Karl-Friedrich Müller zum dritten Mal Kugelbahnmeister – Vorjahressieger Mausohr steigt ab
Am Ende war alles dann doch ganz deutlich: Mit einem deutlichen Sieg am letzten Spieltag der Kugelbahnsaison 1824 sicherte sich Karl-Friedrich Müller zum dritten Mal den Meistertitel des Meadowhousischen Kugelbahnverbandes KVM und verwies seinen ärgsten Konkurrenten Jochen Wintermann nicht nur in der Tages- sondern auch in der Gesamtwertung deutlich auf Rang zwei. Es war der finale Höhepunkt eines Duells, welches die gesamte Saison geprägt hatte und nun mit Müller seinen endgültigen Sieger fand. Keine Überraschung hingegen gab es im Keller der Tabelle: Nach einer für einen amtierenden Meister schon fast historisch schwachen Saison stieg Michael Mausohr ein Jahr nach seinem sensationellen Triumph als Aufsteiger zurück in Gruppe 2 ab.
Doch zur Chronologie des Duells Müller vs. Wintermann. Schon vor Beginn der Kugelbahnsaison 1824 äußerten sich Experten erwartungsvoll in Richtung des Aufsteigers Müller, der laut ihnen alles andere als ein „normaler“ Aufsteiger sein würde. Zu groß war die Reputation und auch die Erwartung an den bis dahin zweimaligen Kugelbahnmeister (1818, 1820), sich zumindest wieder souverän in der Belle Etage des Meadowhousischen Kugelbahnsports zu etablieren. Dass sein Erfolg am Ende jedoch derart durchschlagend werden sollte, hätten wohl aber nur die kühnsten Optimisten prognostiziert. Dabei legte Müller schon in den ersten sechs Wochen der Saison einen buchstäblichen Raketenstart hin und holte sich bereits drei Mal Gold, womit er bereits Mitte Mai von der Tabellenspitze der Kugelbahnliga grüßen konnte. Die Konkurrenz, zu diesem Zeitpunkt zum Teil noch auf Formsuche, konnte nur geringfügig mithalten und so blieb Müller lange Zeit unangefochten an der Spitze. Profitieren konnte er dabei auch von einer sehr schwachen ersten Saisonhälfte von Kugelbahnlegende Mirco Magiaro, der erst Mitte August seinen ersten Tagessieg feiern sollte, und von einer sehr wankelmütigen Performance vom amtierenden Meister Michael Mausohr und Ex-Kugelbahnmeister Friedrich von Lingen.
Es war dann Anfang Juli, als sich das prägende Duell der Kugelbahnsaison endgültig herauskristallisierte. Der bis dahin weitgehend und mit nur einem Tagessieg zu Buche stehende Jochen Wintermann kam innerhalb kürzester Zeit in absolute Topform und holte sich ganze drei Tagessiege hintereinander, zum Teil mit sehr großem Abstand zur Konkurrenz, wodurch er nicht nur in der Tabelle immer weiter hinaufkletterte, sondern ab Mitte Juli dann auch Müller den Spitzenrang endgültig streitig machte. Müller hatte in dieser Phase, möglicherweise auch aufgrund der bis dahin mangelnden Konkurrenz, durchaus seine Schwierigkeiten und landete einige Mal auch gar nicht auf dem Podest. Doch arbeitete sich der zweimalige Kugelbahnmeister aus der Formkrise heraus und sorgte so ab Ende Juli für ein erbittertes und schon jetzt legendäres Duell mit seinem Herausforderer Wintermann. Zum Teil wechselten sie sich wöchentlich mit den Tagessiegen ab, aber meistens landeten sie zumindest immer auf dem Podest, selbst wenn ein anderer Kugelbahner den Tagessieg davontrug.
Am Ende war es dann vor allem der September, der das Duell immer weiter in Richtung von Müller ausschlagen ließ. Zunächst gewann er Anfang September den sechsten von insgesamt sieben Tagessiegen in der Saison und in den darauffolgenden Wochen, als im Zuge des Abstiegskampfes insbesondere Michael Mausohr und auch Mirco Magiaro die Siege davontrugen, landete er meist immer auf Rang zwei oder drei hinter dem jeweiligen Tagessieger. Rückblickend war dies sicherlich die entscheidende Phase der Saison, da Jochen Wintermann es hier immer wieder verpasste, das Podest zu erreichen und Müllers Vorsprung so Woche für Woche stückweise zunahm. Trotzdem zeigte Wintermann im vorletzten Rennen der Saison dann noch einmal seine ganze Klasse und sorgte für selten dagewesene Spannung für den letzten Renntag in Wiesenhausen: Ende September feierte Wintermann seinen sechsten Tagessieg und Karl-Friedrich Müller verpasste das Podium komplett. Vollkommen unerwartet konnte Wintermann so die Lücke zu Müller massiv verkleinern und hatte bei einem Abstand von nun nur noch fünf Punkten alle Möglichkeiten auf den Gesamtsieg beim Großen Preis von Wiesenhausen am Saisonende.
Doch wie eingangs erwähnt, ließ Müller seinem Konkurrenten im Saisonfinale keine Chance. Mit einer sehr dominanten Vorstellung, bei der er mehr als ein Drittel der Tagesrennen für sich entscheiden konnte, setzte sich Müller am Ende durch und holte sich seinen dritten Kugelbahnmeistertitel. Dieser Titelgewinn ist durchaus historisch, schließt Müller damit doch zu den Meadowhousischen Kugelbahnlegenden Magiaro und Moody auf, die den Meistertitel ebenfalls je drei Mal gewinnen konnten. Zudem gelang es mit Müller nun zum zweiten Mal in Folge einem Aufsteiger, den Titel in Gruppe 1 des Meadowhousischen Kugelbahnsports zu gewinnen, nachdem dies letztes Jahr Michael Mausohr gelungen war. Für diesen endete die Saison schließlich in einem Fiasko. Nach einem ordentlichen Saisonstart konnte der amtierende Meister zwischen Anfang Mai und Anfang September nicht einen einzigen Renntag für sich entscheiden und landete dabei häufig fernab der Podestplätze, wodurch sein Abstand zum Rest des Feldes bis Ende August schon sehr groß geworden war. Eine Aufholjagd im August und September, als er binnen fünf Wochen drei Mal den Tagessieg holte, kam am Ende zu spät und reichte nicht mehr zum Klassenerhalt, womit zum ersten Mal in der Geschichte des KVM ein amtierender Meister den Gang in Gruppe 2 antreten muss.
Das übrige Feld hinter Meister Müller und Vize-Meister Wintermann, der damit weiter auf seinen Titel warten muss, bestand dann aus Rekordsieger Magiaro, der durch eine Steigerung im letzten Saisondrittel noch Platz drei erreichte. Zwischenzeitlich steckte er sogar tief im Abstiegskampf, wodurch von manchen Experten schon ein baldiges Karriereende des Multitalents in Aussicht gestellt wurde. Dem widersprach Magiaro nach Saisonende jedoch und deutete an, zunächst seine Fußballerkarriere an den Nagel hängen zu wollen, ehe beim Kugelbahnen aufzuhören. Hinter Magiaro folgen in der Abschlusstabelle dann mit geringen Abständen Anton Regger, der sich inzwischen fest in der ersten Gruppe etabliert zu haben scheint und kaum in Abstiegsgefahr geriet, sowie der Kugelbahnmeister von 1819, Friedrich von Lingen, der eine sehr unauffällige Saison absolvierte und weder oben noch unten wirklich ins Gespräch geriet. Letzter und damit Absteiger in Gruppe 2 ist der bereits erwähnte Michael Mausohr.
Aufgestiegen aus eben jener Gruppe 2 ist hingegen der langjährige Topkugelbahner und ebenfalls ehemaliges Mitglied der Gruppe 1, Wolfgang Mirenis nach einer durchweg überzeugenden und ebenfalls dominanten Saison. Mit Mirenis kehrt so ebenfalls ein Kugelbahner in Gruppe 1 zurück, der nicht als direkter Wiederabsteiger einzuordnen sein dürfte. Ob er den Erfolg von Karl-Friedrich Müller kopieren kann, ist fraglich, doch wird es der Spannung in Gruppe 1 sicherlich zuträglich sein, einen weiteren Kugelbahner in ihren Reihen zu haben, der die Klasse ohne Weiteres halten kann. Abgestiegen aus Gruppe 2 zurück in die regionalen Gruppen ist hingegen Heinrich Petersen. Der Aufsteiger konnte erst am Ende der Saison überhaupt mit dem Rest des Feldes mithalten und auch hier kam eine Aufholjagd am Ende zu spät, auch wenn sein Abstieg deutlich enger war als der von Michael Mausohr aus Gruppe 1 in Gruppe 2.
Alles in allem liegt damit eine sehr spannende und teils spektakuläre Kugelbahnsaison 1824 hinter den Athleten. Für das Jahr 1825 ist sicherlich mit ähnlicher Spannung zu rechnen, da sich die Kugelbahner in beiden Gruppen qualitativ sehr ähneln. Positive Nachrichten gab es nach der Saison auch vom KVM: Präsident Untermeier vermeldete Rekordgewinne bei den Zuschauerzahlen vor Ort und konnte zudem ankündigen, dass die Großen Preise der kommenden Saison allesamt live im WRF-Fernsehen übertragen werden würden. Für die genuin Meadowhousische Sportart Kugelbahnen ist dies ein großer Erfolg und ein weiterer Schritt hin zu einer in der breiten Bevölkerung verfolgten Veranstaltung. Ab April geht es dann weiter im Weltcup und die neue Saison 1825 wird an den Start gehen.