß an Freizügigkeit bescheren. Das wäre eine fantastische Reform“, sagte FED-Chefin Weinandt. Auch MSP und MP erhoben die Stimmen auf ähnliche Weise. Die MCM zeigten sich zunächst etwas irritiert ob der Plötzlichkeit des Vorstoßes aus Ranjos, jedoch hob Parteichef Knucker auch die Wachstumschancen hervor, betonte jedoch auch, dass man sich die Einzelheiten erst einmal genau ansehen müsse und auch mögliche Teilnehmer im Blick haben müsse.
Im Ausland fielen die Reaktionen teils sehr positiv, teils aber auch gemischt aus. Komplett einig war sich wohl keine einzige Regierung über das, was Westerholz und Bremersen am Dienstag da abgaben. Vor allem aus Südtitanien kam große Freude und Lob, im Osten und Norden des Kontinents war man sich dagegen noch uneinig, wie man den Schritt zu interpretieren habe. Viele Medien, auch meadowhousische wie das Zeitungsgespenst oder der Saphir-Kurier, hoben den Zeitpunkt dieses Vorschlags hervor. In Westparadies steht diesen Herbst die Parlamentswahl an, in Atlantis im kommenden Jahr. Beide Ministerpräsidenten wollen wiedergewählt werden, von daher darf diese Maßnahme in der Wahl ihres Zeitpunkts wohl auch als sehr taktiert beschrieben werden. Diamantinas Präsidentin Irina Pawlowa zeigte sich irritiert, warnte ähnlich wie die WVD vor „Entsouveränisierung der Nationalstaaten“, auch Magabieniens Präsident Ivan Restripov kritisierte den Vorstoß als „Alleingang ohne erkennbares Motiv“. Auch Grünlands Bundeskanzler Grünbaum zeigte sich zurückhaltend, jedoch offen gegenüber Gemeinschaftsüberlegungen. Im Süden dagegen freut man sich über die Idee, vor allem da sie aus zwei reichen Nationen stammt, die üblicherweise eher gegen Wirtschaftsunionen sind. Mompracems Ministerpräsidentin Vela Higula sprach von „großartigen Entwicklungen“ und sie sei froh, dass man endlich auch dem Beispiel der Baumhauswelt, der Erde und der Geisterwelt folgen würde. „Da hat sich schließlich gezeigt, was Gemeinschaft heißt. Ganz nebenbei können dadurch auch militärische Gefahren gebannt werden, denn wo gehandelt wird, fallen keine Bomben.“ Gerade aus dem Süden kam auch sehr schnell die Bereitschaft, an ernsthaften Verhandlungen über eine solche Revolution der titanischen Wirtschaft teilzunehmen. Bis dahin müssten jedoch die Rahmenbedingungen ganz klar abgesteckt werden. Wirtschaftsdromorniss Velka Fatra begrüßte den Schritt außerordentlich und bot sofort Unterstützung an und sicherte die Teilnahme an möglichen Verhandlungen zu. „Erst haben wir solche Pläne in Atcanien, jetzt in Titanien. Ich bin sehr begeistert, so können wir die Wirtschaft der Lieben Welt völlig neu gestalten“, sagte der Mittelländer in einem Interview im paradiesischen Fernsehen. Weltkaiser Apfulkrax zeigte sich ebenfalls erfreut: „Der Vorstoß zeigt, dass die Staaten miteinander sprechen und etwas bewegen und gestalten wollen. Dies könnte ein weiterer großer Schritt in eine Zukunft von großem Wohlstand auf der Lieben Welt sein und könnte das Vorhaben der Treppe 1830 nicht nur unterstützen, sondern entscheidend voranbringen.“
Einer der wichtigsten Punkte aus meadowhousischer Sicht könnte jedoch die Frage nach einer gemeinsamen Währung sein. Der Tropal, erst knapp zehn Jahre die Währung in Wiesenhausen und ab 1812 dann auch in den Ostgebieten, solle auf keinen Fall aufs Spiel gesetzt werden, mahnen Wirtschaftsexperten. Für die WVD und die VCS ist diese Frage ein rotes Tuch. Auch Politiker von anderen Parteien sehen dieses Thema aufgrund der gesellschaftlichen Bedeutung und der Stärke des Tropals international gesehen, kritisch. Nach Informationen und Aussagen aus Ranjos und Stadt am Ufer sollen solche Bestrebungen nach einer einheitlichen gemeinsamen Währung jedoch aktuell nicht bestehen. Von vielen, aber insbesondere von dieser Frage wird auch abhängen, ob Meadowhouse letztlich dem Projekt ablehnend oder zustimmend gegenübersteht. Jedoch werden bis dahin noch viele Prozesse in Gang gebracht und wir dürfen uns auf viele spannende Neuigkeiten freuen.
Fatras erste Amtshandlungen als Wirtschaftsdromorniss polarisieren – weltweite Finanzlage erholt sich langsam
Er ist zurück im Palaces Monda und tut direkt das, was er am besten kann. Polarisieren. Velka Fatras erste Pläne zur Umstrukturierung der Weltwirtschaft erzürnen Skeptiker und Arbeitnehmerverbände, die Unternehmerverbände dagegen frohlocken. Die Lage in der internationalen Finanzwelt scheint sich dagegen wieder zu entspannen.
Er wetterte bereits im Wahlkampf gegen die Wirtschaftssozialabgabe, gegen die strikte Regulierungs- und Überwachungspolitik seines Vorgängers Wilfried Betz und gegen die Freiheit, die man Gewerkschaften im Laufe der Legislaturperiode Betz‘ einräumte. Er kritisierte, man verschlimmere die Lage noch, indem man repressive Politik betreibe, anstatt das Vertrauen der Märkte wieder herzustellen. Er wurde ganz knapp zum Wirtschaftsdromorniss gewählt, es ist nach 1811 bis 1815 seine zweite Einstellung in diesem Amt, nachdem er 1815 mit seiner Kandidatur auf den Posten des Weltkaisers am Lieben Apfulkrax gescheitert war, mit dessen Politik er mittlerweile jedoch nach eigener Aussage äußerst zufrieden ist. Sein wichtigstes Projekt, eine weitreichende Kreditreform auf internationaler Ebene, steht nun kurz vor dem Abschluss. In naher Zukunft sollen dann auch Staaten direkt am wirtschaftlichen Geschehen teilhaben können, nicht nur in Form von Wertpapieren wie zum Beispiel Staatsanleihen, sondern auch durch die direkte Vergabe von Darlehen und Krediten an Unternehmen und Banken. Kritiker sehen diese Reform als sehr riskant an, Befürworter sprechen von der besten Lösung aus Krisen heraus. Die Anforderungen zur Vergabe solcher Kredite sollen geringer sein, als bei der Vergabe durch Kreditinstitute.
„Damit können wir ganz schnell und unkompliziert Wege finden, wie wir sanierungsbedürftigen Unternehmen, die ganz eindeutig systemrelevant sind, aus der Klemme helfen“, bekräftigt Fatra sein Prestigeprojekt. „Wege aus der Krise führen nur über Investitionen. Und durch diese Reform rechnen wir mit einem Investitionsvolumen von mehreren hundert Billionen Schillingen pro Jahr.“ Viele Wirtschaftsexperten sehen in seinem Vorhaben einen sehr mutigen Schritt, der bei richtiger Anwendung tatsächlich sehr schnell gewünschte Effekte erzielen könnte. „Vertrauenswürdiger als Staaten können Kreditgeber nicht sein. Daher sind die Ausfallrisiken extrem gering, wodurch Unternehmen schnell wieder auf die Beine kommen würden“, sagt zum Beispiel TROPO-Chef Valentin Nuhrhoff. Nuhrhoff, von dem einige Medien behaupten, er könne der nächste Chef der Meadowhousischen Staatskasse werden (Heinrich Luskas Vertrag endet 1821), führt darüber hinaus die Baumhauswelt als Beispiel an: „1813 hatte eine der größten Banken der Baumhauswelt, die Schlaben-KKB, massive Liquiditätsprobleme, die existenzbedrohend waren. Mit einer Ausnahmeregelung konnte der betreffende Staat damals einen Kredit von umgerechnet rund 110 Milliarden Schillingen an die Bank geben, die sich daraufhin sehr schnell wieder erholte. Heute, sieben Jahre später, ist der Kredit samt Zinsen inzwischen vollständig getilgt, so gut geht es dem Institut heute. Die Meadowhousische Staatskasse würde mit einer solchen Regelung gar nicht mehr in die Lage geraten, in die sie Anfang 1818 geraten war.“ Damals klaffte eine gigantische Lücke im Vermögen der Staatskasse, die nur durch eine Finanzspritze aus einem internationalen Fonds und wohl auch unter großer Mithilfe des Finanzministeriums geschlossen werden konnte. Heute schreibt die Staatskasse zum ersten Mal seit Frühling 1817 wieder deutliche schwarze Zahlen.
Es gibt jedoch nicht nur Befürworter von Fatras Kreditreform. Kritiker werfen dem Wirtschaftsdromorniss ein gewagtes Spiel mit dem Feuer vor, in dem er noch größeren Schaden anrichten könnte, als den, den er meint, beheben zu können. „Es ist ganz eindeutig, dass Fatras Reform bedeutet, dass Staaten zu klaren Teilnehmern auf den internationalen Finanzmärkten werden. Das können sie aber gar nicht, da sie keine Unternehmen sind. De facto behandelt Herr Fatra sie aber als solche“, mahnt etwa Burkhard Weber, Finanzanalyst des Fachmagazins ECO. „Die Gefahr, dass im Falle einer erneuten schweren Krise, ganze Staaten unmittelbar in den Abgrund gezogen werden, ist unübersehbar. Der Wirtschaftsdromorniss denkt bei seinen Plänen leider nur sehr kurzfristig.“ Darüber, dass diese Pläne ein schnelles Ende der Rezession herbeiführen können, ist man sich beinahe auf der ganzen Welt einig. Dass jedoch langfristig daraus eine Katastrophe resultieren könnte, sehe Fatra nicht, so seine Kritiker. Laut Weber zieht auch Nuhrhoffs Vergleich mit der Schlaben-KKB nicht: „Die Baumhauswelt hat der Schlaben-KKB nur geholfen, weil es dort für solche Fälle eine absolute Ausnahmeregelung gibt. Herr Fatra will aus dieser Ausnahmeregelung auf der Lieben Welt eine allgegenwärtige einfache gesetzliche Möglichkeit schaffen. So etwas ist nicht vergleichbar.“ Darauf angesprochen entgegnete der Wirtschaftsdromorniss, dass er selbst nicht einfach ein neues Gesetz schaffe, da jeder Staat es letztendlich selbst zu entscheiden hätte: „Ich schreibe keinem Staat vor, ob er ein solches Gesetz verabschiedet oder nicht. Jedes Land hat individuell die Möglichkeit, die Rahmenbedingungen für die Reform zu schaffen, oder dies zu unterlassen. Wem das Risiko zu hoch ist, der braucht es nicht einzugehen.“ Bei Burkhard Weber verursacht diese Aussage nur Kopfschütteln: „Velka Fatra weiß ganz genau, dass, wenn ein Staat dem zustimmt, es automatisch auch alle anderen Staaten ebenfalls einführen müssen, die zum ersten Staat Handelsbeziehungen pflegen, da sonst ein krasser Wettbewerbsnachteil entsteht. Diese Aussage ist ein Alibi, mit dem er jetzt schon in geweiser Voraussicht die Verantwortung von sich schiebt.“ Auch Gewerkschaften, Arbeitnehmerverbände und Verbraucherzentralen schlagen Alarm, da sie befürchten, das Geld für Kredite könnten Staaten aus öffentlichen Kassen nehmen. Fatra entgegnete dem, er werde sich sofort einschalten, wenn ein Staat dies tatsächlich machen sollte. Die gesetzlichen Beschränkungen hierfür müssten klar eingehalten werden.
Doch nicht nur die Kreditreform hat Fatra auf den Weg gebracht. Er hat weitreichende Visionen für die Liebe Welt geplant. Wie er bereits im Wahlkampf ankündigte, will er rund 900 Milliarden Schillinge in die Erforschung der künstlichen Intelligenz investieren. Dazu will er über Außendromorniss Hemes Rems einen engen Draht zur Roboterwelt knüpfen, und eine Kooperation anstreben. „Zusammen mit der Roboterwelt können wir ein enormes Potenzial ausschöpfen, wir reden hier von Millionen neuer Arbeitsplätze und einem Investitionsvolumen knapp unter der Billionen-Grenze“, betont der Wirtschaftsdromorniss. Konservative Kreise, auch aus seinem Heimatland Mittelland, kritisieren dieses Vorhaben, sehen das Wachstumspotenzial im technischen Bereich bereits weitestgehend ausgeschöpft, befürchten jedoch auch den Kontrollverlust bei einem zu hohen Einsatz von KI. Auch Arbeitnehmerverbände sehen dieses Vorhaben kritisch, da sie genau das Gegenteil von dem befürchten, was Fatra als positiven Effekt anführt. „Durch KI werden wir langfristig Arbeitsplätze verlieren, nicht hinzugewinnen“, merkt sogar Arbeitsminister Alfons Setterstedt (WVD) an. Es gibt jedoch hier auch sehr viele Unterstützer von Fatras Plänen, auch Sozialdromorniss Amadeus Sininger, der entgegen der Meinung vieler Arbeitsminister, gute Chancen für den weltweiten Arbeitsmarkt sieht: „Die Menschheit hat sich schon mehrmals Sorgen gemacht, dass durch den technischen Fortschritt Arbeitsplätze verloren gehen. Bisher ist immer das Gegenteil von dem passiert, es sind mehr Arbeitsplätze entstanden. So sehe ich das hier auch. Vor allem technische Berufe werden unheimlich von diesem Investitionsprogramm profitieren. Ich sehe durch Velka Fatras Plan sehr gute Möglichkeiten für die Arbeitsmärkte.“
Darüber hinaus will der Wirtschaftsdromorniss die Weltwirtschaft „smarter machen“, wie er es nennt. Er plant Gespräche mit mehreren Staats- und Regierungschefs, sowie deren Wirtschafts- und Finanzministern, um auszuloten, wie deren Standpunkte zu einer Wirtschaftsgemeinschaft aussehen. „Ich denke, es könnte unheimlich viel bewegen, wenn wir Wirtschaftsgemeinschaften bilden, in denen freier Handel, offene Grenzen und stabile Handelsbeziehungen herrschen. Es gibt in anderen Welten bereits viele solcher Gemeinschaften, nur wir auf der Lieben Welt haben so etwas gar nicht. Wir schließen bestenfalls Deals mit anderen Staaten ab, die aber auch nur bilateral sind und immer wieder erneuert werden müssen“, erklärte Fatra. Multilateralität sei hier das Stichwort. Er plane auch nicht eine große Gemeinschaft, sondern mehrere kleine, die wiederum untereinander Freihandelsabkommen abschließen können. Sehr konkrete Planungen gäbe es bereits für eine Gemeinschaft aus Mittelland, Rhûen, Avasjanrav, Blumenparadies und Miwan. Diese könnte den Namen Atca-Union tragen. Sehr weit fortgeschritten sind diese Gespräche und Planungen aber noch nicht. Diese Äußerungen Fatras fielen auch immer mal wieder im Wahlkampf, waren dort aber eher als langfristige Visionen gedacht. Dass er jetzt aber nach ein paar Monaten im Amt bereits solche Gespräche führen will, zeigt eine fast schon hektische Betriebsamkeit des Wirtschaftsdromornisses. Ob er mit solchen Plänen weit kommt, ist jedoch noch völlig unklar. Wirtschaftsminister Voldemort und Außenminister von Ryssen zeigten sich auf Nachfrage eher zurückhaltend, aber betonten auch, dass man sich erst einmal ein Bild über die Vorstellungen Fatras machen müsse. Auch König Percival zeigte sich grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber solchen Plänen. Mit Innendromorniss Kalaar Moleskar hat Fatra jedoch nach eigener Aussage über dieses Vorhaben noch nicht gesprochen. Doch auch dieser hat sich immer wieder positiv über Handelsgemeinschaften geäußert.
Die Weltwirtschaft ist derweil im Begriff, sich wieder langsam zu erholen. Nach dem Börsencrash vor zweieinhalb Jahren wurde das verhindert, was in vielen Beispielen auf anderen Welten immer wieder passiert ist. Eine Währungskrise. Schilling, Tropal und Pfund verloren zwar erwartungsgemäß, jedoch nicht so viel wie teilweise in anderen Krisen. Als 1711 die Börsen weltweit ins Bodenlose stürzten, gab es eineinhalb Jahre später einen Laib Brot für 10.000 Taler. Als Konsequenz wurde 1730 der Schilling eingeführt, der noch heute die am weitesten verbreitete Währung der Lieben Welt ist. So wird der September 1817 wohl eher als „Schock“ in die Geschichte eingehen, eine wahrhafte Krise brach trotz wankender Weltwirtschaft nie wirklich aus. Bis heute sind weltweit durch die Pleite der mittelländischen Capital Reserve und deren Folgen wohl rund 15 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen, 1711 waren es rund 120 Millionen. Zwar kann noch lange nicht von Aufschwung die Rede sein, Experten erwarten dies erst in frühestens zwei Jahren, die aktuelle Stagnation gibt aber zumindest wieder einen Anlass zur Hoffnung. Viele damals fast bankrotte Banken haben sich mittlerweile stabilisiert, in Meadowhouse schreiben die angeschlagene Staatskasse und die Immobilienbank Schröder wieder schwarze Zahlen. Einzig die Investmentbank Meadowhouse steht nach wie vor auf der Abschussrampe, allerdings eher wegen der kriminellen Machenschaften in deren Chefetagen. Die Prozesse gegen die Beteiligten werden wohl auch noch etwas andauern. Finanzdromorniss Lord Knackser gab bereits vorsichtig Entwarnung: „Das Tal haben wir durchschritten. Jetzt folgt eine kurze Ebene, bevor wir bald wieder einen Aufschwung erleben dürfen. Wichtig ist jetzt jedoch, den Märkten keinen Anlass zu verfrühter Euphorie zu geben. Die Situation ist nach wie vor sensibel.“ Auch Finanzminister Hubmaier sieht für die meadowhousische Situation gute Aussichten, auch aufgrund des monetären Potenzials der schrittweisen Annäherung an Grünland.
Überraschende Wende: Rems und Herme übernehmen Schiefermine in Wiesenhausen-Höhlenpark
Eine der vielen Großbaustellen der meadowhousischen Wirtschaft scheint endlich fertig zu sein. Die nicht enden wollende Posse um die Schiefermine im Wiesenhausener Stadtteil Höhlenpark auf dem Rücken der Arbeiter hat eine überraschende Wendung bekommen. Die WVD konnte sich im Koalitionsstreit gegen den BdH durchsetzen und boxte die Pläne der Privatisierung nun im Stadtrat durch. Die Käufer sind auch nicht irgendwer. Die beiden Dromornisse Gerhard S. Herme und Hemes F. Rems übernehmen zu jeweils 50 % komplett die Betreibergesellschaft der Schiefermine und retten sie damit wahrscheinlich vor der partiellen Schließung. Die Gespräche hatten nach unseren Informationen erst vorige Woche begonnen.
Das Thema war einer der Hauptgründe, weshalb in der Hauptstadt seit Monaten jegliche Sachpolitik auf Eis gelegt war. Zusammen mit dem Projekt Schwarzbach, der geplanten Ölraffinerie in Waldhausen, sorgte die Zukunft der traditionsreichen Schiefermine für einiges Kopfzerbrechen im Stadtrat. WVD und Koalitionspartner BdH waren sich uneins. Die WVD um Bürgermeister Cornelius wollte den am Ende des Jahres auslaufenden Betreibervertrag nicht weiterverlängern und die Mine aus Kostengründen an Investoren verkaufen. Der BdH war dagegen, wollte die Mine weiterhin in Stadtbesitz behalten und so die rund 2500 Arbeitsplätze sichern. Im Streit scheint sich nun die WVD durchgesetzt zu haben, die Schiefermine wird komplett an zwei Investoren verkauft. Dass der BdH zustimmte, liegt wohl vor allem daran, dass es sich dabei um Hemes Rems und Gerhard Herme handelt, die nicht nur als Politiker und Fußballtrainer, sondern auch als Unternehmer einen tadellosen Ruf genießen. Dank ihres Engagements dürfte es nun wohl zu keinen Arbeitsplatzeinbußen kommen, die Beschäftigten könnten nun also wieder ruhigeren Zeiten entgegen sehen. Letzte Woche hatte sich wohl zunächst Außendromorniss Hemes F. Rems als potentieller Käufer angeboten, später schaltete sich auch Gerhard Herme ein. Beide sollen wohl nun jeweils 50 % Anteil erworben haben, genaueres muss wohl noch im später aufgesetzten Gesellschaftsvertrag geklärt werden. Der Kaufpreis lag nach offiziellen Bestätigungen bei 97 Millionen Tropalen, was noch deutlich über dem Marktpreis von 72 Millionen Tropalen liegt. Somit ist klar, dass die Schiefermine von einer Kommunal-GmbH in eine private GmbH umgewandelt wird, eventuell könnte später eine Umwandlung in eine GmbH & Co. KG folgen, falls andere Anteilseigner mit einsteigen sollten. Dass eines Tages mal Aktien ausgegeben werden, ist jedoch ziemlich unwahrscheinlich, da der Gewinn in den kommenden Geschäftsjahren bestenfalls knapp im schwarzen Bereich landen dürfte aufgrund der schwierigen Auftragslage.
Rems und Herme haben den Kauf bereits bestätigt, man will schnellstmöglich ein Konzept zur kurzfristigen Finanzierung und Liquiditätsplanung erarbeiten. Dabei wird die Stadt noch eng mit eingebunden, da sie bis zum Ende des Jahres 1819 noch der Eigner der Mine ist. Ab dann übernehmen die beiden Dromornisse das Ruder. Bereits bei K&A saßen sie im Vorstand, Hemes Rems war von 1809 bis 1812 Chef der Spedition Hogwarts GmbH & Co. KGaA, die er an die Börse führte. Gerhard Herme kaufte indes 1813 die Reederei Crown-Line und managte den Börsengang und verdoppelte dabei den Firmenwert. Er ist dort mittlerweile in den Aufsichtsrat gewechselt. Beste Referenzen also, zumal das Vermögen beider im Phantastilliarden-Bereich liegt und damit zur Not auch mit privaten Mitteln nachgeholfen werden könnte, auch wenn die rechtlichen Bestimmungen diesbezüglich relativ kompliziert sind. Für die Angestellten und Arbeiter kommt die Meldung einem Geschenk des Himmels gleich. Seit anderthalb Jahren, als klar war, dass die WVD verkaufen wollte, mussten die Beschäftigten um ihren Job fürchten, da auch die restlichen Investorenangebote alle einigermaßen fadenscheinig schienen. Von Aufspaltung war die Rede, Schächte sollten teilweise privatisiert werden, teilweise in städtischer Hand bleiben. Viele Heuschrecken rieben sich bereits die Hände, witterten das Geschäft mit maroden Unternehmen, die man für kleines Geld aufkauft, die Angestellten entlässt und für ein Vielfaches weiterverkauft. Bei den Gründervätern des Königreichs kann man sich wohl sicher sein, dass eine solche Absicht nicht existiert. Zumal Rems und Herme bereits einmal der Schiefermine aus der Patsche halfen. 1809, als die Schiefermine in großer finanzieller Not war, halfen die beiden mittels Finanzspritzen aus und arbeiteten sogar einige Monate mit. Anschließend kauften sie einen Teil des Grundstücks, auf dem Häuser für die Arbeiter entstanden inklusive Freizeitmöglichkeiten. In Zusammenarbeit mit Freibäder Geysir wurde oberhalb der Schiefermine ein Baggersee angelegt, in dem nicht nur gebadet, sondern aus dem auch Kühlwasser für die Schächte gewonnen werden kann. Damals retteten Hemes Rems und Gerhard Herme bereits einmal die Mine.
Ihr zweites Engagement mündet nun in eine vollständige Übernahme. Zugleich könnte sich der Streit im Wiesenhausener Stadtrat nun endlich auflösen, da alle Parteien mit dieser Lösung zufrieden scheinen. Wird jetzt noch das Projekt Schwarzbach endgültig vom Tisch geräumt, könnte man endlich wieder zu Sacharbeit kommen. Demzufolge könnte diese überraschende Wendung nun auch zu einer Wende in der Wiesenhausener Politik führen. Zu wünschen wäre es jedenfalls. Einen Namen hat die Rems’sche-Herme’sche Betreibergesellschaft, die ab dem 1. Januar 1820 ihre Geschäfte aufnimmt, auch schon: „Rems & Herme Schiefermine Höhlenpark GmbH“. Beide Dromornisse sind dabei Gesellschafter-Geschäftsführer mit gleichen Befugnissen, jedoch verschiedenen Ressorts. Im Einzelnen wird dies wohl noch erörtert werden, sicher ist: Die Schiefermine ist gerettet!
Großrazzia bei der Investmentbank Meadowhouse – Schwerwiegender Manipulationsverdacht
Ermittler haben am Freitagvormittag die Geschäftsräume der Zentrale der Investmentbank Meadowhouse in Frankenthal durchsucht. Dabei beschlagnahmten sie hunderte Akten und EDV-Objekte, wenige Stunden zuvor leitete die Staatsanwaltschaft Wiesenhausen Ermittlungen wegen des Verdachts der Marktmanipulation ein. Dabei geht es wohl um den Goldpreis. Parallel wurden in weiteren Filialen der Bank in Meadowhouse, Paradies und Mittelland ebenfalls die Räume durchsucht und Beschlagnahmungen vorgenommen. Allerdings richten sich die Vorwürfe auch gegen die paradiesische PWG, die mittelländische Invest Capitol und die miwanische Lux-Commerz, wo bereits am Donnerstagabend Razzien durchgeführt wurden. Den Banken wird wie der Investmentbank Meadowhouse Marktmanipulation vorgeworfen. Zudem wurden von allen Banken Vorstandsmitglieder vorläufig festgenommen.
Laut Informationen unseres Portals, Zeitungsgespenst sowie des Paradieser Landesanzeigers sollen die vier Großbanken abgesprochene Marktmanipulationen am Goldpreis vorgenommen haben. Angeblich soll dasselbe mit dem Silberpreis passiert sein. Dabei wurde wohl die Methode des sogenannten „Spoofings“ eingesetzt. Mithilfe dieser Manipulation lenken die Banken durch Scheinangebote den Preis für bestimmte Produkte, in dem Fall für mindestens zwei Edelmetalle. Die Banken setzten Termine für Kauf und Verkauf zu bestimmten Preisen an, zogen diese dann im letzten Moment zurück und drückten oder steigerten damit den internationalen Preis beliebig. Dadurch liegt auch der Verdacht der verbotenen Spekulation mithilfe von Insiderwissen nahe. Die Vorwürfe gegen die Investmentbank Meadowhouse beziehen sich auf den Zeitraum von April 1812 bis mindestens September 1817, bei den restlichen Banken reichen die Vorwürfe teilweise noch bis ins letzte Jahrzehnt zurück. Geplant und durchgeführt sollen die Manipulationen wohl vom Hauptunterhändler der Investmentbank Meadowhouse, der IBM-Actum Inc., worden sein, auf Initiierung des Vorstandes der Investmentbank Meadowhouse und Vorstandschef Rolf Klinghaus und Aufsichtsratchef Karl-Heinz Wiesenblom. Die Börsenaufsicht am paradiesischen SCHILL soll Unregelmäßigkeiten bei den Preisschwankungen von einer Unze Gold zuerst bemerkt haben und sich mit den entsprechenden Banken in Verbindung gesetzt haben, diese sollen jedoch jede Einflussnahme abgestritten haben. Als sich die Verdachtsmomente für die Aufsicht erhärteten, wurden zunächst Finanzdromorniss Knackser und Justizdromorniss Herme informiert, auch Wirtschaftsdromorniss Betz habe früh Kenntnis erhalten. Nach einer Tagung am Mittwoch im Palaces Monda, bei der auch Weltherrscher Apfulkrax anwesend war, wurden schließlich die Justizministerien der Länder Paradies, Miwan, Mittelland und Meadowhouse eingeschaltet, hierzulande ordnete Justizministerin van Wessels (VCS) die Razzien durch die Wiesenhausener Staatsanwaltschaft an. Der Leiter des Dezernats für Wirtschaftskriminalität, Oswald Bienenstock, sagte auf telefonische Anfrage unseres Portals: „Wir haben schwerwiegende Verdachtsmomente gegen die Investmentbank Meadowhouse und auch vier Vorstandsmitglieder vorläufig wegen akuter Fluchtgefahr festgenommen. Gegen andere meadowhousische Banken und Kreditinstitute wird derzeit nicht ermittelt. Wir prüfen jetzt das gesammelte Material und werten es aus. Dann sehen wir weiter.“
Die Frage, wie so etwas möglich ist, trotz hinreichender interner Warnsysteme, die automatisch anschlagen, wenn die Anzugherren hinter den Monitoren gesetzeswidrige Handlungen vornehmen, beschäftigt die Ermittler am meisten, sollte der Verdacht stimmen. Dies kann eigentlich nur bedeuten, dass jeder im Hause der Investmentbank über die Handlungen informiert war und die Warnsysteme absichtlich ignoriert wurden. Die Händler bei IBM-Actum bekamen bei ihren Manipulationen freie Hand und konnten sich wohl ausreichend mit den anderen Großbanken absprechen, ob man den Goldpreis erhöht oder wahlweise senkt. Namen nannte Bienenstock nicht, sprach aber von „Verdachtsmomenten auf verschwörerisches Verhalten und betrügerischer Täuschung“. Mitten in der schwelenden Finanz- und Vertrauenskrise ist dies natürlich eine weitere Hiobsbotschaft und gerade für Meadowhouse nach der Gerade-Noch-Konsolidierung der Meadowhousischen Staatskasse letztes Jahr ein herber Rückschlag im Kampf gegen fehlendes Vertrauen in die Finanz- und Wirtschaftswelt. König Percival I. äußerte sich bislang noch nicht zu den Vorwürfen, es wird von ihm ohnehin erst eine Stellungnahme erwartet, wenn sich der Verdacht bestätigt oder nicht bestätigt. Die Aktie der Investmentbank Meadowhouse sackte allein am Freitag um 6,45 % ab, das macht einen Wochenverlust von rund 7,32 % und damit Rekord für dieses zugegeben noch junge Jahr. Anleger befürchten nun bei einer Bestätigung des Verdachts eine gigantische Strafzahlung und dass diese von der Dividende am Ende des Jahres abgezogen wird. Am Ende würden also – mal wieder – die Aktionäre die Zeche zahlen.
Auch für die internationale Finanzwelt würde ein Prozess gegen die Banken einem postapokalyptischen Nachbeben der Capital-Reserve-Pleite im August 1817 gleichkommen. Das ohnehin schon erschütterte Vertrauen würde noch stärker sinken und der Handel könnte noch einmal einen ähnlichen Rückgang erleiden wie vor anderthalb Jahren. Derzeit gibt es einen relativ geringen aber stetigen Rückgang des Handels auf der Lieben Welt, nun könnte es mit einem Schlag nochmal mehrere Treppenstufen auf einmal nach unten gehen. Oswald Bienenstock kümmert dies jedoch ausdrücklich nicht: „Wenn wir genügend Anhaltspunkte haben, streben wir natürlich einen Prozess an, ob die Weltwirtschaft nun läuft oder nicht. Und dann haben nicht wir selbiger geschadet, sondern sie sich selbst.“ Es bleibt abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Aufgrund der Menge des beschlagnahmten Materials wird es wohl einige Monate dauern, bis feststeht, ob es tatsächlich zu einem Prozess gegen die Investmentbank Meadowhouse und gegen die anderen mutmaßlich mitbeteiligten Großbanken kommt.
TROPO reagiert erleichtert auf Wahlergebnis – Wirtschaftswelt optimistisch
Nach der Reichstagswahl hatten viele Menschen, die der Wirtschaftswelt nahestehen, mit Spannung die Reaktion des TROPOs erwartet. Bei einem Linksruck wäre wohl mit einer panischen Reaktion der Börse zu rechnen gewesen, im Inland wie im Ausland. Da der Linksruck in großen Teilen ausblieb, machte der TROPO nachdem das Endergebnis feststand, einen großen Satz nach oben. Die Wiederwahl Schwalbenschwanz‘, sowie das gute Abschneiden von WVD und VCS macht die Börsianer optimistisch für die Zukunft.
„Wir begrüßen das Wahlergebnis und sind natürlich erfreut, dass die FED nicht allzu große Gewinne gemacht hat und auch die MSP hinter den Erwartungen zurück geblieben ist. Wir brauchen weiter eine enge Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft, vor allem in diesen schwierigen Zeiten. Das Handeln im Falle der meadowhousischen Staatskasse hat gezeigt, wie ein gutes Zusammenspiel aus Politik und Wirtschaft funktioniert. Wir hoffen natürlich, dass wir darauf in Zukunft ebenfalls bauen können“, sagte der Vorsitzende des Verbandes der meadowhousischen Industrie Albrecht Darandinger. Der TROPO machte bis zum Dienstagabend ein Plus von 2,57 %, was seit Ausbruch der Finanzkrise vor einem Jahr das größte Plus darstellt. In Frankenthal hofft man, dass die drohenden Einschnitte seitens der Politik nun zum größten Teil ausbleiben. Das gute Ergebnis des BdH jedoch bereitet der Bankenwelt dann doch einige Kopfschmerzen, da auch Schwalbenschwanz‘ Partei angekündigt hat, die Finanzwelt künftig stärker zu regulieren.
Ein Anstieg der Kapitalertragsteuer wird nun unvermeidlich werden, wenn König Johannes da mitspielt, auch ein Kontrollorgan, welches die Bankenwelt genauer unter die Lupe nehmen soll, ist durch die Wiederwahl des Kanzlers wahrscheinlicher geworden. Heinrich Luska, Chef der Staatskasse, ist dennoch erleichtert, dass es keine linke Mehrheit im Parlament gibt: „Die Wähler haben bewiesen, dass Panikmache bei ihnen nicht zieht. Dieses Ergebnis ist gut für uns, da die völlig hirnrissige Politik der linken Fraktion im Saal der Gespenster nun nicht umgesetzt wird. Das ist eine gute Nachricht für den Standort Meadowhouse und damit auch für die Bevölkerung, die davon langfristig profitieren wird.“
Eine Koalition mit den MCM würden zwar viele aus der Wirtschaftswelt weiterhin vor einer Koalition mit der VCS bevorzugen, allerdings haben sich viele auch bereits mit dem Stand der Dinge abgeschlossen und sehen einer wahrscheinlichen grün-blau-grauen Koalition mit Optimismus entgegen: „Solch eine Koalition hatten wir ja bereits von 1810 bis 1814 und in der Zeit ist unser Land wirtschaftlich unfassbar nach vorne gekommen. Zudem hätten wir dann mit Heinrich Hubmaier wieder einen extrem kompetenten Finanzpolitiker in der Regierung, der sicherlich mit seinem Fachwissen vieles zum Guten wenden kann“, sagte Darandinger gegenüber dem WRF. Manch einer hofft gar, Hubmaier könne wieder Finanzminister anstelle von Eduard Pflanze werden, der in der Industrie bisher nicht den Ruf seines Vorgängers genießt, trotz seines erfolgreichen Einschreitens bei der Meadowhousischen Staatskasse. „Sicher ist, dass wir auch in den kommenden Jahren weiterhin unseren Mitarbeitern garantieren können, dass es nicht zu Massenentlassungen kommen wird. Bei einem Wahlsieg der Linken hätten wir das bei deren irrealen Vorstellungen nicht mehr tun können. Insofern ist es auch ein sehr guter Tag für Millionen von Arbeitnehmern in Meadowhouse“, stellte Darandinger zudem fest. Die Erleichterung von Industrie und Banken ist deutlich zu spüren. Letztere zittern jedoch noch vor eventuellen Maßnahmen, die dem BdH vorschweben. „Natürlich hoffen wir, der BdH denkt über gewisse Punkte ihres Wahlprogramms noch einmal nach, wir setzen dabei natürlich auch auf die beiden anderen Regierungsparteien, egal ob und WVD und MCM oder WVD und VCS“, sagte Heinrich Luska über die geplanten Regulierungsmaßnahmen vom BdH, wie zum Beispiel der Anhebung der Kapitalertragsteuer von 25 auf 30 %. Ob WVD und VCS dagegen tatsächlich in Koalitionsverhandlungen eintreten werden, ist allerdings unklar.
Für die Wirtschaft war die Wahlnacht auf jeden Fall positiv, denn der große Ruck der Nation nach links ist ausgeblieben und somit auch viele Konsequenzen für Unternehmen und Banken im Zuge der Finanzkrise. Das letzte Wort ist hier jedoch noch nicht gesprochen, denn wenn nächste Woche Percival S. McLeach zum König gewählt werden sollte, könnten sich die optimistischen Zukunftsvorstellungen von Börse, Unternehmen und Banken wieder ganz schnell in Luft auflösen.
Meadowhousische Staatskasse hat Liquiditätsprobleme – Finanzkrise auch in Meadowhouse endgültig angekommen
Lange hat es gedauert, nun könnte auch unser Königreich unmittelbare Auswirkungen der Finanzkrise, die in den letzten Monaten immer mehr global um sich greift, erstmals direkt spüren. Und ausgerechnet die eigene Schatzkammer Meadowhouse‘ scheint es erwischt zu haben. Die Meadowhousische Staatskasse, die drittgrößte Staatsbank der Welt, hat die Bilanz für das Geschäftsjahr 1817 präsentiert und zudem eine vorläufige Bilanz für das 1. Quartal 1818 in Verbindung mit einer Prognose für die restlichen Quartale dieses Jahres. Die Zahlen sind alarmierend! Die Forderungsausfälle und die damit verbundenen Abschreibungen auf die Finanzanlagen – insbesondere die eigens aufgelegten Hedge-Fonds – haben die Liquidität der Staatskasse enorm belastet. Und könnten sie weiter belasten.
Die Meldung schlug am Mittwoch ein wie eine Bombe. Mit Spannung war am Dienstag bereits die Bilanz für das Geschäftsjahr 1817 präsentiert worden, die mäßigen Erwartungen wurden noch untertroffen. Die Staatskasse schloss mit einem handelsrechtlichen Verlust von knapp 280 Millionen Tropalen (rund 310 Millionen Schillingen) ab. Die vorgenommenen Abschreibungen aus den Geschäften mit in Schieflage geratenen Banken und Kreditinstituten von rund 1,2 Milliarden Tropalen trieben die größte meadowhousische Bank und zugleich Nationalkasse tief in die roten Zahlen. Es ist der allererste Verlust in der Geschichte der Staatskasse und zugleich ein gewaltiger. Auch die letzten Optimisten müssen nun erkennen, dass ein meadowhousisches Kreditinstitut keineswegs immun gegen eine solche Finanzkrise ist. Größtes Verlustgeschäft war vor allem der Verkauf von verbrieften Hypothekenanleihen, die wegen der Immobilienblase in Mittelland, die bereits zum Kollaps der Capital Reserve vergangenen September sorgte, rapide an Wert verloren hatten und so gut wie unverkäuflich wurden. Man hat sich schlicht und einfach vor Ausbruch der Krise verspekuliert. Wie in der gesamten Branche, tat die allgemeine Kreditverknappung dann noch ihr Übriges. Der Wertverlust von mehr als einer Milliarde allerdings ist weit mehr als von Experten und Analysten ohnehin befürchtet. „Wir sind bestürzt“, sagte Bankchef Heinrich Luska.
Die Meadowhousische Staatskasse reiht sich damit nahtlos in die teils dramatischen Verluste großer internationaler Banken ein. Die führenden mittelländischen Banken schrieben bereits Verluste von über 60 Milliarden Schillingen wegen der Verluste an den globalen Hypothekenmärkten ab. Im gesamten Geschäftsjahr, das bei der Staatskasse am 31. Dezember endet, brach auch der Umsatz erheblich ein. 72 % weniger Einnahmen als in 1816. Immerhin: Seit dem 1. Januar bis gestern nahm der Kurs der Handelsaktie stetig zu, die Anleger hofften wohl auf eine baldige Verdauung aller Lasten. Die Meadowhousische Staatskasse war vergleichsweise stark in schwach besicherten Kreditgeschäften (auch „subprime“) unterwegs, jahrelang war es das Erfolgsrezept der zu 75 % in staatlicher Hand befindlichen Bank. Doch seit Ausbruch der Finanzkrise strauchelten zwei Hedge-Fonds, laut Bericht der Wirtschaftsmagazins ECO wird offenbar gegen mehrere Mitglieder des Vorstands ermittelt. Kriminalität in der Staatskasse? Es wäre auch in der Vertrauensfrage ein Schock für Meadowhouse, gerade weil sie das absolute Aushängeschild wirtschaftlicher und finanzieller Stärke des Königreichs ist. Angeblich will aber auch die Staatskasse selbst Ermittlungen einleiten, und zwar gegen das miwanische Versicherungsinstitut Compliance Inc. Vorstandschef Luska wirft Compliance vor, einem Hedge-Fonds kurz vor dessen Kollaps problembeladene Wertpapiere der Staatskasse im Wert von über 350 Millionen Tropalen ohne deren Einverständnis aufgebürdet zu haben. Compliance wies die Anschuldigungen sofort zurück und bezeichnete diese als Versuch, von der eigenen Verantwortlichkeit abzulenken.
Nach Bekanntgabe der Zahlen für das 1. Quartal 1818 am Mittwoch und der zu erwartenden Zahlen für den Rest des Wirtschaftsjahres kann einem Angst und Bange werden. Das erste Quartal schließt man mit einem noch halbwegs hinnehmbaren Verlust von 120 Millionen Tropalen ab, das komplette Geschäftsjahr 1818 könnte aber laut den bankinternen Analysten einen Verlust von über 600 Millionen Tropalen bedeuten. Ein solcher Verlust würde die Bank tatsächlich an den absoluten Abgrund drängen. Vorstandsboss Luska kündigte umgehend Gegenmaßnahmen an und zeigte sich optimistisch: „Ja, wir haben jetzt bereits Liquiditätsprobleme was unser Buchgeld angeht. Wenn wir jetzt nichts tun, verwandelt sich der buchmäßige Verlust in einen realen Verlust und dann haben wir Liquiditätsprobleme was unsere tatsächlichen Mittel angeht. Und was das bedeutet, muss ich niemandem klarmachen. Wir haben jedoch bereits mehrere Investitionszusagen aus Meváns, Paradies und Schneckland, teilweise aus den Staatsfonds und aus Staatsanleihen, teilweise auch von privaten Investoren. Ich betone daher noch einmal: Wir haben keinen Grund, in Panik zu verfallen. Wir müssen uns über die Situation im Klaren sein, dürfen aber nicht überreagieren.“ Sorgen macht vor allem das Verhältnis zwischen Bilanzsumme und Eigenkapital. Die Bilanzsumme für 1818 liegt bei voraussichtlich 370 Milliarden Tropalen, dem gegenüber steht laut den Prognosen ein Eigenkapital von gerade einmal 51 Milliarden Tropalen gegenüber. Finanzminister Pflanze erklärte am Mittwoch auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz diese Problematik: „Wenn eine Bank Verluste abfangen will, kann sie das entweder über Liquiditätsspritzen tun oder auf das Eigenkapital zurückgreifen. Und da Liquiditätsspritzen aus Krediten von anderen Banken und Unternehmen bestehen und dies im Moment viel zu riskant ist, bleibt nur der Weg über das Eigenkapital und wenn dies wesentlich geringer ist als die Bilanzsumme, wird es gefährlich.“ Deshalb begrüße es der Finanzminister auch ausdrücklich, sind Liquidität aus Staatsfonds und Staatsanleihen holen zu wollen, da diese „momentan am zuverlässigsten“ seien. Von privaten Investoren rate er ab, er wolle diesbezüglich noch einmal mit Heinrich Luska sprechen. Da die Staatskasse zu drei Vierteln in staatlicher Hand ist, kann Pflanze da tatsächlich mehr oder weniger die Richtung vorgeben. Abzuwarten bleibe auch, wie der Streit mit der Compliance ausginge: „Wenn man da tatsächlich Entschädigungen von mehreren hundert Millionen Schillingen bekäme, wäre das in der aktuellen Situation äußerst wichtig“, so der Finanzminister, der zwar einen besorgten aber immer noch ruhigen Eindruck machte.
Man sollte spätestens jetzt auch hierzulande gewarnt sein. Die Finanzkrise geht nicht an Meadowhouse vorbei, noch nicht mal an der großen Meadowhousischen Staatskasse. Der weitere Verlauf dieses Krimis bleibt in der Tat abzuwarten, jeder sollte beten, dass die Staatskasse die Lage in den Griff bekommt. Ansonsten müsse wohl tatsächlich der Staat mit öffentlichen Mitteln eingreifen, denn eine Pleite der Staatskasse ist absolut undenkbar. „Dann bricht hier alles zusammen“, meint der Finanzanalyst des ECO Burkhard Weber. Und damit dürfte er Recht haben. Nächste Woche will die Immobilienbank Schröder ihre zu erwartenden Zahlen für das Jahr 1818 präsentieren. Champagner wird es da sicher auch nicht geben.
Mitten in der Krise – König Johannes und Lieber Lord Voldemort stellen neue Handelsflotte auf
Die Wirtschaftskrise hat sich mittlerweile so auf der Welt breit gemacht, wie das schlechte Wetter in Meadowhouse seit November. Die Unternehmen fahren wenn überhaupt nur noch Mini-Gewinne ein, die Umsätze sind überall rückläufig. Da kommt es umso überraschender, dass König und Wirtschaftsminister nun eine komplett neu aufgestellte Handelsflotte vorstellen, die die Weltmeere im Dienste des Landes befahren soll. Verschiedene Werften von Wiesenhausen bis nach Kap Sanorma begannen mit dem Bau bereits 1814, nun wurden mehr als 200 neue staatliche Handelsschiffe vorgestellt, die gemeinsam in diversen Häfen des Landes vom Stapel laufen sollen. Geplant für den Stapellauf ist der 14. Februar, final abgesegnet durch König Johannes ist der Termin jedoch noch nicht. Meadowhouse ist damit eines der wenigen Länder, das noch eine staatliche Handelsflotte besitzt.
Veraltet war die Handelsflotte schon lange. Daher beschloss König Johannes 1811 die Flotte abzuschaffen. Jedoch nicht, um den Bereich zu privatisieren, sondern um die Flotte zu erneuern. 1813 wurden die Aufträge vergeben, 1814 begann der Bau. Von der 187 Schiffe umfassenden alten Flotte sollen bis 1825 alle entweder in andere Dienste gestellt, verkauft oder verschrottet werden. Das Projekt kostet insgesamt rund 1,5 Milliarden Tropale. Dass das Projekt tatsächlich realisiert wird, kommt indes sehr überraschend, da viele Politiker, Insider und Wirtschaftsweise eigentlich aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise davon ausgegangen waren, dass die neue Handelsflotte erstmal auf Eis gelegt wird. Dennoch wagt das Wirtschaftsministerium in Kooperation mit König, Finanz- und Außenministerium nun diese große Investition. Und begründet es wie folgt: „Gerade jetzt ist es wichtig, die Werften und alle Zulieferer nicht auf den Kosten sitzen zu lassen. Wenn wir jetzt das Projekt so kurz vor dem Abschluss auf Eis legen würden, würde eine ganze Industriesparte riesige Verluste hinnehmen müssen“, so Wirtschaftsminister Lieber Lord Voldemort. König Johannes ergänzte: „Es sind ja nicht nur verpasste Einnahmen für die Schiffsbauindustrie. Die Schiffe müssten abgeschrieben werden, würden an Wert verlieren, die gigantischen Kosten, die die Werften für den Bau aufgenommen haben, würden sich nicht rentieren, es käme zu Millionenverlusten. Hinzu käme die allgemein schlechte Wirtschaftslage, insbesondere für Großprojekte wie dieses, und wir hätten einen ganzen Industriezweig am Rande des Abgrunds. Das ist zwar jetzt leicht übertrieben, aber in diese Richtung würde es dann definitiv gehen.“ Der Vorsitzende des Meadowhousischen Schifffahrtsverbandes MSFV Oliver Levermann reagierte erfreut: „Für uns ist das absolut positiv. Natürlich wäre eine gegenteilige Entscheidung der Regierung eine Katastrophe gewesen, jedoch sind wir natürlich erleichtert und gehen jetzt sehr positiv in dieses Jahr.“ Aus den eigenen Reihen erhielten Wirtschaftsminister und König breite Unterstützung. Kanzler Schwalbenschwanz betonte: „Ich habe König Johannes immer zu dieser Entscheidung geraten, mein Parteikollege Lieber Lord Voldemort hat dies hervorragend gemanagt.“ Aus der Opposition gibt es Kritik. Einige sehen die Entscheidung als zu kurz gedacht.
Gerade aus Reihen der FED und der MSP gibt es Gegenwind für die Entscheidung. Auch die MP äußerte Kritik. Die VCS lobte dagegen den Entschluss. Politiker des linken Lagers sehen ihn als zu kurz gedacht. „Besser wären direkte Übernahmen der Kosten für die vorerst nicht genutzten Schiffe gewesen. Damit hätte man bei der Schifffahrtsindustrie einen Absturz der Bilanzergebnisse verhindert“, sagte MSP-Spitzenkandidatin Mathilda Ehrmann. „So hat man vielleicht kurzfristig einen positiven Effekt, jedoch wird das nur ein Strohfeuer werden.“ Der Grund? Laut der Opposition dürfte die neue Handelsflotte aufgrund der schwierigen Investitons- und Handelssituation weltweit kaum durchschlagenden Erfolg haben. „Wenn man die Schiffe fünf, sechs Jahre hegt und pflegt und dann bei besseren Wirtschaftsbedingungen rausschickt, hat das einen viel besseren Effekt. So wird dieses Projekt mittel- und langfristig gesehen ein Verlustgeschäft, ich würde sogar sagen ein Millionengrab“, bewertet FED-Chef und Spitzenkandidat Herbert Granitzer den Entschluss der Regierung. Gut acht Monate vor den Wahlen dürfte hier ein neues Feld aufgeworden worden sein, wo es einige Diskussionen geben wird. Dass jedoch ausgerechnet die linke Seite des Saal der Gespenster plötzlich Investitionen scheut, wirft jedoch auch einige Fragen auf. WVD-Kanzlerkandidat und Sozialminister von Ryssen, für den diese Entscheidung aufgrund der verbesserten Arbeitsplatzsituation in der Schiffbauindustrie ebenfalls ein Segen ist, sieht deswegen hinter der Oppositionskritik reine Wahlkampfmache: „Acht Monate vor den Wahlen wird natürlich aus Prinzip schon alles von der Opposition kritisiert. Wir könnten als einziges Land Milliardengewinne machen und die Bürger mit Geldscheinen beschmeißen, es wäre momentan trotzdem falsch.“
Konjunktur weltweit rückläufig – Meadowhouse erwartet Wirtschaftsrückgang um 1,3 % – Atlantis erholt sich
Die erwartete Wirtschaftsflaute wirft ihre ersten Schatten voraus. Im abgelaufenen Kalenderjahr 1816 ging das weltweite Wirtschaftsprodukt um 1,5 % zurück. Auch für das Jahr 1817 erwarten die Wirtschaftsinstutionen WKLW (Wirtschaftskommission der Lieben Welt), PIWF (Paradiesisches Institut für Wirtschaftsforschung) und ZWW (Zirkel der Wirtschaftsweisen) sowie Wirtschaftsdromorniss Betz einen allgemeinen Rückgang des Wirtschaftswachstums. In Meadowhouse gehen die Experten von einem Minus von 1,3 % aus. Derweil gibt es aus Atlantis gute Nachrichten.
In 1819 wird der voraussichtliche Tiefpunkt der Konjunkturlage der nächsten Jahre sein. So prophezeien es zumindest WKLW und PIWF. Die sogenannte Rezession könnte zwei bis drei Jahre andauern, bevor sich die Wirtschaft wieder erholt. Solche Entwicklungen sind nichts Ungewöhnliches, sie wiederholen sich circa alle 10 bis 15 Jahre. Die schwerste Wirtschaftskrise nach dem Börsencrash am 8. November 1772 wird aber wohl um Längen nicht erreicht werden, sofern alles so läuft wie erwartet. Allerdings könnten einige bereits finanziell angeschlagene Staaten noch größere Schwierigkeiten bekommen, wie beispielsweise Rhûen, die Silas-Inseln oder Mailodis. Atlantis dagegen, was vor mehr als einem Jahr mit einem Rettungspaket vor der Zahlungsunfähigkeit gerettet worden war, befindet sich entgegen der weltweiten Wirtschaftslage im Aufwind. Nach der Milliardenzahlung durch den Weltbund im Februar 1816 scheint sich das Land wieder zu erholen. Die Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr überraschend um 0,5 %. Trotz der Milliardenzahlung war noch von einem deutlichen Minus ausgegangen worden. „Uns freut die Entwicklung in Atlantis sehr. Dass wir natürlich jetzt nicht sagen können, die Krise sei überwunden, ist auch klar, aber der Trend zeigt nach oben und wenn jetzt in Atlantis die richtigen Entscheidungen getroffen und Investitionen getätigt werden, geht das Land souverän durch die anstehende Rezession geht“, so Wirtschaftsdromorniss Willi Betz.
Auch bei uns in Meadowhouse macht der Wirtschaftsrückgang offenbar Station. In 1816 ging das Bruttoinlandsprodukt um 0,9 % zurück, in diesem Jahr erwarten die nationalen Wirtschaftsforschungsinstitute wie das Meadowhousische Institut für Wirtschaftsforschung (MIWF) erwarten sogar ein Minus von 1,3 %. Das wäre seit Bestehen des Königreiches der größte Rückgang. „Wir sind gewappnet für einen eventuellen Einbruch der Wirtschaftsleistung des Landes“, so Wirtschaftsminister Lieber Lord Voldemort. Auch Finanzminister Pflanze sieht keinen Grund für Panik: „Wir haben erst vor Kurzem berechnet, dass die Menschen hierzulande von einem Minus von 1,3 % zum großen Teil nichts spüren werden, außer eventuell leicht steigende Preise für zum Beispiel Sprit. Allgemein kann man sagen, ist alles bis zu einem Minus von 4 % in einem Jahr für einen Großteil der Bevölkerung nur leicht, wenn überhaupt zu spüren.“ Für die ohnehin schon finanziell gebeutelten Menschen allerdings könnte sich diese beruhigende Aussage schnell als Trugschluss beweisen. Mit Metalle Grünberger meldete ein großes börsennotiertes Unternehmen im letzten Jahr bereits Insolvenz an, nach wie vor sind über 2.000 Arbeitsplätze in Gefahr, 150 Mitarbeiter wurden bereits entlassen, weitere könnten folgen. Gerade die traditionell wankelmütige meadowhousische Baubranche fürchtet um Auftragseinbrüche, weil keiner mehr investieren will. Gerade Unternehmen, die mit Großaufträgen handeln, wie Bauunternehmen oder andere Konzerne, die wertvolle Dienstleistungen anbieten, müssen mit schwindenden Umsätzen und roten Zahlen rechnen, da viele Verbraucher jetzt den Fokus auf das Sparen legen. Hier wird es in Zukunt wohl auch Entlassungen und Insolvenzen geben.
Valentin Nuhrhoff wird ab 01.09. neuer TROPO-Chef
Er gilt als der Guru der meadowhousischen Wirtschaftswissenschaft. Ab September wird Börsenkolumnist und Wirtschaftsexperte Valentin Nuhrhoff neuer Chef der meadowhousischen Börse. Er löst Meinhard Seelmann ab, der mit 73 Jahren in den Ruhestand treten wird.
Der 47-jährige Nuhrhoff, der gebürtig aus Sao Grüno stammt und nach dem Ostbekenntnis nach Wiesenhausen zog, ist bis heute wichtiger Bestandteil des „Wochengespenst“, wo er jede Woche die Rubrik „Börsen und Aktien“ verfasst und die wichtigsten Neuigkeiten am TROPO kurz zusammenfasst, sowie einen kurzen Text über die Gewinner und Verlierer der Woche schreibt und die Gründe für Plus bzw. Minus analysiert. Nun soll er sein Fachwissen über die Börse auch praktisch anwenden. Nuhrhoff war schon monatelang als Nachfolger auf den Chefposten am TROPO gehandelt worden, nachdem bekannt wurde, dass Meinhard Seelmann sein Beschäftigungsverhältnis an der Spitze Frankenthals nicht verlängern würde. Seelmann war mit in die Suche nach einem Nachfolger integriert und vermerkt: „Nuhrhoff war von Beginn an mein Wunschkandidat auf meine Nachfolge. Ich kenne ihn schon lange persönlich, auch durch seine Tätigkeit an der Grüninger Börse bis 1812. Ich kenn kaum jemanden, der so viel von Wirtschaft und Finanzen und den Zusammenhängen in diesem Wirrwarr der internationalen Wirtschaftsdiplomatie versteht. Es gibt keinen Besseren.“ Nuhrhoff selbst hat nach eigener Aussage lange gezögert, bis er das Angebot annahm: „Ich bin auch immer noch zweifacher Familienvater und Ehemann. Ich will niemals in meinem Leben die Arbeit an erste Stelle stellen und meine Familie vernachlässigen. Als jedoch klar wurde, dass ich auch die große Wohnung von Herrn Seelmann direkt neben dem Börsenturm übernehmen könnte, war die Sache für mich jedoch klar.“ Er sei zudem noch im „besten Alter für etwas Neues.“ Die Reaktionen auf diese Personalentscheidung am TROPO kamen allerseits sehr gut an. Zumindest extern. Wirtschaftsminister Lieber Lord Voldemort lobte die Entscheidung: „Meinhard Seelmann hat stets von seinem Vermächtnis gesprochen. Dass zu diesem Vermächtnis gehört, einen so würdigen Nachfolger für das Amt zu finden, ist einer äußerst feine Sache. Herr Nuhrhoff strotzt geradezu vor Kompetenzen, nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Er hat Format, Charisma, ich würde ihn als sehr guten Chef charakterisieren und über sein Fachwissen muss man eigentlich gar kein weiteres Wort verlieren.“ Auch König Johannes I. äußerte sich: „Valentin Nuhrhoff hat es immer geschafft, die komplexe Welt der Wirtschaft für jedermann verständlich zu machen. Er trägt einen großen Anteil an der wirtschaftspolitischen Bildung Grünlands und Meadowhouse‘. Ich freue mich wirklich sehr, dass er es machen wird.“
Intern jedoch scheint es Unstimmigkeiten gegeben zu haben. Gerüchten zufolge tobte seit Oktober bereits ein Machtkampf hinter den Kulissen um Seelmanns Nachfolge. Einmal soll es sogar zu Handgreiflichkeiten im Börsencenter gekommen sein, beteiligt waren Vizechefin Levinia MacBolton und Generalsekretärin Christa Verewand. Als Ende Dezember TROPO-Finanzchef Roger Vollmers Schatzmeister Mathias Mohrenfeld feuerte gab es eine hässliche Schlammschlacht im Nachgang. Auch jetzt war man wohl mit der Entscheidung, die zu großen Teilen von Meinhard Seelmann getätigt wurde, nicht unbedingt zufrieden, da man sich wohl lieber eine interne Lösung gewünscht hätte. Wie es schien, hoffte fast jeder, er würde es werden. Zu diesen Dingen wollte sich Meinhard Seelmann nicht äußern, überraschenderweise jedoch Valentin Nuhrhoff: „Besonders ruhig ist es in der Führungsspitze des TROPO aktuell nicht, aber es war selten mal ruhig dort. Und anderswo ist das ähnlich. Es wird eine gute Zusammenarbeit werden, wenn wir gut und nett miteinander umgehen.“ An diesem letzten Satz war bereits zu erkennen, worauf es dem neuen Kapitän auf dem wankelmütigen Schiff besonders ankommt. Über die Führungsquerelen bei MAMMO, bevor der große Skandal mit den Bösen damals rauskam, schrieb Nuhrhoff im „Grünen Tagesblatt“: „Der Fisch stinkt oft vom Kopf her. Und zu stinken fängt es an, wenn gewisse Stoffe nicht mehr miteinander harmonieren. Und wie im Fisch oder jedem anderen Lebewesen auch, ist das Problem am größten, wenn im Kopf etwas nicht mehr stimmt.“ Eine Aufräumaktion ab 01.09. steht aber wohl nicht an. Eher wird Nuhrhoff versuchen, das auseinander geratene Gefüge wieder zusammen zu kitten. Sollte sich jemand jedoch nach wie vor querstellen, dürfte er unter ihm wohl keine Zukunft haben. Nuhrhoff wird wohl strenger sein als Seelmann, bei dem zuletzt – so hatte man oft den Eindruck – schon die Altersmilde eingekehrt war.
Über seine familiäre Zukunft muss Nuhrhoff sich wohl auch keine Sorgen machen. Sohn Nicolas (15) und Tochter Leonie (18) gehen ohnehin beide in Frankenthal zur Schule und Gattin Angelika (47) ist begabt wie Valentin. Sie unterrichtet an der Briscius-Universität Wirtschaftspsychologie. Ob Valentin Nuhrhoff jedoch weiter für das Wochengespenst aktiv sein wird, ließ er zunächst offen. Vermutlich aber nicht. Aber angeblich hat Johannes-Karl Lange bereits bei Gattin Angelika angerufen.
2.300 Arbeitsplätze in Gefahr – Metalle Grünberger meldet Insolvenz an!
Ein Paukenschlag am meadowhousischen Wirtschaftsmarkt! Einer der größten Metall- und Stahlproduzenten des Königsreiches Metalle Grünberger hat Insolvenz angemeldet. Das Insolvenzverfahren wurde umgehend eröffnet. Ob es zu Entlassungen der rund 2.300 Mitarbeitern kommt, ist noch unklar. Ein solches Szenario ist jedoch wahrscheinlich, da vergangene Woche eine Insolvenz in Eigenverwaltung scheiterte, nachdem der Aufsichtsrat auch den laufenden Betrieb der Werke in Santo Opalo, Fehrenberge und Wiesenhausen-Waldhausen einstellen ließ. Ein solches Insolvenzverfahren hätte den Mitarbeitern noch gute Chancen auf eine Weiterbeschäftigung gelassen. Wie es nun weitergeht ist komplett unklar.
Nach dem Ostbekenntnis hatte der in Saphirento ansässige Metallproduzent Grünberger seine Hauptgeschäfte nach Meadowhouse verlegt. Dort traf er jedoch auf harte Konkurrenz mit aufstrebenden meadowhousischen Unternehmen der Branche wie Pahlmann, Beuckert oder auch GRK. Am Ende zu viel der Konkurrenz für Grünberger? Dagegen wehrt sich Vorstandschef Christian Grünberger, der das einstige Familienunternehmen 1809 von seinem Vater Friedhelm übernahm: „Wir sind nach wie vor im Vergleich zu Pahlmann oder GRK ein kleines Unternehmen, was den harten Regeln am Markt Tribut zollen muss.“ Die Entscheidung, die Hauptgeschäfte komplett nach Meadowhouse zu verlagern, sieht er aber im Nachhinein kritischer: „Vielleicht war es zu schnell. Wir haben sehr viel damals in Bewegung gesetzt, alles umgekrempelt und das zu einem Zeitpunkt als es sehr gut lief. Wir haben damit eine eigentlich positive Entwicklung des Unternehmens ins Stocken gebracht.“ Diese Formulierung ist noch sehr blumig. Tatsächlich machte Grünberger im Wirtschaftsjahr 1816 ganze 34 % weniger Umsatz als im Jahr vor dem Ostbekenntnis 1811. Die höheren Löhne in Meadowhouse taten ihr Übriges. Diese stiegen im Vergleich zu 1811 um 43 % an. Dazu noch die Umstellung von Schilling auf Tropal, einen geringeren Abstazpreis für Stahlverarbeitungsprodukte in Meadowhouse aufgrund der hohen Eisenerzvorkommen und schon sind die Probleme da. Denen muss man sich anpassen. Das haben viele Unternehmen gemacht, als sie ihre Geschäfte in das Wirtschaftsschlaraffenland Meadowhouse verlagert haben. Als Gegengewicht zur gestiegenen Lohnzahlungen hat beispielsweise GRK sich auf Motoren für Maschinen zum Abbau von Mineralien wie Uran und auf Antriebsräder für Windräder und sich somit auf die Energiebranche spezialisiert. Eine Branche in Meadowhouse mit viel Zukunft, auch einem gewissen Risiko, aber mit großen Chancen auf hohe Einnahmen. Grünberger hat in dem Stil weitergemacht, in dem sie in Grünland erfolgreich waren. „Man kann nicht seinen Geschäftsbetrieb in ein neu gegründetes Land verlegen und dann sich nicht anpassen“, so Wirtschaftsexperte Valentin Nuhrhoff. „Man muss sich an gewisse Begebenheiten des Staates und des Systems anpassen und neue Marktzweige entdecken. Ansonsten geht man ganz schnell unter.“ Christian Grünberger wehrt sich auch gegen diese Darstellung: „Es ist nicht so, dass wir einfach so weiter gemacht hätten wie zuvor in Grünland. Wir haben als eines der ersten Unternehmen die aus Grünland kamen eine neue Abteilung eröffnet, nämlich die Herstellung von Leichtmetallglas aus Anfertigungen der Düsterwälder Drachen. Wir hatten mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen, der Markt war hart.“ Nuhrhoff sind diese Erklärungsversuche zu dünn: „Man kann nicht einfach die Größe des Unternehmens für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich machen. Es gibt viele Beispiele von kleinen grünländischen Unternehmen, die in Meadowhouse groß geworden sind, trotz einer schwierigen Branche. Die Dachdeckerei Schmidt & Söhne zum Beispiel kommt ursprünglich aus Bergenhafen nahe Sao Grüno und hatte 1807 150 Mitarbeiter. Zehn Jahre später ist der Betrieb am TROPO notiert.“
Nun müssen mehr als 2.000 Mitarbeiter um ihren Job fürchten. Betroffen sind vor allem Jobs im Groß- und Außenhandel, sowie in der Produktion. Allein dort beschäftigt Grünberger über 700 Mitarbeiter. Es wurde bereits eine Kanzlei aus Rubinburgh eingeschaltet, die sich um die rechtlichen Belange des Insolvenzverfahren kümmern wird, zudem ist im Februar eine Konferenz mit den Gläubigern und den Insolvenzverwaltern angesetzt, in der es um die Zukunft der Mitarbeiter und des Unternehmens an sich gehen soll. Im schlimmsten Fall würde Grünberger zerschlagen werden.
Beschlossene Sache: Wirtschaftssozialabgabe kommt ab 01.01.1817!
Die Dromornissenschaft ist sich einig geworden. Nachdem vor fünf Wochen Wirtschaftsdromorniss Willi Betz den Vorstoß gewagt hatte und vor drei Wochen den Gesetztesentwurf dem Weltpalast vorlegte, beschloss die Dromornissenschaft zusammen mit Weltherrscher Apfulkrax nun die sogenannte „Wirtschaftssozialabgabe“. Ab 1. Januar soll sie in Kraft treten und ein wirkungsvolles Mittel im Kampf gegen die sinkende Weltwirtschaft sein.
Betz dürfte sich dieses Gesetz als großen Erfolg auf die Fahne schreiben. Eine so bahnbrechende Veränderung hat die Wirtschaftswelt lange nicht erlebt. International vernetzte Firmen sollen ab kommendem Jahr jährlich eine kompliziert errechnete individuelle Abgabe leisten. Großkonzerne wie K&A oder TDK überlegen zu klagen, dürften damit aber wenig Erfolg haben. In der Sitzung am Freitag stimmte allerdings mit Finanzdromorniss Lord Knackser ein wichtiger Baustein der internationalen Wirtschaft gegen die Abgabe. Begründung: „Ich halte es für falsch, die Konzerne jetzt zu noch mehr Ausgaben zu zwingen. Dadurch steigt das Risiko von Einnahmeverlusten für die Staaten, da solche Ausgaben natürlich durch Betz‘ geplante Abzugsfähigkeit den Gewinn mindern und der Staat so weniger Steuern einnehmen kann.“ Auch hält er die Abgabe für prinzipiell falsch: „Damit verhindert man keine Firmenpleiten, sondern plant nur schon dafür. Sollte es nicht eigentlich unsere Aufgabe sein, Firmenpleiten im Zuge der Wirtschaftskrise zu verhindern?“ Darauf angesprochen konterte Betz: „Wenn sich Lord Knackser das so einfach vorstellt mit dem Pleiten verhindern, warum mussten wir dann ein Rettungspaket für Atlantis schnüren?“
Die übrigen Reaktionen auf die Wirtschaftssozialabgabe fielen in der Politik aber durchweg positiv aus. Wirtschaftsminister Lieber Lord Voldemort lobte die Entscheidung des Weltpalastes und wies auf die Notwendigkeit von konkreten Taten hin: „Viele Wirtschaftskrisen haben einen ganz großen Knall mit sich gebracht. Im Nachhinein wurde aber immer klar, dass man diesen mit konkret durchdachten Maßnahmen hätte verhindern können. Ich glaube fest, dass die Wirtschaftssozialabgabe viele Firmen und viele Arbeitsplätze retten kann, auch wenn die betroffenen Konzerne sich dagegen sträuben.“ In der Tat gibt es aus der Wirtschaft auch einige Bedenken über die Abgabe. K&A-Chef Goldkamp, vor einem Jahr noch selbst mit seiner Kandidatur zum Wirtschaftsdromorniss gegen Betz gescheitert, bejahte das Prinzip der Abgabe, beklagt aber fehlende Rücksicht in nationaler Hinsicht: „Wir müssen in Paradies bereits Riesensummen an Abgaben leisten. Allein 110 Millionen Schillinge zahlen wir jedes in nationale Fonds ein. Jetzt noch diese Abgabe, die uns im Jahr noch einmal Unsummen kostet. Wir beschäftigen weltweit mehrere tausend Beschäftigte. Irgendwann geht auch uns das Geld aus.“
Kleinere Firmen freuen sich dagegen. Die Wirtschaftssozialabgabe könnte für viele mittelständische Betriebe eine Überlebensgarantie in schlechten Zeiten werden.